Profilbild von Caillean

Caillean

Lesejury Star
offline

Caillean ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Caillean über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2022

Traditioneller englischer Krimi

Die Toten von Fleat House
0

Sie konnte auch Krimi. Das muss man feststellen, wenn man dieses posthum veröffentlichte Werk von Lucinda Riley gelesen bzw. gehört hat. Schade, dass es erst jetzt veröffentlicht worden ist, denn es hätte ...

Sie konnte auch Krimi. Das muss man feststellen, wenn man dieses posthum veröffentlichte Werk von Lucinda Riley gelesen bzw. gehört hat. Schade, dass es erst jetzt veröffentlicht worden ist, denn es hätte ihr sicherlich mit auch ein zweites Standbein als renommierte Autorin von traditionellen englischen Krimis eröffnet. Dennoch gibt es in diesem Kriminalroman „Luft nach oben“.

Mich hat das Buch an die Romane von Charlotte Link erinnert - wer also deren Krimis mag, ist bestimmt auch mit diesem hier sehr zufrieden.

Angesiedelt ist der Roman in einem englischen Internat. Ein Schüler kommt durch eine fehlerhafte Tabletteneinnahme ums Leben - er hat Aspirin geschluckt, obwohl er eine schwere Allergie dagegen hat. Ein tragischer Unfall? Oder hat hier jemand nachgeholfen, dass die Tabletten verwechselt wurden? Die Polizistin Jazz Hunter untersucht den Fall und kommt immer mehr Merkwürdigkeiten auf die Spur...

Die Protagonisten des Romans sind gut ausgearbeitet. So erhält man neben der Polizeiarbeit von DI Hunter auch einen Einblick in ihr Privatleben. Fans von Lucinda Riley wissen ja zu schätzen, dass man immer ein recht umfangreiches Bild ihrer Figuren erhält und dem bleibt sie auch in ihrem Kriminalroman treu.

Trotzdem wollte der Funke bei mir nicht so recht überspringen. Einerseits habe ich schon einige Krimis gelesen, die im Milieu eines englischen Internats angesiedelt sind und da kommt es meiner Meinung nach vor allem darauf an, wie die Figuren (Schüler, Lehrer, Polizei) untereinander agieren und sich entwickeln. Wie Täuschungen entstehen oder Intrigen... diese spannenden Entwicklungen innerhalb des Internatskosmos haben mir hier gefehlt, was zu Lasten der Spannung ging.

Es wird sicherlich einen Grund haben, warum das Buch bisher in der Schublade verschwunden war und und erst jetzt, nach dem Tod der Autorin, veröffentlicht wurde. Geschrieben hat sie diesen Krimi wohl bereits 2006.

Die Umsetzung als Hörbuch fand ich gelungen, die Sprecherstimme Simone Kabst passt gut zu dieser Art der Erzählung und konnte dem Roman Leben einhauchen. Ihre Stimme klingt eher sachlich und nicht mädchenhaft-hoch und konnte daher die Seriosität der Polizeiarbeit betonen.

Insgesamt also eine weitere interessante Facette in Lucinda Rileys Werk. Sie konnte nicht nur Familiensagas schreiben, sondern macht auch bei diesem Krimi eine routiniert-gute Figur. Der Plot und die Charaktere allerdings hätten aus meiner Sicht noch etwas Schliff vertragen können. Leseempfehlung für Fans von Charlotte Link, Tana French, Ellen Sandberg.





  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2022

Neue Herausforderungen für Julius und Marleene

Die Hofgärtnerin − Sommerleuchten
0

Im letzten Jahr habe ich mit Begeisterung den ersten Band der Hofgärtnerin-Saga gelesen und wollte nun auch Teil 2 auf keinen Fall verpassen.

Auch wenn ich mich total auf das Buch gefreut hatte, kam ich ...

Im letzten Jahr habe ich mit Begeisterung den ersten Band der Hofgärtnerin-Saga gelesen und wollte nun auch Teil 2 auf keinen Fall verpassen.

Auch wenn ich mich total auf das Buch gefreut hatte, kam ich zunächst irgendwie nicht so richtig rein in die Geschichte. Obwohl es noch nicht sooooo lange her ist, seit ich Band 1 gelesen habe, hatte ich doch ein paar Problemchen, mich zu erinnern, welche Geschichte zu welchem Namen gehörte. Zwar wurden die bisherigen Geschehnisse angerissen, aber meinem Gedächtnis wollten diese kurzen Sequenzen noch nicht so richtig auf die Sprünge helfen. Es hat gute 80 Seiten gedauert, bis ich mich „sortiert“ hatte und wieder ungefähr wusste, was mit wem in Band 1 passiert war und wo Band 2 nun ansetzt.
Die Geschichte von Julius und Marleene geht nun weiter, und die beiden haben es auch in diesem zweiten Teil nicht leicht. Sie wollen sich eine eigene Gärtnerei aufbauen, es kommen aber immer wieder Geschehnisse oder Personen dazwischen, so dass die Handlung geprägt ist von den typischen „Irrungen und Wirrungen“ eines historischen Unterhaltungsromans.

Wenn man einmal drin ist im Geschehen, liest sich die Geschichte gut weg. Alles wird sehr detailreich dargestellt, so dass man eine genaue Vorstellung bekommt, wie sich das Leben zur damaligen Zeit abgespielt hat. Der eine oder andere wird das zu schätzen wissen, denn mit einem solchen Erzählstil kann man so richtig in der Geschichte „schwelgen“. Mir persönlich war es diesmal etwas zu detailliert und ausführlich, ich hätte mir an einigen Stellen eine deutliche Kürzung gewünscht. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Denn im Großen und Ganzen weiß man ja, worauf man sich einlässt, wenn man ein 720-Seiten-Buch zur Hand nimmt. Dass man dort wohl keine reduzierte Sprache vorfinden wird, sollte klar sein.

Und so geht die Handlung des Buches konform mit der Sprache: äußerst blumig (und das ist hier positiv gemeint, denn es passt zur Geschichte). Wer gern in üppig erzählten historischen Romanen versinkt, wird mit diesem Buch auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Mit seinem Thema Gärtnern/Pflanzenkunde/Blumen passt es zum Sommer und eignet sich ideal als Urlaubslektüre.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2022

Spannende Unterhaltung aus dem ganz hohen Norden

13° – Tödlicher Sommer
0

Verbrechen können auch geschehen, wenn es nie dunkel wird. Das beweist Hanne H. Kvandal im 2. Teil ihrer Spitzbergen-Krimi-Reihe. Während der erste Teil in tiefer Dunkelheit während des arktischen Winters ...

Verbrechen können auch geschehen, wenn es nie dunkel wird. Das beweist Hanne H. Kvandal im 2. Teil ihrer Spitzbergen-Krimi-Reihe. Während der erste Teil in tiefer Dunkelheit während des arktischen Winters spielt, ist im zweiten Buch das Gegenteil der Fall – im arktischen Sommer ist es auch um 2 Uhr nachts noch taghell. Auch das wieder ein interessantes Setting für einen Kriminalroman.

Diesmal verschwindet zunächst ein Koch aus dem mittlerweile sehr touristischen Ort Longyearbyen. Kurz darauf wird in der stillgelegten Grubenstadt Pyramiden eine Leiche in einer Kühltruhe gefunden. Als schließlich auch noch der kleine Enkel des Ex-Kommissars Trond Lie entführt wird ist klar – alles hängt miteinander zusammen und Trond ist hier etwas Großem auf der Spur.

Der große Pluspunkt des Romans ist natürlich sein Setting. Die spröde und fast unwirklich anmutende Welt des „sommerlichen“ Spitzbergen (sommerlich = 13 °C und 24 h Helligkeit) bietet auch diesmal wieder eine tolle Kulisse für den hier angesiedelten Kriminalfall.

Allerdings muss ich sagen, dass mir die Hauptfiguren nicht so ganz nahe gekommen sind. Ich kann nicht sagen, woran es letztlich lag, dass ich nicht ganz bei Trond, Frida, Ingvild und den anderen war. Schließlich ist ihr Leben in dieser unwirtlichen Gegend höchst spannend und bietet auch in der Figurenzeichnung viel Raum für differenzierte Darstellungen. Dennoch war da für mich immer eine kleine Distanz.

Der Fall an sich hat mich aber überzeugt. Viele einzelne Stränge wurden am Schluss zu einem glaubhaften, schlüssigen Ganzen verbunden. Gern hätte ich aber im Nachwort noch erfahren, ob die im Fall geschilderte Problematik tatsächlich ein Thema auf „Svalbard“ ist oder ob das reine Fiktion ohne wirklichen Hintergrund ist (mehr kann ich dazu nicht sagen ohne zu spoilern).

Die Autorin besitzt viel Hintergrundwissen, das sie gekonnt für einen Krimi genutzt hat, der gleichzeitig unterhält und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme unserer modernen Zeit thematisiert. Wer einen Eindruck vom alltäglichen Leben auf Spitzbergen bekommen möchte, ist hier ebenfalls richtig!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Berührende Geschichte vor traumhaft schöner Kulisse

Island Dreams - Der Garten am Meer
0

Philippa Gordon ist überglücklich – der Botanikerin wurde gerade eine Stelle im Kirstenbosch Garden in Südafrika angeboten. Sie brennt darauf, an den Ort ihres Studiums zurückzugehen – schließlich ist ...

Philippa Gordon ist überglücklich – der Botanikerin wurde gerade eine Stelle im Kirstenbosch Garden in Südafrika angeboten. Sie brennt darauf, an den Ort ihres Studiums zurückzugehen – schließlich ist sie ungebunden und kann ihren Träumen folgen. Dachte sie. Denn als kurz vor ihrer Abreise ihre Schwester tödlich verunglückt, muss sich Pippa plötzlich um ihren 3jährigen Neffen Rufus kümmern – und darf mit ihm das Land nicht verlassen, bis eine endgültige Adoptionsregelung getroffen ist.

Kurzerhand nimmt sie eine Stelle im Tresco Abbey Garden auf den Scilly Inseln an. Nicht gerade Südafrika, und an die verschworene Gemeinschaft der Inselbewohner muss sie sich auch erst gewöhnen – aber Rufus liebt das Spielen in freier Natur und die vielen Tiere. Und schließlich soll er den Tod seiner Mama bestmöglich verarbeiten können… So beißt Pippa die Zähne zusammen und versucht sich an einem Neuanfang, der weit entfernt von ihrer bisherigen Lebensplanung liegt. Wie ihr das gelingt? Lest am besten selbst, denn diese Geschichte ist wirklich berührend und einfach nur zauberhaft.

Sehr einfühlsam stellt die Autorin die Zerrissenheit Pippas im Umgang mit ihrem Neffen dar. Von heute auf morgen findet sie sich in der nie angestrebten Mutterrolle wieder und hadert. Aber sie entdeckt auch, dass sie doch mehr für den kleinen Wirbelwind an ihrer Seite empfindet als sie je für möglich gehalten hätte.

Und natürlich gibt es auch noch einen interessanten Mann auf den Inseln – den Meeresbiologen Harry, der sein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat.

Neben der eigentlichen Handlung bringt die Autorin den Lesern auch die Schönheiten der Scilly Islands vor der Küste von Cornwall näher – so dass man sich recht schnell googelnd vor dem Handy wiederfindet und mehr über diese Inselschönheiten wissen möchte. Um anschließend am liebsten die Koffer zu packen und dorthin zu reisen. Der Tresco Abbey Garden steht seit diesem Buch auf jeden Fall auf meiner To-do-Liste!

Auch Tierliebhaber kommen in diesem Buch auf ihre Kosten, denn davon gibt es viele im Roman – Schafe, Hühner, ein Esel, mehrere Hunde, Robben, eine Kragenechse… und ganz wichtig – ein Plüschfuchs ;)

Das einzige kleine Manko (für mich persönlich) war, dass ich gern noch mehr über den „Garten am Meer“ und Pippas Arbeit dort als Botanikerin erfahren hätte. Aufgrund des Untertitels des Buches und des Klappentextes habe ich erwartet, dass dies eine größere Rolle spielt. Jedoch bleibt die Botanik eher an der Oberfläche und der Garten spielt in der Handlung eher eine Nebenrolle, denn der Fokus liegt eindeutig auf Pippas Privatleben. Das war an sich nicht schlimm, aber für mich hätte etwas mehr Ausgewogenheit das Buch noch runder gemacht – schließlich wurde Pippa als Person dargestellt, die die Arbeit mit den Pflanzen unglaublich liebt.

Der Roman eignet sich perfekt als Sommerlektüre, bringt uns die Schönheit einer ganz besonderen Inselgruppe nahe und weckt ganz schnell ganz viel Fernweh. Die Charaktere waren liebevoll gezeichnet (besonders die Beziehung zwischen Tante Pippa und Neffe Rufus) und die gesamte „Inselfamilie“ ist ein Haufen, in dem man sich selbst rundum wohlfühlen würde. Daher: unbedingt lesen, wenn ihr auf emotionale Geschichten mit Wohlfühlfaktor und Fernwehgarantie steht!

PS: Ich hoffe doch sehr, dass „Der Garten am Meer“ nur der Auftakt einer Insel-Reihe war und wir in nächster Zeit noch einige weitere Inseln kennenlernen dürfen, liebe Charlotte McGregor! Es gibt ja da zum Beispiel noch Skye, die Orkneys, die Kanalinseln Jersey und Guernsey… auch dort gäbe es sicher tolle Geschichten zu entdecken!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2022

Temporeicher Rügen-Krimi mit ungewöhnlichem Plot

Todesglut
0

Schon bei der Präsentation in der Frühjahrs-Verlagsvorschau war mir „Todesglut“ aufgefallen. Der Plot klang sehr originell, denn wann ist eine private Akademie für angehende Kriminalisten schon mal Thema ...

Schon bei der Präsentation in der Frühjahrs-Verlagsvorschau war mir „Todesglut“ aufgefallen. Der Plot klang sehr originell, denn wann ist eine private Akademie für angehende Kriminalisten schon mal Thema eines Romans? Allein deswegen war ich unheimlich neugierig auf dieses Buch.

Und ich wurde nicht enttäuscht! Temporeich und clever schlägt Cathrin Moeller in ihrem Krimi immer wieder Haken und schickt die jungen Studierenden und ihre Dozenten wie bei einer Schnitzeljagd von einem Puzzleteil zum nächsten. Doch worum geht es da so richtig?

Der neue Dozent Henry Zornik, ehemaliger Ermittler, muss sich durchsetzen im Hörsaal – was ihm mit den spröden Aufzeichnungen seiner Vorgängerin kaum gelingt. Um bei den Studierenden Interesse zu wecken, kommt ihm eine Idee… gerade hat er von einem unaufgeklärten, aber geschlossenen Fall gehört, der sich vor einigen Jahren im selben Ort ereignete. Kurzerhand versucht er es mit der Strategie „Learning by doing“ und setzt seine Studis auf den Fall an. Wer ihn schneller löst als Henry selbst, muss nicht zur Prüfung. Doch er ahnt nicht, in welches Wespennest er damit sticht.

Denn einerseits versuchen sich die Studierenden nun gegenseitig zu übertreffen und ihren Kommilitonen Ideen abzuluchsen, andererseits bemerkt Henry zu spät, dass der Fall aktueller ist denn je und sie dem Täter so nahe kommen, dass es für alle Beteiligten äußerst gefährlich wird.

Ein erfrischend neuer Ansatz für einen Kriminalroman, der sein Tempo über die beachtliche Länge von 528 Seiten halten konnte. Die Erzählweise regte zum Miträtseln an – und diese Challenge habe ich als Leser gern angenommen. Nach ca. der Hälfte des Buches hatte ich eine Vermutung (die sich dann auch bewahrheitet hat). Aber dadurch hat das Buch für mich nicht an Spannung verloren, denn ich war mir ja keineswegs sicher und wollte natürlich unbedingt wissen, ob ich mit meiner Theorie richtig lag.

Das Ende des Buches muss man fast schon als hollywoodreif bezeichnen – da überschlugen sich die Ereignisse und es ging noch einmal voller Action zur Sache.

Für mich war es ein gelungener Auftakt der „Akademie des Verbrechens“. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass ich am Ende gern ein noch schlüssigeres Motiv bzw. Beweggründe des Täters gehabt hätte. Ohne zuviel verraten zu wollen, wird es aus meiner Sicht ein wenig zu plakativ „abgehandelt“. Mehr kann ich dazu aber, ohne zu spoilern, wirklich nicht sagen.

Was ich aber sagen kann: beim nächsten Fall von Henry Zornik und seinen Studis bin ich gern wieder mit dabei!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere