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Veröffentlicht am 26.12.2023

Der ruhende Mann

Schneesturm
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Sie sind noch ganz schön abergläubisch auf der schönen Insel Inishmore, und sie glauben, in der Silvesternacht eine Rothaarige zu treffen, bringe Unglück. Cara, die rothaarige Garda auf der Insel, ist ...

Sie sind noch ganz schön abergläubisch auf der schönen Insel Inishmore, und sie glauben, in der Silvesternacht eine Rothaarige zu treffen, bringe Unglück. Cara, die rothaarige Garda auf der Insel, ist deshalb nicht überrascht, dass die Leute einen Bogen um sie machen, zumal sie eine Zugezogene ist. Jetzt zieht auch noch ein Schneesturm auf und schneidet Inishmore vom Festland ab. Trotzdem freut sich Cara, da sie nach zehn Jahren endlich ihre Jugendfreunde wieder alle treffen wird. Doch noch bevor sie alle miteinander Weihnachten und Silvester feiern können, wird eine von ihnen - Caras beste Freundin Maura - ermordet. Und da niemand die Insel verlassen konnte, bedeutet das: Einer von ihnen ist ein Mörder ... oder?

Ich hatte anfangs ein bisschen Probleme, in die Geschichte zu kommen, weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, den zweiten Teil einer Reihe vor mir zu haben. Zu vertraut wurde über Leute geredet, die ich nicht kannte, so, als ob die schon mal irgendwo vorgestellt worden wären. Dann gewöhnt man sich dran und es lässt sich gut lesen, die Atmosphäre auf der Insel samt dem schlimmen Schneesturm wird gut rübergebracht. Die Ermittlungen selbst waren nicht durchgehend spannend und eine Sache - der ruhende Mann - schien mir von vornherein so eindeutig zu sein, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wann denn Cara endlich mal die Augen aufmacht und an der richtigen Stelle sucht. Am Ende entwickelte es sich fast zu einem klassischen Whodunnit mit anderthalb Twists und alles in allem habe ich es nicht ungern gelesen. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.12.2023

Am Ende der Welt

Mit Bike und Boot zur Beringsee
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Richard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren ...

Richard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren die Welt: zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Boot. Dieses Abenteuer erzählt von seiner Reise zum Ende der Welt, nach Tschukotka: so weit östlich, dass es schon wieder westlich liegt. Eine Gegend, weitaus größer als Deutschland, mit vielleicht 50.000 Menschen besiedelt. Und die wenigsten davon trifft man mitten in der Wildnis.

Löwenherz hat dieses Mal nicht nur sein Fatbike dabei, sondern auch ein Boot. Das heißt, mit Proviant, mit Zelt, mit allem, was man braucht, um wochenlang allein in der Wildnis zu überleben, hat er 90 Kilo Gepäck. Wege? Es gibt einen aufgeworfenen Schotterweg, doch manchmal macht der Mann sogar Abstecher Offroad und schiebt und quält sich. Das Wetter? Zwischen Minusgraden und Schneestürmen und Hitzewellen samt Mückenflasmobs ist alles dabei. Menschen? Wenige. Aber diejenigen, die er trifft, sind spannend. Es sind manchmal Abenteurer wie er selbst. Marina Galkina zum Beispiel, die er unverhofft am einsamsten Ort der Welt trifft. Oder Rentierzüchter, die ihn in ihr Jaranga-Zelt einladen. Oder LKW-Fahrer, mit denen er säu... Alkohol teilt. Alle diese Begegnungen zeichnen sich durch die Herzlichkeit der Menschen aus. Vielleicht ist das die einzige Chance, dort oben am Ende der Welt, zu überleben. Indem man sich menschlich zeigt.

Doch meistens ist Löwenherz allein. Und da braucht es Willen und Disziplin und manchmal wahrscheinlich reine Sturheit und ab und zu reinen Größenwahn. Wenn man brüllend auf einen der vielen Bären zurast, die sich dort auch auf den Wegen tummeln. Es passiert ihm zum Glück nichts. Gefährlich ist es trotzdem. Er wird gleich zu Beginn krank und macht trotzdem weiter. Und dann, als das Abenteuer fast vorbei ist, verliert er seine Zweitkamera und damit die Hälfte seiner Bilder. Das tut weh. Und dennoch. Er nimmt so viel mit von seiner Reise mit und er bringt auch uns so viel mit. Er erzählt so anschaulich, dass man sich selbst auf die Piste, auf den See, auf den Stromschnellen fühlt. Das ist nach Eis. Abenteuer. Einsamkeit das zweite Abenteuer, auf das ich Löwenherz begleiten durfte, und ich hoffe, dass er uns noch auf viele weitere mitnimmt.

Veröffentlicht am 23.12.2023

Lagerhaus, Leichnam, alles dabei

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Wenn man fast achtzig Jahre alt ist und in einer Luxusseniorenresidenz lebt, freut man sich auf Weihnachten mit seinen Freunden, so auch Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Es erschüttert die vier daher ...

Wenn man fast achtzig Jahre alt ist und in einer Luxusseniorenresidenz lebt, freut man sich auf Weihnachten mit seinen Freunden, so auch Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Es erschüttert die vier daher sehr, als sie wenige Tage später erfahren müssen, dass ein Freund von ihnen, Kuldesh Shamar, erschossen wurde. Und natürlich ist auch klar, dass der Donnerstagsmordclub das nicht auf sich beruhen lässt. Sie steigen gleich voll in die Ermittlungen ein und schon bald haben sie es mit Drogendealern jeglicher Couleur, Antiquitätenjägern, Sonderkommissionen der Polizei und dem einen oder anderen Betrüger zu tun. Doch unsere vier alten und altgedienten Privatermittler wären nicht sie selbst, würden sie nicht herausfinden, was dahinter steckt.

Man sollte meinen, dass bei unseren Senioren eine gewisse Mordmüdigkeit auftritt, aber weit gefehlt. Sie sind aktiver denn je, denn es geht dieses Mal wieder um etwas Persönliches. Und sehr persönlich wird es auch für Elizabeth und Stephen, dessen Demenz immer weiter voranschreitet. Natürlich dürfen skurrile Kriminelle wieder nicht fehlen. Natürlich sind diese weitab jeglicher Realität, aber die kann man sich gern in diversen Thrillern holen. Hier wird mit Witz, Schalk und Augenzwinkern das Beste aus der Verbrecherwelt herausgeholt, was herauszuholen ist. Und so schwankt man beim Lesen zwischen all den liebgewonnenen Charakteren manchmal innerhalb weniger Seiten zwischen Lachen und Weinen und zumindest ich wünsche mir noch viele weitere Abenteuer des Donnerstagsmordclubs.

Veröffentlicht am 20.12.2023

Sangua

Sangua-Clan 1. Blood Rebel
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Cara ist Anfang 20, hat bereits zum vierten Mal das Studium geschmissen und hat keinen Plan im Leben. Stattdessen geht sie lieber mit ihrer besten Freundin feiern. Eines Abends werden sie zu einer illegalen ...

Cara ist Anfang 20, hat bereits zum vierten Mal das Studium geschmissen und hat keinen Plan im Leben. Stattdessen geht sie lieber mit ihrer besten Freundin feiern. Eines Abends werden sie zu einer illegalen Party in den Katakomben Neapels eingeladen. Dort trifft sie auf Kisa, die sie sofort fasziniert. Beide tanzen, Kisa beißt sie - und Cara wacht drei Tage später als Vampirin auf. Eine Organisation verspricht ihr Rache und Heilung, wenn sie sich in den Vampirclan einschmuggelt und ihnen hilft, diesen zu zerschlagen und Cara stimmt zu. Leider ist ihre Libido der Meinung, dass Rache oder auch nur Gerechtigkeit völlig überbewertet wird ...

Ja, ich habe Action, Blut, rasante Handlung, coole Enemies-to-Lovers-Vibes erwartet und bekam ... etwas lauwarm Aufgewärmtes von Gestern. Beinahe alle Charaktere sind mehr als unsympathisch, Cara ist egoistisch und verantwortungslos und macht eigentlich immer das, was das Dümmste in jeder Situation wäre. Die Handlung zieht sich wie ein Kaugummi, der unter einer Schulbank klebt, ist dazu noch so vorhersehbar, dass selbst Sybill Trelawney wüsste, was demnächst passiert. Beim Endkampf stehen die top ausgebildeten Soldaten herum, würden die ihren Job machen, wäre alles innerhalb von Sekunden erledigt und vergessen. Irgendwer muss der Autorin mal gesagt haben, dass es mega sexy ist, Augen durch Iriden zu ersetzen. Spoiler: ist es nicht. Es stört, besonders, wenn es in so geballter Form auftritt. Auch wenn das Herz gegen einen Rippenkäfig hämmert, klingt das nicht vornehm, sondern einfach nur komisch. Alles in allem habe ich weitaus mehr erwartet, wurde enttäuscht und kann als einzig Positives zu diesem Buch eigentlich nur die Darstellung von Neapel vermerken, die mir wirklich gefallen hat.

Veröffentlicht am 17.12.2023

Hexenschlächter

A Breath of Winter
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In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; ...

In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; eine Prophezeiung führt sie zu der Söldnertruppe der Wilden Jagd, angeführt durch den geheimnisvollen, düsteren, aber natürlich wahnsinnig gut aussehenden Gent. Obwohl sie noch nicht richtig dazugehört, fühlen sowohl Smilla als auch Gent bald Lust aufeinander ineinander aufsteigen und ihren Verstand abschalten. Sie sind dem Schlächter auf den Fersen, doch der scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, und dann sind da ja noch die Walküren, die fast genauso gern Menschen abschlachten wie der Schlächter, Berserkr und andere Wesen, die eventuell gefährlich werden können.

Ich hatte richtig Lust auf dieses Buch, schien es doch eine schöne Kombination aus Six of Crows und nordischer Mythologie zu sein. Positiv zu vermerken ist hier, dass Smilla, die Heldin, meistens relativ tough ist und dass vier Mitglieder der Wilden Jagd sympathisch sind. Damit endet das Positive allerdings. Von nordischer Mythologie sind wir so weit entfernt wie der Saturn von der Erde. Eine Winterwelt, ein erwähnter Jarl und Walküren, die wie griechische Harpyien dargestellt werden, reichen nun mal nicht. Und ich habe nichts gegen Romantasy, aber auch da darf es ein bisschen Handlung geben und die Handlung bitte nicht nur als lästiges Anhängsel dienen, um Heldin und Held irgendwie in einen sexuellen Clinch zu bringen. Romantische Vibes habe ich vergeblich gesucht, es war von Anfang an rein körperlich. Die Autorin hat sich auch keine Mühe gegeben, Kämpfe oder Waffen zu recherchieren, Szenen, in denen diese dargestellt wurden, waren inhaltlich eine Katastrophe. Gelegentliche Logikfehler fielen sogar den bis zum Schluss wohlgesonnenen LeserInnen der Leserunde auf. Am schlimmsten war für mich die Darstellung des Helden, die gegen alles spricht, was für mich einen Helden - selbst einen Anti - ausmacht. Da nicht mehr viel Zeit bleibt, dieses Buch zu toppen, wird es wohl der Jahresflop 2023 werden.