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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2018

Königinnen undercover

Die Königin von Lankwitz
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Als Irene aus dem Gefängnis entlassen wird, braucht sie einen Job, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gemeinsam mit ihrer – etwas schrillen – Knastfreundin Bea gründet sie eine Firma, die unliebsame ...

Als Irene aus dem Gefängnis entlassen wird, braucht sie einen Job, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gemeinsam mit ihrer – etwas schrillen – Knastfreundin Bea gründet sie eine Firma, die unliebsame (Ehe-)Männer beschädigt, damit sie mindestens genauso leiden müssen, wie bisher die Frauen unter ihnen gelitten haben.
Bea und Irene haben da einschlägige Vorerfahrungen.
Sie stellen einen Kodex auf und halten sich auch daran, zumindest meistens.
Doch dann stellt sich heraus, dass es da noch eine Firma gibt, die ähnliche Dienste anbietet – allerdings morden die im Auftrag. Schnell geraten Bea und Irene in deren Blickfeld, sie brauchen eine Weile, um herauszufinden, worum es eigentlich geht und das bringt sie in große Gefahr.
Die Geschichte wird aus allwissender Sicht erzählt, doch die Leserinnen sind oft nah an Bea dran, die ganz in ihrem neuen Job aufgeht – Auftraggeber zu akquirieren. Die Szenen sind sehr schnell aneinander geschnitten, ein Auftrag folgt dem nächsten, die beiden sind gut im Geschäft und ganz zufrieden mit sich und der Welt in Lankwitz.
So kann es natürlich bleiben und so bekommen die Leserinnen die Chance, den beiden bauernschlauen – oder müsste man stadtschlauen Damen bei ihren Versuchen zuzuschauen, sich aus der Misere zu lavieren. Die Sprache, die der Autor verwendet, ist nah am gesprochenen Wort dran, entspricht ihm aber nicht, sodass sich der Krimi wirklich sehr flüssig lesen lässt und damit leider viel zu schnell am Ende ist.
Die Spannung steigt kontinuierlich, und Bea und Irene wachsen einem schnell ans Herz.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Wer bin ich?

Nelkenliebe
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Das fragt sich Katharina immer mal wieder, jedoch in letzter Zeit eher öfter als selten. Zwar lebt sie mit einem Mann zusammen, den sie liebt – oder doch nicht?
Dann erfährt ihr Vater, dass er bald sterben ...

Das fragt sich Katharina immer mal wieder, jedoch in letzter Zeit eher öfter als selten. Zwar lebt sie mit einem Mann zusammen, den sie liebt – oder doch nicht?
Dann erfährt ihr Vater, dass er bald sterben muss und bittet sie darum, in Portugal nach seiner Jugendliebe zu suchen. Er hatte sie dort verloren, weil sie unter dem Unrechtsregime verhaftet worden war. Nun lässt ihm keine Ruhe, warum sie sich nach ihrer Entlassung von ihm abgewendet hat.
Katharina erfährt immer mehr (die Leserinnen auch): über die Geschichte Portugals, über ihren Vater, über ihren Verlobten und über sich selbst.
Dabei reist sie an einige schöne Orte Portugals, die ebenso beschrieben werden. Nach den ersten 100 Seiten möchte man selbst mal nachgucken fahren. Auch andere portugiesische Besonderheiten, Musik, Kulinarisches, Traditionen spielen eine Rolle und werden in die Handlung eingebunden.
Stilistisch liest sich das Buch sehr locker. Als Leserin ist man immer versucht zu spekulieren, was nun als nächstes geschieht und wird immer wieder überrascht: Es geschieht etwas vollkommen anderes.
So entsteht ein einerseits locker und leicht geschriebenes Buch, das andererseits das Leben unter einem Unrechtsregime nacherlebbar macht, indem es anhand von Einzelschicksalen davon berichtet.
Insgesamt ein sehr anregendes Buch, das trotz allem mit einem Happy End aufwartet, und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Grenzüberschreitungen

Der Belarus-Deal
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Tom ist ein ziemliches Arschloch, er klaut, betrügt, ist überheblich, behandelt Frauen unangemessen und ist auch sonst ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 22 Jahren glaubt er, die Welt sei zu ...

Tom ist ein ziemliches Arschloch, er klaut, betrügt, ist überheblich, behandelt Frauen unangemessen und ist auch sonst ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 22 Jahren glaubt er, die Welt sei zu seinem Vergnügen da. Derzeit arbeitet er in einem Fitness-Center, doch eigentlich sieht er sich als Journalist – investigativer Journalist, gefeierter investigativer Journalist. Aus diesem Grund stimmt er einem Treffen mit dem ehemaligen Schulkameraden Reuter zu.
Dieser versorgt ihn mit ausreichend Informationen übers Darknet und eine dubiose Organspendefirma, sodass Tom, ohne groß darüber nachzudenken, einen folgenschweren Entschluss trifft: Er bewirbt sich um ein Organ und wird prompt nach Minsk eingeladen. Mit leichtem Unwohlsein tritt er die Reise an.
Das ist der Anfang einer rasanten Achterbahnfahrt oder eher einer Schussfahrt, deren Ende wegen Nebels nicht zu erkennen ist. Man könnte auch auf einen Steilhang zurasen.
Tom bekommt keinen Moment mehr zum Durchatmen. Er weiß auch bald nicht mehr, wem er vertrauen kann, wie weit die Netze der Organspendefirma reichen und wer warum in diese Angelegenheit verwickelt.
Dabei entwickelt Tom sich langsam, vom Anti-Helden zu einem Helden wider Willen, der immerhin anfängt, über sich, sein Leben und seine Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen nachzudenken.
Es gelingt dem Autor, seine Leserinnen und Leser mitzureißen, sowohl seine Sprache als auch die Entwicklung des Plots, mit überraschenden Wendungen und Bruce-Willis-artigen Stunts, sorgen dafür, dass die Spannung stetig steigt. Atemlos verfolgt man die Flucht Toms, bis zum bitteren Ende.
Es wird deutlich, dass sich der Autor tief in die Materie eingearbeitet hat, die dem Thriller zugrunde liegt. Die dafür notwendigen Informationen verpackt er in spannende Dialoge, die die Handlung vorantreiben.
Besonders der Prolog baut eine Spannung auf, die bequem über die Einführung des Helden und seinen Auftrag hinweg trägt, und sobald er den Ruf zum Abenteuer gehört und die erste Schwelle überschritten hat, mag man das Buch kaum noch weglegen.
Fazit: Ein spannender, schnell geschnittener Thriller zu einem brisanten Thema mit einem überzeugenden Helden, mit dem man trotz aller, oder gerade wegen ?, seiner Schwächen mitfiebert.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Derb und munter

Rotzhase & Schnarchnase - Möhrenklau im Bärenbau
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Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche ...

Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche Figuren gehört, ist Bär sehr mütterlich, sorgt sich um Hase, will mit ihm spielen und ahnt nicht, dass er sie beklaut und betrogen hat.
Doch dann kommt der Wolf ins Spiel, und für Hase wird es wirklich gefährlich. Jetzt ist es gut, dass Bär ihm hilft und das bringt ihn zum Umdenken.
An vielen Stellen ist die Sprache sehr pointiert, witzig, clever genutzt und erzählt eine rasante Geschichten, getrieben von Missverständnissen und Verrat. Andererseits wird seitenlang auf den Köteln herumgeritten, die Hase vertilgt, was ein witziger Nebenschauplatz sein könnte, bekommt so viel zu viel Gewicht, obwohl es zur eigentlichen Geschichte nichts beiträgt.
Sehr ansprechend finde ich die Illustrationen, die mit Blau als einziger Farbe auskommen und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen. Die Tiere sind weder süßlich noch disneyartig dargestellt und bekommen so einen ganz eigenen Charakter. Auf den Bildern ist so einiges zu entdecken.
Vermutlich ist die Übersetzung an der seltsamen Die-Bär-Konstruktion verantwortlich, es fragt sich nur, welchen Mehrwert das für den Text bietet.
Schon der Titel lässt auf eine freche Geschichte hoffe: „Rotzhase und Schnarchnase“ und bietet damit auch gleich einen Interpretationsansatz. Der rotzfreche Hasenlöffel amüsiert sich auf Kosten des schnarchnasigen Bären, soweit so gut, so ansprechend. Dazu passen der Schreibstil und die Illustrationen wie die Faust aufs Auge. Sehr schön auch der Versuch, einen Schneemann zu bauen, weil sich hieran gut zeigen lässt, wie sich Hase im Laufe der Geschichte verändert. Für die jungen Leserinnen und Leser – das Buch ist für Sechsjährige konzipiert – ist sicher auch die Geschichte mit der schlappen Möhre (die Hase Bär erst geklaut hat und ihr dann schenkt) ziemlich witzig. Leider wird das nicht durchgehalten.
Trotzdem handelt es sich um ein lesenswertes Buch, das der Zielgruppe sicher das eine oder andere Kichern abluchsen wird.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Einmal berühmt sein

Das Ravioli-Chaos oder Wie ich plötzlich Held wurde
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Seine Schwester Nela ist es, berühmt, denn sie spielt in einer Seifenoper mit und pflegt Starallüren. Ihr kleiner Bruder Lenni hingegen ist eher durchschnittlich. Doch er wittert hinter jeder Ecke ein ...

Seine Schwester Nela ist es, berühmt, denn sie spielt in einer Seifenoper mit und pflegt Starallüren. Ihr kleiner Bruder Lenni hingegen ist eher durchschnittlich. Doch er wittert hinter jeder Ecke ein Geheimnis und denkt viel über sich und die Welt nach. Gut, dass er einen besten Freund hat, Walze, genauso alt wie er, aber abgeklärter.
Als Lenni eines Abends für den Späti-Besitzer Otto in seinem Laden aufpasst, wird der Laden überfallen, oder so. Jedenfalls fällt dabei ein großer Stapel Ravioli-Dosen um, sodass alle glauben, Lenni habe den Dieb kaltblütig verjagt. Lenni verpasst die Chance, alles gerade zu rücken und wird als Held gefeiert, doch dann erhält er einen Drohbrief.

Zum Glück kommt später irgendwie alles doch noch ganz anders, aber bis es soweit ist, ist viel passiert. Lenni hat jede Menge nachgedacht und gelernt. Selbst Nela entwickelt sich weiter.
Dieser Roman richtet sich an Kinder ab acht Jahren und trifft sowohl inhaltlich als auch sprachlich voll den Nerv der Zielgruppe. Es ist ein großes Vergnügen, diese Geschichte zu verfolgen und Lenni dabei zu beobachten, wie schwer es sein kann, das Richtige zu tun, obwohl man eigentlich weiß, was das Richtige wäre. Es ist auch überaus erstaunlich, wie viele Umstände zu einem Faktum beitragen, es beeinflussen, bestimmte Dinge unmöglich machen, obwohl gerade die hilfreich wären.
Hier wird Zivilcourage erlebbar. Die Leserinnen und Leser können miterleben, wie Lennis Aktionen, Reaktionen und Nicht-Aktionen direkte Auswirkungen auf das Leben anderer haben. So können sie nachfühlen, was geschieht und für sich selbst überlegen, wie sie reagieren würden.
Ergänzt wird die Geschichte durch zahlreiche Schwarz-Weiß-Illustrationen, die einzelne Aspekte aus der Geschichte bildlich darstellen. Die Zeilen sind in breitem Abstand gedruckt, sodass sich der Text leicht lesen bzw. vorlesen lässt.
Ein spannendes Abenteuer mit vielen Überraschungen, kindgemäßen Abenteuern und humorvollen, cleveren, lebenslustigen, empathischen Helden.