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Veröffentlicht am 30.07.2019

ein sehr persönliches Werk, dem ich -mit kleiner Einschränkung- definitiv zustimme!

Fische, die auf Bäume klettern
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Normalerweise lese ich ja eher die Thriller von Sebastian Fitzek -und das immer wieder mit großem Genuss-, aber ein Buch mit Tipps für´s Leben war mir jetzt gänzlich neu. Da versteht es sich von selbst, ...

Normalerweise lese ich ja eher die Thriller von Sebastian Fitzek -und das immer wieder mit großem Genuss-, aber ein Buch mit Tipps für´s Leben war mir jetzt gänzlich neu. Da versteht es sich von selbst, dass ich wissen muss, wie der Autor das so umsetzt.

Genau genommen ist dieses Buch in erster Linie ja eher ein Richtungsweiser für seine Kinder. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass das Leben wesentlich leichter und angenehmer wäre, wenn sich mehr Menschen daran halten würden.
Er spricht sowohl über den Umgang miteinander - von Toleranz, Akzeptanz und generell Umgangsformen, als auch über Hindernisse wie die sogenannten „Arschlöcher“ und „Schwellenhüter“. Man kennt das ja :o) Gerade bei diesem Abschnitt habe ich viel gelacht und muss sagen, dass Sebastian Fitzek mir hier ein Stück weit aus der Seele gesprochen hat.
Ich kenne diese Art von Personen unter der Bezeichnung „toxische Menschen“ und kann selbst nur dringend empfehlen, sie so gut zu meiden, wie man kann. Ich selbst versuche gerade konsequent umzusetzen, diese aus meinem Leben zu verbannen. Letzten Endes bringen sie einem nichts außer schlechten Schwingungen und Unzufriedenheit. Nicht jedoch zu verwechseln mit Menschen, die konstruktive Kritik üben. Diese ist natürlich wichtig und vor allem hilfreich, wenn sie von wohlgesonnenen Menschen kommen!
Aber Personen, die einen ausbremsen oder prinzipiell alles für blöd halten, was man macht, ziehen einen nur runter und kosten wertvolle Lebensenergie und -qualität!

Gleichzeitig legt er großes Augenmerk auf die Selbstliebe, -verwirklichung, das Erfüllen eigener Wünsche, Träume und das Ausleben von Neugier und Entdeckungsdrang. Speziell den Teil der Gestaltung des eigenen Lebens, um es glücklicher werden zu lassen, erfüllter und zufriedener fand ich klasse, denn natürlich stimme ich zu: man hat nur ein Leben und das sollte man nicht vergeuden, indem man etwas tut, das einen unglücklich macht, oder indem man durchgehend versucht, es anderen recht zu machen. Allerdings legt er im selben Atemzug auch sinnvolle Richtlinien fest, an die man sich halten sollte. Nämlich sich selbst nicht gesundheitlich zu schädigen, keine Straftaten zu begehen und anderen nicht zu schaden! Wichtige Details, auf jeden Fall!

Leider gibt es hier jedoch einen Punkt indem ich Herrn Fitzek zwar nicht widersprechen will, denn im Grunde hat er ja Recht! Aber dennoch kann man (oder zumindest ich) ihn nicht ganz so schwarz-weiß sehen.

SELBSTVERSTÄNDLICH sollte man kein Leben leben, dass einen nicht erfüllt. Wir erfahren, dass der Autor studiert hat, dies aber nicht das Richtige für ihn war. Und auch in seinem Freundeskreis finden sich einige Beispiele -darunter auch bekannte- von Menschen, die ins kalte Wasser gesprungen, sich beruflich völlig neu orientiert haben und für die es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Menschen so geht, dass sie heute mit - sagen wir mal 40 - denken, dass sie sich mit 16 für etwas anderes hätten entscheiden sollen. Oder sie haben es vielleicht damals bereits gewusst, konnten den Weg jedoch nicht einschlagen. Man kann diese Aussage meiner Meinung nach nicht so pauschal betrachten.
Die Gründe dafür? Mannigfaltig! Fehlender Mut, zu viel Verantwortung für andere Menschen um alles zu riskieren, oder auch einfach nur der schnöde Mammon… Fakt ist, dass leider nicht jeder seinen Wunsch umsetzen kann und sei es nur deshalb, weil das Elternhaus sich vielleicht kein Studium leisten konnte – geschweige denn zwei…
Mutig sein ist toll, ich bewundere das ungemein! Nur sehe ich eben die Möglichkeit, dass zum Beispiel ein Kind aus einer Familie, die immer jeden Cent zweimal umdrehen musste, diese Existenzangst nie ganz ablegen wird – selbst, wenn es später gut verdienen sollte. Der Schritt alles für seinen Traum zu riskieren ist löblich und bewundernswert, keine Frage! Aber es wird leider immer Menschen geben, denen einfach auch der monetäre Background fehlt. Und zum Pokern benötigt man nun mal Einsatz ;)

Alles in allem ist „Fische die auf Bäume klettern“ wohl ein sehr persönliches Werk, in dem Hr. Fitzek auch mal über sich selbst lacht, was ihn mir sehr sympathisch macht! Denn über sich selbst lachen ist wichtig! Selbst- und sozialkritisch, charmant und stilistisch wirklich sehr gelungen, liefert er uns eine kleine Lebenshilfe, die mir beim Lesen viel Freude bereitet hat und von der ich mir wünschen würde, dass mehr Leute sie zumindest in großen Teilen berücksichtigen und "leben" würden.

Und falls Sie das hier lesen sollten Herr Fitzek: Wenn Sie mal wieder jemand Fremdes für ein Kennenlernen benötigen sollten, dann jederzeit gerne melden! Vorausgesetzt, es wäre auf einem Depeche Mode Konzert ;) (ja, ähm, Entschuldigung… Aber mit DM kann man bei mir einfach punkten…)

Veröffentlicht am 29.07.2019

vielleicht waren die Erwartungen zu hoch

Cat & Cole 2: Ein grausames Spiel
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Nachdem ich von Band 1 der Reihe absolut ÜBELST geflashed war, war klar, dass ich wissen musste, wie es mit Cat, Cole, Lee, Lachlan, usw. weitergeht.

Gefangen in dem Wissen, dass Jun Bei in ihr eingeschlossen ...

Nachdem ich von Band 1 der Reihe absolut ÜBELST geflashed war, war klar, dass ich wissen musste, wie es mit Cat, Cole, Lee, Lachlan, usw. weitergeht.

Gefangen in dem Wissen, dass Jun Bei in ihr eingeschlossen ist, der Gefahr durch ihren "Vater" sowie noch der ein oder anderen zusätzlichen Bedrohung, ist Cats Schicksal definitiv nur schwer abzusehen. Klar ist, dass Lachlan gefunden und aufgehalten werden muss, und das möglichst, ohne von Cartaxus gefangen genommen zu werden. Aber wer kann heute schon sagen, wie man am leichtesten zum Erfolg kommt??

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein bisschen hin- und hergerissen bin. Das erste was mir auffiel, waren die spärlichen Einstiegshilfen. Da Band 1 ja nun doch ein bisschen zurückliegt, hätte man da für meinen Geschmack ein bisschen mehr Brücken bauen können, aber ok. Die Autorin schreibt so fesselnd und spannend, dass man auch ohne diese Hilfen nach und nach wieder in die Geschichte gefunden hat.

Schwierig fand ich auch, dass die technischen Details -vor allem im ersten Drittel des Buchs- deutlich mehr Raum eingenommen haben, als im Vorgängerband. Versteht mich bitte nicht falsch, ich LIEBE Band 1 und mir persönlich hat das Panel, Tek und Programmierzeug auch absolut nichts ausgemacht. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es dem ein oder anderen Leser eventuell etwas zu viel werden könnte. Aber im weiteren Verlauf wird es dann ein bisschen weniger, versprochen!

Was die Story an sich betrifft, war ich sehr zufrieden! Emily Suvada hat erneut ein paar wirklich gute und faszinierende Wendungen eingebaut, das hat mir absolut gefallen! Wir haben da zum einen Cats Angst, die Mauer zu Jun Bei könnte einreißen und sie könnte sich so in einem Charakter verlieren, der ihr nicht wirklich zusagt. Die Flashbacks machen das deutlich und sind auch sehr gut und pointiert eingesetzt.
Zum anderen ist da natürlich die Angst vor Lachlan, Cartaxus und einem möglichen Versagen. Und zusätzlich gibt es da noch eine weitere Angst, die jedoch Cole betrifft und die ich somit an dieser Stelle nicht wirklich vertiefen möchte.
Sie schwankt zwischen Entsetzen, Paranoia und Gefahren, die auf sie einprasseln und weiß nie wirklich, wer gut und wer böse ist. Rein vom Thema her finde ich das gut! Nur leider verliert sich die Autorin für meinen Geschmack ein bisschen in diesen Punkten, so dass sich der Grundtenor ein bisschen wiederholt und sich somit die Geschichte etwas in die Länge zieht. Das hätte ich mir anders gewünscht.

Richtig in Fahrt kam die Geschichte für mich erst so nach ca. 300 Seiten, dann aber SO extrem, dass ich nicht mehr aufhören konnte, zu lesen. Das war die Emily Suvada die ich in Band 1 geliebt habe und auf die ich mich sehr in Band 3 freue - so kann das nahtlos weitergehen! Spannend, spannend, spannend! Ich für meinen Geschmack hoffe, dass das nur ein Hängerchen war und Band 3 mich wieder flasht wie gehabt

Veröffentlicht am 24.07.2019

ein bezaubernder all-age/Ghostfantasy-Mix. Witzig, schlagfertig und liebevoll, gerne mehr!

Heaven's End – Wen die Geister lieben
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Vor ein paar Tagen habe ich ein sogenanntes "All-age-Buch gelesen" und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es diese Klassifizierung -für meinen Geschmack- nicht wirklich verdient hat. Ich werde jetzt nicht ...

Vor ein paar Tagen habe ich ein sogenanntes "All-age-Buch gelesen" und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es diese Klassifizierung -für meinen Geschmack- nicht wirklich verdient hat. Ich werde jetzt nicht verraten um welches Buch es sich handelt, Rezi kommt in den nächsten Tagen ;)
Und obwohl ich mich eigentlich sehr auf diese Neuerscheinung von Kim Kestner gefreut hatte, hatte ich nach eben erwähnten Buch doch ein bisschen Sorge, dass Heaven´s End vielleicht auch zu "jung" für mich sein könnte.
Aber um genau zu sein, habe ich nun nach 2 Tagen dieses Buch beendet und muss gestehen, dass meine Sorge absolut ungerechtfertigt war! Einmal angefangen, konnte ich die Geschichte um Jojo und ihre Geister nur schwer wieder aus der Hand legen.

Natürlich lag das zum einen am Schreibstil, der mir -wie von der Autorin gewohnt- sehr gut gefallen hat. Kim Kestner schreibt nicht nur sehr eingängig und bildhaft - nein, sie schafft es auch, ihr gesamtes Konstrukt optimal an die Zielgruppe anzupassen. Wobei ich bei dieser als Ghostfantasy deklarierten Geschichte ab 12 Jahren eine klare Empfehlung auch für ältere aussprechen würde!
Ich meine natürlich hat die 15-jährige Jojo auch Liebesprobleme, diese sind aber weder abgedroschen, noch so vordergründig, dass sie beim Lesen zu kindlich auf mich wirkten. Ganz im Gegenteil, ich finde diese sehr schön in die Geschichte verflochten.
Zum anderen haben mich die Kreativität und der Einfallsreichtum, mit dem das Szenario um Jojo und ihre Freunde sowie Geister gebaut wurde, schwer beeindruckt. Die Autorin lässt nicht nur die Charaktere durch guten Humor und witzige Aktionen sympathisch werden, sondern den Leser sich auch in die Fantasiegebilde drumherum verlieben. Allen voran natürlich in die zwei sprechenden Geisterwiesel Scout und Scrooge, die nicht nur, jeder auf seine eigene Art, sehr eigen, sondern gleichzeitig einfach nur zum knuddeln sind. Nicht selten musste ich wegen den beiden, oder auch anderen Gestalten, wie den lispelnden Boggart, herzhaft lachen! Einfach nur genial gemacht! Kombiniert mit einem unerreichbaren Traumprinzen und einem bösen, jedoch eigentlich toten Zaubermeister - was braucht man mehr?

Aber ein wesentlicher Punkt ist natürlich die Spannung, denn die darf bei einer solchen Thematik natürlich nicht fehlen. Kombiniert mit einem Fluch, einer schönen Portion Grusel und einer guten Prise Freundschaft wurde dieser Trilogieauftakt zu einer wirklich runden, witzigen, schlagfertigen und liebevollen Geschichte, die mich durchgehend hervorragend unterhalten konnte! Das einzige, was ich mir anders gewünscht hätte, war der finale "Showdown", der ist für meinen Geschmack etwas kurz ausgefallen. Aber ok, bei einer Trilogie muss man ja auch noch etwas für die nächsten Bände übrig lassen ;)
Ich jedenfalls freue mich schon unheimlich auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Frühjahr 2020 erscheinen wird.

Veröffentlicht am 22.07.2019

wenn Worte NOCH gefährlicher wären, als sie es im Normalfall sowieso schon sind...

Project Jane 1. Ein Wort verändert die Welt
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Seit ihrem Wegschluss vor über 2 Jahren lebt Jane isoliert. Ihr Alltag ist grau in grau, täglich durchlebt sie die gleichen Prozeduren, die gleichen Abläufe und ja, auch psychische sowie physische Folter. ...

Seit ihrem Wegschluss vor über 2 Jahren lebt Jane isoliert. Ihr Alltag ist grau in grau, täglich durchlebt sie die gleichen Prozeduren, die gleichen Abläufe und ja, auch psychische sowie physische Folter. Und dennoch - Jane spricht nicht. Niemals! Zu groß ist der Schaden, den sie damit anrichten könnte. Doch eines Tages kehrt ein bisschen Farbe und gleichzeitig ein Lichtblick in ihr Leben zurück. Aber kann sie dem Ganzen trauen? Schon einmal hat sie alles verloren!

Was würdest du tun, wenn deine Worte NOCH gefährlicher wären, als sie es im Normalfall sowieso schon sind?

Von Anfang an umgibt uns eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die uns beim Kennenlernen von Jane und ihren Martyrium begleitet. Nach und nach erfahren wir die Hintergründe dessen, wie sie in diese Situation kam und vor allem warum sie glaubt, das alles verdient zu haben. Denn in ihren Augen ist sie ein Monster. Ein Ungeheuer, das kein Anrecht darauf hat, ein normales Leben, oder auch nur EIN Leben zu führen. Diese Umstände, in Kombination mit den Andeutungen und Flashbacks in ihre Vergangenheit, lassen sofort durchblicken, dass es dem Leser vermutlich schwerfallen wird, das Buch wieder aus der Hand zu legen - zumindest ging es mir so! Voller Spannung und vor allem Action, die Schlag auf Schlag kommt, wurde ich sofort in Janes Bann gezogen.

Auch die Idee hinter dem Ganzen konnte bei mir punkten. Stellenweise erinnert mich die Geschichte ein bisschen an X-Men, jedoch nicht auf eine Art, die sie abgekupfert erscheinen lässt. Lynette Noni spielt mit dem Thema "Gaben" was einen guten Touch SciFi in das Konstrukt aus Zerrissenheit, Angst, Geheimnissen und Gefühlen einbringt, sodass keiner der einzelnen Aspekte zu kurz kommt oder Überhand nimmt.

Für mich ist "Ein Wort verändert die Welt" ein gelungener, spannender und vor allem runder Einstieg, der neugierig auf mehr macht. Ein paar Abläufe und Wendungen waren für meinen Geschmack ein bisschen vorhersehbar, aber diese hat die Autorin mit ihrer rasanten und spannenden Story sowie einer Protagonistin, die uns Leser durchgehend mitfiebern lässt, definitiv wieder wett gemacht. Ich freue mich auf mehr! Vor allem, weil sie uns mit einem doch ziemlich offenen Ende einfach mitten in der Story alleine lässt, das war schon ein bisschen frech ;)

Veröffentlicht am 18.07.2019

einfach perfekt!

Kurt
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Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist ...

Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist wie zuvor und sie herausfinden muss, dass es leider keine Universalrezepte gibt. Weder für Kuchen noch für die ultimative Form von Trauer...

Auf dieses Buch bin ich durch eine Empfehlung aufmerksam geworden und ehrlich gesagt bin ich froh, darauf gehört zu haben.

Die Geschichte um die 1,5 Kurts (der kleine Kurt und sein Vater haben den selben Namen, warum auch immer) beginnt eigentlich recht charmant. Auch, wenn hier schon das ein oder andere Problem durchblitzt.
Sarah Kuttner erzählt unheimlich warmherzig, liebevoll und mit viel Humor vom gemeinsamen Leben der drei. Aber eben auch davon, dass es für Lena manchmal gar nicht so einfach ist, ihren Platz in diesem Konstrukt zu finden. Wer in einer mittlerweile so gängigen Patchwork-Familie aufgewachsen ist, wird hier vielleicht schon das ein oder andere Thema wiedererkennen.
Diesen Teil fand ich extrem einnehmend, und dies aus zweierlei Gründen. Zum einen hat sie einen für meinen Geschmack sehr guten Humor, der mir deshalb gut gefallen hat, weil er einfach, pointiert und nicht gezwungen wirkt. Sie verpackt ihren Witz eher in Nebensätze. Und nicht selten habe ich herzhaft lachen müssen.
Zum anderen ist ihre Geschichte einfach bodenständig. Wir erleben hier kein Fantasiekonstrukt einer hochtrabenden Liebe, die nach Jahrzehnten noch so rosarot wie am ersten Tag ist, oder uns erzählt, was der perfekte Mann alles für einen macht. Nein! Sie spielt mit den ganz normalen und alltäglichen Eigenschaften sowie gleichzeitig auch Unzulänglichkeiten, die uns und unsere Partner ausmachen und wegen denen wir sie noch mehr lieben! Ok, manchmal muss man vielleicht sagen „trotz denen wir sie lieben“, aber nun gut ;) Ich denke spätestens hier findet man sich früher oder später wieder, vielleicht auch mit dem ein oder anderen Augenzwinkern. Auf jeden Fall hatte sie eben wegen dieser Bodenständig- und Ehrlichkeit meine Sympathie bereits nach ein paar Seiten.

Nach ein paar Kapiteln kommt dann der große Umschwung und die zu Beginn leichte und humoristische Geschichte nimmt eine dramatische Wendung.
Wir begegnen einem Verlust, den niemand erleben sollte, der aber dennoch leider vorkommt.
Von jetzt auf gleich ist es mit der Leichtigkeit vorbei. Und auch diese Emotionen kamen bei mir so gekonnt an, dass ein paar Mal die Tränchen gekullert sind.
Sarah Kuttner beschreibt hierbei nicht nur die Hilflosigkeit und Ohnmacht, sondern bezieht auch die unterschiedlichen Arten der Trauer ein. Und auch hier lebt die Story ein Stück weit von der Empathie der Leser, der regelmäßig ins Überlegen kommt, wie er mit bestimmten Situationen umgehen würde. Zumindest ging es mir so.

Man könnte vielleicht kritisieren, dass die Geschichte in Summe eher oberflächlich bleibt - also was manche Charaktere und Details betrifft. Immerhin hat das Ganze nur knapp 240 Seiten.
Aber die Autorin sagt mit wenig so dermaßen viel, dass mir absolut nichts gefehlt hat.
Im Gegenteil! Für mich war „Kurt“ einfach nur perfekt. Schlicht und dennoch so tiefgründig wie wenig andere Bücher. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein.