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AuroraPolar

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2022

Überraschend tiefgründig

Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick
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Nach ihrer Scheidung braucht Liv dringend einen Tapetenwechsel und zieht in ein verschlafenes Dörfchen in Yorkshire. Gegen ihre Einsamkeit will sie im Tierheim einen Welpen adoptieren. Doch ihr Blick fällt ...

Nach ihrer Scheidung braucht Liv dringend einen Tapetenwechsel und zieht in ein verschlafenes Dörfchen in Yorkshire. Gegen ihre Einsamkeit will sie im Tierheim einen Welpen adoptieren. Doch ihr Blick fällt auf einen betagten Hund mit angegrauter Schnauze: Er sieht so verlassen aus, wie sie sich fühlt – sie sind füreinander bestimmt. Adoptivhund Harry und Liv erkunden nun gemeinsam die Nachbarschaft: Da ist Valentin, ein alter, einsamer Mann, der stumm am Fenster sitzt. Stanley, der Autismus hat und sich hinter dem Gartentor versteckt. Teenager Maya, die auf alles und jeden wütend ist. Doch mit Harrys Ankunft beginnen die Dinge, sich zu ändern. Die Dorfgemeinschaft wächst wieder zusammen. Und auch Liv traut sich, ihr Herz wieder zu öffnen …

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Es geht um eine 45-jährige Frau, die eben einen Neuanfang wagt. Dabei durchläuft sie und das Buch die sieben Phasen der Trauer. Das finde ich echt einen cleveren Einfall zur Strukturierung der Geschehnisse und Entwicklungen. Auch werden Whatsapp-Chats oder Briefe an die Schwester eingebunden. Zudem gibt es wohldosierte Kapitel aus der Sicht von Valentin, Stanley oder Maya. Das gibt eine weitere interessante Perspektive auf die Ereignisse und ermöglicht so auch mehr Tiefe bei den Charakteren. Was mir dabei besonders gut gefallen hat, war, dass jede Figur ihre eigene Sprache hatte. Insbesondere bei Stanley und seinem Autismus ist mir das aufgefallen. Der Hund aus dem Tierheim, welchen sie bei sich aufnimmt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Mit ihm knüpft Liv Kontakte zu den oben genannten Personen. Positiv ist, dass manche Geschehnisse auch ohne den Hund zustande gekommen wären. Insgesamt ist die Geschichte eine Ode an das Leben mit Carpe diem. Das mag auf den ersten Blick kitschig klingen, aber jeder der Figuren hat sein Päckchen zu tragen, auch wenn man das niemandem direkt ansieht. Kurzum, es ist ein wirklich nettes und vor allem tiefgründiges Buch über Liebe, Verlust, Trauer und Neubeginn. Für all jene, die eine erwachsenere/ reifere Geschichte um eine Frau suchen, werden hier fündig!

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Der Tod, ein Wesen wie du und ich

Gevatter Tod
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Bevor der Tod in seinen wohlverdienten Urlaub aufbricht, stellt er den jungen Lehrling Mort als Vertreter ein. Mort hat alle Hände voll zu tun: Überall auf der Scheibenwelt ist seine Sense gefragt, und ...

Bevor der Tod in seinen wohlverdienten Urlaub aufbricht, stellt er den jungen Lehrling Mort als Vertreter ein. Mort hat alle Hände voll zu tun: Überall auf der Scheibenwelt ist seine Sense gefragt, und es gehört zum guten Ton, dass Könige, Zauberer und andere wichtige Persönlichkeiten vor deren Ableben persönlich besucht werden. Doch dann trifft Mort auf eine junge Prinzessin, die Opfer eines Attentats werden soll. Mort rettet sie und bringt damit nicht nur Tods Plan, sondern das gesamte Gefüge der Scheibenwelt durcheinander…

Dies ist mein erstes Buch von Pratchett allein. Zusammen mit Gaiman hat er Good Omens geschrieben und jetzt kann ich Pratchett Einfluss stärker erkennen. Besonders gefällt mir sein lakonischer Humor und seine süffisanten Bemerkungen. Ich finde es auch interessant, dass der Autor die keine-Ahnung-wievielte-Wand durchbricht und sich an den Leser richtet. Das fügt sich gut in die Geschichte und den Stil des Buches ein. Die geschaffene Welt ist auch unglaublich. Die Vielfalt und die Detailverliebtheit sind bemerkenswert, aber auch fordernd. Die Charaktere sind gut ausgestaltet und mir hat natürlich der Tod am besten gefallen. Es ist ein anspruchsvolles Fantasybuch, doch das zeugt nur von Pratchetts Einfallsreichtum und seiner überbordenden Fantasie.

Wer Neil Gaiman kennt oder bereits Bücher von Terry Pratchett gelesen hat, kommt hier vollends auf seine Kosten. Für neue Leser ist es zu Beginn sicher ein wilder Ritt, wie für den jungen Protagonisten Mort.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Ein kleines Juwel

Die große Liebe kann mich mal
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Florence ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben… wären da nicht ständig die Einmischungen ihrer Familie. Allen voran ihre Stiefmutter! Diese schickt sie zu einem Liebescoach, weil Florence Single ist ...

Florence ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben… wären da nicht ständig die Einmischungen ihrer Familie. Allen voran ihre Stiefmutter! Diese schickt sie zu einem Liebescoach, weil Florence Single ist und bisher keine ernstzunehmende Beziehung mit einem Mann hatte. Widerwillig lässt Flo sich darauf ein und gleich die erste Übung hat es in sich. Sie soll eine Liste mit Eigenschaften verfassen, die ihr Traummann haben sollte. Kurzerhand schreibt Flo diese Liste und steht schon bald ihrem Traummann gegenüber, oder doch nicht?

Ich fand die Geschichte ganz zauberhaft, denn Flo ist ein sehr toller, ausgearbeiteter Charakter. Sie hat ein paar Macken und Ticks, die ihr das Leben nicht gerade erleichtern (Dinge zählen, bei gerade Zahl passiert was Gutes, bei einer Ungeraden etwas Schlimmes). Sie ist unabhängig und braucht keinen/will aber gern einen Mann. Also tritt der oben beschriebene Traummann auf und die beiden kommen schnell zusammen. Doch ist das/er wirklich das Wahre?

++Spoilerwarnung++

Wie schon gesagt, da die Figuren gut ausgearbeitet sind, macht die Geschichte viel Spaß und man erfreut sich an den einzelnen Dialogen. Auch wenn einzelne Motive aus dem Genre altbekannt sind (Buchladen muss gerettet werden, Stiefmutter/ -schwestern, Hochzeit einer Schwester, etc.), so überrascht die Autorin mit Originalität und Charme. Die Schwestern entsprechen überhaupt nicht dem Klischee und Flo ist diejenige, die meint, ausgeschlossen zu werden. Ihre Meinung konnte ich da nicht nachvollziehen, weil die Szenen einen anderen Eindruck vermittelten. Die Stiefmutter ist tatsächlich anstrengend, aber sie geht damit allen auf die Nerven. Die Hochzeit der Schwester war ein Aufhänger, jedoch läuft das Thema eher nebenher. Alles in allem ein ziemlich guter Roman mit interessanten Motiven. Das Ende war etwas sehr perfekt. Es gab unter anderem den unvermeidlichen "Ich liebe dich doch"-Moment am Flughafen, aber das war auch mal wieder ganz nett.

Das Buch hat mir ziemlich gut gefallen, weil die genannten Motive auf eine ganz eigene Weise eingearbeitet wurden und so nicht generisch gewirkt haben. Für all jene, die sich nach London und in einen Buchladen als Arbeitsort träumen wollen, kann ich dieses Buch sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Eine passable Liebesgeschichte

A Midsummer Night's Deal. Feenpakt
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Die Geschichte spielt in New York City und begleitet Tania. Ihr Bruder hat sich auf einen Deal mit einem Fee eingelassen, konnte diesen aber nicht zur Gänze erfüllen. Also muss er die Strafe von 20 Jahren ...

Die Geschichte spielt in New York City und begleitet Tania. Ihr Bruder hat sich auf einen Deal mit einem Fee eingelassen, konnte diesen aber nicht zur Gänze erfüllen. Also muss er die Strafe von 20 Jahren Dienerschaft unter dem Fee antreten. Tania kann das nicht akzeptieren und sucht den Feenkönig auf, damit er den Deal rückgängig macht. Long story short, der Feenkönig und Tania schließen einen Deal ab und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Ich habe mich durch einen Buchpodcast influencen lassen und mir daraufhin das Buch gekauft. Mich sprach dabei besonders der Nebensatz an, dass man als Leser eine curvy-Heldin durch NYC begleite. Nicht, dass ich sonderlich viel Wert auf Äußeres lege, aber wenn mit so einem Satz geworben wird, dann habe ich schon Erwartungen... die leider enttäuscht wurden. Nirgendwo konnte ich herauslesen, wie Tania gebaut ist. Auf der anderen Seite wurden ihre Selbstzweifel über ihren Körper thematisiert, aber das nur oberflächlich. Insgesamt konnte ich mir also kein Bild davon machen, wie sie aussieht, wie andere sie wahrnehmen und was ihr nicht an sich gefällt. Die Emotionalität bei manchen Selbstgesprächen konnte ich dann auch nicht nachempfinden. Ansonsten war die Figur gut beschrieben und zusammen mit dem Feenkönig war es eine ganz passable Liebesgeschichte. Die weitere Handlung um den Deal und dessen Erfüllung wurde gut eingearbeitet, aber es gab kaum Hürden, sodass der Spannungsbogen eher flach war. Auch die obligatorische letzte Hürde vor dem Happy Ending war irgendwie mau. Das ist schade, weil die Geschichte sehr viel Potential hat. Auch blieben viele Fragen unbeantwortet, z.B. wenn sich ein quasi unsterblicher Fee und eine Menschenfrau verlieben: was ist mit dem Alterungsprozess, kann man seine Unsterblichkeit aufgeben, kann man unsterblich werden? Darüber kann ich mit sehr großen Wohlwollen hinwegsehen, besonders, da das Ende recht offen gestaltet war. Bei anderen Fragen bin ich kritischer. Die beste Freundin von Tania ist mit einem Mann verlobt, trifft aber auf ihre erste Liebe Helen (Frau). Diese Thematik wurde angesprochen und als Leserin hätte ich gern eine Auflösung gehabt: bleibt sie bei ihrem Kerl oder gibt sie ihrer alten Liebe eine neue Chance? Mir ist dabei zweitens welches Geschlecht die Personen haben, aber mir ist es nicht einerlei, so ein Thema anzuschneiden und dann fallen zulassen. Das bekommt dann den Faden Geschmack von "ich muss die Seiten füllen und über was anderes als die Protagonisten schreiben".

Die Geschichte hatte deutlich mehr Potential als die Autorin ausgeschöpft hat. Die Idee um die Deals ist sehr faszinierend und hätte sicher noch mehr ausgebaut werden können. Die parallelen zu „Ein Sommernachtstraum“ sind vorhanden, jedoch nicht zwingend erforderlich für die Geschichte. Es wurden lediglich ein paar Namen, der Liebestrank und kleinere Vorkommnisse übernommen. Alles in allem eine nette Geschichte, die leider nicht ihr volles Potential ausschöpft.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Anspruchsvolle Lektüre

Noise
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Warum treffen wir, je nach Umständen, völlig unterschiedliche Entscheidungen auf ein und derselben Faktengrundlage?
Wieso kommen zwei Experten, die über identische Informationen verfügen, zu komplett anderen ...

Warum treffen wir, je nach Umständen, völlig unterschiedliche Entscheidungen auf ein und derselben Faktengrundlage?
Wieso kommen zwei Experten, die über identische Informationen verfügen, zu komplett anderen Schlussfolgerungen?
Weshalb entscheiden wir uns immer wieder falsch, ob im Beruf oder im Privatleben?

Ich hatte gewisse Erwartungen: Ergebnisse aus Experimenten, Vergleiche und kleine Binsenweisheiten, die man sich für den Alltag merken kann (natürlich psychologisch fundiert), aber diesbezüglich wurde ich enttäuscht. Kurz zum Inhalt: die drei Autoren untersuchten, wie unsere Entscheidungen verrauscht (Noise) sind und wie wir sie verbessern können. An sich eine gute Idee, aber die Umsetzung ist eher so mittel. Es wurde erheblich viel Zeit auf die Mathematik und Statistik verwendet, was an sich gut ist, damit man das Fundament der Argumentation nachvollziehen kann (viele Urteile weisen keine Korrelation auf, weil sie mit Noise behaftet sind). Zum anderen waren wenige interessante Fakten dabei, die das Thema lockerer illustriert hätten (z. B. wenn Richter hungrig sind, urteilen die strenger). Diese Befunde aus allen Lebensbereichen hätten deutlich besser unterstreichen können, warum Noise so wichtig ist bzw. warum Noise reduziert werden sollte. Auch zum Ende hin hat es sich kaum gebessert. Es wurden gefühlt drei Lösungsansätze vorgestellt: Entscheidungshygiene, strukturiertes Entscheidungsprotokoll und Regeln/Standards als Ansatz zur Reduzierung von Noise. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Ausführungen zu Regeln und Standards und wo die Unterschiede liegen. Das hätte deutlich besser ausgearbeitet werden können, insbesondere in Zusammenhang mit den Fallbeispielen aus der Forschung. Insgesamt ist es kein schlechtes Buch, aber „Schnelles Denken, Langsames Denken“ hat mir deutlich besser gefallen, weil es für das eigene Denken/ Denkverhalten interessante Erkenntnisse geliefert hat.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Buch eine anspruchsvolle Lektüre ist und dem interessierten Leser sicher die eine oder andere Erkenntnis offenbart. Jedoch gibt es Autoren und Werke, die diese Thematik nachvollziehbarer beschreiben und illustrieren können.

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