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Veröffentlicht am 10.02.2021

Earthshaker

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 30
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Irgendwo in Schottland, an einem unbekannten Ort, befindet sich ein Gefängnis, in das nur die schlimmsten Verbrecher an der Krone kommen. Ausgerechnet da sticht jemand auf Doktor Grell ein; im Sterben ...

Irgendwo in Schottland, an einem unbekannten Ort, befindet sich ein Gefängnis, in das nur die schlimmsten Verbrecher an der Krone kommen. Ausgerechnet da sticht jemand auf Doktor Grell ein; im Sterben liegend ruft der nach Wilde. Mit letzter Kraft berichtet er davon, dass der Zirkel der Sieben verschiedene Stützpunkte in der Welt hat, von denen aus er operieren kann. Einer davon soll in Island liegen und von dort aus soll die schlimmste Waffe auf England losgelassen werden, die man sich vorstellen kann. Wilde und Violet machen sich auf den Weg, das Schlimmste zu verhindern.

Wenn man mal von den üblichen Logiklücken absieht, war diese Folge gar nicht so ärgerlich wie die letzten. Schade fand ich direkt, dass es Grell erwischt hat, der war doch wenigstens immer ein intelligenter Gegenspieler. Stattdessen ziehen sie jetzt Robur aus dem Hut - falls sich jemand erinnert, Robur war der Typ von Jules Verne, bei dem man immer ein bisschen das Gefühl hatte, er sei der Zwillingsbruder von Captain Nemo. Für mich ist der ja auch kein Antagonistenmaterial, aber hier ist er furchtbar böse und will halt böse Dinge tun/hat sie schon getan. Wie immer gute Sprecherleistung, ansonsten nichts Neues im Wilde-Holmes-Land.

Veröffentlicht am 07.02.2021

100 % verrückt

Mein geniales Leben
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Sigge hat es echt nicht einfach. Er ist zwölf, hat eine alleinerziehende Mutter und zwei kleine Schwestern und ein Problem. Zumindest ein größtes Problem: Er schielt ein wenig und wird deshalb in der Schule ...

Sigge hat es echt nicht einfach. Er ist zwölf, hat eine alleinerziehende Mutter und zwei kleine Schwestern und ein Problem. Zumindest ein größtes Problem: Er schielt ein wenig und wird deshalb in der Schule gemobbt. Er ist durchaus erleichtert, als seine Mutter mit ihm in ein kleines schwedisches Nest zu ihrer Großmutter zieht, die wiederum zu 50 % Englisch, zu 20 % Deutsch und zu 30 % Schwedisch ist, wie sie sagt. Sigges Ma hält sie für 100 % verrückt, aber das ist nicht verkehrt, findet Sigge. Denn hier, in dem neuen Ort, hat er die ganzen Sommerferien lang Zeit, sich selbst ein cooles Make Over zu verpassen und beliebt zu werden, und seine Oma ist nicht das schlechteste Beispiel dafür. Und dann lernt er auch noch Juna kennen, die Möchtegernschülerreporterin, und einem verrückten und genialem Sommer - wenn nicht sogar Leben - steht nichts mehr im Wege ...

Ich denke, jeder, der mal zwölf war oder gerade am Anfang der Pubertät stand, kann sich ziemlich gut in Sigge und seine Probleme einfühlen. Vielleicht hat sich nicht jeder Strichlisten erstellt, wie man am besten cool wird, aber irgendwelche dummen Sachen haben wir alle gemacht. Und Sigge macht sie meistens auf eine gewisse charmante Weise, die ihn liebenswürdig und ein bisschen trottelig zeigt. Dazu kommt, dass mit der alleinerziehenden Mutter, deren vorübergehender Arbeitslosigkeit und Trennung von dem Vater der beiden Schwestern von Sigge alltägliche Probleme dargestellt werden, die das Leben von Kindern nicht gerade vereinfachen. Das Ganze ist nett verpackt, auch mit ein paar Lebensweisheiten der älteren Generation und durchaus auch amüsant zu lesen.

Veröffentlicht am 06.02.2021

Wieso? Weshalb? Warum?

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein ...

Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein Blut vergifteten und seine Adern platzen ließen. Es gibt vieles, was in Montane, ihrer Heimat, verboten ist, doch ganz besonders bestimmte Worte. Lesen, Schreiben, Bücher - damit dürfen nur die Barden umgehen, die das Land beherrschen, den Zehnt eintreiben und manchmal mit Magie die Bevölkerung belohnen. Eines Tages, als die Barden gerade in ihrem Dorf sind, geschieht Schreckliches und Shae macht sich auf, um im Hohen Haus - dem Regierungssitz der Barden - nach Antworten zu suchen. Doch wer die Wahrheit wissen will, muss um sein Leben fürchten.

Es ist mir relativ schwer gefallen, die Zusammenfassung zu schreiben, denn so richtig klar, wohin sich dieses Buch bewegen will, wird es bis zum Schluss nicht. Man kann nicht sagen, dass es langweilig oder unspannend ist, aber alles wird immer nur angeschnitten. Worte sind verboten? Warum? Leute sterben daran? Wie? Die Barden besitzen Magie? Woher? Wie kommt es, dass die Welt so aufgebaut ist, wie sie es ist? Keine Ahnung, es wird nicht erklärt. Und auch, wenn ich es zu schätzen weiß, dass in einer Trilogie nicht alles von Anfang an vorgekaut wird, so möchte ich doch wenigstens ein paar Fragen zum Aufbau der mir vorgesetzten Welt beantwortet haben. Dazu kommt, dass ich zu wirklich keinem der Charaktere irgendeine Beziehung aufbauen konnte. Shae ist eine schwammige Protagonistin, die selten das tut, was das fürs Überleben Klügste wäre. Warum sie so gute Freunde hat, wie sie es tut, entzieht sich meinem Verständnis. Der Schurke ist schurkisch, das Loveinterest geheimnisvoll - das reicht mir nicht für eine fesselnde Geschichte und ich muss zugeben, dass ich wenig Interesse daran habe, sie weiter zu verfolgen.

Und jetzt noch ein Wort zum Loewe-Verlag: An alle, die dafür verantwortlich waren, ein Missbrauchsopfer mit ihrem Täter zu bewerben - oder auch nur eine Autorin mit dem Namen ihres Vaters - ich hoffe, ihr alle habt mindestens zwei Wochen lang Dauerdurchfall und nirgends ein Klo. Und auch keine Dusche und keine Waschmaschine.

Veröffentlicht am 03.02.2021

Der Krieger, die Schlange und der Torwächter

Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin
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im Kaiserreich Nikan kann man nur etwas werden, wenn man in eine wohlhabende oder einflussreiche Familie geboren wird. Einzige Ausnahme: an besteht die Aufnahme in eine Militärakademie. Genau das gelingt ...

im Kaiserreich Nikan kann man nur etwas werden, wenn man in eine wohlhabende oder einflussreiche Familie geboren wird. Einzige Ausnahme: an besteht die Aufnahme in eine Militärakademie. Genau das gelingt dem Waisenmädchen Rin, die jedoch an der Akademie schwer zu kämpfen hat. Sie wird benachteiligt und verhöhnt, weil sie nicht zum Adel gehört. Doch der seltsame Professor Jiang wird auf sie aufmerksam und erkennt, dass in Rin große Macht schlummert. Er unterrichtet sie - doch bevor Rin die Akademie abschließen kann, wird Nikan vom Nachbarland mit Krieg überzogen. Und plötzlich finden sie sich alle inmitten eines Massakers wieder, und die Herkunft spielt keine Rolle mehr, nur noch der Kampf ums Überleben. Rin muss sich entscheiden - entfesselt sie eine Macht, die sie vielleicht nicht kontrollieren kann?

Wow. Der Schreibstil zieht einen direkt in die Handlung und man ist schon mitten drin, bevor Rin überhaupt einen Fuß in die Akademie setzt. Rin ist zum Glück kein typisches Young-Adult-Mädchen, das unbedingt einen Typen braucht, um agieren zu können, und obwohl sie tatsächlich einen bewundert, verliert sie deshalb weder ihren Verstand noch ihre Fähigkeiten. Bis zur Hälfte ist das Buch der Kampf eines Mädchens um Gleichberechtigung und Anerkennung, aber dann kippt die Stimmung enorm und man wird eine unglaublich brutale und grausame Handlung geworfen und manchmal fragt man sich wirklich, ob Rin die richtige Entscheidung trifft. Die Antwort ist gleichzeitig einfach und schwierig: In einem Krieg gibt es keine richtigen oder falschen Entscheidungen, es gibt nur Überleben oder Sterben. Doch so sehr mir der Stil und auch der Großteil des Buches gefallen hat, bin ich mir nicht sicher, ob ich die Reihe fortsetzen werde, denn es war teilweise wirklich jenseits von gut und böse, was die Grausamkeit betrifft und ich weiß nicht, ob die reine Handlung noch genügend Platz für zwei weitere Bücher hergibt oder das Ganze in einem unübertroffenen Blutbad und Gemetzel untergehen wird.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Die Magierin und der Gestaltwandler

Divine Damnation 1: Das Vermächtnis der Magie
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Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, ...

Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, macht sie mitten im Dschungel, in einem alten, verlassenen Tempel eine schreckliche Entdeckung: nicht nur ist ihre Kollegin tot, auch eine uralte, eingesperrte Göttin wurde befreit. Und diese ist auf Zerstörung aus. Um die Göttin aufzuhalten, ist Tivra gezwungen, mit dem Alpha der Gestaltwandler Avan zusammenzuarbeiten. Ausgerechnet der stellt sich als ihr One-Night-Stand von vor einigen Tagen heraus. Die Anziehungskraft zwischen Tivra und Avan sind nicht die einzigen Probleme, die sie klären müssen.

Was ich mochte: die Idee, den Hintergrund, der ein bisschen an indischen Dschungel erinnert, die Vorstellung, dass Magie und Moderne zusammen existieren könnten. Leider war das so gut wie nicht ausgebaut, dafür musste ständig darauf hingewiesen werden, wie hoch die Anziehungskraft zwischen Avan und Tivra ist. (Tipp: Das wusste man nach den ersten drei, vier Malen schon.) Es kamen Logiklöcher dazu. Scheinbar gab es eine Barriere, die von den Magiern aufrecht erhalten werden musste. Aber dauernd waren Tivra, ihre neuen Freunde und Hinz und Kunz draußen - wie funktionierte das? Und wieso konnte eines der Viecher der Göttin reinkommen, die anderen jedoch scheinbar nicht so einfach am Ende? Und wieso hat sich Tivra im Tempel nicht einfach mit der Kugel zurück nach Hause gebeamt, hat eine oder mehrere neue Kugeln geholt und die Gestaltwandler aus dem Tempel geholt? War diese Lösung zu naheliegend, zu einfach und zu ungefährlich? Richtig enttäuscht hat mich das Lektorat, das bestenfalls oberflächig passiert sein kann. Was mich auch genervt hat, war Avans ständiges: Ach, das kann ich dir nicht sagen. Okay? Dann lass deine Finger von der Frau, wenn du ihr nicht die Wahrheit sagen willst.

Und Avans Vorfahre ist ja wohl das Letzte, so wie er die Göttin behandelt hat. An ihrer Stelle wäre ich auch sauer und würde mir noch ganz andere Sachen einfallen lassen und beinahe könnte ich mich auf ihre Seite schlagen. Sie ist auch der Grund, warum ich die Reihe fortsetzen wollte - um zu wissen, wie es mit ihr weitergeht. Was zwischen Avan und Tivra ist, scheint ohnehin klar zu sein.