...lesenswerte Fortsetzung von „Kindheit“...
JugendNachdem ich mit großer Freude den ersten Band der Kopenhagen Trilogie „Kindheit“ gelesen habe, habe ich nun auch den zweiten Band „Jugend“ äußerst zufrieden zugeklappt.
Tove Ditlevsen erzählt mit großer ...
Nachdem ich mit großer Freude den ersten Band der Kopenhagen Trilogie „Kindheit“ gelesen habe, habe ich nun auch den zweiten Band „Jugend“ äußerst zufrieden zugeklappt.
Tove Ditlevsen erzählt mit großer Intensität und sprachlicher Schönheit wie es im Leben der jungen Tove im Kopenhagen der 1930-er Jahre weitergeht.
Der erste Band endete mit ihrer Konfirmation, Tove ist jetzt ca. 14 Jahre alt, die Geschichte schließt nahtlos an.
Tove hatte gute Noten, sie schrieb und schreibt Gedichte, aber „ein Mädchen kann nicht Dichter werden“.
Sie soll, wie alle Frauen, heiraten, Mutter sein und den Haushalt führen.
Ihre Eltern sprechen und handeln widersprüchlich und auch Tove weiß nicht so recht, wohin es gehen soll.
Sie kämpft mit Rollentzuschreibungen, Erwartungen und Idealen, versucht sich von ihrer Familie zu emanzipierten und ihren eigenen Weg zu finden.
Sie träumt von einem selbstbestimmten und unabhängigen Leben als Schriftstellerin.
Die Suche nach einer Arbeitsstelle gestaltet sich nicht einfach, denn: was, außer Dichten, interessiert sie?
Tove tingelt unentschlossen, plan- und ziellos umher.
„Job-Hopping“ könnte man es nennen, wenn man davon liest, wie Tove in kürzester Zeit mal als Haushälterin, mal als Hilfskraft in einem Hotel und dann wieder als Schreibkraft oder Bürogehilfin in wechselnden Firmen arbeitet.
Schließlich schafft sie den Absprung vom Elternhaus und zieht in ein möbliertes Zimmer.
Während dieser ganzen Zeit zieht sich das Dichten wie ein roter Faden durch ihren Alltag.
Dann trifft sie den um 30 Jahre älteren Verleger Viggo Fr. Møller, der ihr erstes Gedicht veröffentlicht und sie 1939 auch bei der Veröffentlichung ihrer ersten Gedichtsammlung „Mädchenseele“ unterstützt.
Gehen ihre Träume nun in Erfüllung?
Auch dieser zweite Band, den die Autorin mit ca. 50 Jahren während einer Entgiftungskur rückblickend geschrieben hat, ist absolut lesenswert.
Sie erzählt schonungslos offen und ehrlich, humorvoll, lebendig, berührend, düster und gleichzeitig hoffnungsvoll.
Die Frage ist, ob sich die Hoffnungen der jungen Frau erfüllen werden.
„Jugend“ ist eine nur ca. 150-Seiten kurze Coming-of-Age-Geschichte, aus der dem Leser Lebensfreude, Wagemut und Unsicherheit der Jugend entgegensprudelt.
Es ist aber auch ein kritisches Gesellschaftsportrait von Dänemark vor dem 2. Weltkrieg.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf den Abschluss der Trilogie!