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Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine gefühlvolle Geschichte mit Suchtpotenzial

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Erin räumt in ihrem Leben gehörig auf. Sie schmeißt ihren Job hin, in dem sie seit Jahren unglücklich ist, sie mistet ihr Zimmer aus und bringt Bücher, die sie seit Jahren nicht gelesen hat, in einen öffentlichen ...

Erin räumt in ihrem Leben gehörig auf. Sie schmeißt ihren Job hin, in dem sie seit Jahren unglücklich ist, sie mistet ihr Zimmer aus und bringt Bücher, die sie seit Jahren nicht gelesen hat, in einen öffentlichen Bücherschrank. Die logische Konsequenz wäre wohl jetzt, dass sie neu anfängt und die Vergangenheit hinter sich lässt. Aber es kommt alles ganz anders… und beginnt damit, dass sie bemerkt, dass sie eines ihrer Lieblingsbücher in den Bücherschrank gestellt hat.

Von Anfang an gefiel mir die Idee, dass sich zwei Menschen über Randnotizen in Büchern austauschen, sich ihre Gedanken mitteilen und die fiktiven Geschichten der Bücher mit eigenen Erfahrungen verbinden. Dabei werden Erin und James immer persönlicher, erzählen immer mehr über sich selbst und lösen damit beim Gegenüber mehr als nur Interesse aus.

Vielleicht gefällt mir diese Geschichte deshalb so gut, weil auch ich oft in Büchern etwas über mich herauszufinden versuche. In diesem Buch fällt es mir besonders leicht. Die Autorin greift viele Themen auf, die einem im wahren Leben tatsächlich begegnen können. Dazu gehören Konflikte mit den Eltern, Familie und wichtigen Menschen, Tod, Freundschaft, Liebe und noch so einiges mehr. Für mich ist das ein Grund, weshalb ich mich in diesem Buch von Anfang an wirklich wohl gefühlt habe und mit den Charakteren mitfühlen konnte.

Erin und James sind zwei Charaktere, die mir ausgesprochen authentisch erscheinen und sofort ans Herz gewachsen sind.. Beide haben ein nicht gerade einfaches Leben. Während James sich einer bipolaren Mutter gegenübersieht und sich von dieser und auch seinem Bruder stets verlassen fühlt, muss Erin mit der Trauer über den Tod ihrer besten Freundin Bonnie klarkommen. Die Autorin schreibt kapitelweise aus Erins und aus James’ Sicht und bedient sich hier der ich-Form. Diese Art zu erzählen gefällt mir besonders gut, weil es sich anfühlt, als würde der Charakter selbst einem seine Geschichte erzählen, so als würde man einem Freund zuhören. Ich hatte stets das Gefühl, durch Erins und James’ Augen zu sehen und ihre Geschichten zu erleben.

Die Auswahl der Bücher, die die Autorin wählt, um ihre Protagonisten sie lesen zu lassen, gefällt mir ausgesprochen gut. Nicht zuletzt deshalb, weil sie auch den Inhalt, auf den sie abhebt, einfließen lässt. Selbst wenn man die Klassiker nicht kennt, wird dem Leser klar, warum dieses Buch so perfekt passt. Es wird ersichtlich, dass Bücher einen großen Einfluss auf die eigene Gedanken- und Gefühlswelt haben können, gerade wenn man sie mit einem anderen Menschen teilt.

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht zu lesen. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und auch wenn es hier viel um Liebe und Gefühle geht, ist die Geschichte keinesfalls kitschig. Sie ist vielmehr berührend und stimmt an mancher Stelle nachdenklich, wirft die Frage auf: Wie würde ich an dieser Stelle reagieren? Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass einer nicht bereit ist, dem anderen zuzuhören und somit passt das Buch perfekt in die heutige Zeit, die viel zu schnell geworden ist, um noch wirklich zuzuhören.

Fazit:
Mit ihrem Debütroman legt die Autorin sich ihre Messlatte sehr hoch, denke ich. Er hat alles, was eine guter (Liebes-)Roman braucht. Gefühle, Konflikte, Situationen, mit denen sich viele Menschen identifizieren können und das alles, ohne zu sehr zu übertreiben. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2024

Eine Geschichte über Neuanfang und Hoffnungen

Die Bahnhofsmission
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Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor ...

Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor dem ersten Teil zu lesen. Da zwischen beiden Bänden ein riesiger Zeitsprung liegt, steht der zweite Teil quasi als alleiniges Werk. Darüber hinaus bindet die Autorin viele Rückblenden ein, sodass die Geschichte der Figuren aus dem ersten Teil zumindest in Ansätzen dargelegt wird und die zweite Geschichte so verständlich bleibt.

Die Geschichte um den Wiederaufbau der Bahnhofsmission nach dem 2. Weltkrieg beinhaltet viele unterschiedliche Handlungsstränge, die am Ende zwar alle aufgelöst werden, aus meiner Sicht aber hin und wieder etwas wenig Raum bekommen. So hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte um den Arzt der Mission etwas ausführlicher erzählt worden wäre oder auch die Geschichte um Nr. 15. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich die Autorin eher konstruierter Zufälle bedient, als die Geschichten ganz zu erzählen. Ich gehe davon aus, dass die historischen Hintergründe sauber recherchiert sind, aber zu wenig vom Material Eingang in das Buch erhalten hat. Das ist etwas bedauerlich, macht die Geschichte aber nicht weniger lesenswert. Eventuell hätte hier ein Nachwort noch etwas Aufklärung schaffen können.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Alice. Sie ist eine starke Frau, die den Krieg überlebt hat und während des Krieges als Hilfskrankenschwester arbeitete. Bereits am Beginn des Buches wird klar, dass Alice eine Frau ist, die resolut ihrer Überzeugung folgt und nicht danach fragt, ob es den anderen Menschen immer passt, was sie entscheidet. Zudem ist sie überaus hilfsbereit und verurteilt Menschen nicht. Insbesondere letzteres ist eine Eigenschaft, die mir an diesem Charakter sehr gefällt.
Der Leser erfährt, dass Alice früher bereits in der Bahnhofsmission arbeitete und diese nun - nach dem Krieg - wieder aufbauen will. Dabei begegnen ihr viele Schwierigkeiten, denen sie sich mit Hilfe ihrer damaligen Mitstreiterinnen und Oberst Wolkow entgegenstellt. Außerdem muss Alice einige Entscheidungen treffen, die den Leser zu der Frage bringen: Wie hätte ich gehandelt?

Alice’ Freundin Natalie taucht zusammen mit ihrer Tochter Claire wieder auf. Zunächst ist die Begegnung etwas kühl, aber im Laufe der Geschichte nähern sich die beiden Frauen wieder an. Natalie hat ihre Geschichte im Gepäck, die in diesem Teil recht kurz dargestellt wird, weil sie bereits im ersten Band erzählt wurde. Aber auch ohne dessen Kenntnis kann man die Verbindung der beiden Frauen gut verstehen. In diesem Zusammenhang macht die Autorin deutlich, wie zerrissen Alice hin und wieder in ihrer Gefühlswelt ist. Eigentlich würde sie gern, kann dann aber doch nicht. So ähnlich ergeht es ihr auch mit Oberst Wolkow, dem Alice sehr zugetan ist.

In Claire trifft man eine junge Frau, die Deutschland weder vor noch während des Krieges kennenlernte. Sie hat eine gewisse Abneigung gegen dieses Land, wie sie aus meiner Sicht nachvollziehbar ist. Außerdem ahnt sie, dass sie nicht alles über die Vergangenheit ihrer Mutter weiß. Claire habe ich als impulsiven Charakter kennengelernt. Ich mag sie im Grunde, aber ihre Verhaltensweisen wollen manchmal nicht zum Alter der Figur passen. Deshalb wirkt Claire oftmals deutlich jünger, als sie wirklich ist.

Alles in allem sind die Charaktere gut gewählt. Hin und wieder hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Mir fehlte das letzte Tröpfchen, um das Gefühl zu haben, durch die Augen der Charaktere auf die Geschichte zu schauen. Dennoch wirken die Figuren authentisch. Insbesondere einigen der Nebenfiguren verleiht die Autorin durch den Berliner Dialekt Authentizität. Das hat mich sehr gefreut und oftmals musste ich schmunzeln.

Das zerstörte Berlin und die Bahnhofsmission stellt die Autorin sehr bildhaft dar. Sie nutzt dabei u.a. schöne Metaphern, die die Bilder unterstreichen. Man kann sich alles gut vorstellen. Die Autorin beschreibt aus meiner Sicht sehr gut und schafft es auch, die emotionalen Momente in den Ruinen einzufangen, die den Leser dann zwangsläufig berühren.

Überhaupt ist der Schreibstil der Autorin leicht und eingänglich. Der Spannungsbogen bleibt stets gewahrt und es gibt keine Längen in der Geschichte. Es ist ein Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung, was aus meiner Sicht sehr gut in die Zeit passt, in der die Geschichte spielt. Auch erzählt die Autorin viel über die zwischenmenschliche Komponente zwischen Vertrauen wollen und Zweifel haben. Es ist schwer, in ehemaligen Feinden plötzlich Freunde zu sehen und genau das transportiert die Autorin sehr gut.

Fazit:
Mir hat das Buch gut gefallen. Auch wenn es den Charakteren bisweilen etwas an Tiefgang fehlt und die einzelnen Schicksale und Geschichten hin und wieder wie nicht zu Ende erzählt wirken und es den einen oder anderen konstruierten Zufall gibt, lohnt es sich, das Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Ein Buch zum immer wieder darin lesen

Einfach gesund schlafen
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Die Erkenntnis, dass die Menschen in der Zivilisation nicht mehr zu den besten Schläfern gehören, ist nicht neu. Burn-out, Stress, Depressionen, elektromagnetische Strahlung usw. führen nur allzu schnell ...

Die Erkenntnis, dass die Menschen in der Zivilisation nicht mehr zu den besten Schläfern gehören, ist nicht neu. Burn-out, Stress, Depressionen, elektromagnetische Strahlung usw. führen nur allzu schnell zu mangelhaftem Schlaf. Bei mir selbst habe ich dies auch beobachtet. Es gibt Tage, da schlafe ich nach meinen Aufzeichnungen besser und an anderen überhaupt nicht gut - und das, obwohl ich vermeintlich nicht viel anders gemacht habe.

Ich wollte also herausfinden, was ich tun kann, um zu einem gleichmäßig guten Schlaf zu kommen. Das vorliegende Buch kann dabei helfen, sich bewusst zu machen, an welchen Stellen man etwas verändern kann, um einen besseren Schlaf zu erzielen. Dabei beleuchtet der Autor sowohl die Veränderungen im Schlafumfeld (Bett, Schlafraum) als auch die körperlichen Veränderungen (Ernährung, Sport, Erdung) und deren Zusammenspiel. Ich glaube zwar nicht, dass es im normalen städtischen Umfeld möglich ist, zu einem echten Superschläfer zu werden, aber auf jeden Fall ist es möglich, seinen Schlaf deutlich zu verbessern.

Der Autor erklärt das große Feld des Schlafes in kurzen Kapiteln, in einer leicht zu verstehen Sprache (keine unerklärten Fachbegriffe, keine medizinische Sprache) und verliert sich dabei nicht in zu vielen Details. Mit manchen Themen muss man sich vielleicht außerhalb des Buches intensiver befassen, wenn man mehr wissen möchte, aber im Großen und Ganzen empfinde ich die Erklärungen als sehr verständlich.

Natürlich ist nicht alles, was erklärt wird, fundamental neu, aber mir hat das Buch viele Anreize gegeben, etwas zu verändern, etwas verändern zu können. Insbesondere die Zusammenhänge innerhalb der Schlaflandschaft sind interessant. Auch hier kann ich nur wieder sagen, es dürfte kaum möglich sein ALLES umzusetzen, aber es gibt auch viele Punkte, die mit vergleichsweise wenig finanziellem und zeitlichem Aufwand umsetzbar sind.

Fazit:
Bei diesem Buch handelt es sich keinesfalls um ein Buch, das man einmal liest und dann wird es schon klappen mit dem Schlaf, sondern vielmehr ist es ein Buch, mit dem sich arbeiten lässt. Es ist ein Buch, dessen Inhalt man sich zunächst einmal erlesen muss und später sollte es immer wieder als Nachschlagewerk dienen. Auch sollte man keine Wunder erwarten, dass von heute auf morgen der eigene Schlaf besser wird, aber wer mit den Anregungen arbeitet und wirklich etwas verändert, wird sicher Erfolge erzielen. Für mich gehört dieses Buch zu jenen, die ich öfter in der Hand haben werden.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Gelungener Auftakt mit kleineren Schwächen

Stardust Academy - Hüter der Sterne
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Aaron und sein bester Freund Louis fahren wie jedes Jahr ins Sommercamp. Eigentlich hat Aaron so gar keine Lust und würde lieber mit der Familie in den Urlaub fahren. Während eines Lagerfeuers passieren ...

Aaron und sein bester Freund Louis fahren wie jedes Jahr ins Sommercamp. Eigentlich hat Aaron so gar keine Lust und würde lieber mit der Familie in den Urlaub fahren. Während eines Lagerfeuers passieren dann allerdings Dinge, die wirklich alles, was Aaron kennt und erwarten würde, verändern…

Aaron tritt als Novize der Erde in die Stardust Academy ein, auf der er zu einem Asteria ausgebildet werden soll. Diese Academy ist nicht nur für Aaron etwas Besonderes, sondern auch für die Leserschaft dieses Buches. Die Autorin erschafft hier eine Parallelwelt, die neugierig macht. Zwar ist der Ablauf vom Erwachen der Kräfte bis zum Eintritt in die Academy nicht gänzlich neu und man kann Parallelen zu anderen Büchern auch in anderen Szenen nicht übersehen, aber trotzdem ist die Welt von Francesca Peluso anders. Sie verknüpft Fiktion und Realität miteinander und vermittelt so der Leserschaft einiges über das Universum. Dennoch bleiben die Magie und das Abenteuerliche dabei nicht auf der Strecke. Und keineswegs hat man das Gefühl, dass sie oberlehrerhaft erklären will.

Aaron ist ein liebenswerter Charakter, ihn mochte ich von Anfang an. Mit seinen Problemen im Elternhaus und dem ständigen Gefühl, nur hinten an zu stehen, hat er bei mir eine Saite zum Klingen gebracht. Eigentlich möchte man ihn in den Arm nehmen und ihm etwas Geborgenheit vermitteln. Durch dieses Grundgefühl hat Aaron oft auch mit Selbstzweifeln zu kämpfen, die von außen betrachtet nicht notwendig wären. Nach dem, was wir von seinem Werdegang kennen und durch seine Augen betrachtet, sind sie aber durchaus verständlich. Aaron ist auch ein Kämpfer und gibt trotz aller Rückschläge und Zweifel nie auf. Damit wird er für die junge Leserschaft mit Sicherheit zu einem Charakter, mit dem sich sowohl Jungen als auch Mädchen identifizieren können. Besonders gefallen hat mir, dass er sich bis zum Ende des Buches in einen ausgeprägten Strategen entwickelt hat. Das lässt erwarten, dass er im nächsten Band ein harter Gegner für seine Gegenspieler werden wird.

Neben Aaron stehen nach dem Eintritt in die Stardust Academy Remi und Pippa. Diese beiden Charaktere sind so völlig anders als es Aaron ist und passen vielleicht gerade deshalb perfekt zu ihm. Pippa und Aaron kennen sich bereits, als Aaron in die Academy eintritt, was es für Aaron vielleicht etwas leichter macht, in der ungewohnten Umgebung zurechtzukommen. Sie hat ein Händchen für die Emotionen der Menschen.
Remi ist der Mensch, der immer zu einem Scherz aufgelegt ist, das Leben (und auch die Schule) nicht so ernst nimmt und dennoch immer auf die Füße fällt. Das gefällt mir sehr, denn Aaron ist eher ein Mensch, der vielleicht etwas zuviel nachdenkt, zweifelt oder grübelt. Remi ist hier ein wunderbarer Ausgleich. Und zu dritt sind sie ein richtig gutes Team.

Ihr Gegenpol ist Fin. Allerdings kommt dies nur bedingt zum Tragen. Fin ist manipulativ, eingebildet und einfach ein unangenehmer Charakter. Dabei bekommt er gar nicht so viel Platz im Buch und auch die Momente, in denen Fin und Aaron aufeinanderstoßen, sind relativ selten. Ich hätte mir gewünscht, dass es von diesen Situationen mehr und damit mehr Konflikte zwischen den Jugendlichen gegeben hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann auch etwas mehr Einblick in Aarons persönliche Entwicklung erhalten hätten.

Die Grundstruktur der Geschichte gefällt mir ausgesprochen gut, ebenso ist die Vermenschlichung von Himmelskörpern etwas, das ich so noch nicht kannte. Durch die Himmelskörper kann die Autorin Dinge erklären, die in einem Sachbuch vielleicht einfach nur trocken wären.
Bei den Charakteren fehlt mir jedoch etwas der Tiefgang und durch das recht hohe Tempo der Geschichte, gerade im zweiten Teil bleibt nicht viel Zeit, mehr Tiefe zu vermitteln. Das ist schade, denn ich glaube, so wie Aaron haben alle Charaktere eine Vorgeschichte, die sich zu verflechten lohnt. Aus diesem Grund fehlen mir an mancher Stelle Konflikte, obwohl das Potential durchaus vorhanden ist.
Und nicht zuletzt ergeben sich daraus eventuell Fragen, die das Buch nicht beantwortet. Sicherlich nicht bei jedem Leser, aber wer etwas genauer liest und mitdenkt, wird die kleineren Logikschwächen erkennen.

Der Schreibstil der Autorin besticht durch seine Einfachheit und dadurch, dass sie den Ton der Jugendlichen der Zielgruppe trifft. Das Buch lässt sich leicht lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Der Spannungsbogen ist im Grunde die ganze Zeit über vorhanden und die Geschichte kennt keine Längen. Manchmal geht es mir schon fast etwas zu schnell, sodass Szenen, die aus meiner Sicht mehr Potential gehabt hätten, recht kurz erscheinen. Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass ein Buch für die Leserschaft ab 10 Jahren auch nicht übermäßig dick sein sollte.

Das Cover des Buches ist hübsch aufgemacht. Gerade die Innenseiten der Außendeckel gefallen mir sehr gut. Im vorderen Deckel wird die Stardust Academy mit ihren Gebäuden dargestellt, im hinteren Deckel die Sternzeichen. Somit ist das Cover wirklich stimmig mit der Geschichte, die erzählt wird.

Fazit:
Die Autorin legt hier einen gelungenen Einstieg in ihre Welt der Sterne, Sternbilder und Planeten vor. Selbst wer nicht sonderlich universumsaffin ist, wird seinen Spaß an dem Buch haben und vielleicht noch etwas Neues lernen. Mit Aaron, Remi und Pippa sind ihr 3 sympathische Charaktere gelungen, die gern etwas mehr Tiefe haben und häufiger in Konflikte geraten dürften. Dennoch spricht die Autorin zwischenmenschliche Themen an, mit denen sich Jugendliche im Alter der Zielgruppe identifizieren können. Ich mag die Geschichte und freue mich jetzt schon auf den 2. Teil.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Einfühlsames Portrait einer starken Frau hinter ihrem erfolgreichen Mann

Gussie
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Auguste Adenauer - genannt Gussie - ist viel zu jung gestorben. Während sie 1948 im Krankenhaus liegt und weiß, dass sie ihrem Tod nicht mehr ausweichen kann, erinnert sie sich an ihr Leben. Sie ist die ...

Auguste Adenauer - genannt Gussie - ist viel zu jung gestorben. Während sie 1948 im Krankenhaus liegt und weiß, dass sie ihrem Tod nicht mehr ausweichen kann, erinnert sie sich an ihr Leben. Sie ist die zweite Frau von Konrad Adenauer, 20 Jahre jünger als er und charakterlich völlig anders als er. Bereits sehr früh im Roman stellt sich die Frage, was diese beiden so unterschiedlichen Menschen verbinden mag.

Aufgrund des Klappentextes habe ich ein Drama erwartet und war am Ende des Buches erstaunt über das wunderbar einfühlsame Portrait einer Frau, von der ich bis dahin noch nichts wusste und die kurzen Einblicke in das Leben von Konrad Adenauer.

Gussie Zinsser wuchs behütet mit einem liebevollen Vater auf, dem sie bis an ihr Lebensende Briefe schrieb und mit dem sie über all ihre Gedanken sprechen konnte. Diese Briefe stehen auszugsweise und in etwas abgewandelter Form über jedem Kapitel. Sie leiten die Kapitel thematisch ein und sorgen für die zeitliche Orientierung innerhalb des Romans. Mir gefällt dieses Stilmittel sehr, weil es die Geschichten noch authentischer wirken lässt, als es dem Autor ohnehin schon gelingt.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt, die sich am Ende des Buches mit Gussies Tod treffen. Einerseits wird in 1948 in der Gegenwart berichtet, wie Gussie ihr Leben im Krankenhaus wahrnimmt, welche Gedanken sie in dieser Situation hat, andererseits wird die Geschichte der jungen Gussie, beginnend mit dem Kennenlernen zwischen ihr und Adenauer erzählt. Beide Zeitebenen sind aus Gussies Perspektive geschrieben, wie sie die Dinge erlebt hat. Hier gefällt mir besonders gut, dass die Gegenwart im Präsens geschrieben wird, während Geschichten aus der Vergangenheit in eben dieser formuliert sind. Es fällt dem Leser leicht zu unterscheiden.

Gussie hat in ihrem kurzen Leben 2 Weltkriege miterlebt. Den ersten als junge Frau, den zweiten als Ehefrau und Mutter von 7 Kindern. Sie ist eine - für meine Begriffe - außergewöhnlich starke Frau, die sich mit Hingabe um ihre 3 Stief- und die 4 eigenen Kinder kümmert, um diese durch die schweren Zeiten zu tragen und ihnen dennoch das Gefühl von Liebe und Geborgenheit zu geben. Bis zu ihrem Tod leidet sie unter dem Verlust ihres Erstgeborenen.

Sie, genau wie Konrad Adenauer, hat sich stets von den Machenschaften des Nazi-Regimes distanziert, hat sich politisch engangiert und musste am Ende die Konsequenzen tragen. Ihre menschliche Hingabe ist es, die der Autor so fühlbar beschreibt und die einen beim Lesen einfach nicht kalt lassen kann.

Die im Klappentext angekündigte Episode, dass die Gestapo sie vor eine unmenschliche Wahl stellte, ist nur relativ kurz beschrieben, aber dies in einer Intensität, die einem eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Man fragt sich beim Lesen unweigerlich “Wie hätte ich entschieden?” und fühlt den Abgrund, in den sie geschaut haben muss, als sie ihre Entscheidung traf.

Von Anfang an - und selbst noch im Krankenhaus - strahlt Gussie etwas aus, dem man sich nicht entziehen kann und will. Der Autor schafft es unmissverständlich, ihre liebenswerte Art zu transportieren - unabhängig davon, wie gut oder schlimm eine Situation gerade ist. Er schafft es ebenfalls sehr sicher, ihre Zweifel - sowohl an sich selbst als auch an ihrer Ehe - zu zeigen und dem Leser das Gefühl zu geben, dabei zu sein.

Der Schreibstil von Christoph Wortberg war für mich anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, er schreibt stakkatoartig in Aufzählungen. Mit der Zeit merkt man aber, dass es diese Art zu schreiben ist, die eben so eindringlich ist. Es passiert so viel in so kurzer Zeit, dass dieser Schreibstil wirklich dazu passt. Überdies macht dieser Stil klar, dass er zwar über Gussie schreibt, ihre Person und ihr Leben aber keineswegs zu sezieren versucht.

Ich habe mir während des Lesens viele Formulierungen angestrichen, weil sie mir einfach unter die Haut gehen und nicht nur im Zusammenhang mit Gussie Adenauer und ihrem Leben, sondern auch in der heutigen Zeit Bestand und eine Bedeutung haben, den Tatsachen entsprechen.

Fazit:
Dieses Buch geht unter die Haut. Es zeigt einen Menschen, der viel Leid erfahren hat, in einer der wohl schwierigsten Zeiten lebte und dennoch bis auf einmal den Lebensmut und die Fröhlichkeit verlor. Es ist das Portrait einer Frau, um die es wirklich schade ist, dass sie viel zu früh gestorben ist. Man wünscht ihr wirklich aus tiefstem Herzen, sie hätte mehr Frieden erleben dürfen. Mich hat das Buch beeindruckt.

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