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Veröffentlicht am 20.04.2018

eine traurig-schöne Geschichte, die mir in Summe leider etwas zu vorhersehbar war

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Zitate:

"Ich weiß genau, wann Leanders strahlendes Leben in tiefe Schatten versank. Und weshalb. Ich weiß das. Auf den Tag genau." Seite 8

"Ich setze mich in den Sessel und schließe die Augen. Das Leben ...

Zitate:

"Ich weiß genau, wann Leanders strahlendes Leben in tiefe Schatten versank. Und weshalb. Ich weiß das. Auf den Tag genau." Seite 8

"Ich setze mich in den Sessel und schließe die Augen. Das Leben kann lautlos sein, wenn man es lässt." Seite 46

"Ich wüsste zu gern, wer ich bin. Und wann ich mich verloren habe." Seite 67


Meinung:

Jana und Leander waren einmal Freunde. Bis ihr Bruder Tim bei einem Unfall starb, bei dem Leander gefahren ist. Über Nacht ist er verschwunden, und mit ihm alle Gefühle, die Jana für ihn hatte. Genauso wie alle anderen Gefühle. Sie jobbt, sie isst, sie schläft. Und außer zu ihrer Schwester Marie hat sie zu keinem ihrer Familie noch Kontakt. Aber kann das wirklich alles sein, was sie spürt - die Trauer um ihren Bruder? Sie wird es wohl herausfinden, denn ganz plötzlich und komplett ohne Vorwarnung steht Leander nach sechs Jahren zum ersten Mal vor ihr. Und alles bricht über sie herein...

Als ich von diesem Buch gehört habe, konnte ich mit dem Namen der Autorin im ersten Moment nichts anfangen. Da es sich jedoch um ein Pseudonym einer Dame handelt, deren Jugendbuchreihe ich wirklich mochte (na, wer kennt Hollyhill auch?), stand außer Frage, dass ich definitiv zugreifen werde ;)

Wie bereits in vorherigen Werken, konnte mich ihr Schreibstil komplett einnehmen. Jugendlich, eingängig und ziemlich treffsicher haucht Lea Coplin ihren beiden Protagonisten Leander und Jana Leben ein. Zum einen, indem die Kapitel im Wechsel aus beider Perspektiven erzählen, zum anderen, weil sie Mittel wie Chatverläufe nutzt, die mir sehr gut gefallen. Ich mag solche Dinge generell gerne, da sie meistens ziemlich direkt und ehrlich sind. In dieser Geschichte jedoch, sind sie lange Zeit die einzige Möglichkeit für die beiden, miteinander zu kommunizieren, ohne die Trauer der Vorgeschichte auf den Plan zu rufen. Sie lockern die Story auf und bescheren den Lesern ein leichteres Element in dieser doch recht bedrückten Atmosphäre. Wie ihr euch sicher schon denken könnt, ist die Story geprägt von vielerlei schweren Emotionen wie Schuld, Selbstvorwürfe und Trauer, umso wichtiger sind diese Auflockerungen -toll finde ich auch immer die Szenen mit Mouse, ihr erkennt beim Lesen bestimmt was ich meine ;)-.

Auffällig ist auch, wie unterschiedlich die einzelnen Personen aus beider Umfeld mit der Tragödie umgehen, bzw. umgegangen sind. Gerade bei solchen Themen finde ich es immer wichtig darauf einzugehen, dass Schmerz nicht gleich Schmerz ist und ihn jeder auf seine eigene Weise verarbeitet. Dass manche zueinander stehen, andere alleine kämpfen, Verdrängung, etc. Ach, es gibt so viele verschiedene Varianten, doch in diesem Buch treffen vermutlich die traurigsten aufeinander.
Doch vielleicht schaffen es die beiden ja, sich gegenseitig wieder ins Leben zu helfen, wer weiß?!

Leider kommt von mir jedoch auch ein kleines "aber". Obwohl der Schreibstil mich total gefangen nehmen konnte und mir die tiefgründige Idee des Buches sehr gut gefällt, konnte es mich dennoch nicht gänzlich überzeugen.
Warum? Ja, das ist schwer zu erklären. Zum einen war der Verlauf der Geschichte für mich etwas vorhersehbar. Obwohl wirklich so einiges passiert, könnte ich leider nicht wirklich behaupten, dass mich eine der Wendungen überrascht hätte. Zum anderen, und das ist für mich der schwierigere Punkt, konnte ich keine Bindung zu Jana und Leander aufbauen. Klar, ich fand beide süß und jeden auf seine Art interessant. Aber wie viele von euch wissen, bin ich eigentlich, was Bücher betrifft, schon sehr emotional und da rollt auch schonmal das ein oder andere Tränchen. Und obwohl wir als Leser mit einigen traurigen und/oder emotionalen Szenen konfrontiert werden, hat das "mitleiden" nicht wirklich eingesetzt. Aber vermutlich hängt das mit den fehlenden Überraschungen zusammen.

Alles in allem ist "Nichts ist gut. Ohne dich" eine schöne, wenn auch gleichzeitig traurige Geschichte voller Emotionen, innerer Kämpfe und einer guten Prise Hoffnung für´s Herz. Für mich eine unterhaltsames Buch für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 18.04.2018

ein gelungener Abschluss einer -in meinen Augen- wichtigen Reihe!

Changers - Band 4, Kyle
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Zitate:

"Ich habe die Flamme ans Dynamit gehalten, zugesehen, wie die Zündschnur zu Asche verbrannte, und bin reglos stehen geblieben, bis die Explosion mit gleißendem Lichtschein mein ganzes Leben in ...

Zitate:

"Ich habe die Flamme ans Dynamit gehalten, zugesehen, wie die Zündschnur zu Asche verbrannte, und bin reglos stehen geblieben, bis die Explosion mit gleißendem Lichtschein mein ganzes Leben in die Luft jagte." Seite 11

"Wenn mir mein Jahr als Kim etwas gezeigt hat, dann, dass der Appetit auf Grausamkeit unter den Menschen nie gestillt sein wird." Seite 30

"Wir verloren kein Wort über irgendetwas von Bedeutung. (Etwas, das mir mehr bedeutete, als ich es ausdrücken kann.)" Seite 38


Meinung:

Die Geschichte beginnt bei einer komplett veränderten "Kim" in Change 3. Die Demo und ihr damit verbundenes Outing haben ihr geholfen, ihre Depressionen in den Griff zu bekommen und ihr Leben wieder lebenswert zu machen. Vor allem, weil sie nun die Möglichkeit hat, ihrer großen Liebe Audrey, sowie ihrem Kindheitsfreund Andy alles zu gestehen. Ok zugegeben, leicht wird das bestimmt nicht! Aber befreiend ist es allemal ;) Alles hätte gut werden können! Aber als es Zeit für Change 4 ist, geschieht das Unfassbare: Kim erwacht im Körper von Kyle, einer wahren Schönheit! Gut aussehend, muskulös, groß... Eben alles, was Ethan sich als Kim nur wünschen konnte! Dennoch hat das Ganze einen faden Beigeschmack, denn -ihr erinnert euch an die Vision, die Ethan vor einiger Zeit hatte? Von dem jungen Mann, der Schuld an dem Autounfall sein wird, der Audrey scheinbar tötet???- er ist genau DER KYLE aus seiner eigenen Vision! Wird er Audrey retten können? Ihr dürft gespannt sein.

Als "Changers"-Fan der ersten Stunde, habe ich mich natürlich unheimlich auf dieses Finale gefreut. Und das nicht nur, weil ich natürlich unbedingt wissen wollte, wie es mit den ganzen Charakteren weitergeht, die mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen sind. Sondern auch, weil ich unheimlich neugierig war, für welchen finalen V sich Ethan am Ende entscheidet. Ich hatte ja so meine Vermutungen, aber wenn ich ehrlich bin, lag im komplett daneben! Die Autoren haben es absolut geschafft, mich mit Auflösung, aber auch dem Verlauf der Geschichte zu überraschen.

Über bestimmte Dinge muss ich vermutlich nicht allzuviel schreiben. Der gelungene Schreibstil, eine gute Portion Witz und der ewige Kampf gegen Jason und Menschen seiner Art sind natürlich obligatorisch und in gewohnter Qualität. Ich habe sowohl viel gelacht, als auch den Kopf über so viel Dummheit geschüttelt. Und das in absolut fesselnder, flüssiger und gekonnter Ausdrucksweise. Herrlich!
Gerade die Gespräche zwischen Kim/Kyle und Andy sind geradezu göttlich :D

Etwas irritiert war ich jedoch zugegebenermaßen über die Aufteilung des Buches. Ca. 1/3 verbringen wir noch mit Kim und ihren Gesprächen/Offenbarungen mit Audrey und Andy, da hatte ich mir natürlich schon Sorgen gemacht, dass es für einen kompletten V und die Entscheidung etwas knapp werden könnte. Gottseidank, oder leider -je nachdem wie man es sehen mag- kann ich in diesem Punkt jedoch "Entwarnung" geben. Ok, das klingt jetzt etwas zwiespältig, oder? Ist es für mich leider auch. Ich muss zugeben, dass mich die "Hauptproblematik" dieses 4. Bandes nicht so ganz überzeugen konnte. Waren es vorher noch Entführungen, Depressionen oder ähnliches, erschien mir die Thematik hier etwas konstruiert. Versteht mich bitte nicht falsch, es ging weniger in die Richtung "oh mein Gott, wie dumm ist das denn?", sondern eher darum, dass man das Problem für mein Verständnis relativ einfach hätte lösen können. Aber dann wäre das Buch nach 100 Seiten beendet gewesen, das will natürlich auch keiner. Für mich war es eher so, als wäre den beiden Autoren einfach nicht die entscheidende Idee für eine gute Problemstellung gekommen. Einerseits finde ich das schade, andererseits kann ich es, bedingt durch das Gesamtkonstrukt, verkraften. Denn Fakt ist einfach, dass ich froh wäre, wenn möglichst viele Menschen die Changers-Reihe lesen würden. Sie ist in meinen Augen nicht nur gelungene Unterhaltung mit gutem Schreibstil und Witz, sondern auch wichtig durch die Botschaften, die sie zu vermitteln versucht. Egal ob Bodyshaming, Rassismus, Vorurteile, Homophobie, Gewalt oder auch Vertrauen, Freundschaft und Liebe... Hierin findet sich eigentlich alles, was mehr Beachtung bekommen sollte und wichtig für eine bessere und gerechtere Welt wäre. Natürlich ist mir bewusst, dass eine Welt, in der keine Vorurteile existieren, immer Utopie bleiben wird. Aber vielleicht schafft Ethans Geschichte es ja, bei dem ein oder anderen etwas auszulösen. Schön wäre es jedenfalls!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Buch voller wichtigen Botschaften, mit seltsamer Wendung im letzten Drittel

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen
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Zitate:

"Dass du in irgendwas ziemlich gut bist, heißt noch lange nicht, dass du es auch tun musst." Seite 27

"Vielleicht sollten nicht alle gleichzeitig ehrlich zueinander sein, vermutlich war die Welt ...

Zitate:

"Dass du in irgendwas ziemlich gut bist, heißt noch lange nicht, dass du es auch tun musst." Seite 27

"Vielleicht sollten nicht alle gleichzeitig ehrlich zueinander sein, vermutlich war die Welt für so ein Übermaß an Ehrlichkeit gar nicht geschaffen." Seite 90

"Ich wollte so gern glauben, dass die Liebe am Ende gewinnt." Seite 117


Meinung:

Nanette war schon immer ein bisschen anders als der typische „Normalteenager“. So ist es kaum verwunderlich, dass sie sich mit ihrem Lehrer besser versteht, als mit ihren Mitschülern. Als er ihr ein Buch schenkt, das sie tief beeindruckt, beginnt sie sich vom Leben eingeengt zu fühlen. Warum genau sollte man immer nur das tun, was andere von einem erwarten? Und sollte man nicht mehr auf sich selbst und seine eigenen Wünsche und Empfindungen achten? Als sie dann sowohl den Autor als auch einen weiteren Fan kennenlernt, wird ihr schnell klar, dass es Zeit wird auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden.

Dies ist bereits mein zweites Buch von Matthew Quick, der mich mit „Goodbye Bellmont“ verzaubert hat! Und auch diese Geschichte hat so tolle und wichtige Themen, dass ich es einfach lesen musste.
In erster Linie geht es um Nanette und darum, auf was man verzichtet, bzw. was man tut, um den Normen, Erwartungen und Wünschen von Eltern und Mitmenschen zu entsprechen. Ich finde das ist ein sehr wichtiges Thema, vor allem wenn es um das Erwachsen werden und die eigene Entwicklung geht.
Natürlich ist es wichtig Verhaltensweisen sowie Dinge wie Umgangsformen und Anstand zu lernen, keine Frage! Und man kann Kinder und Jugendliche nicht immer alles machen lassen, was sie wollen, das steht natürlich auch nicht zur Diskussion ;) Aber ein Kind sollte nie das Gefühl haben, wie zum Beispiel in Nanettes Fall, Fußball spielen zu müssen, nur, um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen. Generell sollten alle, also auch wir Erwachsenen die Möglichkeit haben, unseren eigenen Weg zu finden und auch zu gehen – völlig unabhängig davon, was andere vielleicht von uns erwarten mögen. Jeder sollte einfach auch mal sagen können: "nein, ich mag das nicht".
Aber natürlich handelt es sich immernoch um einen Quick, also dürfen natürlich Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalt (zum Beispiel auch gegen Mobbing) und eine große Liebe nicht fehlen. Auch, wenn es dabei nicht gezwungenermaßen um Nanette gehen muss ;).
Und auch Dinge wie das Glücklichsein und Ehrlichkeit werden thematisiert, also eigentlich fast ein kleiner Rundumschlag an wichtigen Botschaften - das hat mir sehr gut gefallen.

Zum Thema Schreibstil kann ich eigentlich auch nichts Neues berichten. Angenehm flüssig, in kurzen Kapiteln erleben wir alles aus Nanettes Perspektive, was sie uns beim Lesen recht nahe bringt. Aber dann passierte es...
Ca. im letzten Drittel geschehen ein paar Dinge, die auf mich etwas überzogen und unverständlich wirkten. Leider kann ich jetzt natürlich nicht allzu sehr ins Detail gehen, das versteht ihr sicher.
Aber irgendwie hat mich das etwas aus der Geschichte geschubst, und als kurz darauf etwas Schlimmes geschieht, habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass es mich absolut nicht berührt hat. Innerhalb von ein paar Kapiteln wirken sowohl manche Protagonisten, als auch die Geschichte selbst gefühlskalt und emotionslos. Irgendwie fühlte ich mich als Leser beim Beenden des Buches komplett emotional "ausgegrenzt", da ich leider weder die Handlungen noch die Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt nachvollziehen konnte.
Es tut mir leid, wenn ich euch jetzt etwas im Regen stehen lassen muss, aber ich will natürlich auch nicht spoilern! Und ehrlich gesagt, verstehe ich es ja selbst nicht. Es erschien mir fast, als wäre der letzte Teil von jemand anderem geschrieben worden. Sehr schade, denn die Geschichte lebt von ihren Emotionen, die dann einfach weg sind für Wendungen und Verhaltensweisen, die sich mir nicht erschließen wollen.

Nichtsdestotrotz bleibt nach dem Lesen natürlich Einiges hängen, das zum Nachdenken anregt. Aber ich glaube das Wichtigste sollte für uns sein: "Sei du selbst"!

Veröffentlicht am 11.04.2018

ein gelungener Einstieg mit gewöhnungsbedürftiger Protagonistin

Blutschatten
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Zitate:

"Ich hätte die beiden ohne große Mühe ausschalten können. Ein Tritt in den Unterleib, ein Ellbogen gegen die Schläfe. Hätte Spaß gemacht." Seite 203

"Die Rezeption war mit einem netten alten ...

Zitate:

"Ich hätte die beiden ohne große Mühe ausschalten können. Ein Tritt in den Unterleib, ein Ellbogen gegen die Schläfe. Hätte Spaß gemacht." Seite 203

"Die Rezeption war mit einem netten alten Herrn besetzt, der dringend ein bisschen Atemgold gebrauchen konnte." Seite 225


Meinung:

Sunnies Leben lief definitiv nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Zuerst unehrenhaft aus der Army entlassen, dann eine drohende Degradierung zum Schreibtischdienst bei der Polizei, die sie nur durch eine vorzeitige Kündigung abwenden konnte. Seitdem lebt sie zurückgezogen auf einer Insel, kümmert sich nur um sich und Bob das Eichhörnchen. Bis eines Tages ihr ehemaliger Pflegevater Beau vor ihrer Tür steht um ihr einen „Job“ zu vermitteln. Sie soll ein seit einem Jahr verschwundenes Mädchen finden, tot oder lebendig. Sunnie fühlt sich von Anfang an zu dem verschwundenen Mädchen hingezogen. Ob wegen der optischen Ähnlichkeit oder ihrer eigenen schrecklichen Kindheit, weiß sie nicht, aber sie nimmt den Fall an. Und bevor sie sich versieht, findet sie sich in einem rasanten und bedrohlichen Katz- und Mausspiel wieder, in dem es um ihr eigenes Leben geht.

Wer meinen Blog kennt, weiß, dass ich schon seit Ewigkeiten ein riesiger Kathy Reichs – Fan bin. Aus der Temperance Brennan Reihe habe ich jedes Buch gelesen, und das sind immerhin 18 Romane. Dementsprechend neugierig war ich auf die neue Reihe, die erstmals ohne Anthropologie auskommt, dafür jedoch eine kantigere Protagonistin mit einer dramatischen Vergangenheit hat, die von ihren sowohl physischen, als auch psychischen Narben geprägt wurde.

Das erste, was mir positiv auffiel, ist Kathy Reichs Stil. Das Buch ist aus Sunnies Perspektive geschrieben, in kurzen Kapiteln mit den bereits bekannten „Minicliffhangern“ an den Kapitelenden. Kauzige Charaktere und schnoddrige Dialoge haben mir beim Lesen so viel Spaß gemacht, dass ich das Buch an einem Tag beendet hatte. Spannende Verfolgungen, nervenaufreibende Strategien und undurchsichtige Zusammenhänge halten das Spannungslevel durchgehend hoch und ließen mich Seite um Seite verschlingen.
Zusätzlich wird das noch von kleinen Zwischenkapiteln unterstützt, die der Leser zu Beginn noch gar nicht so richtig einschätzen kann. Die Überschrift dieser Kapitel ist immer eine Restzahl an Tagen, die nach und nach herunterzählen. Aber um wen es darin geht, oder was passiert, wenn das Ende des Countdowns erreicht ist, das steht in den Sternen! Klar ist nur, dass sich etwas Böses und Grausames anbahnt…

Wie oben bereits erwähnt, sind natürlich auch die Charaktere neu und zu Beginn ist Sunday wohl auch etwas gewöhnungsbedürftig. Trotz der Narben, die sie trägt und trotz der Geister ihrer Vergangenheit und Flashbacks, die sie quälen, ist sie unheimlich selbstbewusst, ungeduldig und impulsiv. Wer Temperance gewohnt ist, wird sich vermutlich anfangs etwas umstellen müssen ;) Aber nach und nach erfahren wir Details ihrer Vergangenheit und ein paar ihrer Geheimnisse werden gelüftet. So bekommen wir langsam aber kontinuierlich eine Vorstellung davon, wie sie tickt und ich hatte mich dann auch rasch an sie gewöhnt. Nichtsdestotrotz werden leider nicht alle ihre Geheimnisse gelüftet und im Verlauf der Geschichte werden auch ein paar neue aufgetan, aber ein bisschen was braucht man ja auch noch für die Fortsetzung, oder? Ich für meinen Teil finde diesen Einstieg sehr gelungen, spannend, überraschend und unterhaltsam. Ich würde mich sehr über mehr von Sunday Night freuen!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

City of Thieves
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Zitate:

"Für eine halbe Sekunde gibt es mich doch. Dann verschwinde ich in der Dunkelheit." Seite 11

"Was er sagt, klingt lässig, aber da ist dieser Ton drin. Ich hasse diesen Ton. Er klingt nach Blut." ...

Zitate:

"Für eine halbe Sekunde gibt es mich doch. Dann verschwinde ich in der Dunkelheit." Seite 11

"Was er sagt, klingt lässig, aber da ist dieser Ton drin. Ich hasse diesen Ton. Er klingt nach Blut." Seite 87

"An irgendeinem Punkt in deinem Leben wird es dir passieren, dass du entkommen musst. Sei vorbereitet." Seite 203


Meinung:

Tina lebt auf der Straße. Um zu überleben, hat sie sich einer Bande angeschlossen und bestiehlt Leute - sowohl in der Öffentlichkeit, als auch bei Einbrüchen. Um den Mörder ihrer Mutter zu schnappen, lässt sie sich auf einen Einstieg in eine der bestgeschütztesten Villen in Sangui City ein und muss leider auf die harte Tour erfahren, dass Rache vielleicht süß sein mag, aber auch wohlüberlegt, und dass sie einen in große Gefahr bringen kann...

Auf dieses Buch bin ich damals durch das Cover aufmerksam geworden und nach einem Blick in die Leseprobe, war ich sofort begeistert. Natalie C. Andersons Debüt besticht durch einen tollen Schreibstil, der ab der ersten Seite direkt Lust auf mehr macht. Er ist angenehm und flüssig zu lesen, mit kurzen Kapiteln und einem guten Tempo. Ok, das mit dem "flüssig lesen" ist eine Sache, die ich nach Abschluss der Geschichte ganz leicht ergänzen muss. Ich weiß nicht wieso, aber die Autorin hat einen Hang dazu, Worte aus dem Swahili und/oder Sheng einzubauen. Prinzipiell hätte mich das nicht gestört, denn immerhin findet sich am Ende des Buches ein entsprechendes Glossar, aber als ich während des Lesens nach und nach alle Wörter nachgeschlagen hatte, war mein Empfinden, dass es sich bei diesem Vokabular nicht wirklich um nötige Wörter handelte. Ich meine, alles in allem empfand ich es quantitativ nicht als riesiges Übel, aber ich vermute, dass sich einige Leser daran stören werden, da es einen einfach immer wieder aus dem Geschehen reißt.

Abgesehen von Stil und Cover, fand ich auch die Thematik sehr interessant. "Ein Thriller aus dem Afrika von heute". Also erwartete ich ein ernstes Buch mit Themen wie korrupte Beamte, brutale Miliz, Blutgeld, usw. Im Endeffekt behandelt "City of Thieves sowohl schlimme Dinge, die Tina vor und während ihrer Flucht aus dem Kongo passieren, als auch die erwarteten Misstände, Gewalt und Gier. Aber die Autorin bleibt für mein Empfinden relativ emotionslos. Dadurch wollte bei mir weder Authentizität noch eine emotionale Bindung aufkommen und es entstanden Längen, die wiederum dem "Thriller" nicht gut getan haben.
Generell beginnt die Hauptgeschichte erst ab ca. der Hälfte des Buches, da hatte ich mich schon gefreut, nur, um ein paar Seiten später wieder in sachliche Nebenerzählungen abzudriften. Letztlich geht es spannungstechnisch effektiv dann wirklich erst im letzten Viertel zur Sache. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich entweder für einen Roman mit ernstem Hintergrund oder für einen Thriller zu entscheiden, der den Mord an Tinas Mutter behandelt. So kam für mich leider weder das eine noch das andere so richtig zur Geltung.
Schade, da hätte man für meinen Geschmack mehr daraus machen können, denn das Potential dafür ist definitiv vorhanden!
Vor allem, da man es zu Beginn der Geschichte, z.B. durch die Beschreibung von Tinas hartem und einsamen Leben, das -um überleben zu können - aus vielen selbstauferlegter Einschränkungen und Regeln besteht, deutlich erkennen kann...