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Veröffentlicht am 03.01.2022

Liebe und Leid im Tiergarten Schönbrunn während des Ersten Weltkriegs

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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Ein Zoo bzw. Tiergarten hat schon immer viele Menschen angezogen. Auch in Krisenzeiten erhoffen sich die Leute von einem Spaziergang durch das Areal etwas Abstand vom Alltag, possierliche Tierchen und ...

Ein Zoo bzw. Tiergarten hat schon immer viele Menschen angezogen. Auch in Krisenzeiten erhoffen sich die Leute von einem Spaziergang durch das Areal etwas Abstand vom Alltag, possierliche Tierchen und eine faszinierende Welt für ihre Kinder.Das war auch vor über 100 Jahren schon so. Die „Menagerie“ des Kaisers von Österreich war in Wien ein beliebtes Ausflugsziel an den Wochenenden – doch dann kam der Erste Weltkrieg und als selbst die Menschen hungerten, fragten sie sich immer mehr, warum die Tiere des Zoos weiter durchgefüttert werden.

 

Einen Blick hinter die Kulissen der Menagerie zu dieser Zeit wirft „Die Frauen von Schönbrunn“. Da er als historischer Unterhaltungsroman konzipiert ist, dient die kaiserliche Menagerie hauptsächlich als Kulisse für viel Liebe und Leid der Protagonisten. Man sollte also nicht zu viele detailgetreue historische Fakten erwarten, wenn auch etliche nachgewiesene Begebenheiten im Roman verarbeitet wurden. Sie dienen aber mehr der erzählten Geschichte als dass sie für sich genommen und auserzählt werden. Das betrifft zum Beispiel die Tatsache, dass ein Besucher, ein Soldat, einen Eisbären erschoss.

 

Ob der Zoodirektor Alois Kraus tatsächlich ein so gerechter und integerer Mensch war wie im Buch dargestellt, lässt sich wohl nur mit großem Rechercheaufwand nachprüfen. Hier hat sich die Autorin die Freiheit genommen, die historisch verbürgten Personen in den Roman einzufügen und sie so handeln zu lassen, wie es für den Plot notwendig war.

 

Hauptpersonen des Romans sind allerdings die (fiktive) Tierpflegerin Emma Moser und der (ebenfalls fiktve) Tierarzt Julius Winter. Emma würde selbst gern Tierärztin werden, hat in Wien allerdings als Frau keine Chance auf ein Studium. Julius kehrt psychisch versehrt aus dem Kriegsdienst zurück.

 

Als historischer Unterhaltungsroman funktioniert die Kombination Tiergarten und Liebesgeschichte perfekt – ich persönlich hätte mir aber noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich fand z. B. das Verhältnis von Fanny, dem Menschenaffen, gegenüber Emma sehr interessant. Emma versucht die gelangweilte Fanny mit spielerischen Übungen aus ihrer Lethargie zu reißen und zeigt so, wie intelligent diese Tiere sind. Dass jedoch rundherum alle, selbst offenbar der Zoodirektor, davon nie etwas gehört haben wollen und Emma die Einzige ist, die das Potential des Affen erkennt, erschien mir sehr plakativ. Wie in Unterhaltungsromanen üblich sind also die „Guten“ auch hier durchweg gut und die „Bösen“ durchweg böse… das war mir etwas zu sehr Schwarzweiß-Malerei und ich hätte mir in den Charakteren noch etwas mehr Widersprüchlichkeit gewünscht, um sie noch interessanter zu machen.

 

Leider werden wir wahrscheinlich nicht erfahren, wie es nach dem Krieg mit dem Tiergarten weiterging, denn der nächste Band der Schönbrunn-Saga wird „Die Kinder von Schönbrunn“ heißen und sich mit der Reformpädagogik der 1920er Jahre beschäftigen. Dabei würde ich wirklich gern erfahren, wie es mit den Tieren und dem Tiergarten nach Ende des ersten Weltkriegs weiterging! Meine Hoffnung ist, dass der Tiergarten als verbindendes Element auch in den folgenden Bänden immer wieder eine Rolle spielen wird.

 

Fazit:

Ein typischer historischer Unterhaltungsroman, in dem die Personen im Fokus stehen und der Tiergarten als (äußerst interessante!) Kulisse dient. Das Buch liest sich weg wie nix und macht neugierig auf die Geschichte des Tiergartens Schönbrunn.

 

PS. Warum das Buch „Die Frauen von Schönbrunn“ heißt, obwohl Emma die einzige weibliche Hauptfigur ist, erschließt sich mir allerdings nicht.

 


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Veröffentlicht am 20.12.2021

Münchhausen hätte an diesem Buch seine helle Freude gehabt…

Der Mann, der die Welt ordnete
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Wer an dieses Buch – so wie ich – mit der Erwartung herangeht, einen ernsthaften biografischen Roman zu bekommen, der wird schon nach wenigen Seiten stutzen und später vielleicht auch das eine oder andere ...


Wer an dieses Buch – so wie ich – mit der Erwartung herangeht, einen ernsthaften biografischen Roman zu bekommen, der wird schon nach wenigen Seiten stutzen und später vielleicht auch das eine oder andere Mal den Kopf schütteln.

 

Tatsächlich würde ich bei diesem Buch empfehlen, zuerst das Nachwort zu lesen um zu verstehen, worauf man sich einlässt. Denn ansonsten geht es den Lesern wahrscheinlich mehrheitlich wie mir: man stutzt, man hat Fragen im Kopf, man ertappt sich mehrfach bei dem Gedanken. „Ernsthaft jetzt???“

 

Ich möchte kurz meinen Leseeindruck des ersten Drittels beschreiben, damit man das besser nachvollziehen kann. Ich erwartete eine eher ernsthafte Biografie über einen Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Und war daher ziemlich überrascht, als der Ton doch recht witzig, teilweise gar ironisch daherkam und – so mein Eindruck – den jungen Carl Linnaeus eher spöttisch als ehrfürchtig betrachtete. Und ich dachte – wie jetzt? Macht man das? Schreibt man nicht eigentlich ein Buch über so eine Persönlichkeit, um diese zu würdigen? Nun, den Eindruck von Anerkennung konnte ich – zumindest im ersten Drittel des Buches – kaum herauslesen und so war ich doch recht verwirrt, was mir der Autor eigentlich sagen wollte.

 

Noch merkwürdiger als die Darstellung Carls fand ich jedoch die Darstellung seines Widersachers Johann Georg Siegesbeck. Seine „Abenteuer“ erinnerten mich mehr und mehr an die eines gewissen Baron von Münchhausen – so absonderlich kamen sie mir vor und viele der Begebenheiten konnte ich nicht richtig glauben. Und wie groß war die Überraschung, als schließlich im letzten Drittel des Buches dieser Baron von Münchhausen, der mir die ganze Zeit im Kopf herumspukte, auch noch Teil der Handlung wurde! Jetzt war meine Verwirrung komplett und ich wusste gar nicht mehr, was ich von diesem Buch halten sollte.

 

Und so geht es mir auch jetzt noch. Ja, ich habe jetzt einen Überblick über das Leben des Naturforschers Carl Linnaeus, später Carl von Linné, erhalten. Allerdings bin ich mir bei vielen erzählten Begebenheiten nicht sicher, ob sie so oder ähnlich tatsächlich passiert sind. Teilweise klärt das zum Glück das Nachwort auf. Trotzdem bleibe ich mit dem Gefühl zurück, zwar eine recht amüsante Erzählung des Lebens von Linné und Siegesbeck gelesen zu haben, aber doch auch irgendwie „nur“ eine augenzwinkernde Posse.

 

Gut unterhalten hat mich dieses Buch definitiv. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass es mir die Hauptpersonen wirklich nähergebracht hat. Es ist sicherlich auch ein Buch, das mir durch seine Andersartigkeit im Gedächtnis bleiben wird. Trotzdem hat mich die Art der Erzählung nicht vollständig überzeugen können. Ein Buch, das polarisieren könnte – hier gilt definitiv, dass man sich eine eigene Meinung bilden muss, indem man selbst in das Buch reinliest.

 

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Turbulente „Schatzsuche“ im Sehnsuchtsland Kanada  

Das Flüstern des roten Ahorns
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Mit Hannah reisen wir in diesem Roman nach Kanada, in eine kleine Pension namens „Broken Heart“. Nun könnte man sich schon mal wundern, wie ein so trauriger Name zu einer Pension passt – aber das wäre ...

Mit Hannah reisen wir in diesem Roman nach Kanada, in eine kleine Pension namens „Broken Heart“. Nun könnte man sich schon mal wundern, wie ein so trauriger Name zu einer Pension passt – aber das wäre der Geschichte vorgegriffen, denn die Entstehungsgeschichte des Namens ist maßgeblich verbunden mit dem Familiengeheimnis, das hier im Laufe des Buches offenbart wird.

 

Die Sachlage stellt sich zunächst düster dar: Hannah reist zu ihrer Großmutter, um sie nach einem Unfall mit der Pension zu unterstützen – aber eigentlich hat sie sich mit ihr verstritten. Denn vor einigen Jahren wurden Hannah und ihre Mutter jäh aus ihrem Zuhause gedrängt, als der Vater (Sohn der besagten Großmutter) die Familie wegen einer anderen Frau verließ.

 

Schon auf den ersten Seiten des Buches heißt es „manchmal ist es nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint, manchmal sind Taten, die man als böswillig auffasst, das ganze Gegenteil…“. Diese Ankündigung lässt die Leser schon sehr früh ahnen, dass die Ausgangssituation noch auf den Kopf gestellt wird. Mir war aber damit ein wenig die Spannung genommen, denn nun wusste ich schon nach wenigen Seiten, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen würde.

 

Natürlich kommt auch die Liebe im Roman nicht zu kurz, denn Hannah kommt einem Gast der Pension, dem Engländer Nick, näher. Doch auch er trägt ein Geheimnis mit sich herum. Aufgrund dieses Geheimnisses ist Nick anfangs sehr launisch zu Hannah. Ich fand es zu überspitzt dargestellt, denn sein Verhalten hatte wirklich schon Züge von „manisch-depressiv“. Ich empfand das als einen Tick zu viel des Guten, auch wenn seine Beweggründe (die im Laufe der Geschichte ans Licht treten) nachvollziehbar sind.

 

Es ist wohl kein Geheimnis, wenn ich verrate, dass Hannah gegen Schluss des Buches noch einmal an der Liebe von Nick zweifelt (diese Wendung haben ja viele Romane in sich). Aber hier empfand ich es dramaturgisch nicht optimal umgesetzt, sondern sehr „gewollt“. Nick verwendet eine Formulierung, die Hannah sofort völlig missversteht. Nick stellt sich mit dieser Aussage aber betont tapsig an und Hannah stellt daraufhin sofort die Beziehung in Frage. Beide agieren hier aus meiner Sicht nicht besonders logisch. Es diente dem Spannungsaufbau vorm Happy End, war aber für mich wie gesagt nicht optimal gelöst.

 

Fazit:

Trotz meiner Ahnung, was es mit dem großen Geheimnis auf sich haben könnte, hat es die Autorin aber über das ganze Buch hinweg geschafft, dass ich neugierig und an der Geschichte dran geblieben bin – ein Beweis dafür, dass das Buch packend geschrieben ist. Für Kanada-Fans ist es sicherlich eine Bereicherung und wer auf wendungsreiche Liebesgeschichten steht, ist hier auch absolut richtig!

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Diese Schwestern sind wie Pech und Schwefel

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Der „süße Himmel“ ist eine Institution in dem kleinen Ort in Schweden. Seit Jahrzehnten steht das Gartencafé für wunderbare Backtradition und schmackhafte Teilchen. So lernen wir das Café in der Gegenwart ...

Der „süße Himmel“ ist eine Institution in dem kleinen Ort in Schweden. Seit Jahrzehnten steht das Gartencafé für wunderbare Backtradition und schmackhafte Teilchen. So lernen wir das Café in der Gegenwart kennen und auch Britt und Elin, die es führen. Als plötzlich ein altes Buch mit Rezepten bei Britt auftaucht, öffnet sich das Tor in die Vergangenheit und die Geschichte des Cafés wird erzählt.

 

Soweit zur Rahmenhandlung. Leider tauchen Britt und Elin im weiteren Buch nicht nochmal auf, insofern ist es nur ein „halber Rahmen“.

 

Inhaltlich nimmt den größten Raum der historische Teil ein, der die Geschichte der Bäckerei und des Cafés in den Jahren 1936 bis 1940 erzählt – und damit auch die Geschichte der 5 jungen Schwestern Hannah, Matilda, Ingrid und den Zwillingen Ebba und Ulla. Die Schwestern halten zusammen wie Pech und Schwefel – und auch handfeste Streitereien und Liebesrivalitäten enden schnell wieder in schwesterlichem Einklang. So gesehen eine richtige Wohlfühlstory, die auch einiges an schwedischem Charme mitbringt. Mir waren die Schwestern allesamt sympathisch, auch wenn ich ihr zwischenmenschliches Beziehungsgeflecht gern noch intensiver beleuchtet gesehen hätte. Etwas gestutzt habe ich, als Ebba und Ulla selbst im Alter von 16-17 Jahren immer noch als „die Kinder“ behandelt wurden – auch von den wenig älteren Schwestern. Das blitzte öfters durch und kam mir etwas überspitzt vor. Klar, sie waren die Nesthäkchen, aber man muss auch bedenken, dass zu dieser Zeit viele junge Frauen in dem Alter schon fast ans Heiraten dachten.

 

Sehr gut und wenig klischeehaft dargestellt fand ich das Ringen der Familie um Zusammenhalt, während der Vater im 600km entfernten Kiruna arbeitete und sich dort unabhängig von seiner Familie quasi ein zweites Leben aufbaute. Ein nachvollziehbarer Handlungsstrang, der betont, wie schwierig die Situation vieler Familien damals war.

 

Man kann in diesem Roman wunderbar schwelgen, man sieht die rauhe, aber wunderschöne Landschaft Schwedens vor sich, man riecht die Leckereien aus der Backstube und würde sich am liebsten selbst einen Platz im Gartencafé suchen. Also definitiv  ein Buch zum Wegträumen und Relaxen!

 

Mich hätte dennoch die gesellschaftliche und politische Situation in dieser Zeit in Schweden noch mehr interessiert. Sie kam erst im letzten Drittel ein wenig zum Tragen, als es am Rande auch um den „Winterkrieg“ Finnlands mit der Sowjetunion ging, in dem Schweden nicht neutral blieb. Mich hätte auch dieser „Volksheim“-Gedanke interessiert, der in den 1930er Jahren einen schwedischen „Wohlfahrtsstaat“ generieren sollte. Ich kenne das nur aus meinem Schweden-Urlaub vom Namen her und hätte darüber gern mehr erfahren, aber es war leider im Roman kaum Thema.

 

Das Ende des Romans lässt für mich ein paar Fragen offen, und ungewöhnlich war auch, dass die Handlung nicht wieder den Bogen zurückschlägt in die Gegenwart. Daher habe ich den Eindruck, dass es noch eine Fortsetzung geben wird. Auch da werde ich gern wieder mit dabei sein um zu erleben, wie es mit den „Schwestern Fürchterlich“ (so nennen sie sich scherzhaft) weitergeht.

 

Fazit:

Ein wahrhaft süßer Roman mit viel Gefühl, dessen Hauptthema die Familie und weniger der geschichtliche Hintergrund ist. Wer historische Familienromane liebt, wird auch an diesem viel Freude haben. Wie immer bei Andrea Russo runden einige Rezepte das Buch ab.  

 

 

 

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Komplexer Krimi, der eine Vielzahl von Fällen verbindet  

NATRIUM CHLORID
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Carl Morck und sein Sonderdezernat Q haben es auch in diesem Krimi nicht einfach. Nachdem im letzten Teil eher das Privatleben von Assad neben dem eigentlichen Fall im Mittelpunkt des Geschehens stand, ...

Carl Morck und sein Sonderdezernat Q haben es auch in diesem Krimi nicht einfach. Nachdem im letzten Teil eher das Privatleben von Assad neben dem eigentlichen Fall im Mittelpunkt des Geschehens stand, ist es diesmal Carl, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird.

 

Nicht nur, dass er und sein Team einem Serienmörder auf die Spur kommen, der offenbar seit Jahrzehnten sein Unwesen treibt und dem zahlreiche bisher ungelöste Fälle zugeordnet werden können – plötzlich rückt Carl selbst ins Visier von Ermittlern, als auf seinem Dachboden ein Koffer mit Drogen und sehr viel Geld gefunden wird. Das alles schlägt den Bogen zurück zum ersten Fall des Sonderdezernats Q.

 

Man sollte dieses Buch also nicht gerade ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen, aber ich denke, die wenigsten Leser werden „Neulinge“ sein. Dennoch muss man die Gedanken zusammenhalten und vielleicht gelegentlich sogar ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand haben. Denn das Team führt in kurzer Zeit so viele Fälle zusammen, dass man leicht den Überblick darüber verlieren kann, welche Person wann mit welchem Fall zu tun hatte. Natürlich ist die Geschichte dadurch äußerst komplex und man merkt Jussi Adler-Olsen an, wie routiniert er mittlerweile solche vielschichtigen Plots beherrscht. Dennoch frage ich mich, ob dieser Fall, der sich zu einer riesigen Fall-Serie entwickelt, unbedingt parallel zu Carls Verstrickung in den alten „Druckluftnagler-Fall“ erzählt werden musste. Das verlangt den Lesern schon einiges ab.

 

Darüber hinaus habe ich mich gefragt, ob die wenigen Bruchstücke, die die Ermittler am Anfang zur Verfügung haben, sie wirklich auf die Spur dieser jahrzehntelangen Mordserie (und deren Zusammenhänge) bringen konnten. Teilweise empfand ich es schon als etwas weit hergeholt.

 

Positiv ist mir aber aufgefallen, dass der Autor die jüngsten Geschehnisse auf diesem Planeten nicht ignoriert (wie so viele seiner Berufskollegen). In vielen Büchern herrscht nach wie vor eitel Sonnenschein, was das Vorkommen diverser Viren betrifft… kaum ein Autor macht sich die Mühe, die aktuelle Corona-Situation einzubinden. Nicht so Jussi Adler-Olsen. Er lässt seine Protagonisten im Dezember 2020 Mund-Nasen-Schutz tragen und fluchen, weil so viele Kollegen wie möglich ins Homeoffice „ausgelagert“ sind. Genau so, wie sich die Situation nun mal darstellte. Es hat mich positiv überrascht, dass der Autor nicht versucht hat, einen Kniff zu finden, um die ganze Corona-Situation außen vor lassen zu können, sondern dies einbezogen hat, auch wenn es das Schreiben des Romans sicherlich nicht einfacher gemacht hat.

 

Neben dem Showdown, den jeder gute Krimi bzw. Thriller in Bezug auf den dargestellten Fall hat, spitzt sich die Lage diesmal auch für Carl dramatisch zu. Jussi Adler-Olsen lässt seine Fans diesbezüglich mit einem ordentlichen Cliffhanger zurück, so dass klar sein dürfte: mindestens ein neues Buch wird es noch geben zum Sonderdezernat Q. Und die große Frage ist: wie geht es mit Carl weiter?

 

Alles in allem hat mich dieser 9. Fall für das Sonderdezernat Q wieder gut unterhalten, auch wenn die Handlung(en) diesmal nah an der Grenze zu „too much“ lagen. Dennoch – nach dem bösen Cliffhanger am Ende muss ich wissen, wie es weitergeht und warte gespannt auf den nächsten Band!


 

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