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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2017

Ein wenig bekanntes Thema ergreifend dargestellt

Solange die Hoffnung uns gehört
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Die Aufmachung des Buches wirkt schon fast idyllisch… das Buch selbst ist es nicht. Anhand des Klappentextes weiß man, dass es um eine Geschichte in den Jahren des Nationalsozialismus geht und um eine ...

Die Aufmachung des Buches wirkt schon fast idyllisch… das Buch selbst ist es nicht. Anhand des Klappentextes weiß man, dass es um eine Geschichte in den Jahren des Nationalsozialismus geht und um eine Mutter-Tochter-Beziehung, die viel zu früh auseinandergerissen wird. Ich muss aber sagen, ich hätte nicht erwartet, mit welcher Deutlichkeit die Kriegsjahre und das Schicksal von Juden oder jüdischstämmigen Menschen in dieser Zeit beschrieben werden.

Die Autorin hat sehr viel recherchiert und – wie man im Nachwort erfährt – die Lebensgeschichten einiger real existierender Personen zu einem spannenden und mitunter beklemmenden Porträt dieser Zeit zusammengewoben. Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt und ich war quasi mittendrin in der Zeit und habe mit Anni gelitten.

Aufhänger des Buches sind ja die sogenannten „Kinderverschickungen“ nach England. Damit haben jüdischstämmige Eltern ihren Kindern ein sicheres Leben außerhalb Deutschlands ermöglichen können. Viele Kinder konnten sicherlich nicht ermessen, welche großen Vorteil sie dadurch hatten –sie haben nur gesehen, dass ihre Eltern sie fortgeschickt haben. Im Nachhinein, als sie im (halbwegs) sicheren England erwachsen wurden, konnten sie dann die Zusammenhänge verstehen – und viele sind nie darüber hinweggekommen, dass gerade sie überleben durften während der Rest der Familie früher oder später in Konzentrationslager deportiert wurde. Mit den Kindertransporten wird ein Aspekt des 2. Weltkriegs thematisiert, der wenig bekannt ist und doch so viel Anerkennung verdient. Umso wichtiger ist dieses Buch, finde ich, und wer sich für das Thema interessiert, sollte es unbedingt gelesen haben.

Die Figuren sind realistisch, lebensnah und zum großen Teil auch sehr sympathisch. Mein absoluter Liebling in der Geschichte ist Georgina. Sie heißt eigentlich Norbert und ist Garderobiere an der Alten Oper, in der Anni als Sopranistin auftritt. Georgina ist die gute Seele der Oper, sie ist Ratgeberin, Vertraute und findet immer die richtigen Worte für ihre „Schäfchen“. Als die Zeiten härter werden, ist sie als Transgender ebenfalls den Anfeindungen des Regimes ausgesetzt, findet aber einen Weg, sich anzupassen und so möglichst wenig aufzufallen. Ein wunderbarer Charakter, der das Buch sehr bereichert!

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ich habe viel beim Lesen gelernt und ich kann der Autorin nur Respekt zollen für die tolle Recherchearbeit und das, was daraus entstanden ist.

Veröffentlicht am 22.06.2017

Nur ein Reisebericht? Nein, dieses Buch ist viel mehr…

Couchsurfing im Iran
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Ich weiß genau, dass ich mir nicht mal ein Viertel der interessanten Fakten und Anekdoten über den Iran werde merken können. Aber trotzdem hat das Buch meinen Horizont unheimlich erweitert.

Ich begleitete ...

Ich weiß genau, dass ich mir nicht mal ein Viertel der interessanten Fakten und Anekdoten über den Iran werde merken können. Aber trotzdem hat das Buch meinen Horizont unheimlich erweitert.

Ich begleitete Stephan Orth durch ein geheimnisvolles Land, das ich bisher nur aus Schreckensnachrichten der Tagessschau kannte. Und ich war überrascht, wie wenig dieses Bild mit dem übereinstimmte, was Stephan von seiner Reise berichtete. Natürlich – die politischen und religiösen Gegebenheiten sind nun mal, wie sie sind. Aber wie sie von den Menschen wahrgenommen werden und wie die Bewohner des Irans damit umgehen, ist beeindruckend. Ob Studentin oder Kriegsveteran – viele Begegnungen, von denen Stephan berichtet, haben ihre ganz eigene Sinnbildlichkeit. Am Ende bleibt für mich bei aller Fremdartigkeit des Landes hauptsächlich eins hängen: wir sind alle nur Menschen. Und wenn wir wollen, können wir mit anderen Menschen friedlich zusammenleben.

Tolles Buch!

Veröffentlicht am 11.06.2017

Das ideale Urlaubsbuch für Katzenliebhaber

Katzenglück und Dolce Vita
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Dieses Buch hat alles, was Katzenfreunde mögen: drei putzige Fellnasen, die das Leben eines Menschen auf den Kopf stellen. Viele Szenen, in denen Katzenbesitzer denken werden: Ja, GENAU SO ist meine(r) ...

Dieses Buch hat alles, was Katzenfreunde mögen: drei putzige Fellnasen, die das Leben eines Menschen auf den Kopf stellen. Viele Szenen, in denen Katzenbesitzer denken werden: Ja, GENAU SO ist meine(r) auch. Und als kleines Schmankerl sogar noch tolle Katzen-Zeichnungen am Beginn eines jeden Kapitels.

Obendrauf gibt es noch die wunderschöne Landschaft der Toskana, gewürzt mit einigem Wissenswerten über diese Region. Und eine Geschichte, in die man sich einfach fallen lassen kann. Buch auf, Alltag aus könnte man sagen. Oder – um eine mehrfach augenzwinkernd gebrauchte Satzart der Autorin nachzuahmen: Hinsetz und träum!

Mit fröhlicher Leichtigkeit erzählt Hermien Stellmacher – wie schon in „Cottage mit Kater“ – eine humorvolle Geschichte mit kleinen ernsten Seiten. Dabei konnte ich den Alltagstrott komplett ausblenden und mich in dieser Geschichte verlieren. Nebenbei habe ich die Arbeit einer Illustratorin näher kennengelernt – hier plaudert Hermien sicher ein wenig aus dem Nähkästchen, denn meines Wissens ist sie selbst nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Zeichnerin. Ich nehme auch an, dass die hübschen Zeichnungen an den Kapitelanfängen von ihr selbst stammen.

Durch dieses Zusammenspiel von Wort und Bild – denn die Zeichnungen stellen den Bezug zum jeweiligen Kapitelinhalt her und können als die Zeichnungen der Protagonistin Karla interpretiert werden – ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Und ich war überrascht, dass auch das in der Romanhandlung entstehende „Zweibeiner-ABC“ aus der Sicht einer Katze tatsächlich im Herbst als Buch erscheinen wird. Darauf bin ich schon neugierig! Clevere Werbung, könnte man sagen. Aber auch wirklich eine gute Idee.

Ich war auch diesmal wieder vom Buch überzeugt und erwarte neben dem „ABC“ auch mit Vorfreude die nächste Katzengeschichte von Hermien Stellmacher!

Veröffentlicht am 05.06.2017

Die lange Reise der Beaumont-Perlen – ein tolles Buch!

Die Perlenfrauen
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Dieses Buch hat mich wirklich begeistert. Natürlich ist es (mal wieder) ein Roman um Familiengeheimnisse und natürlich kennt man dann als Leserin solcher Romane auch schon einige Tricks und Kniffe, mit ...

Dieses Buch hat mich wirklich begeistert. Natürlich ist es (mal wieder) ein Roman um Familiengeheimnisse und natürlich kennt man dann als Leserin solcher Romane auch schon einige Tricks und Kniffe, mit denen die Autoren Wendungen herbeiführen oder Spannung aufbauen. Umso überraschter war ich, dass dieses Buch eben gar nicht so typisch aufgebaut ist wie gedacht. Und dass auch die Hauptfigur, Sophia, nicht die rechtschaffene Frau ist, die es nur aufgrund widriger Umstände schwer hat. Nein, Sophia hat sich selbst in eine höchst unschöne Lebenssituation gebracht und man bringt ihr am Anfang nicht viel Sympathie entgegen. Dennoch schimmert immer durch, dass es sich für sie lohnen könnte, wenn sie ihren Hintern hochkriegt und um das Leben kämpft, das sie eigentlich führen möchte. Und das hat mir bei diesem Buch sehr imponiert: eine Anti-Heldin, die im Laufe des Buches zur Heldin und zur Sympathieträgerin wird. Das habe ich in Romanen noch nicht oft erlebt, deshalb wird er mir sicherlich auch lange in Erinnerung bleiben.

Auch die Geschichte selbst ist wunderbar gezeichnet. Im ersten Teil lernt der Leser Sophia und ihre Lebenssituation kennen sowie ihre Großmutter Tilly Beaumont, eine berühmte Filmdiva, die nun im Sterben liegt. Daneben lernt man Dominic in New York kennen, der gerade in einer privaten Lebenskrise steckt. Was er mit den Beaumont-Perlen zu tun hat? Nun - das enthüllt sich schon noch…

In kleinen zwischengeschalteten Abschnitten erfährt der Leser zunächst in der ersten Hälfte des Romans, unter welch dramatischen Umständen die Perlen für das Collier gesammelt wurden. Dieser Teil der Geschichte spielt in Japan und man lernt viel über die schwierige Lebenssituation der Perlentaucherinnen.

In der zweiten Hälfte geht es dann darum, die verlorengegangenen Perlen wiederzufinden und ihren Weg seit ihrem Verschwinden nachzuvollziehen. Die Suche ist spannend und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Ein Kapitel geht noch, und noch eine Seite und noch eine…

Zusammenfassend kann ich nur wiederholen, was ich im ersten Abschnitt schon geschrieben habe: es ist eine außergewöhnliche (auch außergewöhnlich gut gestrickte) Geschichte, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Verdiente 5 Sterne!

Veröffentlicht am 27.04.2017

Was für ein Knaller-Ende!

Die Springflut
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Ich war mir sicher: dieser Krimi ist gut, packend geschrieben und reiht sich ein in die vielen 4-Sterne-Krimis, die ich schon gelesen habe. Bis kurz vor Schluss. Als sich der Gedanke im Hinterkopf meldete, ...

Ich war mir sicher: dieser Krimi ist gut, packend geschrieben und reiht sich ein in die vielen 4-Sterne-Krimis, die ich schon gelesen habe. Bis kurz vor Schluss. Als sich der Gedanke im Hinterkopf meldete, ob denn wohl wirklich alle losen Enden noch einmal aufgegriffen und zumindest mit einem plausiblen Abschluss versehen werden und ich schon überlegte, ob ich ansonsten nicht doch noch ein Sternchen abziehen müsste, passierte es: nicht nur, dass mein „loses Ende“ aufgegriffen wurde, nein, es gab sogar eine riesige Überraschung (mit der ich absolut nicht gerechnet hätte). Nun sind es 5 Sterne. Definitiv.

Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne dem Buch die Spannung zu nehmen. Ich kann nur sagen, ich war wirklich begeistert, wie das Autoren-Duo hier für ein Knaller-Ende sorgt.

Ansonsten hat dieser erste Band der Reihe um die Polizeianwärterin Olivia Rönning und den tief gesunkenen Ex-Kommissar Tom Stilton alles, was man sich als Leser wünscht. Olivia ist eine junge, motivierte, aber auch noch ein wenig unsichere Protagonistin. Ich fand es sehr überzeugend dargestellt, wie sie manchmal fast übers Ziel hinausschießt und absolut fasziniert ist davon, dass sie tatsächlich maßgeblich zur Lösung eines Falls beitragen kann,aber andererseits – konfrontiert mit den dunklen Seiten des Polizistendaseins – verunsichert und eingeschüchtert wird. Die starken Nebencharaktere wie Mette, Marten oder Abbas geben ihr Halt. Und so wächst eine „Ermittlerfamilie“ zusammen, die man gern in weiteren Bänden wiedersehen (bzw. –lesen) möchte.

Tom Stiltons Rolle ist irgendwie noch ein wenig verschwommen in diesem ersten Band, da man nicht weiß, wie er sich als Mensch weiterentwickelt und ob er aus seiner derzeitigen Situation wieder herausfindet (bzw. dies überhaupt will). Auch hier möchte ich nicht zuviel verraten und belasse es bei diesen Andeutungen. Wer Fragen hat, kann sie gern per Mail stellen…

Für mich war es jedenfalls ein Genuss, dieses Buch zu lesen – man merkt, wie gut die Drehbuchautoren Cilla & Rolf Börjlind ihr Handwerk verstehen. Zum Glück gibt es mittlerweile schon drei weitere Bände, da habe ich noch weiteres Futter