3 Generationen Frauen im 20. Jahrhundert
Die LichtsammlerinKlappentext:
Großmutter, Mutter und Tochter. Dazwischen zwei Kontinente, ein Jahrhundert und ein Geheimnis, das die Familie zerreißt: Marys Großmutter Rosa wird wie eine Heilige verehrt. Wenn Mary nach ...
Klappentext:
Großmutter, Mutter und Tochter. Dazwischen zwei Kontinente, ein Jahrhundert und ein Geheimnis, das die Familie zerreißt: Marys Großmutter Rosa wird wie eine Heilige verehrt. Wenn Mary nach dem Grund fragt, bleibt ihre strenge Mutter Erika stumm. Wollte sie doch mit der Flucht nach Australien in den 1940er Jahren alles hinter sich lassen. Als alte Frau kehrt Erika in ihre Heimat zurück, und die Erinnerung kommt mit aller Macht wieder. Sie erzählt, und ihre Tochter Mary begreift, warum für die Frauen ihrer Familie Liebe immer nur Verlust bedeutet hat.
Beatrix Kramlovsky erzählt mitreißend die Geschichte dreier starker Frauen, die sich im 20. Jahrhundert in den Zerwürfnissen, den beiden Weltkriegen und dem entbehrungsreichen Zeiten danach behaupten mussten. Dabei scheinen Rosa, ihre Tochter Erika und ihre Enkelin Mary sehr unterschiedliche Wege zu gehen und doch zieht sich ihre Stärke und die Liebe wie ein rotes Band durch ihren Lebenslauf.
Die Geschichte der 3 Frauen beginnt mit der Erkrankung von Ricky. Nach vielen, gemeinsamen Jahren mit ihrem geliebten Mann in Australien kehrt sie nach dessen Tod in ihre geliebte Heimat Österreich zurückgekehrt. Dorthin holt sie ihre Tochter Mary, die ihre Leben von Kindesbeinen an in Australien verbracht hat und nur widerwillig nach Österreich fliegt. Mit der Heimat ihrer Mutter Erika verbindet sie gar nichts und auch ihre strenge, kühle Mutter ist ihr fremd. Die beiden trennen Welten nicht nur in geografischer sondern auch in emotionaler Hinsicht. Pflichtbewusst lässt Mary ihren Partner und ihre Tochter in Australien zurück, um sich auf das Abenteuer Erika und die Vergangenheit ihrer Großmutter Rosa einzulassen. Mit der Zeit erfährt Mary sehr viel über die beiden Leben und die Geheimnisse ihrer starken „Vorfahrin“, die zu einer Art Lichtgestalt in einem Bergdorf und unter den Arbeitern dort wurde.
Die Sprunghaftigkeit des Romans erinnert an die Demenzerkrankung von Erika, auch Ricky/Rikki genannt. Anfangs tat ich mich damit etwas schwer, denn die Autorin wechselte zwischen Mary und Erika hin und her und ebenso zwischen den Zeiten. Es erforderte meine ganze Aufmerksamkeit, um in der Geschichte nicht den Faden zu verlieren. Das Stilelement „Zeitsprünge“ passt jedoch hervorragend zur Erkrankung von Erika und mit der Zeit habe ich mich ganz gut daran gewöhnt. Die Charaktere der drei Frauen sind sehr anschaulich beschrieben und meine anfängliche Abneigung gegen Erika hat sich im Laufe des Lesens gegeben. Ich konnte sie immer besser verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen. Am meisten hat mich Rosa (Herma) imponiert. Wie sie als kultivierte Frau ein Leben in der Abgeschiedenheit eines Bergdorfes als Frau des Fabrikleiters geführt hat und dabei die Sympathie der Bewohner gewonnen hat, war wunderbar beschrieben. Ihre große Liebe zu ihrem Mann Josef war bedingungslos, aber auch ihr Einsatz für andere Menschen. Diese Zeit ist so bildlich beschrieben, dass ich mich schnell mit Rosa anfreunden konnte und ein inneres Bild von ihr hatte.
Ohne viel über den Inhalt vorwegzunehmen, möchte ich noch anmerken, dass es erstaunlich ist, wie sich Handlungen, Gefühle und Ängste von Generation zu Generation übertragen. Teilweise sind die Auswirkungen unbegreiflich und schwer nachvollziehbar, solange man der Geschichte der einzelnen Personen nicht auf den Grund geht. Die Themen Verhältnis Mutter/Tochter, Familie und Heimat regen sehr zu nachdenken über meine eigene Geschichte an. Vor Kurzem habe ich „Kriegsenkel“ von Sabine Bode gelesen und der Roman hat mir erneut vor Augen geführt, wie sehr generationsübergreifende Erlebnisse Menschen und die Beziehungen untereinander prägen können.
In „Die Lichtsammlerin“ sind ganz selbstverständlich Informationen z. B. über die Besatzungszeit und die Aufteilung Österreichs in Zonen eingeflochten, die für mich völlig neu waren. Das wiederum hat mich dazu gebracht, in Internet darüber nachzulesen.
Mir hat dieser anspruchsvolle Roman gut gefallen und ich kann gerne eine Leseempfehlung aussprechen.