Wichtige Thematik eher langweilig verpackt
Auf den zweiten BlickInhalt
Jodi Picoults Buch „Auf den zweiten Blick“ handelt von unserer Protagonistin Cassie, die nach einem Gedächtnisverlust vom Polizisten Will aufgelesen wird. Will spürt sofort, dass bei Cassie irgendwas ...
Inhalt
Jodi Picoults Buch „Auf den zweiten Blick“ handelt von unserer Protagonistin Cassie, die nach einem Gedächtnisverlust vom Polizisten Will aufgelesen wird. Will spürt sofort, dass bei Cassie irgendwas nicht stimmen kann. Dennoch muss die Polizei Nachforschungen angehen, weshalb schon bald ein Fotos von Cassie in der Zeitung erscheint. Nur kurze Zeit später meldet sich ihre Ehemann und gleichzeitiger bekannter Schauspieler Alex Rivers bei der Polizei, um Cassie wieder mit zu sich zu nehmen. Langsam kehren die Erinnerungen wieder und Alex scheint nicht der fürsorgliche Ehemann zu sein, den Cassie glaubt vor sich zu haben. Eine berührende und zugleich schreckliche Geschichte um häusliche Gewalt und toxische Beziehungen beginnt.
Beschreibung
Jodi Picoult ist eine wunderbare Autorin, die stets Bücher aus dem Leben schreibt und grausame Schilderungen des Schicksals beschreibt. Ihre Bücher sind an Dramatik nicht zur übertreffen und meistens erwartet die Lesenden ein schockierendes wie überraschendes Ende. Mit ihrem Buch „Auf den zweiten Blick“, schildert die Autorin eine toxische Beziehung inklusive häuslicher Gewalt. Erneut ein unheimlich wichtiges Thema, vor welchem man die Augen keinesfalls verschließen sollte. Es handelt sich dabei um ein Einzelband, es lässt sich also unabhängig von anderen Büchern lesen.
Der Schreibstil der Autorin war in diesem Buch etwas schwerer. Es ließ sich nicht so einfach weglesen, was bestimmt auch an der ernsthaften Thematik liegt. An einigen Stellen war der Schreibstil sogar sehr düster und hat für einige Momente mit Gänsehaut gesorgt. Das bringt den Lesenden die Thematik sehr nah. An einigen Stellen fiel es mir schwer die Handlung weiterzulesen, obwohl ich mit Gewalt und schaurigen Beschreibungen eigentlich kein Problem habe und mich die Inhalte auch nicht triggern.
Jodi Picoult hat die Handlung von vorne bis hinten gut durchgearbeitet, so dass alles hervorragend recherchiert wirkt und aufeinander aufbaut. Durch die Schilderungen der Vergangenheit gelingt es den Lesenden die Beziehung von Alex und Cassie nachzuvollziehen. Besonders hilfreich waren für mich die letzten ca. 100 Seiten, auf welchen beschrieben wurde, weshalb sich solche Paare finden, was sie aneinander bindet und weshalb sie nicht mit aber auch nicht ohne einander können. Das war für mich persönlich eine sehr wichtige Erkenntnis. Auch die Psychologin sagt einige interessante und wichtige Sätze, die bei mir für „Aha-Momente“ gesorgt haben.
Die Charaktere wurden durchgehend authentisch geschildert - selbst Alex River der im Buch ein absoluter Star ist und durchgehend im Rampenlicht steht. Vielleicht wurden die Charaktere und ihre Verhaltensweisen gerade deshalb so greifbar. Auch wenn ich mit beiden nicht sympathisieren konnte, so sind ihre Handlungsweisen für mich nachvollziehbar gewesen und ich konnte verstehen, wie sie zu den Menschen geworden sind, die sie in der Gegenwart des Buches darstellen. Dennoch hat die Vergangenheit in dem Buch überwogen. Das hat dem Buch leider die Spannung genommen und ich war einige Male kurz davor es zu zuklappen und abzubrechen. Mehr als die Hälfte des Buches wurde die Kindheit inklusive des Kennenlernens und dem Zusammenleben der Protagonisten beschrieben. Klar ist es für die Lesenden wichtig und ich kann mir auch vorstellen, was Jodi Picoult damit erreichen wollte, dennoch hat sich die einfach zu sehr in die Länge gezogen.
Mit Cassie habe ich schon eher Mitleid empfunden, während es mir bei Alex hingegen etwas schwerer fiel. Will hingegen spielt nur zu Beginn und am Ende eine Rolle. Zentral für die Handlung ist er also leider nicht. Tatsächlich bin ich auch davon ausgegangen, dass ihm noch eine tragende Handlung zukommen wird.
Der Wechsel der Szenerie für Cassie und die Lesenden kam für mich schon etwas überraschend und hat für mich nicht ganz in die Geschichte gepasst. Ich mochte die Geschichte um Will herum und auch das Örtchen Pine Ridge in South Dakota. Die ganze Umgebung, die Leute und ihre Kultur waren interessant. Zu dieser Thematik hätte ich noch mehr lesen können. Dass Cassie an einem Ort ist, an dem sie nicht gefunden wird, ist verständlich. Dennoch hat mich dieser Umschwung der Szenerie auch verwundert.
Fazit
Ich habe schon einige wirklich unglaublich gute Bücher der Autorin gelesen. Für mich war dieser Buch allerdings leider eine Enttäuschung. Es gab weder ein überraschendes Ende, noch einen Spannungsbogen über die vielen Seiten hinweg. Stattdessen hat Jodi Picoult die Vergangenheit von Cassie und Alex bin ins kleinste Detail geschildert, welche mehr als die Hälfte des Buches in Anspruch nimmt. Für den Standpunkt ihrer aktuellen Beziehung ist die Kindheit der Protagonisten und auch das Kennenlernen der beiden sicherlich von Relevanz. Allerdings wären diese Schilderungen auch auf weniger Seiten möglich gewesen. Ich muss gestehen, dass ich das Buch gerne abgebrochen hätte. Weder die Handlung hat mich gefesselt noch die Charaktere. Mich hat allerdings die Hoffnung auf ein interessantes Ende motiviert weiterzulesen. Leider war das Buch für mich eine Enttäuschung. Da die Thematik allerdings überaus wichtig ist, gebe ich dem Buch 2 Sterne und möchte nochmal darauf aufmerksam machen, dass es eine Menge weiterer wirklich guter Bücher zur häuslicher Gewalt gibt.