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Bineira

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2021

In anmutiger Sprache erzählte erschütternde Geschichte

Eine ganze Welt
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Suri Eckstein ist 57, sie hat 10 Kinder, 32 Enkelkinder und lebt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn. Ihr Mann Yidel, ein angesehener Kalligraph und Rabbi, steht kurz vor seiner Rente.
Das Leben ...

Suri Eckstein ist 57, sie hat 10 Kinder, 32 Enkelkinder und lebt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn. Ihr Mann Yidel, ein angesehener Kalligraph und Rabbi, steht kurz vor seiner Rente.
Das Leben in der weitgehend von der Außenwelt abgeschotteten Kommune ist streng reglementiert. Wer gegen die Regeln verstößt, wird mit Ehrverlust bestraft.

Mit 16 werden die Mädchen üblicherweise verheiratet; oft mit einem ihnen unbekannten Mann. Nach der Hochzeit rasieren sie ihre Haare ab und tragen fortan Kunststoffperücken unter ihren Kopftüchern. Ihre Lebensaufgabe besteht darin, so viele Kinder wie möglich zu bekommen, den Haushalt zu führen und die Alten zu pflegen. Sie dürfen keine Ausbildung absolvieren, keine Bücher außer der Tora lesen, es gibt kein Fernsehen und keine Computer. Viele sprechen nur jiddisch und können sich außerhalb ihrer Kommune nicht verständigen. Wenn die Frauen nicht mehr fruchtbar sind, wird Sex zwischen den Ehepartnern zum Tabu, weil er nur der Fortpflanzung dienen soll und nicht der persönlichen Befriedigung.

Die Ecksteins hatten Glück bei ihrer Zwangsverheiratung: sie führen auch nach 40 Jahren noch eine innige Ehe. Doch dann erfährt Suri, dass sie mit Zwillingen schwanger ist. Sie ist bestürzt. Sie schämt sich. Sie fürchtet um ihren Status im Schtetl. Und sie kann mit niemandem – nicht einmal mit Yidel - darüber sprechen. Da Suri gut englisch spricht, überredet ihre Hebamme Val sie dazu, bei der Betreuung „sprachloser“ schwangerer Chassidinnen zu helfen. Dabei erwacht in ihr ein neues Lebensgefühl, und sie beginnt, die ihr aufgezwungene Rolle in Familie und Gemeinde zu hinterfragen.

Diese Geschichte spielt im Jahr 2007. Sie gewährt einen verstörenden Einblick in den Alltag einer ultraorthodoxen jüdischen Familie. Die Autorin Goldie Goldbloom lebt als geschiedene Chassidin mit ihren acht Kindern in Chicago; der Roman hat also sehr wahrscheinlich autobiografische Züge.

Goldbloom schildert die Bräuche und Gewohnheiten in der Gemeinde so anschaulich, dass ich die jeweilige Atmosphäre regelrecht fühlen, die Düfte riechen und die Klänge hören konnte. Die rigiden Vorschriften mit ihren - vor allem für Frauen und Kinder – verheerenden Folgen wirft sie in die eine Seite der Waagschale, in die andere legt sie die tiefe Verbundenheit und Fürsorge innerhalb der Familien.

Für die Hauptfigur Suri empfindet die Erzählerin spürbare Sympathie; ihre widersprüchlichen Gefühle und Gedanken beschreibt sie voller Anteilnahme. Auch mit den anderen Personen der Handlung geht sie besonnen um; so legt sie fast immer die Gründe dar, die zu einem bestimmten Verhalten geführt haben und macht es dadurch nachvollziehbarer.

Mich hat dieser in anmutiger Sprache verfasste Roman überrascht und erschüttert. Er wirkt lange nach. Das liegt nicht zuletzt an der außerordentlich guten Übersetzung ins Deutsche durch Anette Grube.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Leichter und guter Einstieg in das Thema "Säuren und Basen"

Maria Lohmanns Säure-Basen-Kochbuch
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Das Säure-Basen-Kochbuch von Maria Lohmann ist in zwei Bereiche eingeteilt. Zunächst führt die Autorin in das Thema „Säure-Basen-Haushalt“ ein und gibt Tipps für den basischen Alltag. Dazu gehören z. B. ...

Das Säure-Basen-Kochbuch von Maria Lohmann ist in zwei Bereiche eingeteilt. Zunächst führt die Autorin in das Thema „Säure-Basen-Haushalt“ ein und gibt Tipps für den basischen Alltag. Dazu gehören z. B. ein Selbsttest, eine Einkaufsliste und Rezepte für Tee oder Basenwasser.

Im zweiten Teil folgen 140 Rezepte für Frühstück, Getränke, Kleinigkeiten, Hauptgerichte, Desserts und Backwaren.

Im Serviceteil findet man weitere Literaturempfehlungen und einen Saisonkalender für heimisches Obst und Gemüse.

Das Buch hat ein ansprechendes, klares Design. Die Informationen sind gut verständlich und sinnvoll aufgebaut. Die Rezepte bieten für jeden Geschmack etwas. Mit den Hauptzutaten Gemüse, Kräuter und Obst werden abwechslungsreiche Gerichte vorgestellt; gelegentlich werden sie mit Fisch oder Fleisch kombiniert. Die Zubereitung wird detailliert erklärt und mit einigen ansprechenden Fotos illustriert.

Insgesamt bietet das Buch einen leichten und guten Einstieg in das Thema „Säuren und Basen“.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Kompetente und unterhaltsame Übersetzung von Faust 1 in modernes Deutsch

Faust 1 verstanden! Lektürehilfe frei nach Goethe
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In der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir ...

In der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir war klar, dass das keine Lektüre für zwischendurch ist, und so rutschte das Buch mangels „Zeit“ immer wieder nach hinten. Das wäre wahrscheinlich noch lange so geblieben, wenn ich nicht - zufällig oder von einem netten Luftgeist geschubst – über die „Lektürehilfe für Faust 1“ von Latona gestolpert wäre.

Die Autorin verspricht „eine spannende Prosafassung von Goethes Drama, die anschaulich und zeitgemäß formuliert, unterhaltsam zu lesen, leicht zu verstehen und hundertprozentig getreu dem Original ist.“

Mir hätte schon ein bisschen Unterstützung bei der Übersetzung von Goethes kryptischen Reimen gereicht. Ganz sicher habe ich nicht mit einer spannenden, stellenweise witzigen und zu Herzen gehenden Abenteuergeschichte gerechnet. Doch genau als solche entpuppte sich diese Romanversion des Faust 1 in modernem Umgangsdeutsch. Ich habe von der ersten bis zur letzten Zeile mitgefiebert, gelitten und gegrinst.

Latona hat das Drama wie eine Regisseurin in Szene gesetzt und begreifbar gemacht. Dabei hat sie sich streng an die Handlung und Dialoge des Originals gehalten.

Ein Beispiel:

Originalzitat von Mephistoteles:

„Du sprichst ja wie Hans Liederlich,

Der begehrt jede liebe Blum für sich,

Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr

Und Gunst, die nicht zu pflücken wär;

Geht aber doch nicht immer an.“

Übersetzung in der Lekürehilfe:

Mit gespielter Entrüstung knuffte Mephisto ihn in die Seite. „Ihr klingt wie ein Schürzenjäger, der meint, er könne jede haben. Könnt Ihr aber nicht.“

Nicht geläufige Wörter erklärt Latona in Anmerkungen. Im Vorwort gibt sie Tipps für den Gebrauch der Lektürehilfe, und am Ende befindet sich ein Selbsttest mit 14 Fragen zum Inhalt

Der lockere, unterhaltsame Schreibstil der Autorin ist gepaart mit profunder Kenntnis und großer Wertschätzung des Originals. Ich habe die Lektüre sehr genossen und werde jetzt ganz entspannt Goethes Faust lesen. Von mir bekommt dieses Büchlein eine ausdrückliche Empfehlung.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Tolle Ideen für Trockenblumenprojekte

Trockenblumen: Natürlich schön
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Das hochwertige 140 Seiten starke Buch enthält 40 Projekte mit oder aus Trockenblumen. Die beiden Autorinnen zeigen eindrucksvoll, wie man aus getrockneten einheimischen Blumen, Gräsern und Kräutern zauberhafte ...

Das hochwertige 140 Seiten starke Buch enthält 40 Projekte mit oder aus Trockenblumen. Die beiden Autorinnen zeigen eindrucksvoll, wie man aus getrockneten einheimischen Blumen, Gräsern und Kräutern zauberhafte Kränze, Sträuße und ausgefallene Deko-Elemente, wie Traumfänger oder eine Kräuterkrone anfertigen kann. Dabei stellen sie jeweils einem ganzseitigen Foto eine - manchmal etwas zu kurze - Anleitung gegenüber.

Im zweiten Teil des Buches stellen die gelernten Floristinnen zahlreiche Pflanzen mit Bildern und Informationen zu Standort, Blütezeit und Trockenmethode einzeln vor.

Die geschmackvolle Aufmachung des Buches und die ästhetischen Bilder sind eine Augenweide und wecken die Lust, selbst so etwas Schönes herzustellen.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Gar nicht so lustiges Feenleben

Elfie – Einfach feenomenal
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Die 13jährige Elfie wird vom Blitz getroffen und ist fortan eine Fee. Sie muss nun neben der normalen Schule auch noch eine Feenschule besuchen. Dass sie die 13. im Feenzirkel ist, macht die Lehrer und ...

Die 13jährige Elfie wird vom Blitz getroffen und ist fortan eine Fee. Sie muss nun neben der normalen Schule auch noch eine Feenschule besuchen. Dass sie die 13. im Feenzirkel ist, macht die Lehrer und Mitschüler dort misstrauisch. Elfie hat keinen leichten Stand. Dann verliebt sie sich, obwohl sie für ein Privatleben eigentlich gar keine Zeit hat. Als sie sich gegen einen ungeheuerlichen Verdacht wehren muss, halten zwei Feenfreunde zu ihr.

Die Geschichte fängt amüsant an, aber das Leben als Fee hält für Elfie mehr Probleme als Spaß bereit. Sie wird von den ERWACHSENEN Feen wegen eines Aberglaubens gemobbt und zerreibt sich beim Versuch, ihre doppelten Pflichten als normale Schülerin und als Feenschülerin zu erfüllen. Im Verlauf verliert die Erzählung deutlich an Leichtigkeit. Auch die sympathische Selbstironie, mit der Elfie anfangs über sich und ihrer Familie spricht, ist nicht von Dauer.

Der Schreibstil ist kindgerecht und leicht lesbar. Besonders gut haben mir die wunderschön gezeichneten Bilder am Beginn jedes Kapitels gefallen. Auch das kunterbunte Cover, auf dem alle Zutaten des Romans abgebildet sind, ist ein Hingucker.

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