Profilbild von Bosni

Bosni

Lesejury Profi
offline

Bosni ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bosni über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2017

Viel zu vorhersehbar...

Der Seelenbrecher
0

Caspar erholt sich von einer Amnesie in der psychatrischen Teufelsbergklinik in Berlin. Einen Tag vor Weihnachten wird ein weiterer Patient in die Klinik eingeliefert und in der folgenden Nacht findet ...

Caspar erholt sich von einer Amnesie in der psychatrischen Teufelsbergklinik in Berlin. Einen Tag vor Weihnachten wird ein weiterer Patient in die Klinik eingeliefert und in der folgenden Nacht findet Caspar seine Ärztin Sophia im Zimmer des neuen Patienten - mit den gleichen Symptomen, wie drei weitere Frauen, die vor nicht all zu langer Zeit von dem "Seelenbrecher" gefoltert wurden. Äußerlich sind die Opfer alle gesund, aber ihre Seele ist es nicht.....

"Der Seelenbrecher" ist eins von Sebastian Fitzeks ersten Werken, nach "Die Blutschule" bereits mein zweites Buch von ihm. Und leider wurde ich wieder etwas enttäuscht und finde den Hype um den Autor leider nicht wirklich gerechtfertigt :(

Die Story handelt von einem Professor, der seinen Schülern für ein Experiment ein Buch/eine Krankenakte zu lesen gibt: Caspars Bericht aus der Nacht mit dem Seelenbrecher.
Die Idee ist interessant - die Umsetzung und Auflösung völlig daneben.
Eigentlich passiert auf den Seiten, die den Studenten gewidmet sind, nur eins: Nichts. Sie lesen ihr Büchlein und diskutieren mit dem Professor. Das wars. Am Ende gibt es nicht mal eine wirkliche Auflösung des Experimentes, keine Ahnung, ob Fitzeck damit den Grundstein für einen zweiten Teil legen wollte (dieser ist dann zumindest nie erschienen), aber im Prinzip ist diese komplette Rahmenhandlung völlig sinnlos und erfüllt keinen Zweck, außer noch ein paar Seiten mehr zu füllen. Meiner Meinung nach könnte man die "Heute" Teile auch einfach weglassen. Davon abgesehen war für mich das Ende von vornerein ziemlich klar...

Die Haupthandlung, das Buch "Der Seelenbrecher", ist zwar unglaublich spannend, weil immer wieder völlig unerwartet viele Dinge passieren, aber gleichzeitig auch komplett an den Haaren herbeigezogen. Diese ganze Hypnosesache fand ich sehr interessant, aber die Aktionen der Personen sind teilweise so haarsträubend, da fallen mir keine Worte mehr ein.
Die Personen selbst, bleiben, bis auf den Protagonisten Caspar, völlig blass und haben keine Tiefe. Nur Namen, mehr nicht.
Caspar bekommt zwar durch seine vielen Erinnerungen etwas Leben eingehaucht, aber trotzdem bleibt er irgendwie unnahbar.

Neben all den negativen Aspekten muss Herrn Fitzek aber eins lassen: Gut schreiben kann der Mann. Der Schreibstil ist extrem flüssig und sehr angenehm zu lesen, ich habe das Buch quasi in einem Rutsch durgelesen (was aber vermutlich eher an der geringen Seitenzahl mit wenig Text drauf lag).

Zusammengefasst ist "Der Seelenbrecher" ein für mich unnötiges Buch mit einer haarsträubenden Geschichte, die für mich teilweise nicht nachvollziehbar war. Spannend ist es aber trotzdem und für eingefleischte Fitzek-Fans sicher auch interessant. Mich konnte es aber nicht überzeugen und ich werde vermutlich auch kein weiteres Buch von ihm lesen.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Das Licht und die Geräusche...

Das Licht und die Geräusche
0

Boris und Johanna sind beste Freunde und ihrer Meinung nach könnten die beiden auch ein Paar sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal - Ana-Clara mit den ausdruckslosen Augen. Ana-Clara und Johanna ...

Boris und Johanna sind beste Freunde und ihrer Meinung nach könnten die beiden auch ein Paar sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal - Ana-Clara mit den ausdruckslosen Augen. Ana-Clara und Johanna können nicht viel miteinander anfangen, bis Boris verschwindet und die beiden gemeinsam mit seinen Eltern in Island auf die Suche nach ihm gehen...

"Das Licht und die Geräusche" von Jan Schomburg ist ein Buch, welches ich mir wohl nie selber gekauft hätte, vermutlich hätte ich es im Regal nicht einmal wahrgenommen. Aber da ich es nun einmal geschenkt bekommen habe und es auch schön kurz war, entschied ich mich also dazu, es zu lesen. Und ich wurde wirklich positiv überrascht.

Der Hauptgrund, weshalb ich dieses Buch im Laden niemals in die Hand genommen hätte, ist das Cover. In meinen Augen ist es weder besonders ansprechend, noch irgendwie außergewöhnlich, sondern einfach nur braun in verschiedenen Nuancen mit einem unspektakulären Titel.
Ich gehe allerdings auch davon aus, dass ich, obwohl ich wohl ziemlich genauso alt wie die Protagonisten bin, überhaupt nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre. Vermutlich SOLL mich das Cover also auch überhaupt nicht ansprechen.
Dennoch passen Cover & der Titel zumindest zum Inhalt und damit zum Buch im Allgemeinen.

Der zweite Punkt, weshalb ich das Buch nicht gekauft hätte, ist der Inhalt. Also ich weiß ja nicht, aber meiner Meinung nach klingt der Klappentext ziemlich langweilig und so furchtbar 'normal'. Unspektakuläre Szenen aus dem Leben gegriffen. Und irgendwie ist es das auch. Und doch auch eigentlich gar nicht.
Die Geschichte wird aus Johannas (btw: ich glaube, im gesamten Buch wird nur ein einziges Mal erwähnt, dass sie Johanna heißt, und das auf den letzten Seiten^^) Sicht erzählt. Sie ist ca. 16-17 Jahre alt und berichtet auch genau so. Kurze, prägnante Sätze und an vielen Stellen wird Umgangsprache verwenden. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke, die leider einfach so 'in den Raum geworfen' werden. Die Handlung bricht einfach an einer Stelle ab und es geht um ein völlig anderes Thema, mir hat teilweise dann doch irgendwie der Rote Faden gefehlt, denn dieser existiert in "Das Licht und die Geräusche" nicht wirklich...

Was mir äußert gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren, die eine gewisse 'Spannung' (es ist in dem Sinne nicht wirklich eine, eher in Richtung 'Faszination') aufrechterhalten.
Und das auf gerade einmal ca. 250 Seiten.

Dennoch viel es mir persönlich eher schwer, mich wirklich in die Geschichte hineinzufinden, dafür war sie dann wohl doch zu kurz. Mit keiner der Personen konnte und wollte ich mich wirklich identifizieren. Mir scheinen die Protagonisten irgendwie alle so sehr in ihre persönlichen Probleme verstrickt, dass man als Leser da gar nicht dazwischenfunken möchte...

Zusammengefasst ist "Das Licht und die Geräusche" ein seltsames und wirklich schwer einschätzbares Buch. Und ich gebe ehrlich zu: Auch nach dem Lesen hätte ich mir es noch immer nicht selbst gekauft. Dennoch hat es mich überrascht, so unscheinbar es wirkt, so viel tiefsinniger ist es. Und ich glaube, es ist ein Buch, welches man vielleicht ein zweites Mal lesen muss, um seine ganze Tiefe zu begreifen.
Ich weiß auch nicht, ob ich das Buch wirklich jemanden empfehlen würde, denn es ist in jedem Fall ein Buch, für das man selbst 'bereit' und offen sein muss....

Veröffentlicht am 23.03.2017

Es klingt nach einer kitschigen Pferdegeschichte, ist aber alles andere als das...

Dark Horses
0

-Achtung Spoiler!-

"Natürlich kann ich springen, hätte ich ihr am liebsten gesagt. Ich kann alles, was du willst. Du musst mich nur darum bitten." (Red, S. 115)

Statt den Eignungstest für das College ...

-Achtung Spoiler!-

"Natürlich kann ich springen, hätte ich ihr am liebsten gesagt. Ich kann alles, was du willst. Du musst mich nur darum bitten." (Red, S. 115)

Statt den Eignungstest für das College zu bestehen, flüchtet Merritt und betrinkt sich. Ihre Eltern bringen sie nach "Good Fences", einer pferdegestützten Therapieeinrichtung. Dort lernt sie das ehemalie Rennpferd Big Red kennen, der eigentlich ihrer Zimmergenossin Beatrice gehört. Doch die beiden mögen sich nicht besonders und Red gilt als schwieriges, gefährliches Pferd.
Auch wenn Merritt sich zu Beginn nicht sehr für Red interessiert, scheint er in ihr "seinen" Menschen gefunden zu haben und schnell werden die beiden zu einem unschlagbaren Team und Reds Besitzer, Mr. de Rothshield, hat Großes mit ihnen vor....

"Dark Horses" von Cecily von Ziegesar klingt zuerst nach einer dieser typischen Mädchen-Pferdestorys, doch in diesem Buch steckt sehr viel mehr Tiefe, als erwartet.

Bereits das Cover deutet auf das Thema hin: Ein Pferd und ein Mädchen, obwohl die beiden sich nicht angucken, strahlen sie eine gewisse "Wir-gegen-alle" - Haltung aus. Sie gehören zusammen und das wollen sie zeigen! Das passt meiner Meinung nach unglaublich gut zum Inhalt des Buches, nicht aber der Titel: Warum "Dark Horses"? Das deutet für mich auf etwas böses hin und das ist Red ja nun einmal eigentlich gar nicht, sondern wurde nur von seinen (Vor-) Besitzern zu dem gemacht, der er ist.

Die Geschichte wird aus zwei Sichtweisen erzählt, einmal von Merritt und als zweites von Red. Die Kapitel von letzterem haben mich besonders angesprochen, obwohl die Story an vielen Stellen einfach sehr menschlich und etwas überzogen dargestellt wurde, haben mich diese Szenen einfach fasziniert. Die Idee, aus der Sicht eines Pferdes zu schreiben, finde ich sehr interessant und gelungen umgesetzt. Besonders mochte ich die Szenen, aus denen hervorgeht, wie viel Liebe Red für Merritt empfindet.

"Ich hatte mir selbst das Versprechen gegeben, alles zu tun, worum sie mich bat. Ich würde sogar versuchen zu erraten, was sie wollte, bevor sie mich darum bat." (Red, S. 143)

Etwas gestört haben mich allerdings die Liedtexte, die immer wieder in Reds Kapiteln (vermutlich) zu Verdeutlichung seiner Emotionen vorkommen, ich meine, dass ein Pferd die menschliche Sprache versteht, finde ich noch vertretbar, aber Songtexte "mitsingen"? Nein, danke. Das passte für mich einfach auch überhaupt nicht zur Grundthematik.

Besonders gut haben mir die verschiedenen Charaktere gefallen, auch wenn ich niemanden so sympathisch finde, dass ich mich mit ihm identifizieren wollte, sind sie alle auf ihre Art "sonderbar". Keine 08/15 Personen, sondern Menschen mit einer Geschichte. Jeder von ihnen hat eigene Probleme, mit denen er/sie abschließen und nach vorne blicken muss. Durch eben diese verschiedenen Geschichten erhält das Buch erstaunlich viel Tiefgang, was ich zu Beginn so nicht erwartet habe.

Mein größter Kritikpunkt ist der Prolog in Kombination mit dem Ende, es wird einem durch den Prolog einfach zu viel von der Geschichte vorneweg genommen. Ich habe die ganze Zeit gehofft, aber leider endet das Buch genau so, wie man es dem Prolog entnehmen kann. (Spoiler: Das Buch hat leider kein Happy End...)

Alles in Allem handelt es sich bei "Dark Horses" um ein äußerst lesenswertes Jugendbuch, das viel mehr enthält, als der Klappentext verspricht. Vermutlich ist das Buch aber eher für Pferdemenschen geeignet, da die meisten Szenen eben vorrangig von Pferden handeln. Trotzdem gibt es eine klare Leseempfehlung von mir!

"Im Leben eines Pferdes dreht sich alles um den Menschen, dem es gehört. Ich gehörte zu ihr. Sie gehörte zu mir. Und sie kam zurück." Red, S. 331)

Veröffentlicht am 18.03.2017

Ecosphere 2 - Leben hinter Glas

Die Terranauten
0

Nichts rein, nichts raus. 4 Männer und 4 Frauen, 2 Jahre lang eingeschlossenen in einem autarken Ökosystem namens Ecosphere 2 (E2). Was als wissenschaftliche Sensation gedacht war, wir schnell überschattet ...

Nichts rein, nichts raus. 4 Männer und 4 Frauen, 2 Jahre lang eingeschlossenen in einem autarken Ökosystem namens Ecosphere 2 (E2). Was als wissenschaftliche Sensation gedacht war, wir schnell überschattet von Hunger, Neid und Fernsehteams, die jeden Schritt der Terranauten überwachen. Als Dawn dann auch noch schwanger wird, ist von der anfänglichen guten Gruppendynamik nicht mehr viel vorhanden...

T. C. Boyles neuer Roman "Die Terranauten" ist angelehnt an das Projekt "Biosphere 2", welches in den 90er Jahren wirklich in Arizona stattgefunden hat. Viele der im Buch genannten Probleme ähneln denen des realen Experiments, welches nach 2 Versuchen als gescheitert erklärt wurde.

Zu Beginn des Romans stellt Boyle den wissenschaftlichen Aspekt in den Vordergrund, weshalb bereits auf den ersten 100 Seiten einige Längen auftreten, in denen zum Beispiel die Wasserversorgung/-aufbereitung von E2 erklärt wird.

Im weiteren Verlauf verändert sich das Buch immer weiter in eine Art Charakterstudie, fast die gesamte Handlung rückt in den Hintergrund, wichtiger sind die 3 Protagonisten Dawn, Ramsey & Linda, aus deren Sicht die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Während Dawn und Ramsey zu den Terranauten gehören und sich somit in E2 befinden, ist Linda draußen, sie wurde nicht für die Mission ausgewählt und ist dementsprechend sehr neidisch auf die Bewohner von E2, besonders auf Dawn, ihre (ehemals?) beste Freundin.

Alle 3 Personen sind auf ihre eigene Art unsympatisch, Linda ist unglaublich neidisch und hinterlistig, Dawn eitel und Ramsey ist einfach ein Arschloch. Alle 3 (und auch ihre Mitterranauten) sind unglaublich selbstsüchtig und denken nur an sich selbst. Was die anderen davon halten ist ihnen einfach völlig egal.

"Bis jetzt war ich machtlos, machtlos und zurückgestellt, bloß eine Fußnote in der Geschichte der Terranauten, aber jetzt habe ich etwas, auf dem ich aufbauen, aus dem ich vielleicht Kapital schlagen kann." (Linda Ryu, S. 163)

Die anderen handelnden Personen (und davon gibt es sehr viele! Die Mitteranauten, Mitarbeiter von Mission Control...) bleiben leider allesamt sehr blass und tauchen größtenteils eigentlich nur mit Namen und vielleicht noch Beruf auf. Zusätzlich dazu tragen viele Personen seltsame Spitznamen und mal werden sie mit dem einen, mal mit dem anderen Namen genannt (Dawn zB. heißt auch Eos bzw E.) und manche konnte ich bis zum Ende nicht wirklich zuordnen. (Wer ist denn bitte GM?) Das Ganze fand ich persönlich einfach ziemlich verwirrend.

Zu meiner allgemeinen Verwirrung trug übrigens auch T.C. Boyles - vielgelobter - Schreibstil bei. Ich persönlich empfand diesen an einigen Stellen mehr als holprig, verbunden mit vielen hypotaktischen Sätzen, die den Lesefluss nicht besser machen.

Alles in allem ist "Die Terranauten" ein faszinierendes Werk, das einen an vielen Stellen zum Nachdenken über den eigenen Charakter anregt. Besonders im Vordergrund befindet sich der psychologische Aspekt der Geschichte, der Leser sollte also auch Interesse daran mitbringen, sonst wird man vermutlich recht lange und müsehlig an dem Buch lesen. "Die Terranauten" ist also kein Buch für jedermann, bekommt aber trotzdem eine Lesemepfehlung von mir, denn mir hat es, trotz der Schwächen recht gut gefallen.

"In siebenundzwanzig kurzen Tagen werde ich in der größen Diätklinik der Welt leben, essen und atmen." (Linda Ryu, S. 542)

Veröffentlicht am 18.03.2017

Der Holocaust aus der Sicht eines 9-Jährigen...

Der Junge im gestreiften Pyjama
0

-Achtung Spoiler!!-
Der 9-jährige Bruno lebt mit seiner Familie in Berlin bis sie eines Tages umziehen müssen. Nach Auschwitz-Birkenau, wo sein Vater als Kommandant arbeiten wird.
Zuerst findet Bruno in ...

-Achtung Spoiler!!-
Der 9-jährige Bruno lebt mit seiner Familie in Berlin bis sie eines Tages umziehen müssen. Nach Auschwitz-Birkenau, wo sein Vater als Kommandant arbeiten wird.
Zuerst findet Bruno in "Aus-Wisch" alles schrecklich, bis er den kleinen Schmuel kennenlernt, der auf der anderen Seite des Zaunes lebt....

"Der Junge im gestreiften Pyjama" von John Boyne erzählt die Geschichte des Holocaust aus den Augen eines 9-jährigen Jungen.
Das Buch steht seit vielen Jahren in meinem Schrank, ich habe es immer mal wieder angefangen, aber konnte nicht so richtig etwas damit anfangen. Leider konnte mich das Buch auch diesmal nicht so wirklich überzeugen.

Das lag vor allem an dem Schreibstil. Dieser ist äußerst einfach gehalten und es werden immer wieder die gleichen Phrasen benutzt. Dass Gretel ein "hoffnungsloser Fall" ist, weiß der Leser spätestens nachdem es das zweite Mal genannt wird, dazu benötigt es nicht noch mehrere Wiederholungen.
Alles in allem ist der Schreibstil einfach unglaublich primitiv, obwohl es sich bei dem Buch eigentlich nicht wirklich um ein Kinderbuch handelt.

Ein weiterer Punkt, der mich sehr gestört hat, war die Tatsache, dass Bruno so furchtbar naiv dargestellt wird. Er ist vielleicht erst neun, hat aber noch nie gehört, was Juden sind? Oder wer dieser 'Furor' ist? Als Sohn eines Lagerkommandanten von Auschwitz? Wohl kaum! Noch dazu spricht er Auschwitz (Aus-Wisch) und Führer (Furor) immer wieder falsch aus, obwohl es ihm mehrmals vorgesagt wird.
Schmuel dagegen befindet sich, obwohl er gleich alt ist, auf einer völlig anderen intellektuellen Ebene und scheint die Vorgänge in Auschwitz viel besser zu verstehen. Umso unverständlicher fand ich allerdings, dass er Bruno dann trotzdem hilft auf die andere Seite des Zaunes zu kommen...

Die Story an sich ist sehr bedrückend, jedoch hätte Boyne meiner Meinung nach an vielen Stellen etwas tiefer in die Materie gehen können. Obwohl der Holocaust das zentrale Thema des Buches ist, wird er an vielen Stellen nicht wirklich richtig dargestellt, alles ist aus Brunos Augen etwas beschönigt, er will das Schlechte einfach nicht wirklich wahrnehmen. Stattdessen kriecht er unter dem Zaun durch, was natürlich niemand bemerkt, und wundert sich, dass es keine Gemüsestände und Cafes im Lager gibt...

Zusammengefasst ist das Buch meiner Meinung nach einfach irgendwie ziemlich am Thema vorbei, an keiner Stelle des Buches kommt der Holocaust wirklich richtig zur Sprache, stattdessen wird er mühsam umschrieben.
Ich glaube, John Boyne hat sich mit dem Buch viel zu viel vorgenommen und ist daran gescheitert. Aber wie sollte auch ein irischer Schriftsteller, der erst viele Jahre nach dem Nationalsozialismus geboren ist, ein Buch über eben diesen verfassen, dass den realen Zuständen gerecht wird?
Eine Leseempfehlung bekommt das Buch nicht von mir, dafür ist es an viel zu vielen Stellen historisch verdreht und zu primitiv geschrieben.
Die Idee war wirklich gut, aber die Umsetzung mehr schlecht als recht...

Ach ja, an welcher Stelle ist das Buch eigentlich eine Fabel? Es handelt von realen Begebenheiten, die zwar nicht direkt so genannt werden, aber nur ein paar Buchstaben zu verdrehen macht eine Geschichte nicht zur Fabel... Die Moral von der Geschicht' habe ich leider übrigens auch nicht herauslesen können...