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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2018

Nachdenklich

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Nachdenklich macht einen das Buch des jungen Autors, Genki Kawamura, allemal. Der Briefträger ohne Namen, der Ich-Erzähler, der mit den Lesern durch das Buch wankt, bekommt die Diagnose, dass er einen ...

Nachdenklich macht einen das Buch des jungen Autors, Genki Kawamura, allemal. Der Briefträger ohne Namen, der Ich-Erzähler, der mit den Lesern durch das Buch wankt, bekommt die Diagnose, dass er einen Tumor im Gehirn hat und nur noch wenig Zeit auf dieser Welt verbringen wird.
Zuhause sucht ihn der Teufel auf und bietet ihm an, dass er für jeden Gegenstand, den er von der Welt verschwinden lässt, einen Tag länger leben darf.
Das setzt natürlich sofort die Überlegungen beim Lesen frei: Was würde ich verschwinden lassen? Und da fallen einem auf Anhieb viele Dinge ein.
Doch so einfach macht es der Teufel dem Postboten natürlich nicht. Er schlägt Dinge vor und dabei handelt es sich nicht um Bakterien oder Mundgeruch. Es sind jeweils genau die Dinge, die im Leben des Protagonisten eine besondere Rolle gespielt haben: Telefone, Kinofilme, Katzen …
Bevor er die Dinge verschwinden lässt, darf er sie noch einmal nutzen und dabei erinnert er sich an sein Leben, an verpasste Gelegenheiten und stellt fest, er sein Leben eigentlich nicht wirklich gelebt hat. Jetzt scheint es zu spät zu sein …
Das schmale Bändchen macht sofort neugierig, wenn man es in die Hand nimmt, es stimmt alles: Titelbild, Titel, Klappentext, auch das Buch startet fulminant. Doch irgendwann wird es ein wenig weinerlich, der Ich-Erzähler wiederholt sich und tut sich selbst unendlich leid. Erst das Ende versöhnt einen wieder ein wenig.
Trotzdem bleibt die Anregung, darüber nachzudenken, was bleibt, wenn ich gehe? Und will ich das?

Veröffentlicht am 08.05.2018

Gleichgewicht der Natur

Die Geschichte des Wassers
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Mit der „Geschichte des Wassers“ legt Maja Lunde den zweiten Teil ihrer breit angekündigten Klima-Tetralogie vor. Ähnlich wie in „Die Geschichte der Bienen“, ein Buch das ich uneingeschränkt empfehlen ...

Mit der „Geschichte des Wassers“ legt Maja Lunde den zweiten Teil ihrer breit angekündigten Klima-Tetralogie vor. Ähnlich wie in „Die Geschichte der Bienen“, ein Buch das ich uneingeschränkt empfehlen kann, lernen die Leserinnen und Leser auch in diesem Band die Figuren auf zwei Ebenen kennen.
Die erste spielt 2017 in Norwegen. Signe Hauger, Journalistin, hat sich ein Leben lang für den Erhalt der Natur eingesetzt. Doch nun geht ihr früherer Freund Magnus zu weit, als er beginnt, die Gletscher für seine Zwecke zu nutzen. Sie sucht ihn auf.
Die zweite Ebene spielt 2014 in Frankreich. Es gibt kaum noch Wasser. Auch David flüchtet mit seiner Tochter Lou vor der Dürre und Feuer. In einem Auffanglager in Frankreich will er auf seine Frau und seinen Sohn warten. Sie wurden auf der Flucht getrennt. Werden sie im Lager überleben können?
Auch in diesem Band sind die Hauptfiguren nicht unbedingt die Sympathieträger. Trotzdem ist mir David näher gekommen als Signe. Sie wirkte stets sehr unnahbar und auf sich bezogen.
Trotzdem leistet dieses Buch einen großen Beitrag zum Verständnis der Vorgänge, die unsere Welt und damit unseren Lebensraum bedrohen.
Die Szenarien, die Lunde entwickelt, zeigen in der Romanhandlung anhand eben beispielhafter Figuren auf, wie sich alles entwickeln könnte, wenn es schlecht läuft, bzw. so weiter läuft, wie es gerade angefangen hat.
Das wirkt nachhaltiger als alle theoretischen Ausarbeitungen und Statistiken.
„Die Bienen“ haben mich mehr überzeugt, trotzdem kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Spannend und lehrreich

Der Schlüssel des Salomon
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Tomàs Noronha hat ganz andere Probleme, als er denkt. Nicht nur seiner Mutter geht es schlecht, er wird von der CIA für den Mörder ihres Agenten Frank Bellamy gehalten, der im CERN, dem Europäischen Kernforschungszentrum, ...

Tomàs Noronha hat ganz andere Probleme, als er denkt. Nicht nur seiner Mutter geht es schlecht, er wird von der CIA für den Mörder ihres Agenten Frank Bellamy gehalten, der im CERN, dem Europäischen Kernforschungszentrum, gefunden wurde.
Natürlich setzt er, nachdem er der Gefahr gewahr worden ist, alles daran, den wahren Täter zu überführen. Wozu ist er schließlich Codespezialist?
Das Buch ist von der ersten Seite an spannend, weil Tomàs liebenswert ist und man von Anfang weiß, welcher Bedrohung er ausgesetzt ist.
Zudem bindet der Autor die physikalischen Überlegungen und Entwicklungen so elegant in die Handlung ein, dass man kaum merkt, dass man eigentlich beehrt wird.
Es handelt sich um einen zweiten Band des Autors, nach dem Einstein Enigma, das jedoch völlig unabhängig zu lesen ist.
Es handelt sich um ein sehr spannendes, lehrreiches und ungewöhnliches Buch, das man mit Fug und Recht als Wissenschaftsthriller beschreiben kann.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Zwei Ebenen ergänzen sich

Das Geheimnis der Muse
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Majorie Quick arbeitet am Skelton Square Institute of Art, als ihr ein Buch des Malers Isaac Robles in die Hände fällt, das sie bemerkenswert findet. Etwa zur gleichen Zeit stellt sie Odelle Bastien als ...

Majorie Quick arbeitet am Skelton Square Institute of Art, als ihr ein Buch des Malers Isaac Robles in die Hände fällt, das sie bemerkenswert findet. Etwa zur gleichen Zeit stellt sie Odelle Bastien als Schreibkraft ein. Odelle stammt aus der britischen Kolonie Trinidad und leidet als farbige Frau unter der Zwei-Klassen-Gesellschaft der 60er Jahre.
Odelle möchte eigentlich Schriftstellerin werden und träumt davon, veröffentlicht zu werden.
Die Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schnell.
Ein zweiter Erzählstrang handelt von Olive, die1936 mit ihren Eltern nach Andalusien in ein Herrenhaus gezogen ist. Auch sie muss sich in einer von Männern regierten Welt behaupten. Obwohl ihr Vater Kunsthändler ist, erkennt er Olives Potenzial nicht. Der einsetzende spanische Bürgerkrieg erleichtert ihren Kampf nicht.
In dem Buch taucht man als Leserin oder Leser tief in die beiden Welten von Olive und Odelle ein. Die Handlungen werden immer spannender und erinnern an vielen Stellen durchaus an Krimihandlungen oder gar einen Thriller.
Auch der Schreibstil ist sehr warm und zieht einen unwillkürlich in das Buch hinein. Eine unbedingte Leseempfehlung, für alle die auch mal hinter das fertige Kunstwerk blicken wollen.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Ein Experiment

Mordzeitlose
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Margrit Kunkel ist in der DDR in einem Gartenbaubetrieb aufgewachsen. Schon früh hat sie sich ebenfalls für Pflanzen interessiert. Sie leidet unter dem tragischen, frühen Tod ihrer Mutter, hat aber keine ...

Margrit Kunkel ist in der DDR in einem Gartenbaubetrieb aufgewachsen. Schon früh hat sie sich ebenfalls für Pflanzen interessiert. Sie leidet unter dem tragischen, frühen Tod ihrer Mutter, hat aber keine besonders guten Erinnerungen an sie.
Margrit möchte den Hunger in der Welt bekämpfen und glaubt, dies mit entsprechend gezüchteten Pflanzen erreichen zu können. Über Kontakte in den Westen macht sie sich einen Namen und gelangt so, nach der Grenzöffnung, an einen guten Arbeitsplatz.
Der Kriminalroman entwickelt sich genauso langsam wie die Pflanzen wachsen. Er nimmt nicht an Geschwindigkeit zu, auch als es zu weiteren Morden kommt, nicht.
Die Ermittler arbeiten genauso langsam, haben ebenfalls viel Zeit und kommen dem Mörder erst sehr spät auf die Spur.
Viele Erzählanteile aus der ehemaligen DDR rufen Erinnerungen wach, die man längst vergessen hatte, was nette Momente erzeugt.
Andererseits erzählt die Autorin mit sehr vielen Redundanzen und leider weiß man schon nach wenigen Kapiteln, was geschehen ist und worauf es hinauslaufen wird. Dazu trägt auch der – zugegebenermaßen eindrucksvolle – Titel bei.
Trotz aller Langsamkeit, oder gerade deswegen?, vermittelt der Krimi eine besondere Stimmung und nistet sich in der Erinnerung ein.
Ein Experiment.