Profilbild von Babajaga

Babajaga

Lesejury Star
offline

Babajaga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Babajaga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2021

Schweres Thema leicht gemacht!

Dein bester Freund? Bist du!
0

Das Buch:
Aufmerksam wurde ich auf das Buch mittels einer Leseprobe. Das zentrale Thema des Buches: Stärkung des Selbstwertgefühls bei Kindern und Jugendlichen. Man könnte nun meinen, wozu soll das denn ...

Das Buch:
Aufmerksam wurde ich auf das Buch mittels einer Leseprobe. Das zentrale Thema des Buches: Stärkung des Selbstwertgefühls bei Kindern und Jugendlichen. Man könnte nun meinen, wozu soll das denn gut sein? Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man recht schnell, dass vielen Kindern genau dieses Gefühl – das Gefühl für den eigenen Wert – fehlt. Daraus resultieren unbewusstes Handeln der Kinder und Handlungsweisen, die uns Erwachsene verzweifeln lassen, einfach weil wir sie nicht verstehen. Mir geht es mit meinem Sohn ganz ähnlich, weshalb ich dieses Buch nicht nur für ihn ausgesprochen praktisch finde.

Aufbau des Buches:
Das Buch ist in 9 Kapitel aufgeteilt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Kinderlebens befassen. Überschrieben sind diese mit Sprüchen, die zur Zielgruppe passen, unterschrieben mit dem sachlich-faktischen Thema.

Wirklich ausgewogen sind die Anteile Lesen, Verstehen und selbst machen. So manchem mag es schwer fallen, direkt ins Buch zu schreiben, aber ich denke, genau dadurch entsteht etwas wie ein Tagebuch oder eine Übersicht, die der Ausfüllende später noch einmal lesen kann – vielleicht um zu sehen, ob sich irgendetwas verändert hat.

Inhalte:
Das Buch befasst sich u.a. mit dem Bewusstsein für die eigene Person, das eigene Handeln (Wie mache ich etwas und vor allem warum?). Der junge Leser wird angehalten, seine eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren und zu hinterfragen. Er bekommt Tipps, wie er etwas verändern kann und natürlich auch die Erklärung, warum er etwas verändern sollte.
Weitere Themen sind z.B. Konzentration oder Schulstress. Also genau auf das Kinderleben abgestimmte Themen. Es geht nicht um inhaltsloses Blabla, sondern ganz konkret um Dinge, die jeder Schüler kennt, die jedes Kind kennt.
Alle Themen zusammen genommen eröffnen dem aufmerksamen Leser einen neuen Blickwinkel auf die eigene Person, lässt ihn erkennen, was er selbst ändern kann und womit er umzugehen lernen muss.

Anspruch der Texte:
Ich finde es großartig, wie ein wirklich schweres Thema in altersgerechte Häppchen zerlegt und erklärt wird. Dabei wählt die Autorin durchgängig Worte, die der Zielgruppe bekannt sein sollten. Sie schreibt schnörkelfrei und gerade heraus. Mithilfe von Motivation z.B. „Probier es doch einfach mal…“ (z.B. das erste eigene T-Shirt kaufen) animiert sie den jungen Leser auch einmal Neues zu testen und zu sehen, was passiert. Um den Überblick nicht zu verlieren, gibt es viele Listen zum Ankreuzen oder Challenges. Das ist selbst für Schreibfaule perfekt.

Illustrationen:
Mir gefallen sie ausgesprochen gut. Sie sind nicht zu niedlich, stellen aber dafür den besprochenen Themenwürfel gut dar. Außerdem wird mit unterschiedlichen Schriften und Merkkästen gearbeitet, die das Wichtigste auf einen Blick zusammen fassen.

Ein besonderes Schmankerl sind die wohlausgewählten Sinnsprüche. Es mag sicher sein, dass diese nicht jedem zusagen. Uns gefallen sie. Es gibt derer so einige, aber das Buch ist keineswegs damit überfrachtet.

Arbeit mit dem Buch:
Ältere Kinder können sicherlich allein mit dem Buch arbeiten. Mein Sohn ist 11 und wir arbeiten eher gemeinsam damit. Ein Grund dafür ist, dass doch einige Fragen auftauchen, die dann im Gespräch beantwortet werden können. Außerdem finde ich es höchst spannend zu hören, was mein Sohn wirklich denkt. Ich lasse ihn oftmals seine Kreuze oder Aussagen machen und frage ihn danach und lasse mir seine Sichtweise erklären. So erhält der Erwachsene Einblick in die Denkweise und die Wahrnehmung des Kindes, die manchmal ganz anders ist, als man es erwarten würde. Darüber hinaus macht es einfach Spaß, im Dialog die einzelnen Themenbereiche zu erarbeiten. Nicht zuletzt deshalb, weil auch der Erwachsene etwas lernen kann – selbst wenn der eher selten noch Schulstress hat.

Besonderheiten:
Um dem Kind noch intensiver seinen Wert zu zeigen, gibt es z.B. Kochrezepte, die dem Kind suggerieren, was es alles wirklich kann. Lachen musste ich, als in der Zutatenliste auftauchte: 1 Erwachsenen, der Dir am Herd hilft. Das lockert das Buch zusätzlich auf.

Fazit:
Wer sich darauf einlassen kann und will, wird aus diesem Buch viel Gutes herausziehen können. Es ist kein Ratgeber, der den Leser mit vielen Fragezeichen im Kopf zurück lässt, sondern ein Buch zum Mitmachen und Selbstprobieren. Und fasst wie von allein erscheinen die zuvor erklärten Dinge wie selbstverständlich.
Großartige 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 24.01.2021

Weniger ist manchmal mehr.

In der Faulheit liegt die Kraft
0

Das Buch:
Ich war zu Weihnachten auf der Suche nach einem Buch für meinen 11jährigen Sohn und mir wurde dieses empfohlen. Interessanterweise gehen diesmal unsere Meinungen ziemlich weit auseinander. Interessant ...

Das Buch:
Ich war zu Weihnachten auf der Suche nach einem Buch für meinen 11jährigen Sohn und mir wurde dieses empfohlen. Interessanterweise gehen diesmal unsere Meinungen ziemlich weit auseinander. Interessant deshalb, weil es doch recht selten ist. Während er total begeistert ist, habe ich so meine Zweifel, was ich von dem Buch halten soll.

Worum geht’s?
Der 15jährige Felix Rohrbach ist unsterblich in Nina - das süßeste Mädchen auf dem Planeten - verliebt und hat nicht wirklich eine Idee, wie er ihr das verklickern soll. Gleichzeitig tobt in ihm das Chaos-Gen und es vergeht nicht ein Tag, an dem er nicht irgendwelchen Mist macht… Kann sein Schutzengel ihn tatsächlich immer beschützen?

Charaktere:
Felix Rohrbach sieht nicht besonders gut aus, ist eine Sportnull und hat ansonsten auch keine echten Qualitäten - außer Zeichnen und Sprayen. Damit kann er seine Umwelt schon beeindrucken und er hat auch Ideen für eine Geschichte.
Allerdings macht ihn sein Chaoten-Gen auch wirklich zu einer Nervensäge. Zusammen mit seinen 3 Freunden Musti, Spike und Mike heckt er immer wieder Dinge aus, die am Ende nicht gerade auf Zustimmung stoßen werden.
Mir war diese Figur über die Dauer des Buches zu nervig. Am Anfang mögen seine Streiche noch witzig gewesen sein, aber wenn man sie quasi in Dauerfolge liest, kommt irgendwann der Moment, indem man sich fragt, was kann jetzt wohl noch kommen. Sein letzter “Streich” ist dann auch einfach nur noch völlig übertrieben, irreal. Dass er aus jeder Situation heil heraus kommt, ist zudem nicht authentisch - es suggeriert, dass er tun und lassen kann, was er will ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Seine Ambitionen Nina zu erobern waren für mich nachvollziehbar. Mit 15 steckt man ja quasi mitten drin in dieser Phase. Und auch seine Vorbereitungen auf das erste Date mit ihr fand ich total witzig. Hier erschien mir die maßlose Übertreibung tatsächlich als Stilmittel um die Sorgen und Nöte eines Pubertierenden darzulegen.
Ansonsten hat mich die Figur des Felix nicht wirklich erreicht. Es war mehr ein Augenrollen, das sich immer öfter breit machte.

Über alle anderen Charaktere erfährt man so gut wie gar nichts. Sie sind zwar da und agieren auch in den Situationen, aber über ihre Hintergründe lässt der Autor den Leser im Dunkeln. Dies ist möglicherweise so gewollt um den Fokus bei Felix zu behalten. Letztlich ist es aber auch schade.

Schreibstil:
Hier kann man ganz sicher geteilter Meinung sein. Während mir das immer wiederkehrende seufz und doppelseufz, stöhn und doppelstöhn gehörig auf die Nerven ging, fand mein Sohn das überaus witzig. In meinem Fall ist es auch nicht die Tatsache, dass es auftaucht, sondern die Häufigkeit mit der diese Formulierung gebraucht wird.

Ein weiterer Nervfaktor ist Mustis Aussprache. Der Gossenslang stigmatisiert die Figur so sehr, dass auch leise Anspielungen wie Zitat S.56 “Musti redet nicht immer so, wie er redet. In Wirklichkeit spricht er fließend Deutsch, Englisch und Türkisch” und Zitat S.130 “Er knackt den Highscore mit einem IQ von 140…” wenig ausrichten können und, eben weil es nur erwähnt aber nicht gezeigt wird, eher unglaubwürdig erscheinen. Mein Sohn hat sich hierüber allerdings ausgeschüttet vor Lachen und kriegte sich gar nicht wieder ein.

Die Texte in den sehr, sehr kurzen Kapiteln lassen sich ansonsten jedoch wirklich gut lesen. Sie sind aus der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben, was ich für eher ungewöhnlich halte. Aber es ist einfach mal etwas anderes, womit sich das Buch von anderen abhebt.

Die Witze, die der Autor macht, sind bisweilen wirklich lustig. Allerdings musste ich dann doch irgendwann einmal schauen, wann das Buch erschienen ist und für welche Zielgruppe es angedacht war, nachdem mein Sohn so manches Mal nachfragen musste um sie zu verstehen. Bedingt durch das Erscheinungsdatum in 2014 sind Schauspieler wie Van Damme und die Klitschkos sicherlich heute nicht mehr so präsent, wie vor knapp 6 Jahren, andererseits frage ich mich allerdings auch, ob ein 11jähriger wohl Van Damme Filme kennen sollte. Ich bin da einigermaßen ambivalent und halte die Witze zum Teil für nicht altersgerecht.

Ebenfalls als äußerst fragwürdig erscheint es mir, dem doch recht jungen Leser zu vermitteln, dass man sich mit 15 ½ schon tätowieren lassen kann. Ja, Tattoos erfreuen sich zunehmend mehr Beliebtheit, aber dass dies schon Thema in einem Buch für 11 bis 13jährige ist… na ja…

Viele der Kapitel beginnen mit “Am nächsten” (Tag, Nachmittag…). Normalerweise fällt das vielleicht nicht auf, aber wenn ein 175 Seiten Buch in 84 Kapitel aufgeteilt ist, dann taucht das auf sehr vielen Seiten auf, wie ich finde.

Illustrationen:
Mir wurde das Buch für Lesefaule vorgeschlagen und diesen Aspekt erfüllt es tatsächlich 100%ig. Es gibt viele und teilweise sehr große Bilder in diesem Buch, manchmal stehen auf den Seiten nur ein bis zwei Sätze, wodurch sich das Buch recht schnell weg lesen lässt. Mein Sohn mochte die Illustrationen und hat darüber herzlich gelacht. Sie widerspiegeln aus meiner Sicht durchaus die Geschichte und unterstützen das überzogene Beschriebene noch mehr.

Eignung für die Zielgruppe:
Hier bin ich etwas unschlüssig. Das Thema Mädchen und Jungen, erste Dates usw. halte ich für passend. Die Einstellung zur Schule Zitat S. 132 “Fest steht, dass Schule absolut überflüssig ist.” mag witzig gemeint sein, wird allerdings in diesem Buch recht deutlich ausgeführt und ist aus meiner Sicht kontraproduktiv.
Darüber hinaus sind manche Witze einfach nicht geeignet, weil der junge Leser sie noch gar nicht verstehen kann ohne vorher nachfragen zu müssen.
Insgesamt würde ich das Buch tatsächlich eher für 14 oder 15jährige empfehlen.

Fazit:
Etwas nervig in seinen ständigen Wiederholungen, weitgehend aber witzig geschrieben. Für mich war es am Ende zuviel der Übertreibung. Manchmal ist weniger eben doch mehr. 3 von 5 Sternen (weil mein Sohn so begeistert war.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2021

Macht Lust auf den zweiten Teil

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 1)
0

Das Buch:
Den Autor Andreas Suchanek kannte ich bisher von seiner Serie Ein MORDs-Team und war seinerzeit sehr angetan von seinem Schreibstil und der Konstruktion des Kriminalfalles. Ich war entsprechend ...

Das Buch:
Den Autor Andreas Suchanek kannte ich bisher von seiner Serie Ein MORDs-Team und war seinerzeit sehr angetan von seinem Schreibstil und der Konstruktion des Kriminalfalles. Ich war entsprechend neugierig, wie sich wohl ein Kinderbuch aus seiner Feder lesen würde.
Beim Verlag bedanke ich mich für das Leseexemplar.

Worum geht's?
Lukas zieht mit seinen Eltern nach Winterstein in ein uraltes Haus. Hinter dem Bücherregal in seinem Zimmer entdeckt Lukas ein geheimes Studierzimmer, in dem sich allerlei wundersame Dinge finden. Eines Nachts, nachdem er sich ein Buch mitgenommen hatte, wacht Lukas von einem Geräusch auf und erwischt eine Gestalt beim Diebstahl. Bei der Verfolgung der Gestalt in die Dunkelheit landet er im Flüsterwald…

Die Charaktere:
Lukas ist ein ganz normaler Junge mit ganz normalen Problem mit seinen Eltern und einer Schwester, die ihm gehörig auf die Nerven geht. Er ist sympathisch und brachte mich in den Dialogen mit seiner Mutter mehr als einmal zum grinsen, wohl auch weil seine Mutter eine etwas übertriebene Psychotante ist, die alles zu interpretieren weiß. Typische Probleme von Pubertierenden würde ich sagen. Gerade das macht ihn authentisch und liebenswert.
Darüber hinaus ist er ein kluger, hilfsbereiter Bursche, der auf gar keinen Fall will, dass die magischen Geschöpfe - insbesondere die bösen - in das Haus seiner Eltern eindringen und dort womöglich Schaden anrichten. Gut, dass er schon bald Freunde findet, die ihm dabei helfen, das Diebesgut zurück zu holen.

Felicitas, die Elfe, Punchy, deren Aufpasserin und Katze und Rani, ein schokoladeliebender, buchschreibender Menok. Alle drei sind auf ihre Weise charmant. Liebenswert bei Felicitas ist die Eigenschaft, dass sie zwar nicht jeden Zauber hinbekommt, aber dafür mutig ist und alles versucht, was notwendig ist. Rani ist ein bisschen brummelig und vielleicht auch ein ganz kleines bisschen feige, aber an und für sich ein liebenswerter Charakter und vor allem ein treuer Freund. Denn auch wenn er nicht immer von allem überzeugt ist, geht er mit seinen Freunden durch dick und dünn. Im Flüsterwald entwickelt sich Lukas von einem skypenden Nerd zu einem echten Helden!

Und wie sich das für eine gute magische Geschichte gehört, gibt es natürlich auch den Bösen. In diesem Falle ein Wark, der tatsächlich auch all jene Eigenschaften bekommen hat, die dem sympathischen Protagonisten Angst einjagen sollen. Dieser Wark soll den Flüsterwald bewachen. Seiner Meinung nach haben Menschen dort gar nichts verloren und Felicitas sollte lieber im Internat sein, statt durch den Wald zu streifen. Er ist also der perfekte Antagonist.

Der Leser kann sich in Lukas und Felicitas hineinversetzen und zittert mit ihnen, wenn sie gemeinsam gegen den Wark kämpfen. Man wünscht ihnen einfach, dass sie stärker oder umsichtiger oder einfach klüger sind, als dieses Ungeheuer. Manchmal ist es schon recht knapp…

Ein bisschen schade fand ich, dass Punchy nicht mehr Raum bekommen hat. Eigentlich ist sie zierendes Beiwerk. Da sich der Autor aber so viel Mühe mit ihrem Namen gegeben hat - Pedora Ulinde Naftet von Chibalka - war ich davon ausgegangen, dass hinter diesem Charakter etwas ganz besonders stecken müsste. Vielleicht kommt das noch einem späteren Teil, in diesem ersten bleibt sie eher unscheinbar. Schade!

Schreibstil:
Andreas Suchanek schreibt auch hier gewohnt locker und leicht, in der Wortwahl angepasst an seine Zielgruppe ab 9 Jahren. Diese Zielgruppe wird es auch sehr leicht haben, sich in dem Schuljungen Lukas wiederzufinden, der es ziemlich doof findet, mit seinen Eltern umzuziehen und mit seinem Vater, der Lehrer ist, ab dem neuen Schuljahr in die gleiche Schule gehen zu müssen. Ich behaupte, das fänd jeder Schüler blöd.

Außerdem spannt Suchanek haufenweise Spannungsbögen. Zeitweise fiel es mir unsagbar schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Am Anfang kann das vielleicht auch verwirrend sein, aber je weiter die Geschichte fortschreitet umso leichter wird es, dem Autor zu folgen. Gemein ist allerdings der Cliffhanger am Ende des Buches. Sehr geschickt geschrieben, sodass der begeisterte Leser mit Ungeduld auf den zweiten Teil warten wird. Aber für diese Cliffhanger ist Suchanek ja bekannt.

Mir gefällt die Konstruktion zwischen der realen und der Parellelwelt sehr. Zwar mag es keine neue Erfindung sein, dass es ein Tor zwischen beiden gibt, das sich unter bestimmten Voraussetzungen öffnet, aber in den ersten Kapiteln schafft der Autor es ohne Weiteres Verwirrung zu stiften und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wo genau Lukas sich befindet. Ich denke, das ist gewollt.

Auf jeden Fall erlaubt sich der Autor keine Längen. Die Geschichte ist auf jeder Seite spannend und ziemlich temporeich, was das flüssige Lesen enorm erleichtert.

Illustrationen:
Jedes Kapitel hat einen Titel und ein eigenes Bild, welches auf das Kapitel einstimmen soll. Die Illustrationen sind wirklich niedlich - mir jedenfalls gefallen sie - und es lohnt sich hin und wieder mal einen Blick darauf zu werfen. Im e-book sind darüber hinaus aber keine weiteren Bilder zu finden.

Tauglichkeit für Kinder:
Mit 256 Seiten ist das Buch meiner Meinung nach im Rahmen dessen, was diese Zielgruppe bewältigen kann. Ausgemachte Lesemuffel wie mein Sohn könnten sich allerdings überfordert fühlen. Die Kapitel sind nicht all zu lang, was es erleichtert, das Buch auch zu unterbrechen - oder sich beim Lesen abzuwechseln.

Die Kampfszenen, ohne die es in einer solchen Geschichte einfach nicht geht, sind nicht allzu detailliert dargestellt, sodass ich hier keine Schwierigkeiten sehe. Demgegenüber hätte ich mir gewünscht ein bisschen mehr über die Blinzelbahn zu erfahren. Die ist bestimmt lustig.

Fazit:
Absolut lesenswert! Selbst wenn die Verbindung zwischen Parallelwelt und der realen Welt nicht neu ist, macht es viel Spaß Lukas in eben diese Welt zu folgen und nicht zuletzt der Cliffhanger macht Lust auf Teil 2. 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2021

Was wäre, wenn 5 Rocker Dein Haus besiedeln?

7 Tage sturmfrei
0

Das Buch:
Ich habe das Buch bei einer Verlosung von Lovelybooks gewonnen, wofür ich mich herzlich bedanke. Eine Freundin hat bereits einige Bücher der Autorin gelesen und war total begeistert von deren ...

Das Buch:
Ich habe das Buch bei einer Verlosung von Lovelybooks gewonnen, wofür ich mich herzlich bedanke. Eine Freundin hat bereits einige Bücher der Autorin gelesen und war total begeistert von deren Art zu erzählen. Entsprechend hoch war meine Erwartung an das Buch - und ich wurde nicht enttäuscht.

Worum geht’s?
Die 11jährige Charlie und die fast 18jährigen Zwillinge Tom und Mira haben eine Woche lang das Haus der Eltern ganz für sich allein, weil diese anlässlich ihres Hochzeitstages allein in den Urlaub fahren. Auch wenn die 3 nicht allzuviel zu verbinden scheint, so haben sie aus unterschiedlichen Gründen Geldnot und das wiederum verbindet in jedem Fall. Durch einen Beitrag in der Zeitung ist schnell die Idee geboren, wie sie schnell zu Geld kommen könnten. Fraglich ist allerdings, wie ihre Eltern das finden würden, wenn sie es denn wüssten...

Charaktere:
Charlie ist ein pfiffiges Mädchen, dem das Leben schon übel mitgespielt hat. Sie hasst nichts mehr, als wenn Leute sie komisch ansehen und behandeln, als könnte sie nicht alles tun, was ihr gefällt. Darüber hinaus ist sie ziemlich genervt von ihren beiden pubertierenden Geschwistern - den Zwillingen Mira und Tom.
Charlie ist eine sehr authentische Figur, der man so ziemlich alles abnimmt, was sie erzählt. Ihre Ideen könnten auch in der Realität von einer 11jährigen kommen, denke ich, und das macht die Geschichte noch spannender. Ich mochte sie sehr und das von Anfang an. Trotz des Altersunterschiedes hat sie sich gegen die beiden Großen super behauptet. Gerade das ist wohl der Punkt, warum die Leser der Zielgruppe ab 10 Jahre sich mit ihr gut identifizieren werden.

Mira und Tom stecken (noch) in ihrer Pubertät. Während Mira gern mal den Bestimmer raushängen lassen will und dabei Zitat S. 12 “raunzt und schnauzt [..] wie ein schlecht gelauntes Wildschwein”, verkriecht sich Tom lieber in seinem Zimmer. Beim Lesen habe ich mehr als einmal gegrinst, weil ich in den beschriebenen Verhaltensweisen viel wiederfand, was wir wohl alle schon erlebt haben - der eine mehr, der andere weniger intensiv. Und eben dieses Verhalten macht auch diese beiden Charaktere glaubwürdig und durchaus sympathisch.

Die 5 Bandmitglieder der HOWIE LITTLE SISTERS sind eingefleischte Rocker. Im Laufe der Geschichte lernt man sie - ganz entgegen jedes vorauseilenden Klischees - als herzensgute Menschen kennen, die helfen und vor allem auf die 3 Kinder mit anderen Augen als deren Eltern schauen. Sie haben nicht die elterlichen Sorgen, sondern nehmen alle 3 genauso wie sie sind.

Besonders hat mir in diesem Zusammenhang gefallen, dass ausgerechnet Hoagie - eines der Bandmitglieder - es war, der Charlie erklärt hat, dass sie immer eine Wahl hat und diese nur zu treffen braucht. Das macht Mut, glaube ich, und ich denke, in einem Buch, in dem sich die Kinder mit der Hauptfigur identifizieren können, ist eine solche Aussage besonders gut aufgehoben.

Schreibstil:
Ich habe ihn genossen - herrlich leicht und witzig. Es gibt spritzige Dialoge und zahllose wirklich gut beobachtete Situationen. Es wird nie langweilig, stets passiert etwas und es geht Schlag auf Schlag. Eben genauso wie es im Leben auch ist. Die temporeiche Erzählweise lässt die Seiten dahin fliegen.

Die Geschichte ist fortlaufend, aber dennoch in Episoden eingeteilt. Wann immer Mutter und Vater wieder etwas finden, das auf die vergangenen Tage hinweist, steht die Frage im Raum “Was um alles in der Welt ist denn das?” Darauf folgt Charlies Erzählung, wie es wirklich wahr und bringt so die Geschichte der sturmfreien Tage voran und danach kommt die Geschichte für das Elternteil. Dabei sind sowohl Charlie als auch die Zwillinge äußerst kreativ - sehr zur Belustigung des Lesers.
Am Anfang mag es verwirrend sein, aber bald schon hat man den Bogen raus, warum mehrere Kapitel mit der gleichen Überschrift überschrieben sind. Mir hat diese Einteilung gut gefallen - insbesondere im Hinblick darauf, dass man ein Buch ja auch unterbrechen muss, wenn man es nicht in einem Rutsch liest. Das gelingt an diesen Stellen sehr gut.

Tauglichkeit für die Zielgruppe:
Die Wortwahl ist für meine Begriffe den Altersgruppen 11 und 18 der Protagonisten sehr gut angepasst. Der junge Leser wird keine Schwierigkeiten haben, den Text zu verstehen. Ganz im Gegenteil - es gibt nichts zu erklären, denke ich. Auch der Umfang des Buches ist aus meiner Sicht gut für die Altersgruppe zu bewältigen. Durch die lustige Story lassen sich vielleicht auch Lesemuffel mitziehen.

Darüber hinaus hat mir sehr gefallen, dass die Autorin niemals den Zeigefinger hebt, wenn sie etwas erklärt, sondern vielmehr die Situationen und ihre Figuren sprechen lässt. Es ist manchmal eine sehr emotionale Sache - gerade zum Ende des Buches hin - aber es bringt den Leser vielleicht auch zum Nachdenken.

Illustrationen und Cover:
Die Illustrationen sind liebevoll und passend zur Geschichte. Es sind nicht all zu viele vorhanden, aber dennoch ausreichend um der Geschichte ein Gesicht zu verleihen. Kennt man die Geschichte, kann man sagen, das Cover trifft es im Kern! Es passt wirklich ausgesprochen gut zu der Geschichte. Vermutlich wird der geneigte Leser schon erwarten, dass die Geschichte nicht gänzlich ohne Chaos auskommt - eben genau wie das Cover!

Fazit:
Eine liebevolle Geschichte über Chaos aus dem Gutes entsteht, die Bewahrung eines wirklich großen Geheimnisses und den Umstand, dass es am Ende eben doch besser ist, die Wahrheit zu sagen. Großartig! 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.01.2021

Und der Weihnachtsmann kann doch jeden Wunsch erfüllen!

Tage voller Weihnachtszauber
0

Das Buch:
Ich kenne Anja Marschall als Autorin historischer Kriminalromane. Mit diesem Buch zeigt sie ihre besinnliche und vor allem sehr humorvolle Art. Mehr als einmal musste ich lachen, während ich ...

Das Buch:
Ich kenne Anja Marschall als Autorin historischer Kriminalromane. Mit diesem Buch zeigt sie ihre besinnliche und vor allem sehr humorvolle Art. Mehr als einmal musste ich lachen, während ich diese Geschichte gelesen habe. Vom Titel sollte sich der geneigte Leser keineswegs abschrecken lassen. Er klingt vielleicht ein bisschen kitschig - die Geschichte ist es nicht!

Worum geht’s?
Manni - ein alternder Rocker, im Grunde obdachlos und bekennender Weihnachtshasser - wird kurz vor Weihnachten von Henriette - ihrerseits Leiterin eines Kinderheims - als neuer Aushilfsweihnachtsmann entdeckt. Erstaunlich eigentlich, denn sie erwischt ihn beim Klauen. Seine Aufgabe ist nichts einfacheres als am Heiligen Abend für die Kinder ihres Kinderheims ein fröhliches Hohoho zu verbreiten und die Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Bevor es aber dazu kommt, hat Manni noch eine Mission...

Charaktere:
Manni war mir von Anfang an total sympathisch. Seine grummelige Art und jegliche Ablehnung des ganzen Weihnachtsrummels fand ich toll. In seinem alten Wohnwagen brüllen AC/DC aus den Lautsprechern statt besinnliche Weihnachtsmusik. Und trotzdem merkt man von Anfang an, dass es mit dieser Figur mehr auf sich hat und dass in dieser rauhen Hülle weit mehr steckt als ein alter, grummeliger Mann. Es macht ausgesprochen viel Spaß zu erleben, wie er sich während seiner Mission verändert, wie Weihnachten doch Einzug in sein Herz hält. Er hat tolle Ideen und ist ein Macher. Diese Eigenschaften sind auch dringend notwendig um den Menschen um ihn herum, die er schnell in sein Herz schließt, fröhliche Weihnachten zu bescheren.

Henriette Jonas habe ich als fürsorgliche Heimleiterin wahrgenommen. Obwohl sie es mit den Kindern, insbesondere den 4 Sandkastenmachos, nicht immer leicht hat, wird sehr deutlich, dass sie stets hinter ihnen steht und ihnen ihr trauriges Schicksal - ohne Eltern aufwachsen zu müssen - so schön wie möglich gestalten will. Sie hat Erfahrung und ein sehr, sehr großes Herz. Nur durch diese Eigenschaften erkennt sie mehr in Manni als viele andere Menschen.

Es ist absolut rührend wie sowohl Henriette als auch Manni dem jeweils anderen weder eingestehen wollen, dass sie sich gut leiden können, noch dass sie die Situation eigentlich ganz schön finden. Daraus entspinnt ein hübsches zwischenmenschliches Spiel, das dem Leser das Herz erwärmen muss.

Nach knapp 5 Jahren wird die kleine Lena ins Kinderheim zurück gebracht. Diese Szene hat mich tieftraurig gestimmt, denn es sieht anfänglich wirklich nicht gut für sie aus. Der Autorin gelingt es aber bereits am Anfang die kleine Kröte, wie Manni sie nennt, ins Herz des Lesers zu schreiben. Man kann sie sich sehr genau vorstellen, wie sie mit ihrer Püppi im Arm die Fragen eines Kindes stellt und dabei auch den grummeligen Manni keineswegs kalt lässt. Und als sie ihm - in seiner Funktion als Aushilfsweihnachtsmann - auch noch ihren größten Weihnachtswunsch verrät, hat sie Manni in der Tasche. Lena hat die Fähigkeit wirklich jeden noch so harten Brocken zu erweichen. Sie ist zuckersüß und einfach liebenswert.

Der viel zu schüchterne Erzieher Lukas ist verliebt und traut sich nicht, seine Angebetete anzusprechen. Auch hier tut Manni alles, um den beiden endlich auf die Sprünge zu helfen - mit Erfolg. Eigentlich mag ich Liebesgeschichten eher nicht so sehr, aber das Zusammenspiel zwischen Lukas und Carla war total authentisch und überhaupt nicht kitschig. Es kann schließlich nicht jeder ein Macho sein und seine Liebe im Sturm erobern. Mir gefiel es sehr, wie diese beiden sich so ganz langsam angenähert haben und feststellten, dass der andere perfekt ist. Und dabei ging es so überhaupt nicht um Äußerlichkeiten, sondern wirklich um die innere Größe der beiden Charaktere.

Schreibstil:
Die Autorin hat hier einen Pageturner geschrieben. Die Geschichte liest sich so weg und ist damit einfach geeignet für das schmuddelige Wetter, kurz vor der Weihnachtszeit. Mit wenigen, aber sehr treffenden Details fängt sie die Stimmung ein, die wir uns wohl alle wünschen, wenn es auf Weihnachten zu geht.
Andererseits vergisst sie jedoch auch nicht die Hektik, die wohl ebenso dazu gehört. Immerhin hat Henriette das Problem, dass ihr eigentlicher Weihnachtsmann in diesem Jahr seinen Job nicht machen kann.

Die Geschichte ist einfach zu lesen. Es gibt keine Längen, keine Langeweile. Es gibt Spannung und ganz viele Emotionen. Und mehr als einmal habe ich mir vorgestellt, dass diese Geschichte durchaus tauglich wäre in der Weihnachtszeit über den Bildschirm zu flimmern - für die ganze Familie.

Mir hat am besten gefallen, dass Anja Marschall die Geschichte mit einem Augenzwinkern geschrieben hat. Es geht nicht darum, dass alles tatsächlich möglich sein muss, vielmehr geht es um den Zauber der Weihnacht und um den Glauben an die Familie und die Menschlichkeit. Sie schafft es auch, dass sich der Leser die frage stellt, was ist passiert und was war nur ein Traum.
Am Ende des Buches lässt sie dann auch ausgerechnet Manni in kurzen Worten erklären, was Weihnachten wirklich ist. Da musste ich mir dann doch schon ein Tränchen wegdrücken. Anja Marschall schreibt nicht nur für den Kopf sondern ganz besonders fürs Herz.

Die Stadt, in der diese Geschichte spielt, hat übrigens keinen Namen. Aber an so mancher Stelle hatte ich den Verdacht, dass ihre Heimatstadt Hamburg Pate stand; jedenfalls fühlte es sich für mich so an. Mir gefiel das, denn Hamburg im Winter kann eine wundervoll romantische Kulisse sein, denke ich.

Trotz aller Romantik und Feinfühligkeit kommt die Spannung aber keineswegs zu kurz. Die Autorin spannt immer wieder Bögen, die einfach Spaß machen. Und auch, wenn ich etwa zur Hälfte des Buches meinen Verdacht in Bezug auf Lenas Weihnachtswunsch bestätigt sah, ist es herrlich zu lesen, wie sich alle Handlungsstränge am Ende auflösen und zu einem großen Happy End führen. Toll!

Fazit:
Eine Geschichte mit und fürs Herz und mit einer riesigen Portion Humor erzählt. Auch wer Weihnachten vielleicht nicht so richtig mag, wird an dieser Geschichte seine Freude haben - Weihnachtsliebhaber auf jeden Fall. Es soll ja doch Weihnachtswunder geben… 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere