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Veröffentlicht am 26.08.2019

Zwei starke Frauen

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Rieke ist eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Berufswunsch, zumindest im Jahr 1980. Sie macht eine Ausbildung zur Schlepperkapitänin. Aber sie hat einen Großvater, der ihr nicht nur Vater und Mutterersatz ...

Rieke ist eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Berufswunsch, zumindest im Jahr 1980. Sie macht eine Ausbildung zur Schlepperkapitänin. Aber sie hat einen Großvater, der ihr nicht nur Vater und Mutterersatz ist, sondern sie auch fördert und unterstützt.
Deshalb bricht für Rieke auch die Welt zusammen, als Großvater Fiete stirbt. Zur Beerdigung taucht auch ihre kühle Mutter auf und will sofort das Haus verkaufen, das Riekes Heimat und Anker ist. Im Nachlass findet sie Briefe von Johanne, ihrer Großmutter, die vor vielen Jahren die Familie verlassen hat und Norwegen zurückgekehrt ist. Mutter Beate hat ihr das nie verziehen und sich mit einem Schutzwall aus Gefühlskälte umgeben. Rieke macht sich auf, Spuren dieser Frau in Norwegen zu finden.

Der zweite Handlungsstrang führt in die Geschichte zurück. Johanne ist in den 40iger Jahren eine junge und behütete Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit einem jungen Mann bester Familie. Da wird ihr Vater im Kontor tot aufgefunden. Ein Selbstmord, wie es den Anschein hat und Johanne setzt alles daran, das zu verheimlichen um das Ansehen ihres Vaters nicht posthum zu verunglimpfen. Aber es kommt noch schlimmer, das Geschäft stand wohl kurz vor dem Ruin und ein Konkurrent drängte zuerst den Vater und nun Johanne zum baldigen Verkauf. Immer deutlicher wird, dass es bei dem Tod nicht mit rechten Dingen zuging. Doch Johanne steht mit ihrem Verdacht fast allein, sie lässt sich nicht unterkriegen auch wenn ihr Verlobter gleich das Weite gesucht hat, sie verlässt sich auf ihre eigene Tatkraft und die Hilfe von Leif, einem Abenteurer und Ingvald, einem treuen Mitarbeiter.

Beide Handlungsstränge ergeben einen faszinierenden und spannenden Frauenroman. Genau wie ich es gerne lesen, mit interessanten historischem Hintergrund und viel eingestreutem Wissen aus der Zeit. Was ich aus dem Alltagsleben der Norweger während der deutschen Besatzung und in der Nachkriegszeit erfuhr, war ein echter Mehrwert für mich. Dazu gelingt es der Autorin zwei starke und sympathische Frauen in den Vordergrund zu stellen, die beide ihren Lebensweg auch unter schwierigen Umständen finden und ihn konsequent gehen.

Für Emotionen sorgt die wunderschöne und tragische Liebesgeschichte von Johanne, die mich sehr berührte. Vielleicht ist mir auch deshalb der historische Handlungsstrang noch stärker und fesselnder vorgekommen. Riekes Leben in den 1980iger Jahren dienten dabei eher zur Abrundung und ermöglichte immer wieder Rückblicke und auch ein wirklich gelungenes bittersüßes Happy End.

Ich schätze es sehr, wenn sich Emotionen und ein interessantes Hintergrundthema perfekt ergänzen. Das macht für mich einen guten Unterhaltungsroman aus und da bin ich mit Christine Kabus‘ Norwegenroman wirklich auf meine Kosten gekommen. So spannend geschrieben, dass ich beim Lesen kaum ein Ende finden konnte und gleichzeitig wünschte, dass ich noch länger weiterlesen könnte.


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  • Geschichte
Veröffentlicht am 25.08.2019

Mörderische Familiengeheimnisse

Mörderkind
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Fiona war noch ein Kind als ihr Vater als Mörder seiner Geliebten verhafet und abgeurteilt wird. Ihre heile Welt zerbricht, sie geht durch die Hölle, als „Mörderkind“ von Freunden und Mitschülern gehänselt ...

Fiona war noch ein Kind als ihr Vater als Mörder seiner Geliebten verhafet und abgeurteilt wird. Ihre heile Welt zerbricht, sie geht durch die Hölle, als „Mörderkind“ von Freunden und Mitschülern gehänselt und gedemütigt, kann sie nur mit Agressivität reagieren und wird immer weiter isoliert.

Selbst als junge erwachsene Frau hat sich noch keinen Platz im Leben gefunden. Orientierungs- und planlos hält sie sich mit Jobs über Wasser. Nie wieder hat sie Kontakt mit ihrem Vater aufgenommen, die Nachricht von seinem Unfalltod nimmt sie deshalb auch nicht sonderlich mich. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht weiter verleugnen. Fiona hat Zweifel am Unfalltod, der Rettungssanitäter, der am Unfallort war, bestärkt sie in ihren Zweifeln.

Immer weiter taucht sie in die Vergangenheit ihrer Familie und beschäftigt sich zum ersten Mal mit ihrem Vater und seiner Tat. Was damals geschah legt sie Schicht für Schicht frei, lässt zu das ihr Schutzpanzer Risse bekommt……….

Die Geschichte ist sehr stimmig erzählt, Fiona entpuppt sich als vielschichtige Persönlichkeit, die dem Leser im Laufe des Buches immer mehr ans Herz wächst. Aus anfänglicher Antipathie gegen das störrische Kind entwickelt sich zunehmend Sympathie. Die Spannung steigert sich, je weiter Fiona und mit ihr der Leser in die Familienvergangenheit vordringt. Der Autorin gelingt es den Leser von Anfang an zu fesseln, die gut gezeichneten Charaktere der Personen, der Spannung, die die kompletten 450 Seiten nicht nachlässt, das alles macht diesen Kriminalroman absolut empfehlenswert

Veröffentlicht am 23.08.2019

Rätsel auf Blackheath

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Der Ich-Erzähler irrt durch einen dunklen Wald, er hört den Schrei einer Frau und weiß, dass es Anna ist, die Hilfe braucht. Aber mehr weiß er nicht, offensichtlich hat er sein Gedächtnis verloren, er ...

Der Ich-Erzähler irrt durch einen dunklen Wald, er hört den Schrei einer Frau und weiß, dass es Anna ist, die Hilfe braucht. Aber mehr weiß er nicht, offensichtlich hat er sein Gedächtnis verloren, er ist benommen, blutet aus einer Stichverletzung am Arm und sucht ein Entkommen aus dem Wald. Da drückt ihm ein geheimnisvoller Mann einen Kompass in die Hand und raunt ihm zu: „Nach Osten“.

So steht er plötzlich vor einem riesigen aber verwahrlostem ein Anwesen aus Georgianischer Zeit und wird sofort als Sebastian Bell angesprochen. Aber auf Blackheath geschehen seltsame Dinge.
Der Erzähler, wir erfahren nach einigen Kapiteln seinen Namen Aiden, erlebt den gleichen Tag in einer Endlosschleife. Aber jeden Tag ist er in einem anderen Körper gefangen. Er kann dem nur entrinnen, wenn er den Mörder der Evelyn Hardcastle benennt, die jeden Abend getötet wird. Doch Aiden erkennt, dass er nicht allein in einem perfiden Spiel gefangen ist.

Genau so ist der Leser gefangen, in einer Geschichte, die sich mit jedem Kapitel komplett dreht. Es gibt keine Gewissheiten und ich habe wirklich bis zum Ende des Romans keinerlei Idee über den Schluss gehabt. Der Autor spielt mit den Stilelementen des klassischen englischen Krimis, wie er mit Agatha Christie oder Dorothy Sayers in Verbindung gebracht wird. Ein Herrenhaus darf dabei nicht fehlen, eine Gästeschar, die sich aus allen Schichten der Gesellschaft zusammensetzt und jeder der Gäste hat mindestens ein dunkles Geheimnis. Dazu kommt noch eine undurchsichtige Dienerschaft.

Gleichzeitig bedient sich der Autor auch bei den Motiven des Viktorianischen Schauerromans. Es gibt einen geheimnisvollen maskierten Mann, Hinweise, die noch in der Zukunft liegen, düstere Ruinen und ein dunkles Familiengeheimnis.

Jeder Tag wiederholt sich und jeder Tag wird aus dem Blickwinkel eines anderen Menschen erlebt, Aiden kann seinen Wirtskörper nur in Teilen mit seinem Charakter beeinflussen, aber jeden Tag findet er ein neues Puzzlestück. Allerdings habe ich manchmal, vor allem in der Mitte des 600 Seiten Romans die Wiederholungen auch mal als Länge wahrgenommen.

Ich finde die Idee zu diesem Buch grandios und ich kann mich nicht erinnern, schon einmal etwas Ähnliches gelesen zu haben. Turton jongliert mit so vielen Handlungsfäden, dass es schon verwunderlich ist, wie glatt und schlüssig sich alles zum Ende fügt.

Schon als ich das Buch aufschlug, war ich angetan. Ein liebevoll gezeichneter Plan des Anwesens und der Umgebung. Die Einladung zum Maskenball war gleichzeitig eine Auflistung aller beteiligten Personen, zusammen mit Plan eine gute Einstiegshilfe.

Eine wirklich intelligente Variation des klassischen „Wer war es“ – Kriminalromans.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Zurück in die Siebziger

Fronleichnamsmord
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Das ist jetzt das dritte Zeitreisebuch der Autorin und nun lässt sie Jo und Lutz fast in der Gegenwart agieren, aber nur fast! Ein ungelöster Todesfall aus dem Jahr 1974 katapultiert Jo wieder ein Mal ...

Das ist jetzt das dritte Zeitreisebuch der Autorin und nun lässt sie Jo und Lutz fast in der Gegenwart agieren, aber nur fast! Ein ungelöster Todesfall aus dem Jahr 1974 katapultiert Jo wieder ein Mal zurück.

Als junge Kommissarin zur Anstellung, natürlich als Fräulein Weber zum Kaffeekochen verdammt, fällt es ihr nicht leicht sich den Machosprüchen des Vorgesetzten zu unterwerfen. Schließlich agiert sie mit dem Wissen und der Erfahrung einer langjährigen erfolgreichen Kriminalbeamtin.
Zuerst auf sich allein gestellt, ermittelt sie in einer Hippiekommune, im Umfeld der Kaufhausbrände der RAF und das immer am Rande der damaligen Legalität. Gut das auch Lutz Jäger in der Vergangenheit angekommen ist, allerdings dieses Mal als Hippie und neuer Bewohner der Landkommune durchaus ein Verdächtiger. Dort begegnet Jo auch ihrer Mutter, damals noch nicht die knallharte Staatsanwältin, sondern ein Blumenmädchen, dass aus ihrer Gesellschaft ausbrechen möchte und sich ausprobiert. Auch ihrem Vater läuft sie über den Weg, er ist leitender Polizeirat und hält immer mal wieder schützend seine Hand über sie, wenn sie ihre berühmt-berüchtigten Alleingänge unternimmt oder den Leiter des Kommissariats durch ihre selbstbewusste Art gegen sich aufbringt. Unerklärlich für ihn, fühlt er eine Sympathie und einen Beschützerinstinkt für die junge Berufsanfängerin.

Der Krimi ist flott geschrieben, ganz besonders gefallen hat mir die Zeitreise in die nahe Vergangenheit. Eine Zeit an die ich mich aus Kinderzeit noch erinnere, aber der Mief der 70iger war mir nicht mehr gegenwärtig. Diese Stimmungs- und Zeitbild ist sehr gut getroffen. Die langhaarigen Wehrdienstverweigerer und Hippies, die reaktionären Kleinstadtbewohner mit ihren Vorurteilen, die Zimmerwirtin mit der wöchentlichen Zuteilung an Badewasser, sind neben der spannenden Krimihandlung auch immer für einen Lacher gut.

Jetzt tut es mir fast Leid, dass ich das Buch so lange ungelesen auf dem Stapel liegen hatte.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Spannend und mt interessantem Hintergrund

Herz-Jesu-Feuer
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Herz-Jesu-Feuer

Herz-Jesu-Feuer
Bent Ohle





Rezension vom 22.08.2015 (36)




Die Herz-Jesu-Feuer werden traditionell in Südtirol in der Fronleichnamsnacht angezündet und leuchten weit über die Berge. Ein Ereignis, das sich die Einheimischen nicht entgehen lassen und zu Hunderten pilgern sie zu den Berghängen, allen voran die Schützen- und andere Traditionsvereine. Auch der italienische Sachbuchautor Fernando Lovecchio, der schon lange zurückgezogen in Südtirol eine abgelegene Hütte bewohnt, lässt sich das Ereignis nicht entgehen.

Aber dieses Feuer endet tragisch, am nächsten Tag wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Der Sohn eines erfolgreichen und vermögenden italienischen Winzers wurde ermordet. Der Vater des Toten traut den Südtirolern keine unabhängige Aufklärung zu. Die alten Ressentiments zwischen Tirolern und Italienern sind immer noch stark verwurzelt, deshalb betraut Antonio Giordano Lovecchio mit der Recherche und der Suche nach dem Täter. Lovecchio hat sich einen Namen gemacht mit Büchern über Serienmörder und ihren Hintergründen und er vermutet bald, das auch dieser Mord zu einer Serie gehören könnte, denn er findet nach einiger Suche in der Vergangenheit unaufgeklärte Morde, die unheimliche Parallelen zu diesem Fall aufweisen.

Immer tiefer taucht er in die Vergangenheit ein, der erste Mord liegt schon fast 20 Jahre zurück. Hilfe erhält er von der jungen Journalistin Sarah Templer, die mit dem Toten liiert war. Bald stellt sich heraus, dass die Hintergründe der Morde mit den Aufständen der Südtiroler gegen die verhasste italienische Staatsmacht zusammenhängen. Nach dem Krieg wurde das Land ein Teil der italienischen Republik, das wollen viele Südtiroler nicht akzeptieren und lehnen sich gegen die "Besatzer" auf, vor allem da alle offiziellen Stellen in Verwaltung und Polizei mit herbeiholten Italienern besetzt wurden und italienisch als Amtssprache durchgesetzt wurde.

Auch Lovecchio erkennt, dass er weit mehr in die Geschichte involviert ist, als er dachte. Die Taten der Väter fallen auch auf die Kinder zurück.

Sonst kennt man den Autor eher von seinen Küstenkrimis, aber auch der Ausflug nach Südtirol ist gelungen. Vor authentischem Hintergrund entwickelt Bent Ohle einen packenden Kriminalroman, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Eine spannende Geschichte, ein echter Lesetipp!