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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2018

Hobbyermittler

Tod im Hopfengarten
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Opa Wimmer und seine Enkelin ermitteln nunmehr in ihrem vierten Fall – diesmal sogar mit offiziellem Auftrag. Schließlich verschwinden seit geraumer Zeit immer wieder Kunstwerke aus Kirchen. Kein finanziell ...

Opa Wimmer und seine Enkelin ermitteln nunmehr in ihrem vierten Fall – diesmal sogar mit offiziellem Auftrag. Schließlich verschwinden seit geraumer Zeit immer wieder Kunstwerke aus Kirchen. Kein finanziell riesiger Verlust, keine Toten, keine Verletzten, aber eben doch eine Straftat. Doch als nun noch eine skelettierte Leiche gefunden wird, hat der Kommissar noch viel weniger Zeit und Lust, sich mit den Kirchenkunstwerken zu beschäftigen. So hofft er auch, Opa und Enkelin aus dem Leichenfundfall herauszuhalten, denn noch weiß niemand, um wen es sich bei dem Toten handelt.
Der Leser begleitet (mehr oder weniger) abwechselnd die beiden Hobbyermittler und den Profi bei ihrer Arbeit und erfährt so Vieles über die Region, durch die sie streifen, vom Dialekt, übers Essen bis zu den Bräuchen und Vorurteilen.
Gelegentlich ein bisschen viel des Guten, die Belehrungen tun der Spannung nicht gut, obwohl sich der Plot dreht und windet wie ein Aal und mit einigen Überraschungen aufzuwarten hat. Auch kommt der Humor nicht zu kurz, dafür stehen die launigen Passagen mit Opa Wimmer. Der Text liest sich trotz der vielen Dialektpassagen flüssig und ist sicher für alle verständlich.
Insgesamt ein gut gemachter Krimi mit Humor und einem recht spannenden Plot.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Fantastisch

Das geheime Tor
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Das Laserschwert ist aus „Peter Pan“ verschwunden. Ein wenig haben die Geschwister Alba und Diego mit Hilfe ihrer Tante, der Buchhändlerin und Buchbewahrerin Beatriz, also in Ordnung gebracht. Doch das ...

Das Laserschwert ist aus „Peter Pan“ verschwunden. Ein wenig haben die Geschwister Alba und Diego mit Hilfe ihrer Tante, der Buchhändlerin und Buchbewahrerin Beatriz, also in Ordnung gebracht. Doch das beinahe leere Buch der Newcomer-Autorin, das die beste Geschichte aller Zeiten enthalten sollte, ist immer noch beinahe leer, und in den Klassikern befinden sich noch immer Fehler, die alles auf den Kopf stellen.

So auch in den „Drei Musketieren“. Hier treibt ein Zwerg sein Unwesen und sorgt dafür, dass die Musketiere nicht zu der verschworenen Gruppe von Freunden werden können, die sie im Original mal waren.
Der Bösewicht – Zargo, der offensichtlich möchte, dass die Menschen mehr Computerspiele spielen (die er vertreibt) und weniger lesen (Bücher sagen ihm nichts, er ist sogar allergisch gegen Papierstaub) – ist sehr zornig, weil er diesen Peter-Pan-Rückschlag erleiden musste. Doch sein Vollstrecker, Gustav Wart, der davon träumt einen Bestseller zu schreiben … hm … davon träumt, überhaupt ein Buch zu veröffentlichen (was Zargo ihm versprochen hat, wenn er erfolgreich ist), der sich das ganze Projekt ausgedacht hat, konnte ein vielversprechendes Telefonat abhören und ist äußerst optimistisch, dass er verhindern kann, dass weitere Bücher korrigiert werden.
Während er auf dem Weg zum Nordpol ist, reisen Alba, Diego und Betariz nach Paris und besuchen die traditionsreiche Buchhandlung „Shakespeare and Company“, die von einer Freundin und Vertrauten von Beatriz betrieben wird. Sie wacht über die „Drei Musketiere“ und besitzt ein Originalmanuskript.
Diego und Alba reisen in die Vergangenheit und versuchen, den Zwerg aus der Geschichte hinaus zu bugsieren, doch das ist schwieriger, gefährlicher und langwieriger als gedacht.
Auch diese Geschichte (Band 2 einer Reihe) schwankt zwischen moderner Geschichte um zwei Jugendliche, einen geheimen Kriminalfall und der fantastischen Reise in die Handlung eines Buches.
Das ist äußerst spannend zu lesen, auch für Menschen, die „Die drei Musketiere“ nicht kennen sollten, denn es wird ausreichend über die Handlung informiert, ohne dabei langweilig zu werden, und da die beiden Kinder im Jahr 1625 genauso fremd sind wie die Leserinnen und Leser, benötigen beide Seiten mehr Informationen und die erhalten sie in ausreichendem Maße, verknüpft mit der actionreichen Handlung.
Dieser fantastische Zeitreiseroman entführt die Leserinnen und Leser in die Welt der Bücher und ins Jahr 1625 nach Frankreich. Es ist überaus spannend und gleichzeitig lehrreich.
Der Roman ist liebevoll gestaltet, z.B. mit einem Daumenkino am unteren Rand, besteht aus griffigem Papier, enthält einige Illustrationen und überzeugt auch durch das interessant gestaltete Cover.
Fazit: Äußerst lesenswert.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Beschaulich

Tragödie auf einem Landfriedhof
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Heiligabend, Schweden, 1954 – das heißt: keine Handys, keine Forensik, keine Überwachungskameras. Was bleibt? Die Cleverness der Ermittler und die echte Ermittlungsarbeit zu Fuß und durch Interaktion und ...

Heiligabend, Schweden, 1954 – das heißt: keine Handys, keine Forensik, keine Überwachungskameras. Was bleibt? Die Cleverness der Ermittler und die echte Ermittlungsarbeit zu Fuß und durch Interaktion und Kommunikation.
Das macht den Charme des Cosy-Krimis von Maria Lang aus. Puck Bure und ihr Mann müssen etliche (sprichwörtliche) Steine umdrehen, bevor sie den Leserinnen und Leser – in bester Agatha Christie-Manier – den Schuldigen servieren.
Obwohl es um ein ganzes Dorf geht, bleibt doch nur eine Handvoll Beteiligter bzw. möglicher Täter, sodass wir mit Fug und Recht von einem Closed-Room-Mystery ausgehen können, was dazu führt, dass man genüsslich einem Faden folgt, in aller Ruhe die weihnachtliche Stimmung im Schnee genießen kann und dabei gut unterhalten wird.
Keine großartige Action, keine blutrünstigen Morde, mehr Geheimnis als Gewalt.
Ich fühlte mich gut unterhalten und wie auf einer Zeitreise.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Modern

App to Date
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Jenny arbeitet an der Uni an einer Dating-App, die unglaublich erfolgreich ist. Aus den verschiedensten Gründen: einerseits ist sie kostenlos, andererseits scheint sie gut zuzuordnen, sodass die Dates ...

Jenny arbeitet an der Uni an einer Dating-App, die unglaublich erfolgreich ist. Aus den verschiedensten Gründen: einerseits ist sie kostenlos, andererseits scheint sie gut zuzuordnen, sodass die Dates erfolgreich verlaufen. Die Forschungen im Hintergrund sammeln unglaublich viele Daten der Nutzer und werten sie aus, um immer besser im Matching zu werden.
Als Jennys Bruder Marc ihr die Dating-App installiert, weil sie gerade Single ist und er gute Erfahrungen damit gemacht hat, setzt er die kriminellen Ereignisse in Gang, die Jenny dazu bringen, ihr ganzes bisheriges Leben, ihre Überzeugungen in Frage zu stellen und umzukrempeln.
Ihr Bruder Marc wird Opfer eines Anschlags. Zum Glück hat sie Jakob kennengelernt, er unterstützt sie, doch dann gerät er in Verdacht, ein Mörder zu sein.
Das moderne Thema verknüpft mit einer Liebesgeschichte und einem durch und durch plausiblen Kriminalfall lässt das Buch zu einer spannenden Lektüre werden. Jenny ist eine sympathische Heldin, man begleitet sie gern durch die Wirren der Geschehnisse und kann gut nachvollziehen, warum sie sich wie entscheidet.
Die anderen Figuren sind weniger detailliert gestaltet, was besonders bei dem Täter dazu führt, dass man das relativ schnell durchschaut hat. Das Ende gestaltet sich fulminant uns clever, eine wirkliche Überraschung gibt es nicht.
Insgesamt ein spannender Kriminalroman mit interessanten Figuren und einem modernen Thema, den man gern liest.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Landidylle?

Unterleuten
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Unterleuten ist ein imaginäres Dorf in Ostdeutschland. In 62 Kapiteln kommen einige der Einwohner zu Wort und erzählen, ganz aus ihrer Perspektive, was so abgeht. Dabei sind die einzelnen Perspektiven ...

Unterleuten ist ein imaginäres Dorf in Ostdeutschland. In 62 Kapiteln kommen einige der Einwohner zu Wort und erzählen, ganz aus ihrer Perspektive, was so abgeht. Dabei sind die einzelnen Perspektiven sehr persönlich gefärbt, und die Protagonisten wirken auf den ersten Blick eher unsympathisch. Das gibt sich im Laufe der Zeit, wenn man sie besser kennenlernt, ein wenig (aber nicht vollständig).
Doch genau das macht den Mikrokosmos, den Juli Zeh gewohnt sprachgewandt, erzeugt, so einzigartig, so anrührend, so erbärmlich – mit einem Wort so interessant.
Oben auf geht es um den geplanten Windpark und wer daraus welche Vorteile ziehen kann, unten drunter geht es jedoch um ganz andere Themen, da spielt die Familiengeschichte genauso eine große Rolle wie die DDR-Vergangenheit, Ehekrisen oder persönliche Probleme. Dabei erzählt Juli Zeh humorvoll, immer mit Untertönen, Seitenhieben und durch ihren Sarkasmus eben auch oft mit der Wahrheit einer zweiten Ebene, einer anderen Lesart verknüpft.
Insgesamt entsteht ein Bild von einem ostdeutschen Dorf, das sicher exemplarisch für viele Dörfer und ihre Strukturen stehen kann und den Blick auf die Gesellschaft durchaus verändert.