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Veröffentlicht am 10.08.2021

Saarländer kommen am ehesten auf ihre Kosten

Koks und Kosakenkaffee
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„Koks und Kosakenkaffee“ ist ein klassischer Regionalkrimi und spielt in Saarbrücken und Umgebung. Was ihn von anderen unterscheidet, ist die Außenansicht: Hier schreibt eine waschechte – und wahnsinnig ...

„Koks und Kosakenkaffee“ ist ein klassischer Regionalkrimi und spielt in Saarbrücken und Umgebung. Was ihn von anderen unterscheidet, ist die Außenansicht: Hier schreibt eine waschechte – und wahnsinnig sympathische – Schwedin über das kleinste Bundesland und verbindet saarländische Eigenheiten mit schwedisch trockenem Humor.

Das funktioniert ziemlich gut. Zugegeben, die Story ist ein etwas holpriger Krimi ohne besondere Höhen und Tiefen. Philipp Guzzo als Kommissar ist in Ordnung und hier und da bringt die Autorin einen sehr angenehmen, manchmal sogar bissigen Humor mit rein. Aber im Grunde ist der Fall vernachlässigbar. Für einen RegionalKRIMI natürlich nicht ideal.

Das Highlight bei Strauss’ Erstling ist tatsächlich das Saarland. Wie sie die oftmals kauzigen Einwohner darstellt, viele der Dialoge in Mundart verfasst und dabei authentisch bleibt, ist schon spaßig.

In vielen Regionalkrimis besteht nämlich einfach das Problem, dass die Story überall spielen könnte und man nur die jeweiligen Personen-, Orts- und Straßennamen ändern müsste. Bei „Koks und Kosakenkaffee“ ist das anders. Auch wenn das Saarland und seine Einwohner nicht immer vorteilhaft und oft auch ironisch übertrieben dargestellt werden, erkennt man doch die Lebensart – das „Saarvoir Vivre“ im südwestlichen Zipfel Deutschlands wieder.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Atmosphärische Fortsetzung

Das Verlorene Paradies. Band 2
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„Fegefeuer“ erzählt die Geschichte aus „Hölle“ weiter und kann den ersten Band sogar noch ein bisschen übertrumpfen. Das liegt zum einen an den Zeichnungen: Xaviers Bilder sind vielleicht etwas gröber ...

„Fegefeuer“ erzählt die Geschichte aus „Hölle“ weiter und kann den ersten Band sogar noch ein bisschen übertrumpfen. Das liegt zum einen an den Zeichnungen: Xaviers Bilder sind vielleicht etwas gröber und simpler, dafür auch düsterer und damit passender zur Story.

Für mich persönlich erschließt sich allerdings nicht, warum überhaupt ein neuer Zeichner am Werk war, denn „Hölle“ war optisch sehr ansprechend. Der Wechsel stört zwar nicht, aber er ist sehr wohl bemerkbar und nicht logisch. Sei’s drum.

„Fegefeuer“ arbeitet mit Rückblenden, die die Zeit vor den kriegsähnlichen Zuständen zwischen Himmel und Hölle darstellen. Man lernt Gabriel und Anya auf eine ganz andere, neue Art kennen, die die Ereignisse in der Gegenwart umso brisanter machen.

Der ewige Kampf des Guten gegen das Böse ist natürlich kein neues Thema, aber hier wird es in Verbindung mit teilweise philosophischen Betrachtungen und der spannenden Handlung gut umgesetzt.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Horrorkost vom Feinsten

Bird Box - Schließe deine Augen
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Wow. Einfach nur wow! Vielleicht lag es an meinen niedrigen Erwartungen, aber ich war von „Bird Box“ hin und weg. Die ersten 30 Seiten musste ich mich noch in dieser Welt zurechtfinden, in die man ohne ...

Wow. Einfach nur wow! Vielleicht lag es an meinen niedrigen Erwartungen, aber ich war von „Bird Box“ hin und weg. Die ersten 30 Seiten musste ich mich noch in dieser Welt zurechtfinden, in die man ohne lange Vorreden geworfen wird, aber dann! Josh Malerman kreiert ein unfassbar großartiges Szenario. Denn wie lässt sich eine Welt, in der man nichts sehen darf, besser als mit Sprache ausdrücken?

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleitet man Malorie mit ihren Kindern auf der gefährlichen Reise in eine hoffnungsvolle, aber möglicherweise gefährliche Zukunft. Und zum anderen erfährt man, was zuvor passiert ist und wie Malorie an den Punkt kommt, an dem sie nun ist.

Beide Ebenen sind durchgängig spannend und machen den Roman zu einem absoluten Pageturner. Dazu trägt auch Malermans schnörkelloser Stil bei, der sich auf das Wesentliche konzentriert und einen total mitreißt. Diese namenlose, nicht sichtbare Bedrohung ist allgegenwärtig und verursacht durchgehendes Gänsehaut-Gefühl. Dabei ist es aber weniger wichtig, wer oder was diese Bedrohung nun ist, sondern vielmehr, wie die Menschen damit umgehen – oder wie sie daran scheitern.

Ich habe schon lange keinen Roman mehr gelesen, der mir von Anfang bis Ende ein so unwohles Gefühl beschert hat. Chapeau!

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Jane geht auf Spurensuche

Lauf, Jane, lauf!
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Oft ist es ja so, dass man ein Buch von früher noch mal liest und es einfach nicht mehr so gut findet wie damals. Zum einen, weil man mittlerweile doch wesentlich mehr Leseerfahrung hat, zum anderen, weil ...

Oft ist es ja so, dass man ein Buch von früher noch mal liest und es einfach nicht mehr so gut findet wie damals. Zum einen, weil man mittlerweile doch wesentlich mehr Leseerfahrung hat, zum anderen, weil sich der Geschmack vielleicht geändert hat.

Bei „Lauf, Jane, lauf!“ ist mir das nicht passiert. Und obwohl ich noch ganz dunkel wusste, was Sache ist, hatte ich einen riesigen Spaß beim erneuten Lesen. Das fing schon mit dieser großartigen Ausgangssituation an, in der Jane sich plötzlich wiederfindet. Blut an den Klamotten, jede Menge Geld in den Taschen – und sie hat keine Ahnung, wer sie ist.

Und so geht man mit ihr mit auf Spurensuche. Das liest sich spannend, flüssig und unheimlich unterhaltsam. Etwa wenn Jane zum ersten Mal ihren Ehemann trifft. Oder wenn sie gemeinsam mit Freunden essen, an die sie sich nicht erinnert. Und zunehmend baut sich diese Erkenntnis auf, dass irgendetwas hier falsch läuft. Oder ist Jane einfach nur verrückt?

Joy Fielding hat einen einnehmenden Schreibstil und streut ab der Mitte des Buches immer mehr kleine Wendungen und Überraschungen mit ein. Und auch das Finale kann überzeugen, ist weder zu unglaubwürdig noch zu aufgesetzt. So sollen Thriller sein.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Klassische historische Unterhaltung mit Anspruch

Der Wachsmann
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Was soll ich sagen? Der Vergleich des Verlags mit „Der Name der Rose“ ist zwar ziemlich weit hergeholt, aber ein paar Eigenschaften lassen sich durchaus beiden Romanen zusprechen. So sind Glaube und Aberglaube ...

Was soll ich sagen? Der Vergleich des Verlags mit „Der Name der Rose“ ist zwar ziemlich weit hergeholt, aber ein paar Eigenschaften lassen sich durchaus beiden Romanen zusprechen. So sind Glaube und Aberglaube zwei zentrale Themen des Buches. Man hat einen jungen und einen älteren Ermittler, die versuchen, das Rätsel um die Morde zu lösen. Und auch der anspruchsvolle, authentische Schreibstil erinnert ein wenig an Ecos Meisterwerk. Weitere Vergleichsmöglichkeiten konnte ich aber nicht entdecken.

„Der Wachsmann“ zeichnet ein lebendiges Bild der Stadt München im 14. Jahrhundert. Zusammen mit den beiden sympathischen Protagonisten Peter und Paul begeben wir uns auf eine spannende Reise in die Vergangenheit und treffen hier und da sogar auf reale historische Persönlichkeiten.

Der Stil könnte nicht jedermanns Geschmack sein: Mit seiner Umgangssprache in den Dialogen und seinem sonst eher gehobenen Stil schafft Rötzer für mich persönlich eine ganz gute Balance zwischen Anspruch und Atmosphäre. Aber „Der Wachsmann“ ist keine leichte Leicht wie manch anderer verkitschter Historienroman.

Durch die Sprache und Beschreibungen entstehen sowohl Atmosphäre als auch Authentizität. Hinzu kommt eine wohldosierte Prise hintergründigen Humors, die das Ganze lebendiger gestaltet. Meine (ältere) Ausgabe ist übrigens noch in der alten Rechtschreibung verfasst. Wie es sich mit neueren Auflagen verhält, kann ich nicht beurteilen.

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