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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2024

Lückenfüller

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ...

Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ordentlich den Bach runter, aber so langweilig wie dieses war bisher noch keines. Dabei fing es eigentlich ganz gut an: Kluftinger, als Interimspolizeichef ist verantwortlich für eine Übung am Berg. Doch statt der Fake-Toten gibt es plötzlich einen echten - auch noch einen echten Polizisten und Personenschützer. Also müssen sich Klufti, Richi und Co auf die Suche nach dem Täter machen. Und weil der eigentlich von seinem ersten Auftauchen schon feststand, musste der Krimi mit richtigem Schmarr'n gewürzt werden.

Denn Kluftinger soll jetzt Politiker werden. Damit er sich wieder während des Wahlkampfs und beim Bedienen der ach-so-modernen (gähn) Social Media so richtig subintelligent anstellen kann. Apropos kann: Kann darüber eigentlich wirklich noch jemand lachen? Wenn sich Klufti in sämtlichen technischen Belangen anstellt wie ein Neandertaler? Es fiel schon schwer, in den letzten Büchern überhaupt ein müdes Schmunzeln rauszupressen, aber hier wollten sich die Mundwinkel nicht einmal mehr nach oben bewegen. Und ich selbst nicht zum Lachen in den Keller. Hier wurden so viele Worte verschwendet für Klufti fährt mit Richi durch die Gegend und Klufti streitet sich ewig mit Langhammer und Klufti sucht Pilze oder drückt sich davor, Pilze zu putzen (aber nicht, sie zu essen), dass der eigentliche Fall auf der Strecke blieb. Was in dem Fall allerdings nicht mal einen Verlust bedeutete, da er so konstruiert wurde, dass nicht mal mehr Richi ihn irgendwie schönreden konnte. Was mich zum Fazit bringt: Klufti sollte nicht in die Politik, sondern wirklich langsam in Rente gehen. Fünfhundert Lückenfüllerseiten sind einfach zu viel für ein bisschen Allgäukolorit.

Veröffentlicht am 15.09.2024

Um die Welt

Earhart
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Wühlmäuse sind klein und leben unter der Erde. Sie haben klare Grenzen, zum Beispiel den Gartenzaun. Doch eine von ihnen ist anders. Sie baut Maschinen für ihre Wühlmauskollegen, um ihnen die Arbeit zu ...

Wühlmäuse sind klein und leben unter der Erde. Sie haben klare Grenzen, zum Beispiel den Gartenzaun. Doch eine von ihnen ist anders. Sie baut Maschinen für ihre Wühlmauskollegen, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. Ihr Freund Humphrey, ein Mäuserich von oben, bringt ihr jede Menge Fundsachen aus der Menschenwelt, um damit zu arbeiten. Als sie eines Tages dabei Briefe entdeckt, auf denen Briefmarken mit einem Löwen sind, ist sie fasziniert. Gibt es wirklich so riesige Katzen? Und wo liegt eigentlich dieses Afrika? Und gibt es hinter den Grenzen des Gartenzauns noch mehr im Leben? Mit Humphreys Hilfe, viel Mut und Einfallsreichtum überwindet die kleine Wühlmaus mehr als nur die Grenzen des eigenen Denkens ...

Ach, das war wieder schön! Ich bin ja ein großer Fan der Mausabenteuer von Torben Kuhlmann und auch dieses hat mich nicht enttäuscht. Wie üblich verbindet er wunderschöne Illustrationen mit einem mega süßen Mäuschen, das anders ist als andere und Dinge schafft und erreicht, die normale Mäuse (oder Menschen) nie schaffen würden. Dabei bin ich ein Fan von Humphrey geworden, der sich als echter Freund entpuppt hat, und war richtig sauer auf die Wühlmauskolonie: Das muss eine Graphic Novel erst mal schaffen, dass man wütend wird auf fiese Mäuse! Gefreut hat mich auch das Wiedersehen mit Lindhberg, der tapferen Hamburger Maus, die unserer kleinen Wühlmaus sehr geholfen hat. Und mich hat die Geschichte auch wieder sehr neugierig auf das Leben der echten Amelia Earhart gemacht, die eine unglaubliche Pionierin war - nicht nur was die Luftfahrt anging. Fette Empfehlung für das Buch!

Veröffentlicht am 14.09.2024

Gegen den Gottkönig

Five Broken Blades
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Ein Meisterspion. Ein gestürzter Prinz. Eine Assassine. Eine Diebin. Ein Leibwächter. Ein Fürstensohn. Eigentlich sind es sechs, nicht fünf, die beschlossen haben, den König von Yusan zu töten. Den Gottkönig. ...

Ein Meisterspion. Ein gestürzter Prinz. Eine Assassine. Eine Diebin. Ein Leibwächter. Ein Fürstensohn. Eigentlich sind es sechs, nicht fünf, die beschlossen haben, den König von Yusan zu töten. Den Gottkönig. Unsterblich. Tyrannisch. Jeder von ihnen hat eigene Gründe und Motive, sich an diesem Selbstmordkommando zu beteiligen. Und jedem von ihnen ist schnell klar, dass sie einander nicht trauen können, denn Verrat liegt ihnen im Blut. Sie kommen aus verschiedenen Gegenden und müssen so schnell wie möglich zur Hauptstadt von Yusan reisen, denn nur zu einem großen Sportevent kommt der König selbst aus seinem schwer bewachten Palast. Doch selbst die Reise ist schon lebensgefährlich und das Überleben nicht garantiert.

Mich hat diese Geschichte sofort reinziehen und fesseln können. Die Autorin hält das Tempo hoch, indem sie jeden der Charaktere in sehr kurzen Kapiteln zu Wort kommen lässt. Und obwohl sie alle keine reine Weste haben, wirken sie doch irgendwie sympathisch. Bei einigen weiß man gleich, was ihre Motivation ist, bei anderen bleibt es bis zum Schluss im Dunkeln und natürlich gibt es am Ende einige ordentliche Twists und Überraschungen. Mir persönlich hätte es ruhig weniger Liebe bzw. Instalove geben dürfen, aber ich fand es jetzt auch nicht zu aufdringlich. Und im letzten Drittel hätte es gern ein bisschen schneller zur Sache gehen dürfen. Dafür entschädigt das Ende beinahe vollständig und macht extrem neugierig auf die Fortsetzung. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.09.2024

Heilige Maria, etc.pp.

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday, tätowiert, Punkrockfan, erst seit einem Jahr zur Berufung gefunden, raucht soeben hinter der Klosterschule, an der sie Musik lehrt, eine Zigarette, als eben jene Schule plötzlich in ...

Schwester Holiday, tätowiert, Punkrockfan, erst seit einem Jahr zur Berufung gefunden, raucht soeben hinter der Klosterschule, an der sie Musik lehrt, eine Zigarette, als eben jene Schule plötzlich in Flammen aufgeht. Ihr gelingt es, zwei eingeschlossenen Schülern das Leben zu retten, doch der Hausmeister Jack stirbt bei einem Fenstersturz. Und das sollen nicht die einzigen Feuer sein, die immer wieder in der Nähe von Schwester Holiday brennen, genauso wenig wie der einzige Tote. In der schwülheißen Luft von New Orleans beschließt Holiday deshalb, sich auf die Suche nach einem Mörder und Feuerteufel zu machen, denn die Polizei kommt keinen Schritt weiter.

Puh. Das ist eines dieser Bücher, da kannte ich sogar die Leseprobe und wollte genau deshalb das Buch lesen. Mir kam Holiday wirklich cool vor und manchmal ist sie das auch. Doch je mehr das Buch voranschritt, desto unsympathischer wurde mir die gute Frau. Sie litt unter der Einbildung, eine gute Detektivin zu sein, wiederholte sogar immer wieder, wie clever sie schon irgendwelche Sachen herausgefunden hatte. Aber im Endeffekt war sie weder clever noch fand sie wirklich etwas heraus. Und okay, wenn sie sich in ihrer Vergangenheit als Miststück erwiesen hat - geschenkt. Vergangen ist vergangen. Aber wie sie hier einen Freund in die Pfanne haut, hat mich total angeekelt, zumal das für den Fall überhaupt keine Bedeutung hatte. Hauptsache, sie übersah alles, was vor ihrer Nase war und wiederholte gebetsmühlenartig (Punch intented), dass sie den Täter zu Fall bringen würde. Apropos Fall: Das war kein guter. Anscheinend gibt es in New Orleans nur unfähige Polizisten, sonst wäre die Sache bereits nach Jacks Tod aufgeklärt gewesen. Überhaupt: Wie soll die Person, die die Feuer legte, überhaupt dazu fähig sein? Im Gegensatz zu dem, was Fernsehkrimis behaupten, ist es gar nicht so einfach, ein sich schnell entfachendes und alles verzehrendes Feuer zu legen - weder in Gebäuden noch in Bussen. Nein, die Idee des Buches war gut, die Geschichte selbst war es nicht. Der Krimianteil war nach dem ersten Spannungsmoment verpufft und die Geschichte entwickelte sich dann so zäh wie der flüssige Teer auf New Orleans überhitzten Straßen. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 04.09.2024

Ein gutes Team

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
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Seit dem Verschwinden ihrer Mutter Rachel vor sechzehn Jahren lebt die achtzehnjährige Bel allein mit ihrem Vater, für den sie sein ein und alles ist. Sie sind ein perfektes Team, gut aufeinander eingestimmt. ...

Seit dem Verschwinden ihrer Mutter Rachel vor sechzehn Jahren lebt die achtzehnjährige Bel allein mit ihrem Vater, für den sie sein ein und alles ist. Sie sind ein perfektes Team, gut aufeinander eingestimmt. Jetzt wird mit ihnen und dem Rest ihrer Familie - Onkel, Tante, Cousine Carter, die in derselben Straße leben - eine Dokumentation über das Verschwinden von Rachel gedreht. Ständig werden die Prices bei alltäglichen Sachen gefilmt. Doch dann passiert das Undenkbare: Rachel Price kehrt zurück. Abgerissen, verdreckt, halb verhungert. Sie sei entführt worden, sagt sie. Von einem unbekannten Kidnapper, den sie nie richtig zu Gesicht bekommen hat, sagt sie. Ihr Zustand scheint ihre Behauptung zu beweisen. Doch Bel glaubt ihr nicht. Und sie ist bereit, alles zu tun, um ihre Lügen zu beweisen.

Das war teilweise schwerer Tobak, zumal sich Holly die Mühe gemacht hat, fast durch die Bank unsympathische Charaktere zu entwerfen, mit denen man jedoch trotzdem mitfiebern konnte. Und tatsächlich hat sie zwar winzige Hinweise gestreut, wer hier tatsächlich die Person sein könnte, die man hassen sollte, wurden diese Hinweise durch die Erzählerin Bel immer wieder torpediert. Dabei hat Bel nicht unbedingt unlogisch gehandelt, für das, was sie erlebt hat, wie sie aufgewachsen ist, war alles im authentischen Rahmen. Oft genug jedoch kam sie wirklich anstrengend herüber, sodass die zarte Romance, die sich zwischen ihr und dem Kameraassistent zu entwickeln begann, eher unwahrscheinlich schien. Die Handlung, die Lösung war jedenfalls durchaus am Ende erklärbar und logisch, allerdings muss ich sagen, dass Holly mit allem, was sie aufgebaut hat, auf den letzten hundert Seiten auch ganz schön eingerissen hat. Der Showdown war so extrem unwahrscheinlich und unlogisch und auch, wie das Ende gestaltet wurde, dass es bei einem bis dahin genialen Buch zu einem ganzen Punkt Abzug kam. Spannend war es jedenfalls trotzdem, die Autorin versteht es, auch in ruhigen Phasen das Interesse hochzuhalten, interessante Charaktere zu entwickeln und coole Dialoge zu schreiben.

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