Eine Geschichte wie ein Unfall. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht.
Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte ...
Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte um eine Frau dreht, die sich mit ihrer Affäre immer tiefer verstrickt, in einer (bescheidenen) Gegend, in der ein Kindermörder sein Unwesen treibt.
Das wiederum hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wie sich die Geschichte zueinander verhält, noch dazu über 600 Seiten lang.
Was ich dann bekam, war ziemlich heftig!
Zu Anfang musste ich mich erst an den Schreibstil der Autorin gewöhnen und mich darauf einlassen.
Ich kann ihn jetzt noch schlecht beschreiben und irgendwie ging am Anfang die Geschichte mal vor und mal zurück, mit einigen Zwischensequenzen – die hatten es aber in sich!
Die ersten Kapitel – oder mehr Abschnitte – werden unterschiedlich erzählt, wobei mich „Als wir starben“ echt geschockt hat. Ich bin nun wirklich nicht zartbesaitet, - ich lese auch Bücher, wo das Blut rausläuft – aber dieses Kapitel war so intensiv und obwohl es schon fast poetisch war, war es auch auf grausame Art eine Schilderung aus Sicht der toten, umgebrachten Kinder nach ihrem Tod.
Im anderen Strang geht es um Hannah.
Eine typische Hausfrau und Mutter in einem gut betuchten Haushalt mit Haushaltshilfe. Das Ganze in einem noblen Vorort von Detroit, mitten in den 70er-Jahren, in der die Ehefrau nur für Mann, Kinder und wohltätige Zwecke verantwortlich ist.
Hannah fühlt sich teilweise gelangweilt und auch nicht wirklich dazugehörig. Ihr Mann, nur selten zu Hause, ist immer mit seinem Job beschäftigt und versucht immer mehr zu schaffen, als er gerade erreicht hat.
Dementsprechend ist auf Veranstaltungen auch mehr Schein als Sein zwischen Hannah und ihrem Mann. Hannah lebt eigentlich nur für ihre zwei Kinder, Katya du Conor, beide noch im Vorchul- und Grundschulalter.
Sie hat die typische Einstellung zu ihrem Leben aus der Zeit.
Aber dann taucht ein gewisser Y.K, auf einer Veranstaltung auf, der so eine Präsenz und Bestimmtheit für Hannah an den Tag legt, dass sie sich tatsächlich auf eine Affäre mit ihm einlässt....
Diese Affäre läuft schon beim ersten Treffen völlig aus dem Ruder, doch Hannah glaubt in ihrer kleinen Welt, dass sie es genauso verdient hat und wird ihm hörig.
Und Nein! Wer jetzt in eine Richtung denkt, es wird KEIN „Fifty Shades of Grey“!
Hannah gerät immer tiefer in den Strudel ihres „Geliebten“.
Im Hinterkopf sieht sie, dass Y.K. ihr alles andere als guttut und sie will es auch beenden, aber nur ein Wink von ihm und sie steht wieder unter Strom… Ihr Mann bekommt von allem nichts mit, bis auf einmal, als die Spuren an Hannah nicht zu übersehen sind. Aber da verstricken sich beide in immer mehr Widersprüche – Hannah, weil sie ihren „Geliebten“ nicht verraten will und ihr Mann, der sich in seiner heilen Welt nichts anderes vorstellen kann, als dass es nur Schwarze sein konnten, die Hannah überfallen haben. Denn außerhalb des behüteten Vorortes laufen zu der Zeit Rassenkämpfe, da ist es kein Wunder, dass sie sich auch langsam in ihrer Gegend ausbreiten. Was anderes lassen seine Gedanken gar nicht zu. Er steigert sich da so hinein, dass es kein gutes Ende gibt….
In dieser Geschichte können wir sehen, wie sich die Spiralen auf der einen Seite immer weiter aufschrauben können. Zum anderen aber auch, wie weit sie abwärts gehen können. Zu Anfang hatte ich viele Fragezeichen über meinem Kopf schwirren.
Außerdem hatte ich ein wenig mit dem Schreibstil zu kämpfen, da immer viel einzelne Wörter innerhalb eines Satzes in Klammern gesetzt wurden.
aber als ich mich an dieser Schreibweise gewöhnt habe, kam eine ganz andere Stimmung auf.
Durch ihr kam zum einen der Rassenkonflikt viel mehr zutage, aber auch die Denkweise in andere Situationen der einzelnen Personen kamen so mehr zum Vorschein. Ich kann es wirklich nicht erklären, wie die Stimmung auf mich wirkte und ich glaube sogar, dass sie auf die Leserschaft unterschiedlich wirken kann.
Und wer sich jetzt fragt, was Hannahs Geschichte mit dem „Babysitter“ zu tun hat, dem kann ich nur sagen, dass ich mich das auch gefragt habe – aber beide Stränge geben einen Sinn, der sich während der Geschichte erschließt.
Diese Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen und nicht wieder losgelassen!
Sie hat geschockt, mit Tatsachen, die auch in der heutigen Zeit und Gesellschaft immer noch mit Kindern und Frauen in verschiedenen Bereichen passieren. Die Autorin hat hier geschickt Tatsachen aus der Zeit mit Fiktion gemischt, denn zu der Zeit hat es dort wirklich eine Reihe von Kindermorden und Rassenaufstände gegeben.
Mein Fazit:
Ein Buch, das so harmlos daherkommt, aber nichts für schwache Nerven ist und bei dem eine Triggerwarnung auf keinen Fall fehlen sollte!
Eine Geschichte wie ein Unfall. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht.
Eine Geschichte mit einem Ende, dass jeder Leser für sich selbst abschließen kann…. Und noch lange im Kopf bleibt.
Schon jetzt mein Highlight für dieses Jahr!