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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2024

Spannungsgeladen

Babysitter
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Meine Meinung und Inhalt

Im einundsechzigsten Stock des Hotelturm erwartete er sie. Zügig in der eleganten gläsernen Kapsel hinaufgleitend wie ein ins All geschossenes Raumfahrzeug, spürt sie einen ...

Meine Meinung und Inhalt

Im einundsechzigsten Stock des Hotelturm erwartete er sie. Zügig in der eleganten gläsernen Kapsel hinaufgleitend wie ein ins All geschossenes Raumfahrzeug, spürt sie einen erregenden Schwindel, schließt die Augen. ... Sie ist in die Zeit geschleudert, hat sich von der Schwerkraft frei gemacht, eine seltsame Empfindung - aufwärts zu fallen." (ZITAT)


Gleich vorneweg, muss ich sagen, dass die US-amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates mit ihrem Buch "Babysitter" einen echten Pageturner geschaffen hat. Auch bei einer Seitenanzahl von über 600 Seiten kam keine Langeweile auf.

""Ich bin eine schöne Frau, ich habe ein Recht darauf, geliebt zu werden. Ich bin eine begehrenswerte Frau, ich habe ein Recht darauf zu begehren." (ZITAT)

Der Roman spielt in Detroit, in den späten 1970ern.

Die Protagonistin, Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden, wird in einem Hotelzimmer vergewaltigt und versucht trotzdem versucht sie sich in den Mann, der ihr das angetan hat, hineinzufühlen und muss mit den Brüchen in ihrem Leben und ihren Empfindungen umgehen lernen. Als zweite Perspektive widmet sich die Autorin noch Kindern, die zeitgleich einem Serienkiller zum Opfer fallen, der "Babysitter" genannt wird und den es wirklich gegeben hat, wie die Kritikerin erklärt.

Die Schilderungen aus den beiden Perspektiven haben mir gut gefallen. Die Gewaltszenen sind erschreckend und gleichzeitig packend geschrieben.

„Im einundsechzigsten Stock des Hotels erwartet er sie. Kein Name für ihn, bei dem man annehmen kann, dass er stimmt. Sie weiß sehr wenig über ihn, bei dem man annehmen kann, dass es stimmt. Sie weiß: er, ihn. Das genügt.“ (ZITAT)

Joyce Carol Oates wurde im Jahr 1938 in Lockport, New York, geboren.

Bereits mit vierzehn Jahren begann sie zu schreiben. Den größten Einfluss auf sie übte der Roman „Alice im Wunderland“ auf sie aus, den sie nach eigenen Worten als den größten Schatz ihrer Kindheit ansah. Ihr erster Roman erschien unter dem Titel „With Shuddering Fall“ im Jahr 1964. In Deutschland folgte ihr Debüt mit „Ein Garten irdischer Freuden“ im Jahr 1970. Insgesamt hat die Autorin, die auch unter den Pseudonymen Rosamund Smith und Lauren Kelly publiziert, über vierzig Romane, diverse Theaterstücke, Kurzgeschichten, Essays, Gedichte, Novellen sowie Biografisches veröffentlicht. Die begabte Schriftstellerin bewegt sich dabei sowohl in fantastischen und fiktiven Geschichten als auch im realistischen und sozialkritischen Bereich. Oates erhielt unzählige Auszeichnungen und Preise für Ihr Lebenswerk. Den National Book Award verlieh man ihr bereits im Jahr 1970 für den Roman „Them“, in Deutschland unter dem Titel „Jene“ erschienen. Im Jahr 2016 wurde sie in die American Philosophical Society aufgenommen. Den Pulitzer-Preis für einzelne Bücher wie „Black Water“ oder „What I Lived For“ erhielt sie insgesamt drei Mal.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Unglaublich interessant - Wie Empathie uns selbst und vielleicht sogar die Welt verändern kann

Mit Nachsicht
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Meine Meinung und Inhalt

Ein ermutigendes Buch voller Anregungen, sich selbst und andere in neuem Licht zu sehen.

Mir hat das Buch von Haghiri unglaublich gut gefallen. Die Schilderungen durchgeführter ...

Meine Meinung und Inhalt

Ein ermutigendes Buch voller Anregungen, sich selbst und andere in neuem Licht zu sehen.

Mir hat das Buch von Haghiri unglaublich gut gefallen. Die Schilderungen durchgeführter Expermimente fand ich unglaublich interessant und schön beschrieben. Auch die Grundlagenforschung, wie überhaupt Misstrauen entsteht war lehrreich, denn für uns alle ist die Versuchung groß, Misstrauen gegenüber anderen zu entwickeln und die Welt als kalten Ort zu sehen.


Das gilt leider besonders, wenn wir ohnehin psychisch angeschlagen sind oder in einer Krise stecken und uns eigentlich nach Nähe und Vertrauen sehnen.

Menschen übernehmen Vorurteile, sehen sie durch Einzelfälle bestätigt und übertragen sie auf ganze Gruppen.

Auf gesellschaftlicher Ebene werden die Gräben dadurch immer tiefer, auf individueller Ebene lösen wir gerade durch diese Erwartung oft erst irritierte Reaktionen beim Gegenüber aus.

Die Kapitel sind unterteilt in:

- Der Mensch ist den Mensch ein Wolf...

- ...zumindest so lange, bis man sich kennt

- Hauptsache überlegen

- Die süße Gefahr

- Wilkommen im Internet

- Der Teufelskreis Distanz

- What's in it for me?

- Der Klügere gibt / sieht nach. Der Stärkere auch.

- How to Nachsicht

- Wut



Unsere negative Sicht von anderen beruht in Wahrheit jedoch häufig auf menschlichen Fehlern oder zu negativen Darstellungen in Medien und sogar Wissenschaft, und dagegen können wir etwas tun:

Wir können uns unserer falschen Annahmen bewusst werden und eine Haltung der Empathie kultivieren.

Dafür braucht es vor allem eins: Nachsicht. Sie kann uns nicht nur helfen, andere besser zu verstehen, sondern auch mitfühlender mit uns selbst zu sein – und das Gute in der Welt zu erkennen, statt vom Schlechten auszugehen.


Die Botschaft vom Autoren ist klar verständlich und hat mich sehr zum Nachdenken anregen können. Leseempfehlung meinerseits.


Sina Haghiri, Jahrgang 1987, arbeitet als Psychotherapeut ambulant und in einer Klinik in Einzel-, Paar- und Gruppentherapie. Er moderierte drei Staffeln des Podcasts Die Lösung – mit über 150.000 Spotify Abonnenments einer der erfolgreichsten deutschen Psychologie-Podcasts. Im ZDF lief im Herbst 2022 die zweite Staffel der Serie Fett und Fett, an der er wieder beteiligt war, für die erste Staffel wurde er als Drehbuchautor für den Grimme-Preis nominiert. Sina Haghiri ist Dozent bei der School of Life und Autor mehrerer Fachbücher.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Experimentell

Wir werden jung sein
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Meine Meinung und Inhalt

„Das Problem war doch vor allem, dass ihre späteren Erfolge nie mehr an den ersten herangereicht hatten, dass sie im Grunde auch zu Misserfolgen geworden waren, gemessen an ...

Meine Meinung und Inhalt

„Das Problem war doch vor allem, dass ihre späteren Erfolge nie mehr an den ersten herangereicht hatten, dass sie im Grunde auch zu Misserfolgen geworden waren, gemessen an ihrem frühen Triumpf. Ihr Leben war auf eine unglückliche Art verschoben, erst war sie zu jung gewesen, um zu verstehen, wie grandios sie vom Schicksal bedacht worden war, dann war sie älter und weiser geworden, nur war ihr leider zwischendurch die Grandiosität abhandengekommen.“ (ZITAT)


Maxim Leo schafft mit seinem Buch "Wir werden jung sein" eine ganz neue faszinierende ideenreiche Geschichte.

Anhand des Titels könnte man vermuten, dass Dinge getan werden, um sich jung zu fühlen. Leo geht noch einen Schritt weiter.

Sachlich schildert er von vier Protagonisten, die in Erinnerungen schwelgen, über ihre Probleme und Leiden und Wünschen.

Die Protagonisten und ihre Geschichten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Jugendlicher, kurz vor seinem ersten Sex; eine Frau, die verzweifelt Mutter werden will; ein greiser Immobilienpatriarch; und eine ehemalige Spitzenschwimmerin, und doch treffen sie beim Experiment aufeinander.


Dem Autor ist mit diesem Werk ein unglaublich unterhaltsamer Roman über vier Menschen - deren Leben so unmerklich wie unaufhaltsam aus den Fugen gerät - gelungen.

"Das Schicksal war gnädig und erbarmungslos mit ihm gewesen, es hatte ihn reich beschenkt und zugleich auf das Seltsamste bestraft, als es ihm plötzlich diese Extrarunde offerierte, dieses Bonusleben, diese Zeit, die nach seiner Zeit gekommen war. Denn nicht nur sein Blick auf sich und die Welt hatte sich verändert, auch sein Gefühl war ein anderes geworden. Hatte er bislang meist instinktiv gespürt, was er wollte, war er nun erstaunlich unentschlossen... " (ZITAT)


Inhalt:
Sie sind Probanden einer medizinischen Studie der Berliner Charité, deren »Nebenwirkungen« ungeahnte Folgen hat: eine biologische Verjüngung um gleich mehrere Jahre. Jakob ist gerade seiner ersten Liebe begegnet und verliert auf einmal jegliche Lust. Jenny wünscht sich seit vielen Jahren vergeblich ein Kind und wird plötzlich schwanger. Wenger, ein schwerkranker Immobilienpatriarch, verabschiedet sich mit einem rauschenden Fest von der Welt, um kurz darauf – zur Verzweiflung seiner Erben – wieder aufzublühen. Und Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil, hat ihre Profizeit längst hinter sich, als sie bei einem Schaukampf der Ex-Stars überraschend neue Rekorde aufstellt.

Als die Öffentlichkeit von ihrer Verjüngung erfährt, überschlagen sich die Ereignisse.


Maxim Leo, 1970 in Ostberlin geboren, ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwissenschaften, wurde Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über sprechende Männer und Alterspubertierende, außerdem Drehbücher für den »Tatort«. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch »Haltet euer Herz bereit« wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi »Waidmannstod«, 2015 »Auentod«. 2019 erschien sein autobiografisches Buch »Wo wir zu Hause sind«, das zum Bestseller wurde. Maxim Leo lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Stark, Stärker, Windstärke 17

Windstärke 17
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Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin ...

Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin mit "Windstärke 17" noch eines oben drauf gelegt hat. Eine tolle Fortsetzung der Handlung, diesmal Protagonistin Ida im Fokus.

Packend und ergreifend berichet Sie, wie Ida ihr Zuhause verlässt, mit nichts bei sich, außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook.


""Ich denke an die volle Wohnung, die ich zurücklasse, an die hässli-
chen Möbel, an meine Kiste mit Bildern, an meine Bücher, an Ma-
mas Kleiderschrank, an ihre Klamotten in ihrem Kleiderschrank,
an ihre Klamotten, die so lebendig nach ihr riechen, dass die Frau,
der sie gehören, eigentlich nicht tot sein kann, nicht tot sein darf." (ZITAT)


Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel.

"Vielleicht ist das die langfristige Lösung meiner Schlafprobleme: zwei Tage wach bleiben, bis die
betäubende Müdigkeit einfach stärker ist als die lauten Gedanken in meinem Kopf, die mich nicht einschlafen lassen wollen, die mir
Bilder zeigen, die ich vergessen will, die Geschichten erzählen, die ich vergraben will, und die mich vor allem anbrüllen, dass ich es
versaut habe, dass ich mehr hätte tun müssen." (ZITAT)

Man bekommt Angst um diese Ida, die so hart mit sich selbst ist, die erst Hilfe findet, als sie zusammenbricht und ein älteres Ehepaar - Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer und seine Frau Marianne - die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Eine Ersatzfamilie, wo sie ungewohnte Geborgenheit und Liebe erhält.

Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben.

Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.



CAROLINE WAHL wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. 2023 erschien ihr Debütroman ›22 Bahnen‹ bei DuMont, für den sie mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis, dem Grimmelshausen-Förderpreis und dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde ›22 Bahnen‹ Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023. Caroline Wahl lebt in Rostock.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Anders als gedacht..

Paare
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Meine Meinung und Inhalt

"Ich möchte deshalb in Gedichtform erklären, dass die Liee für mich einer der primären Antriebe zur Selbsterkenntnis war. Sie ist immer noch das was den ganzen Rest erträglich ...

Meine Meinung und Inhalt

"Ich möchte deshalb in Gedichtform erklären, dass die Liee für mich einer der primären Antriebe zur Selbsterkenntnis war. Sie ist immer noch das was den ganzen Rest erträglich macht."


Es ist eine Geschichte vom Verliebtsein, vom Abbruch des Bestehnden und vom Sturz in ein neues und auch ungewisses Leben.

Die Protagonistin springt von Sicherheit und Beständigkeit zu körperlicher Leidenschaft und Unbeständigkeit.


"Ich dachte, ich müsste den Blick nie nach innen richten, solange der Blick auf ihn fiel, den ich liebte.
Ich irrte mich. Ich liebte alles, was ich sah. Und dann, eines Tages, sah ich in einen Spiegel. Und er war nirgends in dem Spiegel, und sie war überall." (ZITAT)


Der Beginn des Buches hat mir gut gefallen, es ist sehr tiefgreifend. Das coming-of-age Buch, welches einen wirklich gewöhnungsbedürftig mit Lyrik und Prosa geprägten, Schreibstil aufzeigt, hat doch etwas Zeit in Anspruch genommen, gut hineinzufinden, mit dem Schreibstil und der Protagonistin warm zu werden.



Eine Frau lebt ein gewöhnliches Leben in Brooklyn. Sie hat einen Freund. Eine Katze. Schreibt Gedichte. Und träumt: Von Verführung, Lust und Unterwerfung. Ihre Paarbeziehung hält diesen Sehnsüchten nicht stand. Als sie eines Nachts in einer Bar eine Frau kennenlernt, streift sie ihr altes Leben ab und taucht ein in eine aufregende, obsessive neue Liebe. Doch wer ist dieses neue Ich, das sich mitreißen lässt und keinen Halt mehr findet? Und woher weiß man, ob dieses neue Leben wirklich besser zu einem passt als das zurückgelassene? Maggie Millners fesselndes, verführerisches Debüt beschreibt die Zwänge, Strukturen und Fallstricke von Beziehungen, und erkundet zwischen Lyrik und Prosa die Möglichkeiten reeller und literarischer Transformation.


"In der Stadt hast du nur Augen für die Bäume, aber im Wald suchen sie überall das Silber. Du hast lange am Meer gelet, aber weil es dich nicht spiegeln konnte, bist du fortgezogen." (ZITAT)


Maggie Millner wuchs im Bundesstaat New York auf. Sie unterrichtet kreatives Schreiben an der Yale Universität und ist Redakteurin der The Yale Review. Ihr Debüt »Paare« wurde von der amerikanischen Kritik und den Leser*innen enthusiastisch aufgenommen.

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