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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2018

Reformationswirren

Zwei Schwestern
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Der Kurzroman von Petra Oelker wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der Reformation in Hamburg. Es ist sicher kein Zufall, dass es im Lutherjahr erschien.
Reimare, eine junge Nonne wird gezwungen ...

Der Kurzroman von Petra Oelker wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der Reformation in Hamburg. Es ist sicher kein Zufall, dass es im Lutherjahr erschien.
Reimare, eine junge Nonne wird gezwungen das Kloster - ihre Heimat seit vielen Jahren - zu verlassen. Der Rat der Stadt Hamburg hat in den Reformationswirren das Koster aufgelöst, den Besitz beschlagnahmt und die Nonnen vertrieben. Ob sie in katholische Länder flüchten, einen Unterschlupf bei der Familie fanden oder heirateten, es interessierte niemanden. Ob Luther das mit seiner Rückbesinnung auf das Wort Gottes meinte?

Reimare findet Unterschlupf bei ihrer älteren Halbschwester, einer vermögenden Witwe, die selbst insgeheim noch die katholische Messe besucht. Sie versucht weiterhin in Leben in Demut und Glauben an den "einen" Gott zu leben. Ihren Dienst als Hilfsmagd im Krankenhaus sieht sie als einen Dienst an Gott. Aber sie ist nicht glücklich und nach einer lebensbedrohlichen Krankheit ist ihr Entschluss gefasst.

Dieser kurze Roman hat mich überzeugt, stimmig wird das Klosterleben beschrieben und die Wirren, die die Auflösung mit sich brachten. Es ist ja nicht nur der neue Glaube, auch wirtschaftliche Interessen standen dabei im Vordergrund. Die Reformation brachte für die einfachen Leute erst einmal viele Änderungen, die nicht unbedingt zum Guten waren. Die rigorose Umsetzung entspricht nicht dem, was wir heute mit dem evangelischen Bekenntnis gleichsetzen. Wenn Religion ein Politikum wird, leidet der Glaube, das ist mein Fazit aus der Geschichte.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Auf Teufel komm raus

Himmelfahrtskommando. Ein Mordsacker-Krimi
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Das Kaff Mordsacker hat einen Namen der Programm ist! Wenn es nicht ab und zu einen schrägen Mordfall gäbe, wäre Klara Himmel noch mehr gefrustet, als sie es schon ist. Sie lebt mit ihrem Mann Paul nicht ...

Das Kaff Mordsacker hat einen Namen der Programm ist! Wenn es nicht ab und zu einen schrägen Mordfall gäbe, wäre Klara Himmel noch mehr gefrustet, als sie es schon ist. Sie lebt mit ihrem Mann Paul nicht freiwillig dort. Ein Zeugenschutzprogramm hat ihnen nicht nur eine neue Biografie sondern auch diesen Wohnort beschert. Für die ehemalige Schauspielerin ist das eine Strafe, während ihr Mann in seinem neuen Dasein als Landpolizist zwischen Hühner, Ziegen und seinem kleinem Hobbybauernhof richtig aufblüht. Das verstärkt Klaras Verbitterung nur noch mehr.
Dann stirbt eine alte Dame und Klara bezweifelt, dass der Eisenhut im Tee und eine schriftliche Nachricht wirklich einen Freitod bestätigen. Wider aller Vernunft beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und zieht sich damit nicht nur den Zorn ihres Mannes und ihrer Tochter zu, sondern macht sich auch verdächtig. Klara Himmel handelt sehr oft sehr spontan und das Nachdenken setzt erst später ein, die Verwicklungen und Situationen, die sich daraus ergeben sind einfach nur urkomisch und skurril. Jede Seite präsentiert eine neue Überraschung und „Himmelfahrtskommando“ steht für ein teuflisch gutes Krimivergnügen.
Jede der Figuren ist liebevoll erdacht und mit Charakter ausgestattet und das beschränkt sich nicht nur auf die menschlichen Protagonisten. Ein Huhn mit Diva-Allüren ist fast zu meinem Lieblings -Nebendarsteller geworden. Der Krimi bietet jede Menge Spaß und Tempo, aber darüber wird nicht die Spannung vergessen. Der Plot ist nämlich sehr raffiniert und logisch ausgedacht, die Wendungen haben immer wieder meine Verdachtsmomente über den Haufen geworfen.
Ganz besonders hat mir das dörfliche Ambiente gefallen, jeder kennt jeden und man scheut sich auch nicht dem Hobby Klatsch und Tratsch zu frönen. Das Großstadtpflanze Klara Himmel sich schwer tut Fuß zu fassen ist nur zu verständlich. Fehlt es ihr doch anfangs gänzlich an der Motivation sich auf das Dorf einzulassen. Das Buch gehört zum Genre der typischen Wohlfühlkrimis, er kommt ohne Gewaltszenen und großes Blutvergießen aus, punktet mit Charme und witzigen Einfällen und mit gelungenen Dialogen. Humor und Spannung sind gut ausgewogen.
Ich habe mich mit Cathrin Moellers „Himmelfahrtskommando bestens unterhalten. Das ist ein Krimi, wie ich ihn sehr gern lese, weil einfach alles stimmt.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Zwischen Amrum und Amalfi

Zwischen dir und mir das Meer
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Lena lebt auf Amrum ein zufriedenes, aber auch zurückgezogenes Leben. Diese Ruhe wird jäh erschüttert, als ein junger Italiener, Matteo Forlani, auftaucht und nach Mariella fragt. Mariella ist die italienische ...

Lena lebt auf Amrum ein zufriedenes, aber auch zurückgezogenes Leben. Diese Ruhe wird jäh erschüttert, als ein junger Italiener, Matteo Forlani, auftaucht und nach Mariella fragt. Mariella ist die italienische Mutter Lenas, die schon vor Jahren im Meer ertrunken ist. Der Fremde bringt eine Saite in Lena zum Klingen und sie möchte nun mehr über die Herkunft ihrer Mutter erfahren. Zusammen mit ihrer Schwester Zoe – die Beiden sind wie Feuer und Wasser – reist sie zur Amalfiküste, die Heimat der Mutter. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass Lena gern Matteo wieder treffen möchte.

Dazwischen fügen sich die Kapitel aus Mariellas Sicht ein, wir lernen sie als Kind und junges Mädchen kennen, ihre Freundschaft mit Francesca und die enttäuschte erste Liebe. Das alles vor der malerischen Kulisse der Küste und inmitten von Zitronenhainen.
Die romantische Sommerlektüre punktet mit Stimmung und Umgebung. Die Spurensuche nach der der früh verstorbenen Mutter ist hübsch erzählt. In der Heimat der Mutter wird auch Lena zu ihren italienischen Wurzeln finden und dabei darf natürlich auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen.

Das Buch ist wirklich leicht geschrieben, ich habe es in einem Zug durchgelesen, genau das richtige für einen warmen Tag am Strand, wenn man nicht allzu viel Konzentration investiert. Allerdings störte es mich doch, dass die Geschichte nicht immer ganz logisch war. Warum Lena erst als erwachsene Frau durch den Besuch Matteos auf die Idee kommt, nach der Herkunft ihrer Mutter zu forschen, sie sich also nie für deren Heimat oder den Mädchenname interessierte, war nicht so glaubhaft. Auch die Beziehung der beiden Schwestern war mir zur oberflächlich und zu klischeehaft. Kurz gesagt, die Geschichte war etwas dünn. Da hätte es schon etwas mehr Tiefgang sein können, ohne dass die Unterhaltung zu kurz kommt.

Das hübsche Cover macht Lust zu diesem Buch zu greifen und leider wurde meine Erwartung nicht erfüllt.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Trouble in Rebenheim

Elsässer Verfehlungen
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Es geht weiter rund für Jules Gabin im beschaulichen Elsässer Örtchen Rebenheim. 7 Monate lebt er inzwischen hier und seine Beziehung zu Joanna entwickelt sich prächtig. Doch dann steht plötzlich Ex Freundin ...

Es geht weiter rund für Jules Gabin im beschaulichen Elsässer Örtchen Rebenheim. 7 Monate lebt er inzwischen hier und seine Beziehung zu Joanna entwickelt sich prächtig. Doch dann steht plötzlich Ex Freundin Lilou vor der Tür mit einer unübersehbaren, weit fortgeschrittenen Schwangerschaft. Auch Joanna ist über diese Entwicklung nicht sehr begeistert. Aber Jules hat keine Zeit sich um seine privaten Probleme zu kümmern, ein dringender Fall ruft.

In einer Höhle ist der erfahrene Höhlenkletterer Richard tödlich verunglückt, die Höhlenretter vermuten eine Manipulation an der Ausrüstung. Wie sich herausstellt, hatte Richard sich einige Feinde gemacht, auch eine kürzlich abgeschlossene Lebensversicherung in großer Höhe zu Gunsten seiner Ehefrau bringt Jules ins Grübeln.

Die Fälle die Jules in den Vorgängerbänden bearbeitet hat, schließen nahtlos an den neuen Band an. So haben auch altbekannte Figuren wieder einen Auftritt. Elsässer Lebensart und natürlich auch die kulinarischen Besonderheit der Gegend dürfen ebenfalls nicht fehlen. Dieses Mal darf sich Jules an den Flammkuchen erfreuen, ein Wettbewerb um das beste Rezept nimmt einen wichtigen Part ein. Savoir Vivre, Kulinarik und der Kriminalfall stehen fast im Wettstreit dieses eher gemütlichen Urlaubskrimis.

Mir fehlten ein wenig neue Einfälle, der Autor hat ein Muster gefunden, das er in seinen Krimis wiederholt. Das ist durchaus vergnüglich und gut gemacht, aber eben nicht mehr besonders originell. Die Beziehungsprobleme haben mich dabei eher etwas genervt, als amüsiert. Wobei der Kriminalfall sehr gut ausgedacht ist und durchaus Potential hat. Deshalb gibt es auch drei Sterne von mir, aber ob ich Jules Gabin weiter treu bleibe, bin ich nicht sicher, denn ich hatte mir von diesem Buch mehr versprochen.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Eine unerfüllte Liebe

Der englische Liebhaber
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Der Krieg ist zu Ende, Münster liegt in Trümmern. Anna Henke ist ausgebombt und erlebt täglich Not, Hunger und Armut. Sie ist froh eine Tätigkeit als Dolmetscherin bei den englischen Besatzern ergattert ...

Der Krieg ist zu Ende, Münster liegt in Trümmern. Anna Henke ist ausgebombt und erlebt täglich Not, Hunger und Armut. Sie ist froh eine Tätigkeit als Dolmetscherin bei den englischen Besatzern ergattert zu haben. Dort trifft sie auf Jeremy Fraser, den anfangs unnahbaren Offizier. Schon bald wird aus der Sympathie eine leidenschaftliche Beziehung, die aber geheim gehalten wird. 1945 werden solche Beziehungen zwischen den Besatzern und Einheimischen nicht gern gesehen. Doch Anna wird schwanger und Jeremy Fraser ist plötzlich verschwunden. Briefe werden nicht beantwortet und sie bekommt keine Antwort auf ihre Fragen.
Ihre Tochter Charlotte wächst als verspottetes Besatzungskind auf. Keine leichte Kindheit, sie wird das Verhältnis von Mutter und Tochter ein Leben lang prägen. Am Ende ihres Lebens angekommen, übergibt Anna ihrer Tochter ihre Tagebücher und Briefe und Charlotte macht sich auf Spurensuche auch nach ihrer eigenen Vergangenheit.
Der Roman basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Das gibt der Geschichte eine ganz besondere Dichte und Authentizität. Es ist Geschichtsunterricht im Kleinen, unmittelbar und direkt. Ich finde, die Umsetzung in einen Roman ist der Autorin de Cesco sehr gut gelungen. Die Tragik einer lebenslangen, unerfüllten Liebe ist gut einfangen. Zwar ließ mich der Vergleich mit „Vom Winde verweht“ auf der Rückseite eine andere Geschichte erwarten, so romantisch und episch ist der Roman nicht, aber die Geschichte hat mich berührt und gefesselt. Es war vor allem der historische Hintergrund und die Darstellung des zerbombten Münsters, das ja für viele deutsche Städte des Jahres 1945 steht. Das Leid der Menschen, die Hoffnungslosigkeit und der pure Überlebenswille, das fand ich sehr gut dargestellt.
Etwas mehr Mühe hatte ich, eine Verbindung zu den Personen aufzubauen. Jeremy Fraser blieb einfach zu blass, war als Persönlichkeit für mich wenig greifbar. Ähnlich ging es mir mit Charlotte, deren Handlungsweise ich zwar gut nachvollziehen konnte, aber auch hier hätte ich mir die Figurenzeichnung tiefer gewünscht.
Insgesamt hat mir dieser historische Roman von Federica de Cesco gut gefallen. Das Zeitbild war sehr farbig und lebendig geschildert und ich hatte die Nachkriegsjahre deutlich vor Auge.