Genialer Gesellschaftsroman
Der HonigmannWorum geht’s?
Im Vorzeigevorort Fischbach ist alles schön und idyllisch. Bis der Honigmann dort einen Laden eröffnet. Er hat für alle ein offenes Ohr und eine Tasse Kaffee und alle lieben ihn. Doch dann ...
Worum geht’s?
Im Vorzeigevorort Fischbach ist alles schön und idyllisch. Bis der Honigmann dort einen Laden eröffnet. Er hat für alle ein offenes Ohr und eine Tasse Kaffee und alle lieben ihn. Doch dann macht ein Gerücht die Runde und nichts ist mehr, wie zuvor.
Meine Meinung:
Der Roman „Der Honigmann“ von Peter Huth hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Erst wusste ich nicht genau, wohin er möchte, da wir den Honigmann selbst nur zweimal treffen, nämlich im ersten und letzten Kapitel. Dennoch ist er in dem Roman so präsent, es ist wirklich unglaublich.
Und unglaublich ist auch die Geschichte um ihn herum. Wir sind in einem typischen Vorort, in dem alles ist, wie es sein soll. Die Nachbarn, die Schule, die Kinder – ein richtiger Vorzeigevorort mit Vorzeigefamilien wie aus dem Bilderbuch. Man kennt sich untereinander und die Nachbarn treffen sich regelmäßig zu Grillabenden. Jeder redet mit jedem und alle haben sich lieb. Bis, ja bis…
So fängt das Buch an. Harmonisch. Glücklich. Und dann zeigt Herr Huth, wie schnell die Stimmung kippen kann. Jemand hört etwas vom Hörensagen, das die Runde macht, und schon geht die Hexenjagd los. Und ich muss gestehen, so, wie der Autor seinen Roman aufgebaut hat, wird einem wirklich eine Meinung aufgedrängt über den Honigmann. Ich musste mehrmals innehalten und mir gemeinsam mit Tim nochmals sagen: Moment, glaub nicht alles, was die Leute sagen. Dann erleben wir noch die Macht von Messengerdiensten, wie eine Online-Gruppe aus dem Ruder laufen kann. Es ist wirklich krass, aber doch auch irgendwie real, denn so geht es oftmals zu in der heutigen Zeit. Oft liest man nur eine Überschrift und denkt sich den Rest, ohne mehr zu lesen oder zu recherchieren. Oft hört man etwas und nimmt es als gegeben hin. Und Herr Huth schafft in seinem Roman eine unterschwellige Spannung und ein unterschwelliges Kribbeln, das Vermutungen real erscheinen lässt. Das die Fantasie anheizt zu Dingen, die man nicht liest, sondern sich zwischen den Zeilen denkt, die so aber nicht oder vielleicht nicht passiert sind. Er hält hier der Gesellschaft wirklich einen Spiegel vor. Dabei ist sein Roman aber nicht nur spannend und aufwühlend, sondern auch kurzweilig und interessant. Und er regt zum Nachdenken an. Ein wirklich außergewöhnliches Buch, das ich gerne gelesen habe, über dessen Inhalt ich noch einige Zeit lang nachdenken werde und das mich auch dazu gebracht hat, genauer hinzusehen. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!
Fazit:
Peter Huths Roman „Der Honigmann“ ist ein wirklich außergewöhnlicher Spiegel der Gesellschaft. Den Honigmann selbst treffen wir nur in zwei Kapiteln, dennoch hatte ich das Gefühl, ihn zu kennen. Einfach durch das Reden der Leute. Er wird in eine Schublade gesteckt, obwohl wir nicht wissen, was wahr ist. Wir erleben, wie Gerüchte zu Wahrheiten werden, wie eine Online-Gruppe außer Kontrolle gerät und wie schnell Leute zu Mitläufern werden. Ein wirklich gelungenes Werk, das zum Nachdenken anregt und ein wichtiges Thema behandelt.
5 Sterne von mir!