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Veröffentlicht am 28.01.2022

Ein toller Roman, dessen Titel passender nicht sein könnte

Erschütterung
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Percival Everett's Roman hätte wohl keinen besseren Titel als Erschütterung tragen können. Denn um Erschütterung geht es.

Zach Wells, Paläontologe ist ein Mann der sich nie für denk Kampf um Gerechtigkeit ...

Percival Everett's Roman hätte wohl keinen besseren Titel als Erschütterung tragen können. Denn um Erschütterung geht es.

Zach Wells, Paläontologe ist ein Mann der sich nie für denk Kampf um Gerechtigkeit eingesetzt hat. Er fühlt sich als Professor seinen weißen Kollegen weder im vor - noch im Nachteil, seine Ehe ist eher bequem als Glücklich. Nur seine Tochter liebt er abgöttisch. Er lebt so vor sich hin....

Bis seine kleine Welt erschüttert wird. Seine Tochter leidet am Batten Syndrom einer schweren, neurodegenerativen, unheilbaren Krankheit und wird bald sterben. Zach verliert den Boden unter den Füßen, versucht seiner Tochter noch jeden Wunsch zu erfüllen und erkennt das, egal was er tut es nichts an der Diagnose ändern wird.

Als er in einer online gekauften Jacke einen anonymen Hilferuf entdeckt ist das sozusagen der letzte Strohhalm an den er sich klammert um vor Schmerz nicht durchzustehen. Er will diesem Hilferuf unbedingt Nachgehen und flieht in die Wüste New Mexikos. Dort erfährt er noch eine Erschütternde Wahrheit, nämlich das viele Frauen immer wieder von Cartellen verschleppt, misshandelt und getötet werden. Nun will er unbedingt die Wahrheit herausfinden. Er will diese Frauen retten und hofft sich damit selbst retten zu können.


Mir hat der Roman unglaublich gut gefallen. Er war sehr anspruchsvoll, tiefgründig und bewegend. Der Schreibstil war eher ungewöhnlich und Zach war ein sehr interessanter Protagonist. Auch das Cover fand ich ebenso wie den Titel sehr passend da es versinnbildlicht wie Zach versucht seine Tochter festzuhalten und zu beschützen, auch wenn er weiß das er sie früher oder später loslassen muss.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Der Wille eines Mädchens zu überleben

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Paul Lynch hat mit Grace einen Roman geschaffen der von Schreibstil und Handlung an Charles Dickens erinnert.

Die Protagonistin, die 14 Jährige Grace, ist, nachdem ihre Eltern sie weggeschickt haben weil ...

Paul Lynch hat mit Grace einen Roman geschaffen der von Schreibstil und Handlung an Charles Dickens erinnert.

Die Protagonistin, die 14 Jährige Grace, ist, nachdem ihre Eltern sie weggeschickt haben weil sie sie nicht mehr ernähren können, sich selbst überlassen.
Ihre Mutter hat sie in Jungenkleidung gesteckt und  ihr die Haare abgeschnitten damit sie als Junge alleine zumindest eine geringe Chance hat zu überleben.
Alleine.... Nicht ganz denn ihr kleiner Bruder hat sich ihr auf ihrer Reise ins ungewisse unbemerkt angeschlossen. Nun muss sie nicht nur für sich selbst sondern auch noch für ihn sorgen. Sie müssen ums Überleben kämpfen. Hunger und Armut haben die Menschen zur Verzweiflung getrieben und sie jegliche Skrupel vergessen lassen. Die Kinder müssen sich mit Dieben, Mördern, gewalttätigen und verzweifelten Menschen herumschlagen. Während sie ums Überleben Kämpfen, einen Winter überstehen müssen und Grace immer härter und durch die Verzweiflung immer skrupelloser wird, macht sie auch ihre Entwicklung von einem Kind zu einer jungen Frau durch was bei ihr für einige Verwirrung sorgt und sie in Gefahr bringt. Immer wieder muss sie sich gegen sexuelle Übergriffe wehren und ihre ihr so neue Gefühlswelt, die sich gewaltig verändert hat nachdem sich ein junger Mann den Geschwistern angeschlossen hat.


Die Protagonistin war unglaublich authentisch beschrieben, all ihr Schmerz, ihre Angst, die Verantwortung die sie zu erdrücken droht, die ersten romantischen Gefühle die sie nicht versteht und all das was einen auf der Schwelle vom Mädchen zur Frau beschäftigt wurde wunderbar in die Handlung miteingeflochten und so fühlte es sich an als würde man Grace auf ihrer Reise begleiten.  Das Buch hat einen wirklich rauen Ton der aber perfekt zur Geschichte passt. Allerdings musste ich mich an diesen erst einmal gewöhnen, was jedoch sehr schnell gelang und nach und nach eröffnete sich eine Geschichte über Verzweiflung, Überlebenswillen, Mut, Kameradschaft und ein Portrait eines Landes, in dem sich der Großteil der Bevölkerung an den Rand gedrängt sieht und täglich mehr als nur einen Kampf zu führen hat um zu überleben.
Ein sehr toller Roman aber nicht ohne

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Ein tolles Buch

Revolution der Träume
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"Rechts und links der Hauserreihen drängen sich Menschentrauben in Fenstern, auf den Balkonen das Adlon klicken die Kameras der ausländischen Presse, während die Türen des Hotels verschlossen sind. Der ...

"Rechts und links der Hauserreihen drängen sich Menschentrauben in Fenstern, auf den Balkonen das Adlon klicken die Kameras der ausländischen Presse, während die Türen des Hotels verschlossen sind. Der Monarchie letztes Geleit. Dennoch geben sich einige Offiziere standhaft, stellen sich ebenso mutig wie sinnlos vor die Protestierenden: Man reißt ihnen die Schulterstücke ab.[....]Es gibt keine Vorgesetzten. Keine Befehlshaber. Es gibt überhaupt kein oben und unten mehr, Reich und Arm, Adel und Proletariat. Alle sind gleich - endlich! "[s. 11]
Schon die ersten Seiten von Andreas Izquierdo Roman haben mich begeistert. Es geht enttäuschte Hoffnungen, um Armut, Unterdrückung, dem Kampf ums Überleben in einer sehr turbulenten Zeit. Nach dem Sturz des Kaisers und dem Beginn der Revolution sind die Hoffnungen auf ein besseres Leben für alle groß. Die drei Protagonisten versuchen ihren Weg zu gehen und ihren Platz im Leben zu finden. Carl arbeitet bei der UFA, Artur bewegt sich gekonnt in der Unterwelt und Izi wittert im Kommunismus eine Chance auf ein besseres Leben.
In diesem Roman geht es um das Leben derer die sich am Rande der Gesellschaft bewegen, die Personen die in der Handlung vorkommen sind Prostituierte, Betrüger, Gauner und mittendrin drei Jugendliche die versuchen ihren Weg in einer Welt zu finden die alles andere als auf sie gewartet zu haben scheint. Sie müssen um ihre Träume, ihr Leben und umeinander kämpfen um so einen Weg zu finden ihr Leben so zu leben wie sie es sich wünschen. Das is zwar oft hart aber sie geben nicht auf. Izquierdos Roman hat sich, obwohl es ein zweiter Teil ist bei dem mir der erste nicht bekannt war gut lesen lassen. Es ist spannend, die Sprache hat mir gut gefallen und ich war sofort in der Handlung gefangen und fiebert mit den Protagonisten mit, wollte nur das beste für sie und spürte ihre Hoffnung genauso wie die Verzweiflung und den Kampf. Es waren sehr authentische und liebenswerte Figuren denen man sich schnell verbunden gefühlt hat.
Daher gibt es eine Empfehlung meinerseits

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Toller Roman über Schönbrunn

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Niemand hat bisher darüber nachgedacht, dass Tiere sich wohlfühlen sollen.
Dann wird es höchste Zeit, dass jemand damit anfängt.'"

Emma will Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunn werden. Ihre ganze ...

Niemand hat bisher darüber nachgedacht, dass Tiere sich wohlfühlen sollen.
Dann wird es höchste Zeit, dass jemand damit anfängt.'"

Emma will Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunn werden. Ihre ganze Leidenschaft gilt den Affen und Elefanten des Zoos. Besonders der Orang Utan Fanny begeistert sie. Sie stellt fest das sie Fanny aus ihrer zuvor Lethargischen Stimmung holen kann indem sie ihr Kunststücke beibringt und beginnt immer Lauter zu fordern das die Tiere artgerechter gehalten werden müssen. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus. Emmas Kollege der Tierarzt Julius Winter der aufgrund einer Verletzung Dienstunfähig ist beliebt vom Dienst an der Front verschont. Nach und nach bekommt der Tierpark den Krieg zu spüren. Die Lieferungen bleiben aus, das Futter für die Tiere wird immer knapper, einige der Tiere sterben oder müssen getötet werden. Dann soll der Zoo geschlossen werden. Können Emma und Julius den Zoo retten? Im Laufe ihrer Bemühungen um den Zoo helfen Emma und Julius nicht nur Tierkindern dabei das Licht der Welt zu erblicken, sondern kämpfen mit allen Mitteln um ihren geliebten Zoo und haben noch ihre ganz persönlichen Schlachten zu schlagen. Emma muss sich immer wieder gegen die für meine Auffassung sehr anmaßenden, schleimigen Avancen eines Kollegen erwehren der auch Julius auf dem Kiker hat. Dieser hat allerdings selbst schon genug mit seinen Traumata zu kämpfen.
Als auch die Tiere immer wieder Opfer von Gewalt werden weil die Bevölkerung nicht einsieht warum die Tiere des Kaisers durchgefüttert werden und alle anderen Hungern müssen beginnt für Julius und Emma ein harter Kampf um jedes einzelne Tier.

Ich war im Laufe meines Lebens schon sehr oft in Schönbrunn und habe einige tolle Erinnerungen an diesen Zoo. Darum war ich sehr gespannt auf diesen Roman.
Mir hat an dem Buch sehr gut gefallen das Beate Maly es versteht ihre Protagonisten mit sehr viel Liebe und Menschlichkeit auszustatten was sie sympathisch und es dem Leser einfach macht sie ins Herz zu schließen. Besonders prägnant war für mich das Leid, der Schmerz und die Not, sowohl der vom Krieg gebeutelten und traumatisierten Menschen als auch von den Tieren denen eine artgerechte Haltung verwehrt wird. Man leidet richtig mit den Personen und den Tieren die in der Handlung vorkommen mit.
Also alles in allem ein toller Roman.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

"Die einzige Konstante meiner Mission war die stätige Veränderung.

Ein Krankenhaus im Kongo
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Robert Kösch erzählt in seinem Buch "Ein Krankenhaus im Kongo" so lebhaft von seiner Zeit als Logistiker für Ärzte ohne Grenzen  das man das Gefühl hat dabeigewesen zu sein. Als er die Entscheidung trifft ...

Robert Kösch erzählt in seinem Buch "Ein Krankenhaus im Kongo" so lebhaft von seiner Zeit als Logistiker für Ärzte ohne Grenzen  das man das Gefühl hat dabeigewesen zu sein. Als er die Entscheidung trifft in den Kongo zu gehen ist ihm nicht bewusst was er für einen Kulturschock erleben wird.

Er wird Zeuge davon wie Menschen auf eine vermeintliche Hexe losgehen, muss um entführte Kollegen bangen und versucht irgendwie zusammen mit seinen Kollegen im Angesicht von Cholera, schlechtester Infrastruktur und ungewohnten klimatischen Bedingungen ein Krankenhaus zu bauen. Immer wieder merkt er das er mit seinem westlichen Denken nicht weiterkommt und stößt immer wieder an seine Grenzen. So nimmt nicht nur der Plan des Krankenhauses Gestalt an sondern Robert merkt wie er sich mehr und mehr verändert.

Doch dann treten plötzlich die ersten Coronafälle auf und die NGOs werden nervös. Die Einheimischen lassen sich nicht wirklich aus der Ruhe bringen da sie schon mit Aids, Cholera und anderen Krankheiten klarkommen müssen. Allerdings beschließen mehr und mehr Kollegen des Internationalen Teams in ihre Heimatländer zurückzukehren und so zerfällt das Team langsam.

Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Es war sehr interessant etwas über die Arbeit bei einer NGO zu erfahren und mehr über den Kongo, ein Land das seit Jahrzehnten immer wieder von Konflikten und Krankheiten gebeutelt wird, zu erfahren.

Ich kann das Buch wirklich jedem nur ans Herz legen.

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