...nach holperigem Einstieg wird’s immer besser...
Otmars Söhne„Otmars Söhne“ ist der komplexe und spannende Auftakt zu Peter Buwaldas Trilogie.
Dolf kennt seinen leiblichen Vater nicht, weil dieser sich schon vor seiner Geburt aus dem Staub gemacht hat.
Seine Mutter ...
„Otmars Söhne“ ist der komplexe und spannende Auftakt zu Peter Buwaldas Trilogie.
Dolf kennt seinen leiblichen Vater nicht, weil dieser sich schon vor seiner Geburt aus dem Staub gemacht hat.
Seine Mutter Ulrike, eine sympathische und couragierte Frau, hat seit seinem 10. Lebensjahr einen neuen Lebensgefährten und Ehepartner.
Otmar ist ein Witwer, der seine beiden Sprösslinge Dolf und Tosca, zwei musikalisch begabte Wunderkinder, mit in die Patchworkfamilie bringt.
Deren musikalische Förderung, Erziehung an sich, resultierender Leistungsdruck und klassische Musik spielen im Alltagsleben der fünf eine große Rolle.
Aus der Sicht Dolfs, der später Ludwig genannt wird, weil es sonst zu Verwirrungen aufgrund der Namensgleichheit mit seinem Stiefbruder kommen könnte, wird uns eine gleichermaßen alltägliche wie ungewöhnliche Familiengeschichte erzählt.
Wir lernen den mehr oder weniger unspektakulären Alltag der verschiedenen und z. T. etwas sonderbaren Charaktere kennen und bekommen differenzierte und tiefe Einblicke in ihre Innenwelten. Die Protagonisten werden dabei vielschichtig und mit all ihren Ecken und Kanten dargestellt.
Ich beobachtete und begleitete sie gerne.
Der erwachsene Ludwig arbeitet schließlich für eine Erdölfirma und wird von dieser nach Sibirien geschickt, um auf der Insel Sachalin neue Erdölfelder mittels seismischer Erschütterungen aufzuspüren.
Ganz nebenbei spürt er noch „etwas“ ganz anders auf:
Johan Tromp, den er zwar für seinen leiblichen Vater hält, den er aber nicht darauf anspricht.
Außerdem lernt er auch die Journalistin Isabelle kennen. Sie arbeitet investigativ für die Financial Times und ist bestrebt, Johan Tromp, dessen Gespielin sie einst war, zu überführen.
Der Roman behandelt viele interessante Themen.
Neben den bereits oben genannten Themen Probleme einer Patchworkfamilie, klassische Musik, Erziehung und Erwartungsdruck, spielen die Suche nach seiner Geschichte, seinen Wurzeln und seinem Selbst sowie die Suche nach seinem Platz im Leben und natürlich die Suche nach dem leiblichen Vater eine große Rolle.
Peter Buwalda hat mit „Otmars Söhne“ ein außergewöhnliches und eigenwilliges, z. T. etwas langatmiges, überwiegend tiefgründig-packendes Werk erschaffen, das wohl auch besonders denjenigen Lesern zusagt, die klassische Musik mögen.
Der Leser wird sowohl mit skurrilen, abstrusen und witzigen, als auch mit brutalen, heftigen und verstörenden Szenen und Situationen überrascht.
Es erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit, um dem Plot zu folgen, da Zeitebenen und Schauplätze oft abrupt wechseln. Das Buch liest sich nicht locker, flockig und flüssig weg, was mir persönlich aber nicht so viel ausmachte, weil ich recht gern fordernde Lektüre lese, auch wenn der Lesefluss nicht so einfach dahinplätschert.
Der Autor erzählt nicht chronologisch, sondern etwas sprunghaft und man muss schon etwas achtgeben, um am Ball zu bleiben.
Nachdem ich in der äußerst facettenreichen Geschichte angekommen bin, was etwas gedauert hat, flog ich neugierig und gespannt durch die Seiten.
Und jetzt, nach der Lektüre, die sowohl Überraschungen bereithält als auch Längen hat, bin ich zwar etwas gespalten in meiner Meinung, freue ich mich aber trotzdem sehr auf die beiden weiteren Bände, um zu erfahren, wie es weitergeht.