Cover-Bild Eine ganze Welt
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 02.03.2021
  • ISBN: 9783455009019
Goldie Goldbloom

Eine ganze Welt

Anette Grube (Übersetzer)

Eine Frau am Wendepunkt. Ein Geheimnis, das sie von allen trennt, die ihr wichtig sind. Und die Möglichkeit, mit viel Verständnis füreinander Brücken zu schlagen.
Surie Eckstein erfüllt ihr Leben als Oberhaupt einer Großfamilie. Sie erwartet gerade ihr erstes Urenkelkind, als eine Katastrophe eintritt – oder ist es ein Gottesgeschenk? Mit 57 Jahren ist sie noch einmal schwanger - mit Zwillingen! Plötzlich fühlt sich Surie, in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn hochangesehen und ständig von Menschen umgeben, völlig allein. Nicht einmal Yidel, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr bester Freund ist, wagt sie sich anzuvertrauen, so groß ist ihre Scham. Denn was sollen bloß die Leute denken? Zum ersten Mal stellt Surie die starren Regeln infrage, die ihr ganzes Leben geprägt haben.
„Ein Buch voller Weisheit, über die Differenz zwischen dem Leben, wie es sein sollte und wie es ist.“ Amy Bloom
„Eine lebenserfahrene ältere Frau in einem jugendlichen Dilemma. Ein Roman, so schön wie überraschend.“ Claire Messud
„Goldie Goldbloom zeigt, wie schwierig es ist, sich selbst zu akzeptieren, sich selbst wirklich zu kennen.“ Audrey Niffenegger

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2021

Das Leben der anderen

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Surie ist in Nöten: sie erwartet Zwillinge. Und das im Alter von 57 Jahren. Dabei wird sie in Kürze zum ersten Mal Urgroßmutter. Sie wundern sich? So ging es mir auch: doch Surie lebt als Chassidin, also ...

Surie ist in Nöten: sie erwartet Zwillinge. Und das im Alter von 57 Jahren. Dabei wird sie in Kürze zum ersten Mal Urgroßmutter. Sie wundern sich? So ging es mir auch: doch Surie lebt als Chassidin, also als strenggläubige Jüdin, in Williamsburg, New York. Das bedeutet, sie lebt unter ihresgleichen, denn in ihrem Viertel haben die Chassiden seit vielen Jahren eine eigene Welt geschaffen, in die sie die andere Welt, von der sie umgeben sind, nicht hineinlassen. Oder nur in Notfällen.

Surie blickt auf eine riesige Familie: gemeinsam mit ihrem Mann Yidel, mit dem sie seit 41 Jahren verheiratet ist - glücklich, wie es mir während der Lektüre an verschiedenen Stellen klar wurde - auf 10 Kinder, über 30 Enkel und Schwiegereltern und weiß nicht, was sie machen soll. Denn es ist ein Tabu - Kinder zu haben, wenn man bereits Uroma ist - und vor allem: dadurch wird klar, dass "es" noch in ihrer Ehe eine Rolle spielt. Bettgeschichten also. Das ist ein noch viel größeres Tabu.

Der Leser darf Surie in ihren Alltag begleiten, mit ihr die Hebamme Val besuchen, eine Frau aus "unserer" Welt, die bisher alle Kinder Suries zur Welt gebracht hat und Surie gute Ratschläge und Handlungsoptionen an die Hand gibt. Der Weg, den Surie einschlägt, gehört definitiv nicht dazu: sie schweigt. Und zwar allen gegenüber.

Ja, es ist ein "Leben der anderen", in das ich hier eingetaucht bin. Viel zu kurz übrigens, denn ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen: Ich konnte einfach nicht anders, so haben mich Inhalt wie auch der mild ironische Stil der Autorin mitgerissen.

Suries Welt ist Lichtjahre entfernt von der meinigen. Und auch wieder nicht: ich las hier über eine etwa gleichaltrige Frau, deren Kosmos ein ganz anderer ist als der meinige und fand doch immer wieder Parallelen: Sind wir doch alle Gottes oder Allahs Kinder, bzw. Erdenbewohner, bzw. Nachkommen der Neandertaler oder was auch immer derjenige, der gerade zu Wort kommt, glaubt.

Ein wunderbarer, faszinierender Roman über eine zweifelnde Frau.

Veröffentlicht am 21.03.2021

Eine ganze Welt - eine Schwangerschaft mit 57

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Surie Eckstein ist 57, vielfache Mutter und Großmutter und schwanger. Dies bringt ihr bisheriges Leben komplett durcheinander, zumal sie sich niemandem in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn anvertrauen ...

Surie Eckstein ist 57, vielfache Mutter und Großmutter und schwanger. Dies bringt ihr bisheriges Leben komplett durcheinander, zumal sie sich niemandem in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn anvertrauen mag. Ein innerer Kampf mit sich und der Welt, wie sie sie bislang wahrgenommen hat, beginnt.

In diesem Alter noch einmal Mutter zu werden, ist vermutlich für jede Frau eine ganz besondere Situation. Gedanken, ob man überhaupt fit genug ist, noch einmal zwei Kinder großzuziehen und ihnen auch gerecht zu werden, ob man überhaupt alt genug wird, um sie erwachsen werden zu sehen, schwirren da durch den Kopf. Bei Surie kommen noch andere Faktoren hinzu, der Tod eines ihrer Söhne kommt wieder ins Bewußtsein, da sie den Tod dieses Kindes noch nicht verarbeitet hat. Außerdem lernt sie im Krankenhaus, angeleitet durch ihre Hebamme Val eine ganz andere Welt und ein Wissen kennen, das ihr keine Angst mehr macht, sondern Freude.

Goldie Goldbloom nimmt uns Leser:innen mit auf den Weg ins Innere ihrer Protagonistin Surie und bringt uns diese unbekannte Welt näher, die Regeln, aber auch den starken familiären Zusammenhalt und den Zusammenhalt in der chassidischen Gemeinde. Sie zeigt, dass Surie beides möchte, in der Gemeinde und in ihrer Familie verankert sein und doch ein paar Dinge anders machen, als das von ihr erwartet wird. Mit liebevollen Beschreibungen der einzelnen Personen und Situationen gelingt es Goldie Goldbloom, einen Einblick in einen fremden Mikrokosmos zu geben.

Suries Gedanken und Gefühle waren mir ganz nah während des Lesens, ich habe mit ihr gezweifelt, gehadert und auch geweint. „Eine ganze Welt“ ist ein ganz liebevoll erzähltes Buch, das ich vom ersten bis zum letzten Satz wunderschön fand, auch wenn es an manchen Stellen sehr traurig ist. (

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Veröffentlicht am 02.03.2021

In anmutiger Sprache erzählte erschütternde Geschichte

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Suri Eckstein ist 57, sie hat 10 Kinder, 32 Enkelkinder und lebt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn. Ihr Mann Yidel, ein angesehener Kalligraph und Rabbi, steht kurz vor seiner Rente.
Das Leben ...

Suri Eckstein ist 57, sie hat 10 Kinder, 32 Enkelkinder und lebt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn. Ihr Mann Yidel, ein angesehener Kalligraph und Rabbi, steht kurz vor seiner Rente.
Das Leben in der weitgehend von der Außenwelt abgeschotteten Kommune ist streng reglementiert. Wer gegen die Regeln verstößt, wird mit Ehrverlust bestraft.

Mit 16 werden die Mädchen üblicherweise verheiratet; oft mit einem ihnen unbekannten Mann. Nach der Hochzeit rasieren sie ihre Haare ab und tragen fortan Kunststoffperücken unter ihren Kopftüchern. Ihre Lebensaufgabe besteht darin, so viele Kinder wie möglich zu bekommen, den Haushalt zu führen und die Alten zu pflegen. Sie dürfen keine Ausbildung absolvieren, keine Bücher außer der Tora lesen, es gibt kein Fernsehen und keine Computer. Viele sprechen nur jiddisch und können sich außerhalb ihrer Kommune nicht verständigen. Wenn die Frauen nicht mehr fruchtbar sind, wird Sex zwischen den Ehepartnern zum Tabu, weil er nur der Fortpflanzung dienen soll und nicht der persönlichen Befriedigung.

Die Ecksteins hatten Glück bei ihrer Zwangsverheiratung: sie führen auch nach 40 Jahren noch eine innige Ehe. Doch dann erfährt Suri, dass sie mit Zwillingen schwanger ist. Sie ist bestürzt. Sie schämt sich. Sie fürchtet um ihren Status im Schtetl. Und sie kann mit niemandem – nicht einmal mit Yidel - darüber sprechen. Da Suri gut englisch spricht, überredet ihre Hebamme Val sie dazu, bei der Betreuung „sprachloser“ schwangerer Chassidinnen zu helfen. Dabei erwacht in ihr ein neues Lebensgefühl, und sie beginnt, die ihr aufgezwungene Rolle in Familie und Gemeinde zu hinterfragen.

Diese Geschichte spielt im Jahr 2007. Sie gewährt einen verstörenden Einblick in den Alltag einer ultraorthodoxen jüdischen Familie. Die Autorin Goldie Goldbloom lebt als geschiedene Chassidin mit ihren acht Kindern in Chicago; der Roman hat also sehr wahrscheinlich autobiografische Züge.

Goldbloom schildert die Bräuche und Gewohnheiten in der Gemeinde so anschaulich, dass ich die jeweilige Atmosphäre regelrecht fühlen, die Düfte riechen und die Klänge hören konnte. Die rigiden Vorschriften mit ihren - vor allem für Frauen und Kinder – verheerenden Folgen wirft sie in die eine Seite der Waagschale, in die andere legt sie die tiefe Verbundenheit und Fürsorge innerhalb der Familien.

Für die Hauptfigur Suri empfindet die Erzählerin spürbare Sympathie; ihre widersprüchlichen Gefühle und Gedanken beschreibt sie voller Anteilnahme. Auch mit den anderen Personen der Handlung geht sie besonnen um; so legt sie fast immer die Gründe dar, die zu einem bestimmten Verhalten geführt haben und macht es dadurch nachvollziehbarer.

Mich hat dieser in anmutiger Sprache verfasste Roman überrascht und erschüttert. Er wirkt lange nach. Das liegt nicht zuletzt an der außerordentlich guten Übersetzung ins Deutsche durch Anette Grube.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Eine fremde Welt

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Das Buch spielt in Williamsburg in New York in einer chassidischen Gemeinde (ultraorthodoxe Juden). Zum Glück habe ich vorher Unorthodox gelesen. So waren mir die Sitten und Gebräuche nicht ganz so fremd. ...

Das Buch spielt in Williamsburg in New York in einer chassidischen Gemeinde (ultraorthodoxe Juden). Zum Glück habe ich vorher Unorthodox gelesen. So waren mir die Sitten und Gebräuche nicht ganz so fremd. Trotzdem habe ich anfangs mit dem Buch gefremdelt. Auch die vielen jüdischen Begriffe trugen nicht gerade zum Verständnis bei, obwohl es am Ende des Buches ein ausführliches Glossar gab. Nur ist die Nutzung bei einen ebook etwas unbequem.
Beeindruckt hat mir die Beschreibung von Surie. Wie sie von der Ehefrau des Rabbis, der ihr guter Ruf über alles geht, zu einer Frau entwickelt, die anfängt, ihre Gemeinschaft zu hinterfragen. Auch die Hebamme Val gefiel mir gut, wie sie langsam Verständnis für die chassidischen Frauen aufbringt.
Die Thematik ist interessant. Die moderne Welt trifft auf verkrustete religiöse Strukturen und wie gehen die Menschen damit um. Nur ist der Schreibstil etwas sperrig. Das Buch liest sich nicht einfach so weg.

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