Unglaublich wichtig...aber
Versteckt vor aller Augen"Haben wir davon gewusst? Oder hätten wir es wissen könnnen? Diese Frage hat in Europa viele Menschen beschäftigt. Nicht jedoch in Polen. In Polen wussten es alle. Hier war die Frage vielmehr: Wie schuldig ...
"Haben wir davon gewusst? Oder hätten wir es wissen könnnen? Diese Frage hat in Europa viele Menschen beschäftigt. Nicht jedoch in Polen. In Polen wussten es alle. Hier war die Frage vielmehr: Wie schuldig sind wir? Erzählen wir unseren Kindern davon, und wenn ja, in welchen Worten? Mit welchen Geschichten? Oder tun wir, als ob nichts geschehen wäre, und sagen nichts?" (Seite 133)
In seinem Buch beschreibt der Autor Peter van Os die Überlebensgeschichte der Jüdin Mala. Und diese Geschichte an sich hat es wirklich in sich, denn wenn man liest was Mala alles gesehen, erlebt und überlebt hat, dann reicht es allemal für mehr als 1 Leben.
Mala lebt mit ihrer jüdischen Familie in Polen, haben ein unbeschwertes Leben, bis auch hier die Nazis einfallen und die Familie in das Ghetto schaffen. Doch Mala ist pfiffig und mutig, ausserdem hat sie den Vorteil wie eine "Arierin" auszusehen, das macht es für sie etwas einfacher. Und somit gelingt ihr auch die Flucht, zusammen mit ein paar anderen Mädchen. Aber sie will weiterhin ihre Familie besuchen, aus dem Ghetto holen und diese Zeit irgendwie überleben.
Das schafft Mala. Mit vielen Umständen, Überwindungen, Neudenken und danach mit dieser grossen Schuld und Leere was die Nazis "hinterlassen" haben, auch bei ihr, auch in ihrer Familie.
Der Autor schreibt über die niedergeschriebenen Erinnerungen von Mala. Nicht alles kann er nachvollziehen, nicht alles steht irgendwo niedergeschrieben und lässt sich so auch nachkonstruieren, gibt den Aussagen von Mala auch den gewichtigen, geschichtlichen Grund. Aber dass muss es, in meinen Augen auch nicht, denn die Geschichte von Mala ist aufregend, erschreckend und grausam, in all ihren Facetten.
Leider, und da liegt auch mein grosses Aber in diesem Buch, verrennt der Autor sich in Fakten, alles zu hinterlegen, nachzuweisen und zu erklären. Ich habe sehr lange auf die wahre Geschichte von Mala gewartet, gerade zum Beginn geht sie so völlig unter. Mala bleibt lange ein Schatten in ihrem eigenen Buch was ich sehr traurig fand. Erst zur Mitte hin bekommt Mala endlich den Raum der ihr zusteht, aber das war mir einfach zu spät.
Lobenswert ist es dass der Autor viele Vergleiche und Zustände zur damaligen Zeit hinzuzog um die Aussagen zu untermauern, aber man hatte dann irgendwann das Gefühl, dies war ihm um Längen wichtiger als die wahre Geschichte um Mala selbst. Natürlich sind auch die anderen Schicksale grausam, erschreckend, dem Leser fällt auf wieviel Glück Mala immer wieder hatte. Aber es verwirrte mich auch irgendwann sehr oft von zig Leuten zu lesen und was sie durchgemacht hatten.
Ich verneige mich vor Mala und ihrer Geschichte, was sie erleben musste und dass sie den Mut fand ihre Geschichte aufzuschreiben. Sie blieb wohl eine sehr positiv gestimmte Frau die viel erzählen konnte und immer meinte dass sie eigentlich Glück gehabt hatte.