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Veröffentlicht am 08.04.2022

Das große Finale der Polizeiärztin-Saga

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Zum 3. Mal bin ich mit Polizeiärztin Magda Fuchs ins Berlin der 1920er Jahre gereist. Da ich mittlerweile schon einige Bücher gelesen habe, die in dieser Zeit in Berlin spielen, war mir der gesellschaftliche ...

Zum 3. Mal bin ich mit Polizeiärztin Magda Fuchs ins Berlin der 1920er Jahre gereist. Da ich mittlerweile schon einige Bücher gelesen habe, die in dieser Zeit in Berlin spielen, war mir der gesellschaftliche und politische Rahmen der Geschichte vertraut. Nun könnte man das Fluch oder Segen nennen… Denn einerseits war ich sofort drin in der Geschichte, andererseits hatte ich natürlich bei vielen Erläuterungen oder Beschreibungen das Gefühl, es so oder ähnlich bereits einmal gelesen zu haben.

Dennoch erzählt das Autorenduo, das sich hinter dem Pseudonym Helene Sommerfeld verbirgt, die Geschichte von Magda Fuchs, nun verheiratete Mehring, und den anderen aus Band 1 und 2 bekannten Frauen spannend weiter. Magda hatte ja in den Vorgängerbänden die kleine Elke gerettet, die nun als Ziehkind bei Magdas Schwester lebt. Wo jedoch Elkes kleiner Bruder Otto abgeblieben ist, weiß niemand. Magda hat die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben und versucht mit Hilfe ihres Mannes Kuno, der ja Kriminalkommissar ist, den Jungen aufzuspüren.

Celia hatte den reichen Industriellensohn Edgar geheiratet. Sie wollten eine Ehe auf Augenhöhe führen, doch als Edgars Vater stirbt und Edgar die Geschäfte seines Vaters übernehmen muss, entfernen sie sich voneinander.

Derweil hat sich Doris Kaufmann zum gefeierten Filmstar entwickelt, will sogar einen eigenen Film produzieren und träumt von der ganz großen Karriere in Amerika.

Über 500 Seiten führen die Autoren durch das turbulente Berlin jener Zeit und erzählen in diesem Buch außerdem noch einen Kriminalfall. Insgesamt hatte ich diesmal den Eindruck, dass unheimlich viele Themen angefasst werden – von LGBTQ-Personen bis Autismus. Dabei können diese Themen neben den Haupt-Handlungssträngen jedoch für sich jeweils nicht die Tiefe erfahren, die ich mir dafür gewünscht hätte und so „verpufft“ das eine oder andere interessante Thema leider als „unter ferner liefen…“ Das fand ich etwas schade.

Insgesamt ist der Roman wieder sehr flüssig erzählt und man kann richtig durch die Seiten fliegen. Dennoch konnte mich dieser dritte Teil nicht ganz so sehr einfangen wie die beiden Vorgängerbände. Aber das will ich gar nicht den Autoren anlasten – wahrscheinlich habe ich, wie eingangs erwähnt – nun mittlerweile einfach (zu) viele ähnliche Romane gelesen und entdecke daher weniger Besonderes darin. Für mich ist es einfach das Zeichen, mich verstärkt Büchern mit anderen Themen zu widmen. Aber wer gern in Romanen über die Goldenen Zwanziger schwelgt, der ist mit der Magda-Fuchs-Reihe auf jeden Fall gut beraten!

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Es kam kein Gefühl auf beim Lesen

Das Land, von dem wir träumen
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1925 in einem kleinen Ort in den Dolomiten. Franziska Bruggmoser hat gerade in Innsbruck ihren Ausbildung zur Lehrerin beendet und kehrt heim auf den Südtiroler Hof. Dort erwartet sie ein Brief der italienischen ...

1925 in einem kleinen Ort in den Dolomiten. Franziska Bruggmoser hat gerade in Innsbruck ihren Ausbildung zur Lehrerin beendet und kehrt heim auf den Südtiroler Hof. Dort erwartet sie ein Brief der italienischen Behörden – ihr wird das Lehren untersagt, sofern sie nicht ausreichend Italienischkenntnisse nachweist und den Unterricht auf italienisch führt.

Die Annexion Südtirols durch Italien nach Ende des Ersten Weltkriegs wird für viele Bewohner des Landstrichs zu einer Zerreißprobe. Wie sollen sie reagieren? Sich anpassen, die übergestülpten italienischen Nachnamen akzeptieren und nicht aufbegehren? Oder sich dem Regime widersetzen und – wo immer möglich – die deutsche Sprache und ihre Kultur pflegen?

Franziskas Vater entscheidet sich fürs Anpassen, möchte keinen Ärger mit den Behörden. Franziska selbst kann sich mit den Gegebenheiten nicht abfinden und gründet eine sogenannte „Katakombenschule“, in der sie Kinder heimlich in der deutschen Sprache unterrichtet. Letztendlich geht es aber auch für Franziska darum, den Hof und ihre Heimat zu bewahren, denn um den Hof steht es schlecht – gleich recht, da ihr alkoholabhängiger Bruder ihn in Kürze übernehmen soll…

Franziska war leider keine Hauptfigur, mit der ich mich identifizieren konnte. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Gegebenheiten um sich herum kaum bis gar nicht reflektiert. Sie begehrt gegen ihren Vater auf, ohne die Beweggründe für seine Anpassung an die Italiener zu hinterfragen. Sie beschwert sich über ihren alkoholabhängigen Bruder, ohne seine Krankheit auch nur ernst zu nehmen (es ist eine posttraumatische Belastungsstörung aus dem ersten Weltkrieg und daraus folgend eine Alkoholabhängigkeit). Sie nutzt den ihr zugetanen Knecht Wilhelm als Arbeitskraft für ihre Pläne, ohne zu reflektieren, was er alles für sie tut… kurz gesagt, für meine Begriffe ging sie zu sehr mit Scheuklappen durch die Welt und nahm immer sich selbst und ihre Situation zuerst wahr. Auch kam ihre Hingebung an den Lehrerberuf für mich nicht so richtig rüber.

Die Geschichte des Buches empfand ich als etwas unausgegoren. Sollte es um Franziskas Weg als Lehrerin gehen? Um die Rettung des Heimathofes? Um ihr politisches Engagement? So richtig überzeugend fand ich keinen dieser Handlungsstränge.

Außerdem konnte ich die Liebe zu Südtirol leider nicht wirklich zwischen den Zeilen herauslesen. Dazu hätten für mich auch Szenen gehört, in denen Franziska sich in die Natur zurückzieht, die Landschaft ihrer Heimat genießt und dort ihre Situation reflektiert. Das habe ich vermisst.

Merkwürdig mutete für mich auch an, dass sie ihre Eltern mit „Sie“ anspricht. War das in Südtirol im Jahr 1925 tatsächlich üblich? Wenn ja, hätte ich dazu zumindest eine kleine Erläuterung erwartet – so empfand ich das einfach nur als eigenartig.

Für mich zog sich die Geschichte und außer dem Knecht Wilhelm konnte ich für keine der Figuren echte Sympathie aufbauen. Es war einfach nicht mein Buch… Die weiteren Teile der Saga wecken bei mir daher leider auch keine Neugier und ich werde die Reihe nicht weiterlesen. 2,5 Sterne.


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Veröffentlicht am 30.03.2022

Vom Wunderkind zur coolen Socke

Wenn ihr wüsstet
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Stellt euch vor, ihr sitzt mit David Garrett bei ein paar Drinks gemütlich an der Bar, er erzählt aus seinem Leben und zeigt euch einige seiner Handyfotos… das ist die Stimmung, die beim Lesen aufkommt, ...

Stellt euch vor, ihr sitzt mit David Garrett bei ein paar Drinks gemütlich an der Bar, er erzählt aus seinem Leben und zeigt euch einige seiner Handyfotos… das ist die Stimmung, die beim Lesen aufkommt, wenn ihr euch in dieses Buch vertieft. Es wirkt wie ein Gespräch unter Freunden und ich denke, das ist die große Stärke dieser Autobiografie.

Ich denke, nicht jeder wird in einer Autobiografie über einen der größten Geigenvirtuosen unserer Zeit diesen Ton erwartet haben… obwohl, doch … denn es ist ja eine AUTObiografie. Es ist keine Materialsammlung, basierend auf offiziellen Interviews, die man mal eben so zusammenstückeln kann (auch davon gibt es welche über David Garrett). Hier spricht er selbst und man hat tatsächlich das Gefühl, den Menschen hinter dem Star kennenzulernen.

Seine Biografie folgt keiner geraden Linie, es gibt einen Bruch in seiner Jugend und der hat auch einen guten Grund… Mit 4 Jahren entdeckt der Sohn eines Geigenhändlers seine Liebe zu diesen Instrumenten und als der Vater bemerkt, dass hier Talent und Ehrgeiz zusammenkommen, passiert das, was oft beschrieben wird: der Vater versucht, mit seinem Sohn das zu erreichen, was ihm selbst als Karriere nicht geglückt ist. Meist geht das zulasten der Kinder und auch David schaut mit ambivalenten Gefühlen auf seine Kindheit zurück. Einerseits ist er dankbar, dass ihm die Möglichkeit gegeben wurde, so einzigartig spielen zu lernen. Von den Besten zu lernen. Andererseits war seine Kindheit geprägt davon, sich ausschließlich in einer Erwachsenenwelt zu bewegen – und so etwas tut einer kindlichen Seele nun mal nicht gut.

Im Teenageralter suchten sich Geist und Körper Möglichkeiten, ihm zu zeigen, dass er auf dem falschen Weg war. Das permanente Streben nach Perfektion und das rastlose Leben von Konzert zu Konzert hatten ihre Spuren hinterlassen. David traf eine radikale Entscheidung – komplette Abnabelung vom Vater, auch finanziell, Schluss mit Konzerten. Er bewarb sich ohne Wissen des Vaters in New York an der renommierten Juilliard School. Es folgten 4 Jahre Studium – Musik und Komposition. In dieser Zeit holte er seine verlorene Jugend endlich nach, knüpfte Kontakte zu Gleichaltrigen – und schlug auch mal ordentlich über die Stränge. Es sei ihm gegönnt!

Danach berichtet David davon, wie es ihm gelang mit Crossover, also dem bewussten Zusammenbringen von Klassik und Pop/Rock, die Welt zu erobern. Es war ein Triumph - und David auf einmal ein Rockstar. Er spricht darüber, wie ein solches unstetes Leben aussieht, dass es viel Licht, aber auch genügend Schattenseiten gibt und dass man sich in der ersten Zeit als hofierter Superstar durchaus mal die eine oder andere Allüre gönnt (ich sag nur: der Audi R8 GT vorm Club grins…). Auch der 2016 durch die Medien gezerrte Skandal über seine angebliche Gewalttätigkeit wird kurz aufgegriffen. Aber man merkt, dass David das nicht wirklich wieder an die Öffentlichkeit bringen will. Was da genau passiert ist, wissen eh nur er und seine damalige Freundin. Wer hier also auf eine öffentliche Abrechnung wartet, wird ziemlich enttäuscht werden…

Viel lieber und viel detaillierter geht er auf sein Lieblingsinstrument und den Geigenbau ein – mit Witz und Charme erzählt er von den Anfängen des Geigenbaus im 16. Jahrhundert, von der Weiterentwicklung des Instruments und von seiner Freude, solch kostbare Stücke in den Händen zu halten. Man merkt ganz deutlich: hier spricht einer, der Geigen und Musik liebt, man kann seine kindliche Freude beim Anblick einer besonders hochwertigen Geige durch die Zeilen spüren und muss schmunzeln, wie liebevoll er davon erzählt. Man merkt auch, dass er versucht, den Lesern das weiterzuvermitteln (bei mir ist es angekommen!). Und am Ende hat man das Gefühl, man hat einen Menschen kennengelernt, der eine Berufung hat und mit seinem Leben mittlerweile absolut im Reinen ist. Und man freut sich einfach mit ihm darüber und legt das Buch nach dem Lesen mit einem guten Gefühl beiseite.

Für das Lesen des Buches sollte man aber etwas mehr Zeit einplanen als nur die reine Lesezeit. Denn am Ende jedes Kapitels gibt es einen QR-Code, der zu Videos und Fotos führt. Und ich sags gleich – man verliert sich darin. Da schaut man mal einem 8jährigen beim Proben zuhause zu, da bestaunt man ein „Wunderkind“ beim Konzert mit einem berühmten Orchester, da schaut man sich neugierig in seinen New Yorker Wohnungen um und verfolgt gebannt seinen Auftritt vor Queen Elizabeth II. Es ist ein reicher Fundus an (zum Teil privatem) Zusatzmaterial, mit dem man den Eindruck bekommt, tatsächlich dem Menschen hinter dem Namen zu begegnen. Eine tolle Ergänzung des Buches, die ich in dieser Form vorher noch nie erlebt habe!

Fazit:
Sehr persönliche und mit dem Zusatzmaterial modern und innovativ gestaltete Autobiografie, die das Gefühl hinterlässt, den Menschen hinter dem Künstler David Garrett kennengelernt zu haben. Highlight!


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Veröffentlicht am 27.03.2022

Ein außergewöhnliches Leben

Löwenland
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Also, eins ist mal Fakt: Ein bisschen durchgeknallt muss man schon sein, wenn man sich im „Niemandsland“ von Botswana niederlassen und dort sein Leben verbringen will… 😉 Ich meine durchgeknallt zwar im ...

Also, eins ist mal Fakt: Ein bisschen durchgeknallt muss man schon sein, wenn man sich im „Niemandsland“ von Botswana niederlassen und dort sein Leben verbringen will… 😉 Ich meine durchgeknallt zwar im respektvollen Sinn, habe aber beim Lesen des Buches auch gemerkt, dass das absolut nicht mein Leben wäre.

Denn Valentin Grüner beschreibt in seinem Buch „Löwenland“ kein „Jenseits von Afrika“-Märchen, sondern die harte Realität. Und die bringt ihn immer wieder an seine physischen und psychischen Grenzen.

Einige kennen Valentin und seine Löwin Sirga vielleicht als Social Media Stars. Beide haben Accounts bei Instagram – ein Blick lohnt sich! Wie ich im Buch erfahren habe, wurde über die beiden aber auch eine Dokumentation (Saving Sirga) gedreht. Es ist im Buch (das zwei tolle Fotostrecken mitbringt) absolut faszinierend zu sehen, wie Valentins Freundschaft mit der Löwin aussieht und dass die beiden sogar zusammen spazieren und manchmal auch jagen gehen. Aber auch hier sollte man vor dem Lesen wissen: Nein, dies ist keine Disney-Geschichte. Es wird nichts weichgespült und dass Sirga töten kann (und es manchmal auch tut) ist ein Fakt und wird nicht verschwiegen. Die Instinkte des Löwen sind nun mal da – und das ist es auch, was die Freundschaft zwischen Valentin und Sirga durchaus zu einer Gratwanderung macht. So hübsch die Fotos sind, auf denen die riesige Löwin wie ein Kätzchen neben Valentin sitzt – beim Anschauen hatte ich trotzdem immer irgendwie ein mulmiges Gefühl.

Neben Sirga ist der Aufbau seines Gästecamps für nachhaltigen Tourismus in der Kalahari ein großes Thema des Buchs. Und hier merkt man, wie hart man im Nehmen sein muss, wenn man sich das Ziel gesetzt hat, für die Natur, das Land und seine Bewohner zu kämpfen. Es sind unheimlich große Entfernungen zu überwinden, es lauern überall Gefahren und es stellt sich heraus, dass selbst der Besuch von Botswanas Präsident nicht davor schützt, kurze Zeit später von den Behörden hops genommen zu werden, weil man angeblich gegen Gesetze/Auflagen verstoßen hat.

Mitunter klangen die Begebenheiten, die Valentin schildert für mich fast zu krass um wahr zu sein. Tagelang ackern, um einen Schiffscontainer auf einen Lastwagen zu verladen und 1.000 km ins neue Camp zu fahren. Dann wieder tagelang ackern, um ihn abzuladen. Und das mehrfach… man muss schon viel Humor und Durchhaltevermögen mitbringen, um sich so etwas anzutun.

Aber genau diese Einstellung hat Valentin, er will es unbedingt schaffen und scheut sich nicht vor harter Arbeit und Entbehrungen. Und das ist der Grund, warum er es schafft und ihm selbst in der Corona-Zeit Gutes widerfährt.

Fazit:
Ein realistischer Blick auf das Leben in Afrika, sprachlich vielleicht nicht brilliant, aber dafür authentisch. Man muss Valentin Grüner Respekt zollen für seinen Einsatz für das Land und den Naturschutz – sein Weg zeugt von absoluter Hingabe an seinen Traum.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Klimakatastrophen gab es auch schon im 19. Jahrhundert…

Der dunkle Himmel
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Das Jahr 1816 war eines der entbehrungsreichsten der letzten Jahrhunderte. Ausgelöst durch einen gigantischen Vulkanausbruch in Indonesien wurde es als „Jahr ohne Sommer“ bekannt und sorgte auch in Deutschland ...

Das Jahr 1816 war eines der entbehrungsreichsten der letzten Jahrhunderte. Ausgelöst durch einen gigantischen Vulkanausbruch in Indonesien wurde es als „Jahr ohne Sommer“ bekannt und sorgte auch in Deutschland für Hungersnöte.

Dieses Szenario nimmt Astrid Fritz als Ausgangspunkt für ihren Roman „Der dunkle Himmel“ und ich freute mich sehr darauf, denn ich war neugierig, wie die Menschen im kleinen Flecken Hochstetten in der Schwäbischen Alb dieses Jahr meistern würden, was es ihnen abverlangen würde und ob vielleicht irgendein helles Köpfchen dahinter kommen würde, womit dieses ungewöhnlich kalte Jahr zusammenhängt.

Doch leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt. Denn man muss ganz klar sagen: die Klimakatastrophe des Jahres 1816 dient diesem Roman nur als Aufhänger, nicht jedoch als Hauptthema. Dieses wird vielmehr bestimmt durch die (fast) aussichtslose Liebe zwischen dem Schulmeister Friedhelm und Paulina, der Tochter des Schultes (eine Art Ortsvorsteher). Der Schultes hat seine Tochter bereits einem Geschäftsfreund versprochen, der – natürlich! – doppelt so alt ist wie sie, aufdringlich und unansehnlich. (schon etwas klischeehaft…)

Paulina und Friedhelm suchen daher verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie sie doch noch heiraten können, scheitern aber immer wieder mit ihren Plänen. Dies ist der tragende Handlungsstrang im Buch und daher würde ich es als einen klassischen historischen Liebesroman bezeichnen. Natürlich bieten 550 Seiten auch viel Raum, um die Umstände und Gegebenheiten zu schildern und so werden die fatalen Auswirkungen des sommer- und erntelosen Jahres besonders in der ersten Hälfte des Buches immer mal wieder thematisiert.

Die zweite Hälfte jedoch spielt dann im Jahr 1817, das wieder ein „ganz normales“ Jahr zu werden verspricht, auch wenn die Auswirkungen des Hungerwinters immer noch stark zu spüren sind. Diese zweite Hälfte des Buches widmet sich dann fast ausschließlich den beiden Protagonisten und ihrer verzweifelten Liebe.

Ich habe ein wenig gebraucht um mit diesem Buch warm zu werden, dann ließ es sich allerdings wirklich gut lesen. Dennoch war es mir zu viel Liebesgeschichte und zu wenig Gesellschaftspanorama (was ich mir anhand des Themas viel zentraler vorgestellt hatte). Die Klimakatastrophe an sich wurde nur zu Beginn, mittendrin in einem Kneipengespräch und zum Schluss anhand einer Tagebucheintragung tatsächlich thematisiert. Das war mir eindeutig zu wenig (auch wenn mir bewusst ist, dass die Menschen das damals nicht in Zusammenhang brachten…). Mir fehlte z. B. eine Figur, die wissenschaftlich interessiert ist und den Verdacht hegt, wie alles zusammen hängen könnte. So etwas hatte ich mir vorgestellt und war deshalb nicht ganz so begeistert von der Geschichte und ihren Figuren. Auch bin ich der Meinung, dass die Handlung gut und gern auch auf 350 Seiten hätte erzählt werden können. An einigen Stellen habe ich schon gewisse Längen gespürt.

Fazit:
Wer klassische historische Liebesromane mag, die opulent dargestellt und erzählt sind, wird mit diesem Buch definitiv auf seine Kosten kommen. Wen allerdings hauptsächlich das Hintergrundthema der Klimakatastrophe von 1816 interessiert, der könnte von dem Buch etwas enttäuscht sein.


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