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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Der Star ist das Opfer

Ich bin nicht tot
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Auf den ersten 200 Seiten war ich hin und weg von der großartigen Idee, die Protagonistin, mit der ein Roman bekanntlich steht und fällt, als Opfer eines grauenvollen Verbrechens zu zeigen. Jude muss neu ...

Auf den ersten 200 Seiten war ich hin und weg von der großartigen Idee, die Protagonistin, mit der ein Roman bekanntlich steht und fällt, als Opfer eines grauenvollen Verbrechens zu zeigen. Jude muss neu lernen, ihren Alltag zu bestreiten, muss mit Ängsten und Erinnerungen kämpfen.

Darin liegt auch die größte Stärke des Thrillers: Jude in ihrem neuen alten Leben zu begleiten, das sich anders anfühlt und in dem sie keinen Platz mehr zu finden scheint. Ob die schwierige Beziehung zu ihrer Familie, das Wiedersehen mit ihrem Ex oder die Wiederaufnahme ihrer Arbeit, Jude muss an allen Fronten mit ihrem Trauma kämpfen.

Bei dem Fall, mit dem sie und ihr neuer Partner Uriah Ashby betraut werden, sieht es anders aus. Die Morde, die die beiden Detectives aufdecken müssen, nehmen nie richtig Fahrt auf, wirken zu konstruiert und wollen keine richtige Spannung aufkommen lassen. Weder sind die Handlungen des Killers noch der Fortlauf der Handlung stets nachvollziehbar. Da kann “Ich bin nicht tot” nicht mit den großen Vertretern des Genres mithalten.

Hinzu kommt, dass im Grunde Jude und ihre Geschichte der Star des Thrillers sind; in diesen besonderen Momenten, wenn Jude allein ist und mit sich um jede alltägliche Handlung kämpfen muss oder Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld begegnet, ist der Roman richtig gut. Der Rest wirkt eher wie schmückendes Beiwerk. Und ich persönlich empfand die überraschende Wendung am Schluss als zu gewollt.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Zu viel Stückwerk

Young Elites 1. Die Gemeinschaft der Dolche
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„X-Men meets Die rote Königin“: So wird für den ersten Band „Die Gemeinschaft der Dolche“ der Trilogie „Young Elites“ geworben. Dieser verheißungsvolle Vergleich hält bei näherer Betrachtung jedoch nicht ...

„X-Men meets Die rote Königin“: So wird für den ersten Band „Die Gemeinschaft der Dolche“ der Trilogie „Young Elites“ geworben. Dieser verheißungsvolle Vergleich hält bei näherer Betrachtung jedoch nicht stand. Grundsätzlich hat der Fantasyroman ein schönes Setting, das ein wenig an das historische Venedig erinnert. Dazu tragen auch die klangvollen Namen der Charaktere bei.

Die Leser begleiten Ich-Erzählerin Adelina durch ihr Abenteuer als Malfetto, also als Gezeichnete und damit Verstoßene, gehasst, gefürchtet und geächtet. Die junge Protagonistin hätte viel Potenzial, da sie nur wenigen Klischees im Young-Adult-Fantasybereich entspricht. Sie ist äußerlich gezeichnet von ihrer Krankheit und hat dunkle Charakterzüge, die aus ihr eine vielschichtige Figur machen. Allerdings bleibt Adelina trotz allem zu blass und uninteressant.

Ähnlich steht es mit den übrigen Figuren. Enzo als wortkarger, charismatischer Anführer und der sanftmütige Raffaele sind interessant, entfalten aber ebenfalls nicht ihr volles Potenzial. Mit am spannendsten ist vielleicht noch der Gegenspieler, Inquisitor Teren, der aber insgesamt zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Zudem strapaziert der Roman seine Leser mit zahlreichen Wiederholungen, seien es Adelinas Gedanken, seien es Wörter und Phrasen, die sich im Lauf des Romans abnutzen. Dadurch weist „Die Gemeinschaft der Dolche“ einige Längen auf und es will nicht so richtig Atmosphäre aufkommen. Schade, denn das Szenario hätte alles Nötige geboten, was es für einen großartigen Roman braucht. Immerhin retten einige überraschende Wendungen im dritten Drittel die Geschichte vor einer noch schwächeren Bewertung.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Leerlauf vs. Pageturner

Dickicht
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Darf’s auch etwas mehr sein? Diese Frage stellt sich bei „Dickicht“, das im Original den wesentlich passenderen Namen „The Ruins“ trägt, eher weniger. Gut zweihundert Seiten hätte man aus dem Manuskript ...

Darf’s auch etwas mehr sein? Diese Frage stellt sich bei „Dickicht“, das im Original den wesentlich passenderen Namen „The Ruins“ trägt, eher weniger. Gut zweihundert Seiten hätte man aus dem Manuskript durchaus streichen können, bevor man es auf die Leserschaft losließ. Das liegt nicht an Scott Smith’ Schreibstil oder der Story an sich. Der Horrorthriller hat viel Potenzial und eine relativ unverbrauchte, gute Grundidee.

Allerdings zieht sich das Geschehen vor allem zu Beginn und im Mittelteil unnötig in die Länge, der Grusel lässt zu lange auf sich warten und die Spannung will anfangs nicht richtig in Gang kommen. Bis man an den Punkt kommt, an dem es so richtig losgeht, vergeht zu viel Zeit.

Sobald die bunt gemischte Truppe die Ausgrabungsstätte erreicht, steigern sich Spannung und Grusel nämlich radikal. Denn das Setting mitten im Dschungel und die Situation mit den Mayas wirken durchaus bedrohlich und unterhalten prima.

Die Charaktere bleiben, wie man es aus vielen Horrorromanen kennt, etwas blass und eher funktional. Spätestens dann, wenn die Verwicklungen innerhalb der Gruppe ausarten und sich die über allem schwebende Bedrohung im dritten Drittel endlich manifestiert, spielt das aber alles keine Rolle mehr, denn jetzt verwöhnt die Story seine Leser mit Spannung, Grusel, Ekel und Action en masse. Dagegen ist das fiese und blutige Finale fast ein bisschen zu abrupt vorbei; hier hätte Smith seinen Lesern durchaus etwas mehr Zeit zum Genießen lassen können.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Positiv überrascht!

Those Girls – Was dich nicht tötet
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Mein erster Kontakt mit Chevy Stevens schlug direkt ein wie eine Bombe. Ich gebe zu, ich hatte kaum mehr erwartet als einen seichten Frauenroman mit ein paar Thriller-Elementen. Das ist nicht böse gemeint, ...

Mein erster Kontakt mit Chevy Stevens schlug direkt ein wie eine Bombe. Ich gebe zu, ich hatte kaum mehr erwartet als einen seichten Frauenroman mit ein paar Thriller-Elementen. Das ist nicht böse gemeint, ich lese solche Bücher hin und wieder auch recht gerne. Aber vor dem Lesen konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass Stevens einen derartigen Knaller serviert.

Bei „Those Girls – Was dich nicht tötet“ handelt es sich nicht um einen klassischen Psychothriller. Stevens konzentriert sich stark auf das Leben ihrer drei jungen Protagonistinnen, auf ihre Träume, Hoffnungen und Ängste.

Die Mädchen müssen durch mehr als eine Hölle gehen und die Leser sind hautnah dabei, wenn die drei, ob nun die junge Jess, die extrovertierte Courtney oder die gewissenhafte Dani, mit ihren Herausforderungen und Schicksalsschlägen ganz unterschiedlich umgehen.

Gewalt gegen Frauen, Hilflosigkeit und emotionale Stärke sind die wichtigsten Themen des Romans, und das bringt Stevens meistens sehr gut auf den Punkt. Gerade für Frauen lesen sich manche Szenen besonders heftig, aber durch den tollen Schreibstil werden die Geschehnisse nie zu plakativ oder reißerisch dargestellt.

„Those Girls“ ist auf zwei große Teile angelegt. Der zweite Teil ist zeitlich etwas später angesiedelt. Hier verliert der Thriller etwas an Verve; es bleibt immer noch interessant zu lesen, wie es weitergeht und wie die Hauptfiguren mit dem Erlebten umgehen, kann aber die Schlagzahl des ersten Teils nicht ganz halten. Trotzdem hält einen der Roman bis zum Ende problemlos bei der Stange.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Er hält, was er verspricht

Das Institut
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Hach, war das toll! „Das Institut“ ist für mich der erste King-Roman seit Jahren, der sich wieder richtig nach Stephen King angefühlt hat. Seine großen Stärken hat der Meister des Horrors ja in seinen ...

Hach, war das toll! „Das Institut“ ist für mich der erste King-Roman seit Jahren, der sich wieder richtig nach Stephen King angefühlt hat. Seine großen Stärken hat der Meister des Horrors ja in seinen Geschichten, die sich um Kinder drehen, ob es nun „Es“ ist oder „Die Leiche“. Immer wieder gelingt es ihm, seine jungen Protagonisten plastisch, authentisch und sympathisch darzustellen.

Und das zeigt sich auch in diesem Roman. Man fiebert mit Luke mit, wenn er entführt und in eine völlig fremde Umgebung zu völlig fremden Menschen gebracht wird, man fiebert mit, wenn er unter den Insassen neue Freunde findet und langsam wieder Mut fasst, und man fiebert genauso mit, wenn er seinen Fluchtplan entwickelt und diesen in die Tat umzusetzen versucht.

Dabei besticht „Das Institut“ einmal mehr mit King-typischen Stärken: Die authentischen, kurzweiligen Dialoge sind wie immer ein Lesevergnügen. Auch die Figuren, die man einfach nur ins Herz schließen kann, überzeugen mit Komplexität und Glaubwürdigkeit. Und die spannende Story mitsamt dem unheimlichen und mysteriösen Setting tun ihr Übriges dazu, den Roman zu einem Pageturner zu machen. Dabei kommt bei immerhin 768 Seiten keinerlei Langeweile auf. Der Meister weiß einfach, wie er mit den richtigen Worten Stimmung erzeugt und seine Leser in den Bann schlägt.

Nicht alles, was im Institut geschieht, wird komplett aufgeklärt, manches bleibt im Dunkeln, aber das stört nicht im Mindesten. Dafür ist der packende Stil einfach zu gut und dafür entschädigen die unheilvolle, stimmige Atmosphäre, in die ich vollends eingetaucht bin. Da kann ich mich nur zufrieden zurücklehnen und den nächsten King, der für dieses Jahr angekündigt ist, herbeisehnen.

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