Das Leben schwarzer Frauen
Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019In diesem Buch lernen wir zwölf Frauen und ihre Geschichten kennen. Sie haben gemeinsam, dass sie schwarz und weiblich sind, wobei auch eine nicht-binäre Person dabei ist. Ammas Theaterpremiere soll die ...
In diesem Buch lernen wir zwölf Frauen und ihre Geschichten kennen. Sie haben gemeinsam, dass sie schwarz und weiblich sind, wobei auch eine nicht-binäre Person dabei ist. Ammas Theaterpremiere soll die Figuren locker miteinander verbinden. Zwischen den Frauen bestehen noch weitere Verbindungen, die sich im Verlauf der Kapitel herausstellen. Es geht vor allem um Rassismus, Diskriminierung und Feminismus, wobei auch viele weitere Themen wie das Schulsystem in Großbritannien, Transgender oder das Patriarchat ihren Platz finden.
Meinung:
Ich bin mit großer Freude an dieses Buch herangetreten und war am Anfang begeistert von Evaristos außergewöhnlichem Schreibstil. Es gibt keine Punkte außer am Ende eines Kapitels und die Sätze fangen mit kleinem Anfangsbuchstaben an. Die Sätze fließen ineinander über, sodass der Effekt verstärkt wird, dass wir der jeweiligen Figur sowie ihren Gedanken und Gefühlen zum Greifen nahe sind. Dabei ist der Schreibstil bei jeder Frau anders und zu ihrem Wesen passend.
Leider waren es mir aber zu viele Figuren auf einmal. Es geht nicht nur um die 12 Hauptfiguren, sondern in dem jeweiligen Porträt werden auch die Familienmitglieder und Bekannten genannt und deren Geschichte erzählt. Dadurch haben sich sehr viele Geschichten und Verknüpfungen zwischen den Figuren gesammelt, sodass es für mich schwierig war, den Überblick zu behalten. Vor allem habe ich mich bei einigen Figuren gefragt, zu welcher Zeit sie gelebt haben, da ich mir nicht immer sicher war, wen von den anderen Figuren die Hauptfigur nun kennen könnte.
Mit jedem Teil habe ich mich überladener gefühlt. Es wurden immer mehr Informationen, während die Spannung abnahm. Einige Figuren waren mir sympathisch und ihr Schicksal ging mir sehr nah. Bei anderen Figuren jedoch hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte konstruiert, zu dramatisch und zu überladen ist. Es wird mit vielen Klischees gearbeitet und oft werden auch die selben Themen wiederholt, was ich nicht schlimm fände, wenn sie wenigstens auf verschiedenen Weisen behandelt werden. Das Ende hat mich sehr enttäuscht. Die Premierenfeier am Ende sollte scheinbar zwanghaft versuchen, alle Figuren noch einmal zu erwähnen und miteinander zu verbinden. Hier wurden mir viele Figuren sehr unsympathisch. Dieser Teil war sehr langatmig und unnötig. Der Epilog war ganz nett, aber auch zu konstruiert.
Dass Evaristo so viele Themen aufgreift, macht das Buch trotzdem sehr vielseitig. Man sollte das Buch eher langsam lesen, da man andernfalls das Gefühl hat, genug gelesen zu haben. Denn das Theaterstück als roter Faden im Buch fand ich wenig überzeugend. Es handelt sich hier um Kurzgeschichten zu den einzelnen Figuren und weniger um eine zusammenhängende Geschichte, weshalb die Spannung für mich im Verlauf abgenommen hat.
Fazit:
Das Buch greift wichtige Themen auf und verknüpft die Frauenfiguren auf geschickte Weise. Die Themen werden aber eher oberflächlich behandelt und man lernt nicht viel Neues dazu. Auf mich wirkte das Buch zu überladen und ein wenig klischeehaft. Im Verlauf wurde ich unaufmerksamer, da mich das Buch nicht mehr mitreißen konnte und ich das Gefühl hatte, nun genug gelesen zu haben.