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Veröffentlicht am 14.09.2020

Die Untaten der Vorfahren...

Reingewaschen
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Eine Geschichte über drei Männer.

1984 entdeckt der neugierige Gymnasiast Sebastian in einem verschlossenen Fach des Schreibtisches seines verstorbenen Großvaters zehn Briefe, die ein sog. Herr Müller ...

Eine Geschichte über drei Männer.

1984 entdeckt der neugierige Gymnasiast Sebastian in einem verschlossenen Fach des Schreibtisches seines verstorbenen Großvaters zehn Briefe, die ein sog. Herr Müller während der Nazizeit aus dem Gefängnis an seine Frau Gertrude geschrieben hat.

Auf zwei Zeitebenen wird nun die Geschichte dreier Männer erzählt.

Im 1984-er Strang lesen wir, was der Ich-Erzähler Sebastian zu erzählen hat.
Wir erfahren, dass die Briefe ihre Empfängerin nie erreicht haben und dass Sebastians Vater sie eigentlich deren Nachfahren hätte aushändigen sollen.
Wir erfahren auch, dass Sebastians Vater gar nicht begeistert davon ist, dass sich sein Sohn so intensiv mit seinem Großvater auseinandersetzt. Ich halte seine Reaktion für durchaus nachvollziehbar, weil es sicherlich nicht einfach und auch schambesetzt war und ist, sich mit der Nazivergangenheit des eigenen Vaters auseinanderzusetzen.

Weil sein Vater ihm keine Hilfe ist, machen sich Sebastian und sein Freund allein ans Werk.
Sie recherchieren und finden Unterstützung bei einem freundlichen Bibliothekar und bei Professor Grün.

Daneben gibt es den 1941-er Strang, in dem ein allwissender Erzähler von den damaligen Geschehnissen berichtet.
Hier geht es überwiegend um den Gefangenen Herrn Müller, der von Sebastians Großvater verhört wird.

Claus Wechselmann hat gründlich recherchiert, weshalb eine authentische Atmosphäre entsteht. Er vermittelt Zeitgeschichte glaubhaft, wählt prägnante Formulierungen und schreibt scharfsinnig und analytisch. Die Sprache ist anspruchsvoll und es ist nicht immer ganz leicht, zwischen den Ebenen hin und her zu wechseln. Man muss aufmerksam lesen, aber das mache ich ohnehin.

„Reingewaschen“ ist ein außergewöhnliches und besonderes Werk, das sich leicht und flüssig lesen lässt, aber niemals seicht oder trivial daherkommt.
Es ein interessanter, spannender, brisanter und kurzweiliger Kriminalroman, durch dessen 288 Seiten man regelrecht fliegt und dessen Ende überrascht.

Ich habe noch nie einen Roman darüber gelesen der davon handelt, wie die Nachfahren mit den Untaten ihrer nationalsozialistisch gesinnten Eltern oder Großeltern umgehen. Schon deshalb interessierte und gefiel mir „Reingewaschen“.

Ich empfehle den absolut lesenswerten Debutroman von Claus Wechselmann sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Ein Highlight!

Der steinerne Engel
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Gleich vorab: Wer diesen Roman nicht liest, hat etwas verpasst.

Die kanadische Autorin Margaret Laurence ist mir vor der Lektüre des „steinernen Engels“ noch nie begegnet.
Margaret Laurence wurde 1926 ...

Gleich vorab: Wer diesen Roman nicht liest, hat etwas verpasst.

Die kanadische Autorin Margaret Laurence ist mir vor der Lektüre des „steinernen Engels“ noch nie begegnet.
Margaret Laurence wurde 1926 geboren und wuchs als Waise bei ihrer Tante in der kanadischen Prärieprovinz Manitoba auf, studierte, arbeitete als Journalistin und zog später mit ihrem Mann für einige Jahre nach Afrika.
Nach ihrer Scheidung pendelte sie zwischen England und Kanada hin und her.
Die Schriftstellerin war auch in der Lehre tätig und engagierte sich in der Politik.
Zeitlebens kämpfte sie wohl mit Depressionen und Alkohol.
Nach der Diagnosestellung Lungenkrebs beging sie 1987 Selbstmord.

„Der steinerne Engel“ spielt in den 1960-er Jahren in Kanada.

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass es sich beim steinernen Engel um den Grabstein von Hagar Shipleys Mutter handelt, die bei der Geburt ihrer Tochter verstorben ist.
Er steht auf dem Friedhof in Manawaka, dem fiktiven Städtchen in Kanada, in dem Hagar aufgewachsen ist.

Die inzwischen 90-jährige Ich-Erzählerin Hagar Shipley lässt uns in dem Roman an ihren Gedanken und Erinnerungen sowie an ihrem gegenwärtigen Alltag teilhaben.

Hagar, die seit 17 Jahren mit ihrem Sohn Marvin und dessen Frau Doris zusammenlebt und sich vor zehn Jahren aus Langeweile das Rauchen angewöhnt hat, erzählt abwechselnd Anekdoten aus ihrer Vergangenheit und gewährt uns Einblicke in die Geschehnisse der Gegenwart.

Ihr Langzeitgedächtnis funktioniert prima; was kürzlich passiert ist, vergisst sie immer öfter.
Aber was diese Lücken anbelangt, werden wir u. a. vom Sohn und von der Schwiegertochter aufs Laufende gebracht.

Wir bewegen uns fließend zwischen zwei Zeitebenen hin und her und verfolgen zwei Handlungsstränge.

Der eine Strang:
Hagar wuchs mit ihren beiden älteren Brüdern Matt und Dan bei ihrem Vater, einem nicht gerade zimperlichen und eher wortkargen Ladenbesitzer und dem verwitweten Dienstmädchen Tante Doll in Manawaka in Kanada auf.
Hagar muss nicht nur mit dem Verlust ihrer Mutter klarkommen und den Tod ihres Bruders Dan verkraften, sondern auch noch ihren Wunsch, Lehrerin zu werden, begraben, um die Buchhaltung im Gemischtwarenladen ihres Vaters zu erledigen.
Trotzdem oder gerade deswegen wird sie eine selbstbewusste und couragierte Frau. Sie bezeichnet sich selbst als „stramm und kräftig wie ein Ochse“ (S. 70)
Und dann, mit 24 Jahren, lernt sie auf einem Tanzabend ihren späteren Ehemann Bram Shipley kennen...

Der andere Strang:
Einen Sturz Hagars halten Marvin und Doris für den idealen Anlass, um der scharfzüngigen und eigenwilligen 90-Jährigen, die hilfsbedürftig ist, schon mal was vergisst und auch öfter mal gedanklich abdriftet, mitzuteilen, dass sie das Haus, in dem sie zu dritt leben, verkaufen wollen.

Als die alte Dame jedoch nicht sofort in ihrem Sinne reagiert, setzen Sie den Pastor auf Sie an.

Kurze Zeit später entdeckt Hagar per Zufall einen Zeitungsartikel und ihr wird klar: sie soll im Seniorenheim Silberfaden untergebracht werden.
Das will die dickköpfige und ruppige Hagar nicht so einfach hinnehmen...

Umso weiter der Roman fortschreitet, desto unsympathischer wird einem die Protagonistin. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ständig spöttische, ironische, sarkastische oder zynische Kommentare auf Lager.
Gehässigkeiten und Abfälligkeiten sind keine Seltenheit.
Manchmal blitzt zwar ein bisschen Einsicht in ihr auf, jedoch nur, um im nächsten Moment von der nächsten Bosheit abgelöst zu werden.

Beide Stränge, die nicht streng getrennt voneinander verlaufen, sondern fließend ineinander übergehen, verfolgte ich äußerst gerne weiter.

Es war interessant und amüsant, manchmal auch empörend, traurig, unfassbar, erschütternd und spannend, einerseits in Hagars bewegte Biographie einzutauchen und andererseits zu erfahren, wie es in der Gegenwart weiterging.

Hagars Vergangenheit verfolgte ich interessiert, ihre Gegenwart gespannt und besorgt.

Die Lektüre war keine Minute langweilig und löste die ganze Palette der Gefühle bei mir aus, obwohl, oder gerade weil die Autorin überwiegend recht nüchtern und trocken, aber durchgehend flott schreibt.

Sie erzählt einerseits amüsant und unterhaltsam, andererseits sehr ernst und tiefgründig.
An Witz und Humor lässt sie es nicht fehlen.
Dabei driftet sie niemals ins Kitschige, Schnulzige oder Seichte ab.

Ich bewunderte im Verlauf der Lektüre zunehmend die sprachgewaltige Ausdrucksweise und die eindrücklichen Bilder von Margaret Laurence.

Man kann sich unschwer die Szenerien und Figuren vorstellen und hat das Gefühl mittendrin zu sein.

Laurence erzählt derart feinfühlig, ungeschönt, respektvoll, glaubhaft und authentisch. Chapeau!

Ich kann nicht umhin, zwei Beispiele für wunderschöne und anschauliche Formulierungen zu erwähnen:
„Mein Gedächtnis, das unglücklicherweise jetzt klar wie Quellwasser ist, steigt kalt blubbernd an die Oberfläche.“ (S. 283)

„Ich werde aus dem Schlaf gezogen wie ein Fisch in einem Netz.“ (S. 292)

Während ich eine äußerst unterhaltsame Geschichte verfolgte, wurde ich mit brisanten Gedanken zum Thema Altern konfrontiert und zum Nachdenken angeregt:

Die zunehmende Vergesslichkeit und das wiederholte Abdriften in die Vergangenheit.
Immer wieder Stürze und körperliche Gebrechen.
Das Gefühl, nicht mehr ernst genommen, entmündigt und bemuttert zu werden.
Der Versuch, dagegen aufzubegehren.
Sich hilflos und ausgeliefert fühlen.
Die Anfangsphase seiner Demenz bewusst mitzuerleben - absolut klare und helle Phasen, die unterbrochen werden von Momenten der Vergesslichkeit und des Abdriftens.
Momente, die man versucht zu verschleiern.

Ich kann mir den Roman unschwer als Tragikomödie verfilmt vorstellen.

Ich empfehle den circa 350-seitigen bewegenden und fesselnden Roman mit der zugegebenermaßen unsympathischen, dickköpfigen Protagonistin Hagar sehr gerne weiter.
Warum sie so geworden ist, kann man nachvollziehen, aber mögen kann man sie nicht. Manchmal blitzt eine Prise Mitgefühl für sie auf, aber sie schafft es regelmäßig, den Hauch dieser Prise wieder zu vertreiben.

Bei mir wird „Der steinerne Engel“ einen dauerhaften Platz im Regal bekommen. Er hat mich nachhaltig beeindruckt.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Harte Kost, aber wichtig!

Ein Versteck unter Feinden
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Roxane van Iperen hat mit „Ein Versteck unter Feinden“ ein wichtiges und aufwühlendes Werk geschaffen: Ein Mahnmal, das an den Widerstand in der Nazidiktatur erinnert.

Die Entstehungsgeschichte des Buches ...

Roxane van Iperen hat mit „Ein Versteck unter Feinden“ ein wichtiges und aufwühlendes Werk geschaffen: Ein Mahnmal, das an den Widerstand in der Nazidiktatur erinnert.

Die Entstehungsgeschichte des Buches ist äußerst interessant:
Die niederländische Juristin und Publizistin Roxane van Iperen zog 2012 in die Villa „t‘Hooge Nest“ („Das hohe Nest“).
Bei den Renovierungsarbeiten stieß sie auf Verstecke und fand sie Papiere und andere Materialien, die auf den jüdischen Widerstand im zweiten Weltkrieg hinwiesen.

Ihre Neugierde war geweckt. Sie begann gründlich zu recherchieren.
So entstand dieser Roman.

Er ist die bewegende Biographie der jüdischen Schwestern Lien und Janny, die im zweiten Weltkrieg in den Niederlanden den jüdischen Widerstand während der Nazi-Besatzung organisiert und nach Kriegsende der Familie Frank die Nachricht vom Tod ihrer Töchter Anne und Margot überbracht haben.

Die mutigen Schwestern Lien und Janny wuchsen in Amsterdam auf, widmeten später ihr Leben dem Widerstand und versteckten genau hier, in dieser von ihnen gemieteten Villa, während des Krieges zahlreiche Menschen, die untertauchen mussten.
Juden auf der Flucht, politische Flüchtlinge, Leute aus dem Widerstand.
„Das hohe Nest“ wurde zu einem Zentrum des Widerstands gegen die deutsche Besatzungsmacht.

Die Autorin beschreibt das Leben in der Villa ausführlich. Man lernt Bewohner der umliegenden Orte kennen, die die Schwestern und die Untergetauchten unterstützen und man liest von brenzligen Situationen und kritische Begegnungen.

Im Sommer 1944 wurden sie verraten.

Die Schwestern und die meisten Bewohner wurden daraufhin ins Durchgangslager Westerbork deportiert.
Dort lernten Lien und Janny Anne und Margot Frank kennen.
Letztlich wurden die vier jungen Frauen nach Bergen-Belsen umquartiert, ein Lager, in dem es kaum etwas zu essen gab und in dem Krankheiten wie Ruhr und Flecktyphus grassierten.
Margot und Anne verstarben dort.

Die Autorin schildert die Zustände in den Konzentrationslagern eindringlich.

Sie schreibt insgesamt sehr nüchtern, weshalb das Buch wohl als Sachbuch beworben wird. Es liest sich aber trotz Faktenreichtum und Sachlichkeit spannend wie ein Roman, ist packend, ergreifend und informativ.
Ein Werk, das nachdenklich stimmt und nachhallt.

Wer sich für gut recherchierte Geschichte interessiert und gerade in der Stimmung ist, harte Kost zu verdauen, sollte dieses Buch lesen!

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Eine idyllische Insel und der Blick hinter die Kulissen.

Alma
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Zwei interessante Lebensgeschichten, die idyllische Insel Mauritius im Indischen Ozean, deren koloniale Vergangenheit und postkoloniale, moderne Gegenwart.

All diese Themen und noch viel mehr verarbeitet ...

Zwei interessante Lebensgeschichten, die idyllische Insel Mauritius im Indischen Ozean, deren koloniale Vergangenheit und postkoloniale, moderne Gegenwart.

All diese Themen und noch viel mehr verarbeitet der französische Literaturnobelpreisträger Le Clézio (2008) in seinem lesenswerten Roman „Alma“.

Jeremy Felsens Vorfahren lebten auf der Insel Mauritius. Sie hatten eine Plantage, „Alma“, auf der sie Zuckerrohr und Tabak anbauten.

Der Wissenschaftler Jeremy besucht nun die Insel, um, vordergründig, nach Spuren des ausgestorbenen Vogels Dodo zu suchen.
In Wahrheit, aber zunächst unbewusst, begibt er sich auf die Spuren seiner Herkunft.

Er findet keine Spuren dieses Vogels, aber er stößt auf Spuren seiner Familie.

Er trifft auf uralte Zeitzeugen, für die die Felsens noch ein Begriff sind und schließlich auch auf Dodo.
Aber nicht auf den ausgestorbenen Vogel, sondern auf einen weiteren Nachkommen der Familie Felsen.
Dodo ist der unerwünschte und illegitime Sohn aus der außerehelichen Beziehung zwischen dem alten Felsen mit einer Sklavin. Er ist obdachlos und lebt nach wie vor in der Gegend der inzwischen zerstörten Plantage „Alma“.

Jeremy und Dodo erzählen ihre Geschichten.
Jeremy wird mit den düsteren Seiten der Geschichte und mit der Schuld seiner Familie konfrontiert, die sie in der Kolonialzeit auf sich geladen hat.
Dodo erzählt, wie er erkrankte, verstoßen wurde und als Bettler über die Insel wanderte.

Die Gräueltaten des Kolonialismus (Sklavenhandel, Raubbau an der Natur, barbarischer Umgang mit der Tierwelt), die Spuren der Vergangenheit und die tiefe innere Zerrissenheit der Insel, werden der Schönheit und Romantik der Insel gegenübergestellt.

„Alma“ ist ein auf hohem Niveau unterhaltsamer, melancholischer, poetischer und ernüchternder Roman, in und mit dem man sich wohl fühlt.

Man erfährt einerseits von der blutigen Geschichte der Insel und lernt andererseits deren wunderschönen Seiten kennen.

Es ist also durchaus auch ein interessanter und informativer Roman.

Ich empfehle ihn sehr gerne, auch wenn er anspruchsvoll zu lesen ist und manchmal Längen hat.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Eine anspruchsvolle und besondere Perle!

Der zerrissene Brief
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Dieser Roman ist etwas Besonderes!
Eine Lebensgeschichte, eine Liebesgeschichte - und noch viel mehr.

Die Sprache ist brilliant.
Scheinbar mühelos findet Hanns Zischler diskrete, einfühlsame und gleichzeitig ...

Dieser Roman ist etwas Besonderes!
Eine Lebensgeschichte, eine Liebesgeschichte - und noch viel mehr.

Die Sprache ist brilliant.
Scheinbar mühelos findet Hanns Zischler diskrete, einfühlsame und gleichzeitig prägnante und präzise Worte, um eine spannende Lebensgeschichte zu erzählen.
Kein Wort zu viel, keines zu wenig. Und trotzdem oder gerade deshalb poetisch und literarisch überzeugend.

Die Atmosphäre des beginnenden 20. Jahrhunderts wird anschaulich und glaubhaft vermittelt und die Sprachbilder, die der Autor verwendet sind einfach nur schön.

1899 gehörte schon was dazu, wenn eine junge Frau aus einem fränkischen Dorf sich auf den Weg nach New York machte.
Die lebenshungrige 17-jährige Pauline hat genau das getan.

Warum eigentlich, wo sie doch gerade den weltmännischen und um 30 Jahre älteren Max kennen und lieben gelernt hat?
Warum gibt er ihr 2000 Reichsmark und schickt sie für 2 Jahre nach Amerika?

In New York arbeitet Pauline in den Botanic Gardens in der Bronx.
Sie wird selbständig und lernt viel.
Nach den 2 Jahren heiratet das Paar.
Und dann beginnt das gemeinsame Abenteuer.
Klingt seltsam?
Ja, das tut es auf den ersten Blick.

Zeitsprung,

1966 wird die nun 84-jährige Pauline von Elsa besucht.
Die Biologiestudentin Elsa hat als Kind ihre Ferien bei Pauline verbracht und kürzlich eine Beziehung beendet.
Anhand von Paulines Erinnerungen an ihr abenteuerliches, bewegtes und aufregendes Leben, taucht Elsa nun in eine ganz andere Welt ein.

Pauline erzählt nicht chronologisch sondern bruchstückhaft. Sie beantwortet Elsas Fragen und lässt sich von Einfällen und Erinnerungen leiten.

Sehr originell finde ich den Beginn des Romans: Elsa schreibt einen Brief an den Autor. Sie erklärt ihm darin, woher sie Pauline kennt und wie sie zu deren umfangreichen Aufzeichnungen kam.

Dieser gleichermaßen anspruchsvolle wie bereichernde Roman sollte meines Erachtens langsam und am Stück gelesen werden, damit man voll darin eintauchen kann.
Auf diese Weise kann man sich intensiv auf die Unterhaltungen, Gedankensprünge und Themenwechsel einlassen.
Da der Text etwas Bruchstückhaftes hat und ein bisschen an ein Puzzle erinnert, fällt die Lektüre leichter, wenn man dran bleibt und sich ihr uneingeschränkt zuwendet.

Absolut Lesenswert!

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