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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2020

Mäßige Umsetzung eines wichtigen Themas

Das Haus der Frauen
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Zum Inhalt:

In Ihrem Roman "Das Haus der Frauen" verknüpft Laetitia Colombani die Lebenswege von zwei Frauen aus zwei Jahrhunderten.

Da ist einmal Solène, eine fiktive 40 jährige erfolgreiche ...

Zum Inhalt:

In Ihrem Roman "Das Haus der Frauen" verknüpft Laetitia Colombani die Lebenswege von zwei Frauen aus zwei Jahrhunderten.

Da ist einmal Solène, eine fiktive 40 jährige erfolgreiche Anwältin im Paris von heute. Sie lebt nur für Ihre Arbeit, erst recht, nachdem ihr langjähriger Freund sie verlassen hat, um mit einer anderen eine Familie zu gründen. Ein traumatisches berufliches Erlebnis stürzt Solène in eine Depression. Da sie vorläufig nicht in die Kanzlei zurückkehren will, rät der Arzt ihr, sich ehrenamtlich zu engagieren. So landet sie als "öffentliche Schreiberin" im "Palast der Frauen", einem riesigen alten Haus, in dem Frauen in Not Zuflucht finden. Dort schreibt sie für die Bewohnerinnen Briefe und unterstützt sie so in ihren Anliegen. Mit der Zeit erfährt sie dabei immer mehr von den bedrückenden Lebensgeschichten der Frauen.

Im zweiten Erzählstrang lernen wir die reale 58jährige Blanche Peyron kennen, die 1925 gegen massive Widerstände das "Haus der Frauen" in Paris gründet und aufbaut. Blanche hat sich schon sehr jung bei der Heilsarmee verpflichtet, dort Karriere gemacht und ihren späteren Mann Albin kennengelernt. mit dem sie sechs Kinder bekommt. Blanche kämpft jede Minute und mit jeder Faser ihres Lebens für die Mission der Heilsarmee und lässt sich weder durch Anfeindungen noch durch Drohungen davon abbringen.

Mein Eindruck:

Das Buch beginnt vielversprechend und in druckvoller Sprache. Ich konnte mich anfangs gut in Solènes Lage versetzen und war gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt.

Leider hat sich das ab der Mitte des Buches geändert. Die fast schon sachlichen Beschreibungen der Misshandlungen, die die Bewohnerinnen des Frauenhauses erdulden mussten, stehen im krassen Gegensatz zu den übertrieben emotionalen Passagen, in denen es um Solènes Liebeskummer und Sinnsuche geht. Letztere waren nicht weit von einem Kitschroman entfernt.

Das ist vielleicht ein Stilmittel, ich weiß es nicht, ich jedenfalls konnte mich nicht damit anfreunden. Der Spannungsbogen ist für mich entsprechend schnell abgeflacht, und ich habe mich ohne Begeisterung durch den Rest der Geschichte gearbeitet.

Der Erzählstrang um Blanche Peyron trieft, bei allem Respekt vor der Leistung dieser Frau, vor Pathos. Da hat es die Autorin entschieden zu gut gemeint mit ihrer Heldin und deren bis zur Selbstzerstörung betriebenen Mission. Auch hier kam mir mehrmals das Wort "kitschig" in den Sinn.

Fazit: Frau Colombani spricht in ihrem Roman ein wichtiges Thema an, ihre Erzählweise hat mich aber nicht angesprochen.

Das Umschlagbild ist in einem auffälligen Rot gehalten. Ich mag die alten Pariser Häuser, die Blütenranken finde ich dagegen - kitschig.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Schwedenkrimi mit viel Atmosphäre

Der Sommer, in dem Einstein verschwand
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Zum Inhalt:

Es ist der Sommer des Jahres 1923. In Göteborg findet endlich die lange geplante Weltausstellung statt. Die neunzehnjährige Ellen darf ihre ersten journalistischen Erfahrungen bei der Ausstellungszeitung ...

Zum Inhalt:

Es ist der Sommer des Jahres 1923. In Göteborg findet endlich die lange geplante Weltausstellung statt. Die neunzehnjährige Ellen darf ihre ersten journalistischen Erfahrungen bei der Ausstellungszeitung sammeln. Bauernjunge Otto reist mit seiner Eselin Bella an, um die Kinder mit Ausritten zu unterhalten. Aber auch zwielichtige Gestalten treiben sich in der Stadt herum. Und Polizist Nils ist sowohl dienstlich als auch privat auf dem Ausstellungsgelände unterwegs.

In Berlin erhält Albert Einstein die Einladung, seine Nobelpreisrede während der Weltausstellung zu halten. Er ist fast nur noch im Ausland zu Vortragsreisen unterwegs, weil er zuhause zunehmend antisemitischen Anfeindungen und sogar Morddrohungen ausgesetzt ist. Albert Einstein fährt mit dem Zug nach Göteborg, doch er kommt zum vereinbarten Termin nicht dort an. Wurde er entführt oder gar ermordet?

Mein Eindruck:

Marie Hermanson verknüpft die Erlebnisse der vier Personen rund um die Weltausstellung in Göteborg zu einer Kriminalgeschichte und verzichtet dabei dankenswerterweise auf verstörende Details. Der Roman liest sich angenehm, er ist in einer schönen, unverschnörkelten Sprache geschrieben, und die Übersetzerin Regine Elsässer hat den skandinavischen Sprachstil wunderbar ins Deutsche übertragen.

Die Autorin gewährt einen Blick in Albert Einsteins privates Nähkästchen. Sie schildert ihn als hitzköpfigen, schüchternen, und sehr sympathischen Frauenhelden. Mich hat sie damit neugierig gemacht, und ich werde als nächstes eine Einstein-Biografie lesen, um herauszufinden, wieviel davon wahr und was Fiktion ist.

Besonders gelungen finde ich die atmosphärischen Schilderungen. Ob Weltausstellung, die Hafenanlagen in Göteborg oder eine ländliche Umgebung in Schweden: Frau Hermanson hat mit ihren Worten stimmungsvolle Bilder auf meine innere Leinwand gemalt und mich damit sehr beeindruckt.

Die auf dem Klappentext angekündigte Leichtigkeit wollte sich zwar angesichts des ernsten Grundthemas und trotz einiger humorvoller Passagen nicht so recht einstellen. Dies empfinde ich aber nicht als negativ, sondern als authentisch.

Die Geschichte ist an manchen Stellen unlogisch und hat ein paar Längen, insgesamt hat es mir aber großen Spaß gemacht, sie zu lesen.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Altbackenes Brot mit ein paar Rosinen darin

Die Kunst des stilvollen Wanderns – Ein philosophischer Wegweiser
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Der Anblick des düsteren Umschlagbildes hat mich nicht direkt zum Lesen eingeladen. Aber ich liebe es, zu wandern und zu philosophieren, also gab ich dem 1926 erstmals erschienenen und als „Klassiker ...

Der Anblick des düsteren Umschlagbildes hat mich nicht direkt zum Lesen eingeladen. Aber ich liebe es, zu wandern und zu philosophieren, also gab ich dem 1926 erstmals erschienenen und als „Klassiker der Wanderliteratur„ beworbenen Buch eine Chance.

Stephan Graham erklärt uns darin in 26 kurzen Kapiteln seine Welt des Wanderns. Die Themen erstrecken sich von der richtigen Auswahl der Stiefel über das Kochen und Schlafen im Freien bis zum Singen von Marschliedern und dem unbefugten Betreten fremder Grundstücke.

Ich habe mich mit der geschwollenen Ausdrucksweise des Autors sehr schwer getan. Leider hält das Buch auch inhaltlich nicht, was der Klappentext verspricht. Die Ratschläge sind entweder sattsam bekannt oder überholt. Philosophische Erkenntnisse kommen überwiegend in (sicher nicht nur mir) unbekannten Zitaten vor, die am Ende in mehrseitigen Anmerkungen erst erklärt werden müssen.

Für einen Klassiker fehlt dem Buch das zeitlose und wegweisende.

Ein paar sprachliche Rosinen habe ich zwar darin gefunden, insgesamt war die Lektüre aber ein Kauen auf altbackenem Brot.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Vorhersehbare Geschichte mit blassen Charakteren

Ein Sommer auf Sylt
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Zum Inhalt:

Die Ich-Erzählerin Julia ist als Architektin bei ihrem Lebensgefährten Jo angestellt und führt ein stressiges, vom Beruf dominiertes Leben. Zu ihren Eltern hat sie schon vor Jahren jeden ...

Zum Inhalt:

Die Ich-Erzählerin Julia ist als Architektin bei ihrem Lebensgefährten Jo angestellt und führt ein stressiges, vom Beruf dominiertes Leben. Zu ihren Eltern hat sie schon vor Jahren jeden Kontakt abgebrochen.

Umso überraschter ist sie, als der Vater ihr ein Haus auf Sylt vererbt. Sie muss auf die Insel fahren, um das Haus zu begutachten und zu verkaufen. Da sie nicht mit ihrer Mutter allein dorthin möchte, lädt sie deren zwei Schwestern zu der Reise ein. Die drei Frauen sind sich spinnefeind und leben das schon auf der Fahrt mit gegenseitigen Spitzzüngigkeiten aus.

Julia zieht mit ihnen zur Miete in eine Ferienwohnung, da ihr Haus - ebenfalls überraschend - von einer unbekannten Frau bewohnt wird. Es kommt zu Verwicklungen rund um diese Frau und den Hausverkauf, und auch mit Freund Jo zuhause erlebt Julia via handy einige unschöne Scharmützel. Wie gut, dass Mats, der Eigentümer der Ferienwohnung, sich die Zeit nimmt, um Julia die Insel zu zeigen, für sie zu kochen und ihr den Kopf zurecht zu rücken...


Mein Eindruck:

Die erste Hälfte des Buches las sich zügig, und es ging mit der Handlung voran. Allerdings war schnell klar, wie die Hauptgeschichte ausgeht. Entsprechend lange zog sich die zweite Buchhälfte, bis die Autorin alle Fäden zu Ende gesponnen hatte.

Die streitenden Schwestern fand ich anfangs witzig, mit der Zeit wirkte ihr Gezanke jedoch gekünstelt und nervig.

Julia erzählt die Geschichte selbst, dadurch lernte ich sie ein bisschen besser kennen. Dennoch konnte ich ihre Handlungen nur selten nachvollziehen. Sie lässt sich von ihrem Freund haarsträubende Unverschämtheiten gefallen und beruhigt sich auf erschreckend naive Art selbst, wenn ihr Zweifel an ihm kommen. Auch die anderen Romanbewohner/innen tanzen ihr munter auf der Nase herum.

Jo wird von vornherein als der Egozentrische eingeführt, sonst erfährt man nicht viel von ihm. Mats ist sein sympathischer Gegenspieler, auch hier keine Grauzone, sondern eine eindeutige Rollenzuweisung. Dadurch hat sich für mich keine Spannung aufgebaut.

Sprachlich hat mich das Buch leider auch nicht überzeugt: viele Klischees, blasse Charaktere, ausschweifende Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, steif wirkende Dialoge. Nach der Leseprobe hatte ich etwas anderes erwartet.

Das Umschlagbild gefällt mir sehr gut.

Das Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.







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