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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2023

Ein authentischer Entwicklungsroman

Es war einmal in Brooklyn
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Manchmal braucht es gar nicht viel, um mich als Leserin glücklich zu machen: Ein gutes Setting, ein guter Plot, gut erzählt - das ist es, was für mich ein gutes Buch ausmacht. Und dieses erfüllt alle drei ...

Manchmal braucht es gar nicht viel, um mich als Leserin glücklich zu machen: Ein gutes Setting, ein guter Plot, gut erzählt - das ist es, was für mich ein gutes Buch ausmacht. Und dieses erfüllt alle drei Kriterien.
Erzählungen, die in New York angesiedelt sind, gehen sowieso bei mir immer, diese hier spielt in Brooklyn Ende der 70er Jahre und diese Zeit ist atmosphärisch gut dargestellt. Wahre Ereignisse werden in die Story eingestreut und das macht die Zeit gut fühlbar.
Es ist ein Entwicklungsroman: Juliette Darling 17 Jahre alt und Kind jüdischer Eltern, wächst auf wie ein normaler Teenager. Der Nachbarsjunge David ist von frühester Kindheit an ihr bester Freund, sie sind unzertrennlich. Und doch gehen ihre Lebenswege im Teenageralter auseinander. David ist schwer krank und liebt Juliette, Juliette ist gesund und entdeckt gerade das Leben - und Rico, den Pizzajungen.

Eine einfühlsame Geschichte über Freundschaft, Verliebtheit, Familienbande, Ehe und Trauer. Ein Buch das man kaum aus der Hand legen kann, das mich sprachlich wie inhaltlich vollkommen abholen konnte. Kein Charakter in diesem Buch ist vollkommen, es gibt kein schwarz oder weiss, die Leute menscheln und das hat für mich die Geschichte authentisch gemacht.
Wunderbar übersetzt von Silke Jellinghaus.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Kann man lesen muss man aber nicht

Alle meine Wünsche
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Was hier wie ein Kinderbuch mit dem „Charme“ der späten 60er Jahre daherkommt, ist ein extrem tragische Kurgeschichte, die man durch das Cover so garantiert nicht erwartet.
Neu ist die Idee wahrlich nicht: ...


Was hier wie ein Kinderbuch mit dem „Charme“ der späten 60er Jahre daherkommt, ist ein extrem tragische Kurgeschichte, die man durch das Cover so garantiert nicht erwartet.
Neu ist die Idee wahrlich nicht: es geht um Lebenslügen, Aufopferung der Frau, Bosheit des Mannes und der Frage, ob ein Lottogewinn glücklich macht.
Ein Stereotyp jagt den nächsten und wir lernen, dass eine fast fünfzig jährige Frau begehrenswerter ist, wenn sie abnimmt 🙄
Die Geldthematik finde ich vom alten Harsanyi zehnmal besser umgesetzt, der versucht zumindest nicht krampfhaft sich in eine Frau reinzuversetzen.
Und Frau Heidenreichs Empfehlungen sind mittlerweile für mich eher Warnhinweise.
Nö, das war nix… allerdings war es schnell gelesen.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein Roman der einen nicht kalt lässt

Der leere Platz
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Selten hat mir ein Buch so viel abverlangt wie dieses, und das ist nicht nur der schweren Thematik geschuldet. Es geht um eine Familie, die schöner, priviligierter und glücklicher kaum sein könnte, und ...

Selten hat mir ein Buch so viel abverlangt wie dieses, und das ist nicht nur der schweren Thematik geschuldet. Es geht um eine Familie, die schöner, priviligierter und glücklicher kaum sein könnte, und dem gerade erwachsen gewordenen Sohn, der von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche verschwindet.
Er taucht einige Zeit später völlig verändert wieder auf, dann wieder für lange Zeit ab... bis schließlich die Psychiatrie anruft - Diagnose Schizophrenie.
Soweit kurz und straff worum es geht, ohne etwas vorwegzunehmen.
Was macht das mit einer Familie, wenn ein Mitglied psychisch schwer erkrankt, vor allem das wird in diesem Buch thematisiert.
Das und dieses absolut magische Buchcover, haben mich extrem angesprochen und ich habe vorab schon sehr viele positive Rezensionen gelesen.
Mich hat dieser Roman schwer zwiegespalten, denn auf der einen Seite fand ich ihn stilistisch gut geschrieben, vor allem die Hilflosigkeit und Zerrissenheit Marlens (Mutter des erkrankten jungen Mannes) waren schmerzhaft spürbar. Wir erfahren diese Geschichte ja aus ihrer Sicht... und genau da hatte ich mein erstes Problem:
Ich kam mit Marlen einfach nicht klar, ich fand sie weder besonders sympathisch noch konnte ich ihre Aktionen (vielmehr noch ihr Nichthandeln) nachvollziehen. Es taten sich beim Lesen für mich so viele Fragen auf, die mich extrem beschäftigt haben... einige werden am Ende des Buches "beantwortet", aber eher so nach dem Motto "Na halt WEIL". Meine Fragen konnten also nur unbefriedigend abgeschmettert werden oder aber wurden teilweise gar nicht beantwortet. Näher darauf eingehen kann ich in dieser Rezension leider nicht, weil ich spoilern würde.
Ein weiteres Problem war für mich das doch eher sehr spezielle Lebensformat der Familie, ich konnte mich damit nicht einmal annähernd identifizieren: reich, überpriviligiert, First-World-Problems (den schizophrenen Sohn natürlich ausgenommen), weisse Reiche in Marokko, isoliert von der marokkanischen Wirklichkeit.... nunja, es machte mir die Menschen nicht wirklich sympathischer.
Das Ende des Buches hat mich kopfschüttelnd zurück gelassen (ich hab mir sogar verzweifelt an die Stirn gepatscht), das war mir dann einfach zu viel an Spiritualität und ich bin mir nicht sicher, ob es dem ernsten Thema Schizophrenie wirklich gerecht wird. Und genau da habe ich mein drittes Problem:
Ist dies eine authentische, eine biografische Erzählung, eine Geschichte die im näheren Umfeld der Autorin passierte? Es mag Leser*innen geben, denen es egal ist, hauptsache es ist eine gut erzählte Geschichte. Mir ist das nicht egal, weil ich immer gerne wissen möchte, wie ich ein Buch einordnen soll. Warum sich eine Autorin dieses und keinem anderen Thema widmet. Und immerhin ist eine psychische Erkrankung ein ernsthaftes Thema, über das man sich gut informieren sollte, wenn man darüber ein Buch schreibt. Ist es autobiografisch, dann sehe ich es als Erfahrungsbericht mit all den Gefühlen, die damit einher gehen....
Und genau da stehe ich vor einer Wand, ein aufklärendes Nachwort hätte ich für mich sehr hilfreich gefunden.
Ich kann nicht behaupten, dass das Buch schlecht wäre, das ist es ganz sicher nicht. Aber durch die Figur der Mutter war es für mich manchmal wirklich schwer zu lesen.
Sollte es sich um eine wahre Geschichte handeln, so hoffe ich sehr, dass Marlen sich mittlerweile selbst professionelle und SERIÖSE Hilfe geholt hat, denn diese hat sie bitter nötig.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Wichtiges Buch über Rassismus

Kleine große Schritte
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Kann eine weiße privilegierte Frau einen glaubwürdigen Roman über Rassismus schreiben?
Ich schätze Jodi Picoult als Autorin sehr, die Bücher die ich bisher von ihr gelesen habe handeln immer von Menschen ...

Kann eine weiße privilegierte Frau einen glaubwürdigen Roman über Rassismus schreiben?
Ich schätze Jodi Picoult als Autorin sehr, die Bücher die ich bisher von ihr gelesen habe handeln immer von Menschen in Ausnahmesituationen, oder von Problemen, die Minderheiten haben aufgrund von Diskriminierung… ich weiß also, dass sie jede Menge Einfühlungsvermögen besitzt und auch gründlich recherchiert bevor sie ein Buch zu schreiben beginnt. Bei dieser Thematik allerdings war ich sehr skeptisch und habe mir zuerst das Nachwort durchgelesen. Dieses hat mich soweit überzeugt zu verstehen welche Intuition hinter dem Wunsch steckt, als weiße Frau einen solchen Roman schreiben zu wollen.
Und nach Beendigung dieser Lektüre bin ich überzeugt, dass es ein wichtiges Buch ist, wichtig für Menschen mit weißer Hautfarbe, um verstehen zu lernen, was es bedeutet nicht weiß zu sein.
Es ist bittere Lektüre, weil mir vor Augen gehalten wurde, wie oft ich Alltagsrassismus lebe, ohne dass es mir bewusst ist. Es hat mir Situationen gezeigt, über die ich gar nicht nachdenke, weil sie in meinem Leben einfach nicht vorkommen - nichtweisse Menschen aber ständig erleben.
Es ist eine erfundene Story, allerdings vollgepackt mit real Erlebtem, mit Erkenntnissen die Picoult aus vielen Interviews und Recherchen gewonnen hat.
Ich lege dieses Buch jedermann ans Herz!
Großartig übersetzt wurde es von Elfriede Peschel.
Es wird wohl gerade an einer Verfilmung gearbeitet und die Hauptrolle wäre die wunderbare Viola Davis… genau sie hatte ich auch vor Augen beim Lesen.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Großartiger Debütroman der unter die Haut geht

Entzwei
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Puuuh, was für ein Buch! Ich war die letzten Stunden nicht mehr ansprechbar und völlig in dieses Buch abgetaucht. Nicht nur, dass Sabine Gelsings Schreibstil mich bereits auf den ersten Seiten komplett ...

Puuuh, was für ein Buch! Ich war die letzten Stunden nicht mehr ansprechbar und völlig in dieses Buch abgetaucht. Nicht nur, dass Sabine Gelsings Schreibstil mich bereits auf den ersten Seiten komplett abgeholt hat, die Story selbst ist so unfassbar gut, aber auch extrem grausam.
Gelsings Debütroman (was kaum zu glauben ist, weil er einfach super professionell wirkt) geht unter die Haut, da er teilweise auf wahren Geschehnissen beruht.
Der Schreibstil ist schlicht und präzise und passt hervorragend zur Grundstimmung, bei traumatischen Erlebnissen verwendet sie Sprachbilder, die einen atemlos zurücklassen. Und trotzdem blitzt ab und zu subtiler Humor durch, was ich großartig fand.
Die Charaktere sind allesamt unheimlich griffig und glaubwürdig, egal welchen Alters. Ich habe dieses Buch nicht nur gelesen - ich habe es gespürt und gelebt.
Ein ganz großartiger Roman, den ich wärmstens empfehlen kann. Unbedingt auch das Nachwort lesen.
Bitte bitte mehr liebe Sabine Gelsing!

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