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Veröffentlicht am 12.04.2021

Das Leben schwarzer Frauen

Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
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In diesem Buch lernen wir zwölf Frauen und ihre Geschichten kennen. Sie haben gemeinsam, dass sie schwarz und weiblich sind, wobei auch eine nicht-binäre Person dabei ist. Ammas Theaterpremiere soll die ...

In diesem Buch lernen wir zwölf Frauen und ihre Geschichten kennen. Sie haben gemeinsam, dass sie schwarz und weiblich sind, wobei auch eine nicht-binäre Person dabei ist. Ammas Theaterpremiere soll die Figuren locker miteinander verbinden. Zwischen den Frauen bestehen noch weitere Verbindungen, die sich im Verlauf der Kapitel herausstellen. Es geht vor allem um Rassismus, Diskriminierung und Feminismus, wobei auch viele weitere Themen wie das Schulsystem in Großbritannien, Transgender oder das Patriarchat ihren Platz finden.



Meinung:

Ich bin mit großer Freude an dieses Buch herangetreten und war am Anfang begeistert von Evaristos außergewöhnlichem Schreibstil. Es gibt keine Punkte außer am Ende eines Kapitels und die Sätze fangen mit kleinem Anfangsbuchstaben an. Die Sätze fließen ineinander über, sodass der Effekt verstärkt wird, dass wir der jeweiligen Figur sowie ihren Gedanken und Gefühlen zum Greifen nahe sind. Dabei ist der Schreibstil bei jeder Frau anders und zu ihrem Wesen passend.



Leider waren es mir aber zu viele Figuren auf einmal. Es geht nicht nur um die 12 Hauptfiguren, sondern in dem jeweiligen Porträt werden auch die Familienmitglieder und Bekannten genannt und deren Geschichte erzählt. Dadurch haben sich sehr viele Geschichten und Verknüpfungen zwischen den Figuren gesammelt, sodass es für mich schwierig war, den Überblick zu behalten. Vor allem habe ich mich bei einigen Figuren gefragt, zu welcher Zeit sie gelebt haben, da ich mir nicht immer sicher war, wen von den anderen Figuren die Hauptfigur nun kennen könnte.



Mit jedem Teil habe ich mich überladener gefühlt. Es wurden immer mehr Informationen, während die Spannung abnahm. Einige Figuren waren mir sympathisch und ihr Schicksal ging mir sehr nah. Bei anderen Figuren jedoch hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte konstruiert, zu dramatisch und zu überladen ist. Es wird mit vielen Klischees gearbeitet und oft werden auch die selben Themen wiederholt, was ich nicht schlimm fände, wenn sie wenigstens auf verschiedenen Weisen behandelt werden. Das Ende hat mich sehr enttäuscht. Die Premierenfeier am Ende sollte scheinbar zwanghaft versuchen, alle Figuren noch einmal zu erwähnen und miteinander zu verbinden. Hier wurden mir viele Figuren sehr unsympathisch. Dieser Teil war sehr langatmig und unnötig. Der Epilog war ganz nett, aber auch zu konstruiert.



Dass Evaristo so viele Themen aufgreift, macht das Buch trotzdem sehr vielseitig. Man sollte das Buch eher langsam lesen, da man andernfalls das Gefühl hat, genug gelesen zu haben. Denn das Theaterstück als roter Faden im Buch fand ich wenig überzeugend. Es handelt sich hier um Kurzgeschichten zu den einzelnen Figuren und weniger um eine zusammenhängende Geschichte, weshalb die Spannung für mich im Verlauf abgenommen hat.



Fazit:

Das Buch greift wichtige Themen auf und verknüpft die Frauenfiguren auf geschickte Weise. Die Themen werden aber eher oberflächlich behandelt und man lernt nicht viel Neues dazu. Auf mich wirkte das Buch zu überladen und ein wenig klischeehaft. Im Verlauf wurde ich unaufmerksamer, da mich das Buch nicht mehr mitreißen konnte und ich das Gefühl hatte, nun genug gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Amour fou

Roman d’amour
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Die Protagonistin Charlotte Moir hat einen Roman geschrieben, der ebenfalls "Roman d´amour" heißt. In diesem Roman schreibt sie über eine Affäre, die sie vor vielen Jahren selbst mit einem verheirateten ...

Die Protagonistin Charlotte Moir hat einen Roman geschrieben, der ebenfalls "Roman d´amour" heißt. In diesem Roman schreibt sie über eine Affäre, die sie vor vielen Jahren selbst mit einem verheirateten Mann hatte. Für diesen Roman soll sie den Kaskade-Preis erhalten und wird vor der Preisverleihung von der Journalistin Frau Sittich interviewt. Sie stellt jedoch übergriffige Fragen, damit Charlotte gesteht, dass sie das Geschriebene selbst erlebt hat. Charlotte fällt es immer schwerer, die Distanz zu der Handlung ihres Romans aufrechtzuerhalten. In diesem Buch geht es um die Moral, die Liebe und ihre Facetten.

Meinung:

Es gibt drei Ebenen in diesem Roman, von denen zwei so fließend ineinander übergehen, dass ich sie kaum auseinanderhalten konnte. Diese Ebenen sind zum einen die Erinnerungen von Charlotte an ihre eigene Affäre mit dem verheirateten Ludo, der seine Ehefrau Marlies betrogen hat, zum anderen die Romanebene mit der Protagonistin Klara, mit der sich Charlotte identifizieren kann, und ihrer Affäre Lew, dessen Frau Marie heißt. Die ähnlichen Namen führen ebenfalls dazu, dass man diese zwei Ebenen öfters vertauscht. Diese gelungenen fließenden Übergänge sprechen für die Autorin. Sie beeinträchtigen das Verständnis zwar nicht erheblich, aber am Ende des Romans hat mich meine Verwirrung doch ein wenig gestört. Sie greift hiermit das Wesen der Autofiktion auf, dass Wahrheit und Fiktion sich vermischen und untrennbar werden.

Die dritte Ebene war im Nachhinein für mich die spannendste. Diese ist das Interview, bzw. das Gespräch zwischen der Journalistin und Charlotte. Die Fragen, die die Journalistin stellt, sind interessant und die Reaktionen von Charlotte auf diese und die Reaktionen von der Journalistin auf die Antworten von Charlotte habe ich gerne verfolgt. Das Ende ist überraschend, nur hatte ich leider das Pech, dass ich recht am Anfang des Romans diesen Ausgang der Geschichte schon im Sinn hatte. Das hat unter anderem daran gelegen, dass ich einige Hinweise im Roman sehr auffällig fand.

Ich mochte das Philosophieren der beiden Frauen über die Liebe und die französische Sprache. Es gab viele schöne Sätze, die mir gefallen haben. Der Schreibstil verleiht dem Roman ein gewisses französisches Flair, was erfrischend ist.

"Manchmal sind Worte Laternen, sie beleuchten das Gesicht des Sprechenden."

"Sobald man liebt, wird der Rest der Welt zur Bühnendekoration, die Menschen zu Komparsen. Die Passion entzaubert die Welt, entleert sie quasi, wenn nur noch der Geliebte wahrgenommen wird."

Die Liebe zwischen Ludo und Charlotte bzw. zwischen Klara und Lew konnte mich allerdings nicht berühren und die Beschreibung der Affäre fand ich sehr langatmig. Ich konnte dem nicht viel abgewinnen, sodass es eher ein kurzweiliger Roman ist. Ich konnte keine Nähe zu den Figuren aufbauen. Die Entwicklung von Frau Sittich und Charlotte jedoch war spannend.

Fazit:

Die einzelnen philosophischen Aussagen und die Konstruktion des Romans haben mir sehr gut gefallen. Die Verwirrung und Langatmigkeit an zu vielen Stellen hingegen haben meine Begeisterung abgemildert. Der Roman war für mich ein kurzweiliges, interessantes, aber nicht nachhallendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Ein Krimi der besonderen Art

Weiter Himmel
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Inhalt:

Im Vordergrund stehen die wohlhabenden Familienväter Tommy, Andy und Steve. Sie treffen sich gelegentlich, um Golf zu spielen oder ein Bier zu trinken. Doch sie haben ein grausames Nebengeschäft. ...

Inhalt:

Im Vordergrund stehen die wohlhabenden Familienväter Tommy, Andy und Steve. Sie treffen sich gelegentlich, um Golf zu spielen oder ein Bier zu trinken. Doch sie haben ein grausames Nebengeschäft. Als eine Frau aus dem Bekanntenkreis tot aufgefunden wird, werden die Polizei und auch der Privatdetektiv Jackson Brodie auf sie aufmerksam.

Meinung:

Vor dem Lesen wusste ich nicht, was mich bei diesem Buch erwartet. Gleich zu Beginn aber erlebte ich eine beklemmende und bedrohliche Atmosphäre. Das Besondere ist, dass man als LeserIn schon weiß, in welches Verderben die Figuren stürzen. Man weiß sofort, um welche Grausamkeit es in dem Roman geht.

Was ich auch sehr spannend fand, ist, dass man viel über die Übeltäter erfährt. Aus ihrer Perspektive erleben wir sie in ihrem ganz normalen Alltag als Familienvater und eigentlich als ganz normale Menschen. Da die Perspektiven oft gewechselt werden und man viele Figuren kennenlernt, ist die Geschichte sehr dynamisch aber auch verwirrend und teilweise überladen.

Der Schreibstil ist anders als bei anderen Krimis. Der Sarkasmus der Autorin verleiht dem Krimi etwas Besonderes. Ich wusste nicht, dass dieses Buch schon der fünfte Teil der Jackson Brodie Reihe ist. Das war aber nicht weiter schlimm, weil man den Detektiv hier auch näher kennenlernt und nicht das Gefühl hat, als hätte man etwas verpasst.

Die Themen sind sehr groß. Es geht nämlich um Menschenhandel und Kindesmissbrauch. Umso außergewöhnlicher ist es, dass diese Themen mit einem schwarzen Humor behandelt werden. Das ist verwirrend und neu, hat aber seinen Reiz.

Die Handlung geht nur langsam voran, da wir viele Figuren in ihrem Leben begleiten und diese kennenlernen. Erst in der Mitte wird es zunehmend spannend und die Ermittlungen nehmen ihren Lauf.

Dieser Krimi hebt sich von den anderen ab, weil er die Übeltäter sehr detailliert und fast wie ganz harmlose Menschen zeichnet. Humor und Sarkasmus sorgen dafür, dass man das Gefühl hat, einen Krimi der besonderen Art zu lesen. Auch wenn die Handlung langsam vorangeht, wird die Spannung durch die verschiedenen Perspektiven und die düsteren Themen aufrechterhalten.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Es sind die kleinen Dinge im Leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed sieht keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ihr Kater Voltaire stirbt, ihre Eltern sind tot, mit ihrem Bruder Joe hat sie keinen Kontakt mehr, sie verliert ihren Job. Niemand scheint sie mehr ...

Nora Seed sieht keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ihr Kater Voltaire stirbt, ihre Eltern sind tot, mit ihrem Bruder Joe hat sie keinen Kontakt mehr, sie verliert ihren Job. Niemand scheint sie mehr zu brauchen, sie fühlt sich nutzlos und ihre Depressionen sind so stark, wie nie zuvor. Sie beschließt, sich das Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten zu nehmen. Doch anstatt tot zu sein, findet sie sich in einer Mitternachtsbibliothek wieder, in der unzählige Regale mit unendlich vielen Büchern zu finden sind. Die Bibliothek befindet sich zwischen Leben und Tod. All die Bücher handeln von all den Leben, die sie hätte leben können. Sie macht sich auf die Suche nach dem Leben, das perfekt ist und das sie sich die ganze Zeit gewünscht hat? Wird sie es finden?

Meinung:

Die Idee der Mitternachtsbibliothek hat mich fasziniert und dazu bewegt, diesen Roman zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wir begleiten die Protagonistin Nora und lernen sie im Verlauf des Romans immer besser kennen. Man fühlt mit ihr mit und kann ihre Sorgen nachvollziehen. Es ist spannend zu sehen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie eine einzige Entscheidung anders getroffen hätte. Wenn sie doch die Band mit ihrem Bruder Joe gegründet hätte, wie es sich ihr Bruder gewünscht hat, oder wenn sie das Schwimmen weiter trainiert hätte, wie es ihr Vater wollte. Während Nora in all diese Leben reinschnuppert, kann man beobachten, wie sich ihr Denken beeinflusst. Ihre Entwicklung wird wunderbar aufgezeigt.

Die Geschichte wird mit vielen Weisheiten verschiedener Philosophen ausgeschmückt, was wunderbar passt, da Nora Philosophie studiert hat. Die Bibliothekarin ist ebenfalls eine herzliche Figur, die liebevoll ausgearbeitet wird und eine große Rolle im Roman spielt. Zudem mochte ich die Gespräche über die Quantenmechanik, String Theorie und das Schachspiel, weil sie passend auf das Leben bezogen waren.

Obwohl ich relativ früh eine Ahnung hatte, wie das Buch ausgehen wird, habe ich es mit großem Spaß gelesen, weil die Aussagen über den Sinn des Lebens und die Auswirkungen unserer Entscheidungen sehr interessant und spannend waren. Die Geschichte ist lebensbejahend und nicht bedrückend, auch wenn ernste Themen behandelt werden. Dies ist Matt Haig sehr gut gelungen, weil er mit Humor für Leichtigkeit gesorgt hat.

Zum Beispiel erfahren wir mehr über die Slider, die gerne in andere Welten eintauchen oder wir tauchen in die Welt einer Gletscherforscherin ein und werden von einem Eisbären bedroht. Die Geschichten sind abwechslungsreich und spannend.

Man muss das Leben so nehmen, wie es kommt. Aber man kann es leben, wie man möchte. Denn jeder hat das Potential dazu.

Und es stimmt, was Mrs Elm sagt:

"Das Leben umfasst Millionen von Entscheidungen. Manche groß, manche klein. Doch jedes Mal, wenn man einer Entscheidung den Vorzug vor einer anderen gibt, fällt das Resultat unterschiedlich aus. Es tritt eine irreversible Veränderung ein, die wiederum zu weiteren Veränderungen führt."



Fazit:

Das Buch hat mich berührt und gefesselt. Es handelt sich um eine wunderschöne, lebensbejahende Geschichte, die voller Weisheiten ist und uns in eine magische Welt eintauchen lässt. Ich bin froh, die Mitternachtsbibliothek kennengelernt zu haben.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Hannah Arendt hautnah

Was wir scheinen
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Von Hannah Arendt hatte ich nur sehr wenig gehört. Ich wusste, dass sie eine bedeutende Denkerin des 20. Jahrhunderts war, weshalb ich mehr über sie erfahren wollte.

Es handelt sich hier um einen biographischen ...

Von Hannah Arendt hatte ich nur sehr wenig gehört. Ich wusste, dass sie eine bedeutende Denkerin des 20. Jahrhunderts war, weshalb ich mehr über sie erfahren wollte.

Es handelt sich hier um einen biographischen Roman, in dem wir an den Erinnerungen von Hannah Arendt teilhaben dürfen. Sie fährt im Sommer 1975 ein letztes Mal nach Tegna in die Schweiz und lässt ihr Leben Revue passieren. Dabei geht es um ihre Erlebnisse in Berlin, Paris, Rom, Jerusalem, Frankreich und USA. Auch der Eichmann-Prozess 1961 spielt hier eine große Rolle.

Die Autorin Hildegard Keller hat es geschafft, Hannah Arendt für uns Leser*innen greifbarer zu machen. Durch ihre Gedanken und Gefühle lernt man sehr viel über sie, auch wenn ihre Dialoge mit anderen Figuren im Buch fiktiv sind. Trotzdem ist die Geschichte mir Zitaten von Arendt beschmückt. Der Roman erreicht, dass man eine bemerkenswerte Frau kennenlernt und der Wunschentfacht wird, über dieses Buch hinaus mehr über sie zu erfahren.

Da die Gedankengänge sehr sprunghaft sind, fiel es mir nicht so leicht, ihnen zu folgen. Zudem ist mir aufgefallen, dass es schwierig ist, alles im Roman zu verstehen, wenn man noch nicht viel über Hannah Arendt weiß. Dies hat den Lesefluss ein wenig abgebremst.

Der Schreibstil jedoch ist sehr angenehm und ermöglicht ein flüssiges Lesen. An Witz darf es natürlich auch nicht fehlen. Die Mischung aus den inneren Gedankengängen und den Erlebnissen sorgt für Abwechslung.

Fazit:

Ich habe einiges über Hannah Arendt erfahren können. Durch die Romanform habe ich viele Informationen mit Spaß und ohne Langeweile aufnehmen können. Wenn man noch nicht so viel über Hannah Arendt weiß, kann es sein, dass man einige Male beim Lesen verwirrt ist. Aber man möchte danach weiter über diese bemerkenswerte Frau recherchieren.

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