Die Flucht aus dem Niemandsland
Wir waren Niemand. Meine Flucht aus Rumänien. Von Temesvar nach Graz 1989.Milan Radin seine Geschichte ist wahr, hat sich so zugetragen und war im damaligen Europa unter dem Namen „Eiserner Vorhang“ bekannt.
Milan Radin selbst wurde in Rumänien geboren, ist dort aufgewachsen ...
Milan Radin seine Geschichte ist wahr, hat sich so zugetragen und war im damaligen Europa unter dem Namen „Eiserner Vorhang“ bekannt.
Milan Radin selbst wurde in Rumänien geboren, ist dort aufgewachsen und mit 15 Jahren versuchten seine Mutter und er ihre dritte, gemeinsame Flucht.
Eine Flucht raus aus dem Rumänien welches vom Diktator Nicolae Ceaușescu mit harter und gewissenloser Hand geführt wurde. Raus aus Angst, Hunger, Kälte, Zwangsarbeit, Düsternis, Deportationen, Tod, Verlust von Land und Hof. Rein in das restliche Europa welches frei, demokratisch und voller Wunder und Möglichkeiten ist.
Ein sehr eindrückliches und vor allem bedrückendes Buch, ein Stück Zeitgeschichte die man sich aneigenen sollte.
Das Buch ist grösser gehalten, ich hätte mir hier eine kleiner Buchbindung gewünscht die einfacher zu halten ist. Auch kann man nicht durch dieses Buch „hetzen“, es liest sich keinesfalls leicht, aber Geschichte die sich so zugetragen hat, von einem Zeitzeugen niedergeschrieben, in meinen Augen sollten sich solche zugetragenen Momente nie leicht lesen, denn nur so bleiben sie im Gedächntis, die Leser denken noch länger darüber nach und machen sich ihre Gedanken.
Der Aufbau ist interessant, so beginnt der Autor mit den Landwirten, die von ihrem Hof und Gut verjagt werden um in der Ferne was Neues aufbauen zu können, müssen, von Wahl haben darf man nicht mal, ansatzweise, sprechen. Wir lernen den Mensch Milan Radin mit 14/15 Jahren kennen, wie sich sein Alltag in Rumänien bildet, die Schule, aber auch das Drillen der Schüler, ja, der ganzen Gesellschaft. Dass man Kritik oder ähnliches nie laut erläutern darf, denn jeder Mensch, egal ob Freund, Nachbar, ja sogar in der eigenen Familie kann ein Spitzel sein der Aussagen an die Securitate weiterleitet. Alle genießen dass sie Arbeit haben, eine Sozialwohnung und Essens sowie Benzinmarken die ihnen ihre monatlichen Rationen zugestehen. Die Realität ist natürlich eine ganze andere, aber darf nicht offenbart werden.
Ebenfalls anfangs verwirrend aber dann doch leicht miteinzubinden waren die Fremdwörter, die Sätze die im unteren Teil übersetzt wurde. Zu Beginn ist es immer ein hin und her wandern, es geht aber sehr schnell in den Lesefluss über und man ist natürlich auch neugierig was die Übersetzung bedeutet, wie es sich wohl ausspricht und wie man es selbst liest.
Erschreckend und mit grosser Kluft sind die Unterschiede zwischen der Bevölkerung und deren Empfinden sowie die des Diktators. Während man den Worten von Milan lauscht und folgt fließen immer wieder Berichte ein die kursiv gehalten sind und somit auch gleich ins Auge springen – sie handeln davon wie sich der Diktator feiern lässt, auf welchen Veranstaltungen er erscheint, wer von ihm einen Preis verliehen bekommt, Regierungsberichte über seine Erfolge. Diese großen Unterschiede lassen einen öfter innehalten, den Kopf schütteln und sprachlos erscheinen.
In jungen Jahren war Milan vom System Ceaușescu genauso begeistert wie viele andere Mitmenschen, aber umso älter er wurde, umso mehr bemerkte er die Wahrheit. Durch verbotene Filme aus Amerika oder Europa wird auch ihnen bewusst dass man ein anderes, einfaches und vor allem freieres Leben führen kann.
Man fiebert und hetzt, ängstig sich mit Milan, man ist atemlos wenn sie über die Grenzen, erneut, zu fliehen versuchen, wenn sie in Gefangenschaft geraten, wenn gewisse Exempel an Flüchtenden statuiert werden.
Gerade für Generationen, die sich mit dieser Geschichte nicht mehr auseinandersetzen können bzw. wie ich das in jungen Jahren zwar mitbekommen aber nicht verstanden hat ist dieses Buch ein sehr wichtiges Dokument welches absolut lesenwert ist. Daher auch eine klare Leseempfehlung und ein Dank an Milan Radin für seinen Mut, seine Worte und seine Geschichte.