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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2020

Schockierendes Thema beeindruckend zu Papier gebracht

Schrei! Nur wenn ich laut bin, wird sich was ändern
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In "Schrei" kritisert die Autorin den Umgang mit sexuellem Missbrauch, die fehlende Auseinandersetzung mit den psychischen Folgen und generell das Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen. Damals, aber auch ...

In "Schrei" kritisert die Autorin den Umgang mit sexuellem Missbrauch, die fehlende Auseinandersetzung mit den psychischen Folgen und generell das Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen. Damals, aber auch heute noch.

Es ist eine Autobiografie in Versform, was ihren Worten sehr viel Ausdruckskraft verleiht. Sie beschreibt viele verschiedene Episoden ihres Lebens und die Geschichten, die andere ihr anvertraut haben und verwebt all das gekonnt mit dem, was generell an der Gesellschaft zu kritisieren ist:

Die Autorin berichtet, wie sie teilweise unter ihren Eltern gelitten hat. Wie ihr in ihrer Kindheit und Jugend jegliche Stabilität fehlte. Wie sie selbst mit 13 vergewaltigt wurde. Sie beschreibt ihre Angstgefühle, die Scham und den Ekel, die sie danach begleitet haben. Das hat mich beim Lesen getroffen wie tausend Messerstiche. Die Berichte anderer Personen machen zudem erschreckend deutlich, wie häufig sexueller Missbrauch wirklich stattfindet.

Anderson schreibt emotionsgeladen und bildgewaltig. Sie klagt an, hält einen Spiegel vor, reflektiert, aber sie spendet auch Hoffnung und Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Nach dem Lesen bleibt man nicht nur entsetzt und sprachlos zurück. Die Autorin hat auch trostspendende Worte. Sie versucht Menschen, denen es wie ihr geht, den Mut zu geben, ihre Stimme zu erheben. „Schrei“ ist ein Buch, das in jeder Hinsicht unter die Haut geht. Von mir eine ganz klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Ruhiges, gutes Buch zum Nachdenken

Eine Frau
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Wie viel weiß man eigentlich wirklich über seine eigenen Eltern? In welchen Verhältnissen sie aufgewachsen sind, wie sich die auf sie ausgewirkt haben. Oder wie sie als Kinder und Jugendliche so drauf ...

Wie viel weiß man eigentlich wirklich über seine eigenen Eltern? In welchen Verhältnissen sie aufgewachsen sind, wie sich die auf sie ausgewirkt haben. Oder wie sie als Kinder und Jugendliche so drauf waren. Was war typisch für sie und wovon haben sie geträumt?
In „Eine Frau“ versucht Annie Ernaux dem Leben ihrer Mutter auf die Spur zu kommen. Dabei blickt sie nicht nur auf die Mutter selbst, als Person, sondern auch auf die Umstände, unter denen sie gelebt hat. Ausgangspunkt ist der Tod von Ernauxs Mutter.

Ein gelungenes Portrait einer Frau, bzw. einer Familie, vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Position. Es ist ein spannender Versuch, die eigene Mutter komplett zu reflektieren. Und meiner Meinung nach schafft die Autorin es, ein stimmiges und nachvollziehbares Bild ihrer Mutter darzustellen. Wir lernen sie nicht nur als Mutter kennen, sondern als ganze Person.

Die Autorin bringt zum einen gut die ambivalenten Gefühle rüber, die man seiner Mutter gegenüber haben kann. Zum anderen erfährt man in dem Buch nicht nur was über die Mutter der Autorin, sondern auch über das große Ganze, über die Art und Weise wie Menschen ihrer sozialen Position entsprechend handeln und denken.

Ernaux wird dabei nie überschwänglich emotional und hält sich oft an Fakten und eine eher objektive Reflexion. Aber gerade die häufig auftauchenden Momentaufnahmen berühren einen doch sehr beim Lesen. Diese Momentaufnahmen spiegeln sich auch im Sprachstil wieder, weil die Autorin oft nicht in ganzen Sätzen, sondern in Eindrücken erzählt.

Und immer wieder klingt durch, wie sehr sie ihre Mutter geliebt hat, auch wenn sie sich zeitweise entfremdet haben. Besonders da hat mich das Buch angesprochen, weil ich unweigerlich an meine Beziehung zu meiner Mutter denken musste. Durch diese Parallele konnte ich gut mit der Autorin und ihrem Schmerz über den Verlust mitfühlen. Und ich kann ungefähr nachvollziehen, wieso es ihr so wichtig ist, ihrer Mutter im Schreiben noch nahe zu bleiben.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Außergewöhnlich, packend, gut geschrieben

Nevernight - Die Prüfung
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Mia Corvere ist auf Rache aus. Ihr Vater wurde ermordet, ihre Mutter und ihr Burder starben im Gefängnis. Schuld sind der Kardinal Duomo, der Justicus Remus und Julius Scaeva. Sie bestraften die Familie ...

Mia Corvere ist auf Rache aus. Ihr Vater wurde ermordet, ihre Mutter und ihr Burder starben im Gefängnis. Schuld sind der Kardinal Duomo, der Justicus Remus und Julius Scaeva. Sie bestraften die Familie Corvere für Verrat an der itreyanischen Republik. Mia hat deswegen nur ein Ziel: Den Schuldigen das gleiche Schicksal zukommen lassen. Sie begibt sich zur roten Kirche, um sich dort als Assassine ausbilden zu lassen. So hat sie die besten Chancen. Doch die Ausbildung ist hart und tödlich und nicht jeder dort ist ihr wohlgesonnen ...

Was soll ich sagen - bevor ich Nevernight Band 1 gelesen habe, hat mich lange kein Fantasy-/Jugendroman mehr so sehr gepackt! Ich war überwältigt vom Einfallsreichtum der Geschichte. Irgendwo ähneln sich doch die meisten, aber das war wirklich neu, erfrischend und vor allem unvorhersehbar. Das hat mir besonders gefallen: Ich wusste wirklich nicht, was mich als nächstes erwartet und das hat mich an den Seiten kleben lassen.

Mia ist meistens sympathisch, aber bei weitem nicht fehlerfrei, und auch die anderen Charaktere haben wirklich mein Interesse geweckt. Jeder hat eine besondere Geschichte oder Charakterzug. Das Buch ist actionlastig, mit vielen Kämpfen, aber nie zu ekelig brutal. Emotionen kommen auch nicht zu kurz - das Buch hat mich an vielen Stellen sehr berührt. Dazu kommt, dass es am Ende einen großen Plottwist gab, der mich total aus den Socken gehauen hat.

Auf jeder Seite des Buches spürt man außerdem, wie viel Gedanken sich der Autor über seine Geschichte und die Welt, in der sie spielt, gemacht hat. Überall sind Infos eingestreut, Anekdoten, Kommentare, die die Welt zu mehr als nur einer "undefinierbaren Parallelwelt" machen - alles hat Hand und Fuß und Geschichte und ein ganzes Nevernight-Universum wird geschaffen. Ich liebe sowas.


Von mir auf jeden Fall eine absolute Empfehlung! Erfrischend anders, unerwartet und voller Spannung. Lest es.

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