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Veröffentlicht am 03.04.2021

Eine Frau steht ihren Mann

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
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Mit Marleene die Welt des Gartenbaus zu erkunden, heißt eintauchen in eine spannende historische Epoche und mitfühlen mit einer jungen Frau auf der Suche nach Selbstbestimmung.

 

Marleene war schon ...


Mit Marleene die Welt des Gartenbaus zu erkunden, heißt eintauchen in eine spannende historische Epoche und mitfühlen mit einer jungen Frau auf der Suche nach Selbstbestimmung.

 

Marleene war schon immer fasziniert von Pflanzen – eine Liebe, die ihr verstorbener Vater in ihr geweckt hat. Ganz besonders verbindet sie Flieder mit ihrem Vater, denn gemeinsam mit ihm hat sie als Kind eine neue Sorte gezüchtet. Weil es ihr großer Traum ist, bewirbt sie sich unermüdlich um eine Lehrstelle als Gärtnerin – unter anderem in der Hofgärtnerei in Oldenburg, wo ihr Vater einst gearbeitet hat. Doch sie wird mehrmals abgelehnt, mit der Begründung, dass sie eine Frau sei und Frauen dem Gärtnerberuf doch weder körperlich noch intellektuell gewachsen seien.

 

Um ihren Traum dennoch weiterverfolgen zu können, sieht sie keine andere Möglichkeit, als sich in den jungen „Marten“ zu verwandeln – und siehe da, sie wird als Lehrling in der Hofgärtnerei eingestellt. Das Versteckspiel wird jedoch zunehmend schwierig, denn gefangen zwischen zwei Welten fällt es Marleene immer schwerer, ihre Rolle überzeugend zu spielen. Besonders, als sie im zweitgeborenen Sohn des Hofgärtners einen Seelenverwandten entdeckt…

 

Rena Rosenthal hat hier einen sowohl thematisch als auch vom Umfang her sehr üppigen historischen Roman vorgelegt. Auf stolzen 670 Seiten folgt man Marleene bzw. Marten durch das Jahr 1891. Der Untertitel „Frühlingsträume“ sollte dabei nicht zu ernst genommen werden, denn das Buch umfasst eine ganze Gärtnersaison und nicht nur den Frühling.

 

Marleene ist – wie für solche historischen Romane typisch - eine fortschrittlich denkende, intelligente Frauenfigur, mit der man sympathisiert. Ihr Weg vom verhuschten Zimmermädchen zum selbstbewussten Gärtnerlehrling wird anschaulich geschildert und man fühlt von der ersten Minute mit ihr mit. Ich habe sie und die Nebenfiguren unheimlich gern begleitet und mir kamen die 670 Seiten überhaupt nicht wie ein „Wälzer“ vor – auch wenn ich der Meinung bin, dass man an der ein oder anderen Stelle schon noch ein wenig hätte straffen können.

 

Aber mit der Länge des Buches hat die Autorin auch genug Raum für viele Wandlungen, Intrigen und Verflechtungen, die sich zum Ende hin so gekonnt verdichten, dass ich ihr dafür großen Respekt zollen muss. Auf der anderen Seite haben sich für mich ab und zu Fragen ergeben bzw. Handlungen, die mir nicht ganz logisch erschienen. Zum Beispiel versteckt Marleene täglich ihre Frauenkleidung kurz vor Erreichen der Gärtnerei, indem sie sie in einen Fliederbusch wirft. Ja, regnet es denn in Oldenburg nie? Als Versteck für Kleidung – zumal die weniger gut situierten Leute ja kaum Wechselkleidung besaßen – erschien mir das recht unbedacht und vor allem kaum auf die Dauer praktikabel, wenn sie nicht des Öfteren abends in völlig durchnässte Kleider steigen will, die in ihrer kargen Stube wohl kaum bis zu nächsten Morgen trocknen würden. Und eine Plastiktüte wird sie ja kaum dabeigehabt haben…  Das beispielsweise kam mir komisch vor und an solchen Sachen bin ich beim Lesen ab und zu ein wenig „hängengeblieben“.

 

Davon aber abgesehen kann man in diesem Roman wirklich schwelgen und wer sich für Natur und Pflanzen interessiert, kann mit diesem Buch richtig abtauchen in das historische Gärtnerhandwerk. Die Autorin beschreibt das teilweise sehr beschwerliche Gärtnern ausführlich und – so im Nachwort zu lesen – auch sehr fundiert. Wer sich zudem für das gesellschaftliche Leben des späten 19. Jahrhunderts interessiert, bekommt hier ein schillerndes und umfassendes Porträt geboten. Leseempfehlung für Fans der „Gärtnerinnen“-Serie von Martina Sahler und alle, die üppige historische Romane lieben!

 

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Tolle Atmosphäre, tolles Setting, toller Krimi!

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer
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Lange schon habe ich mich auf diesen dritten Teil der „Nordlicht“-Reihe von Anette Hinrichs gefreut. Auch die ersten beiden Teile habe ich als Hörbuch gehört und so wollte ich auch Teil 3 wieder mit den ...

Lange schon habe ich mich auf diesen dritten Teil der „Nordlicht“-Reihe von Anette Hinrichs gefreut. Auch die ersten beiden Teile habe ich als Hörbuch gehört und so wollte ich auch Teil 3 wieder mit den Ohren genießen.

 

Es ist ja gerne mal so, dass beim 3. Teil die Geschichte nicht mehr so spannend wirkt, dass man den Eindruck hat, die Stories werden behäbiger und dass man dem Fall einfach nicht mehr mit soviel Neugier folgt. Das alles war hier gar nicht der Fall.

 

Anette Hinrichs ist es auch diesmal wieder gelungen, einen Krimi mit einer wunderbaren Nordlicht-Atmosphäre zu schaffen. Die Ermittler Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg sind einem mittlerweile ans Herz gewachsen und zu guten Bekannten geworden. Umso gespannter ist man, wie es mit ihnen beruflich und privat weitergeht. Diesmal steht insbesondere Rasmus‘ Privatleben neben dem Fall im Mittelpunkt, da er nach der Geburt seiner Tochter Ida überlegt, wieder nach Kopenhagen zurück zu gehen, um sie regelmäßiger sehen zu können.

 

Der Fall des ermordeten 16-jährigen Mädchens enthält auch diesmal wieder viel Konfliktpotential, denn vieles deutet auf ein familiäres Drama hin: die türkischstämmige Elin hatte einen heimlichen Freund und bereits ihre Unschuld verloren – das Wort „Ehrenmord“ geistert durch die Sondereinheit der deutsch-dänischen Ermittler.

 

Viel Wert wird in diesem Krimi darauf gelegt, dass Leser sich hineinversetzen können in die jeweilige Stimmung. Wenn Rasmus am Strand entlangwandert oder Vibeke in einer alten Ziegelei Spuren sucht, hat man sofort eindrucksvolle Bilder vor Augen.

 

Das liegt zum einen an dem lebendigen Schreibstil der Autorin, die ihre Schauplätze detailliert aber nicht ausufernd beschreibt. Zum anderen aber auch an der Sprecherin Vera Teltz, die ich sehr mag und deren etwas dunklere Stimme aus meiner Sicht für diese Krimis absolut perfekt ist. Dennoch kann sie variantenreich erzählen und gibt auch lakonischen Momenten den richtigen Touch.

 

 

Hier ergänzen sich Geschichte und Sprecherin richtig gut und heraus kommt ein Krimi, der mit nordischer Stimmung punktet, bis zum Ende durchweg spannend ist und von den gut ausgearbeiteten Figuren getragen wird. Kurzum: Tolle Atmosphäre, tolles Setting, toller Krimi!

 

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Spannendes Lesevergnügen in den verruchten 1920ern!

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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„Die Menschen haben ihren inneren Kompass verloren. Sie wissen nicht, in welche Richtung sie gehen sollen. Sie fragen sich nicht mehr, ob das, was sie tun, richtig oder falsch ist. Hinzu kommt der Hunger. ...

„Die Menschen haben ihren inneren Kompass verloren. Sie wissen nicht, in welche Richtung sie gehen sollen. Sie fragen sich nicht mehr, ob das, was sie tun, richtig oder falsch ist. Hinzu kommt der Hunger. Es geht letztlich nur darum, dass etwas Geld einbringt.“ reflektiert der junge Kommissar Kuno Mehring die Situation im Berlin des Jahres 1920 gegenüber der Polizeiärztin Magda Fuchs.

 

Magda ist entsetzt von den Zuständen in dem Berlin, das sie kennenlernt. Aber sie hat eine sehr noble Pension gefunden, die eine Arztgattin in den freistehenden Zimmern ihrer riesigen Wohnung betreibt. Ein Umstand, dessen Hintergründe Magda irritieren – aber im Laufe des Buches werden die Beweggründe offenbar.

Aber was Magda, die nach mehreren Schicksalsschlägen aus dem beschaulichen Hildesheim in den Moloch Berlin gekommen ist, in den Elendsvierteln der Stadt zu sehen bekommt, ist erbärmlich. Bettelnde Kinder, Menschen in Lumpen, nackte Füße bei Minusgraden. Schläge. Krankheiten. Tod. Magda ist sich nicht sicher, ob sie die Arbeit als Polizeiärztin wirklich weiterführen kann. Aber die Schicksale der Kinder, die sie in den Straßen der Stadt kennenlernt, rühren sie so sehr, dass sie Kampfgeist entwickelt. Und so mehreren Verbrechen auf die Spur kommt, die eigentlich nur folgerichtig die Situation in der Stadt porträtieren.

 

Die Frauen, die Magda bei ihrer Arbeit und ihren Recherchen kennenlernt, spiegeln die Facetten des einerseits glänzenden, andererseits elenden Berlin. Ina, die Fürsorgerin, die versucht, Kinder unterzubringen, wenn sich niemand mehr um sie kümmert. Die etwas zwielichtige Anwältin Ruth, die so selbstbewusst auftritt, als könne ihr die Welt nichts anhaben. Die verwöhnte Celia, die in einer reichen, aber völlig unglücklichen Ehe gefangen ist. Die junge Doris, die den Kopf voller Träume hat, und für eine Karriere beim Film alles geben würde. Und die toughe Reporterin Erika, bei der sich Magda fragt, ob sie wirklich so abgebrüht ist, wie sie immer tut.

 

All diese Frauen kämpfen in „Das Leben ein ewiger Traum“ um ihre Freiheit, ihre Träume und zum Teil um ihre Existenz. Wie nah in Berlin Licht und Schatten beieinanderliegen, arbeitet das Autorenpaar, das unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreibt, eindrücklich heraus. Dabei ist ein mitreißender Roman entstanden, der den Leser mitnimmt in eine andere Welt. Anschaulich und mit großen Emotionen verfolgen die Leser*innen Magdas Weg in eine neue Zukunft – an ihrer Seite der junge Kommissar Kuno Mehring, der als einziger noch nicht vor den Problemen der Stadt resigniert zu haben scheint.

 

Mich hat dieser Roman begeistert, weil er vielschichtig über die Missstände, aber auch die Hoffnungen der Menschen nach dem 1. Weltkrieg berichtet. Weil er die Leser mitnimmt, statt ihnen nur einen Schauplatz zu präsentieren. Mittendrin fühlt man sich, wenn man mit Magda durch die Hinterhöfe geht, wenn man Ruth auf Vernissagen und Bälle begleitet und mit Doris das Nachtleben erkundet.

 

Unwillkürlich fiel mir die Reihe „Fräulein Gold“ ein, als ich diesen Roman las. Denn das Setting und die Handlung haben schon gewisse Parallelen. Und ich muss sagen – Magda Fuchs muss den Vergleich mit der vielgelobten Hulda Gold auf keinen Fall scheuen! Deshalb, Fans von Hulda, lernt unbedingt auch Magda kennen – ihr werdet sie lieben!

 

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Die wilden Kerle kommen!

Wilder wird's nicht
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 Andreas Winkelmann und Markus Knüfken sind noch richtige Kerle. Solche, die gekochten Reis vom Gaskocher dem 5-Sterne-Menü vorziehen und sich lieber im 5 Grad kalten schwedischen Bergsee erfrischen als ...

 Andreas Winkelmann und Markus Knüfken sind noch richtige Kerle. Solche, die gekochten Reis vom Gaskocher dem 5-Sterne-Menü vorziehen und sich lieber im 5 Grad kalten schwedischen Bergsee erfrischen als im Wellnessbereich eines Hotels. Kurzum – sie sind Outdoorfans und bezeichnen sich selbst als Abenteurer.

 

Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, echte Wildnis in Europa zu finden und dort eine Tour zu machen. Mit nichts als Rucksack, Zelt und Trekkingstiefeln.

 

Der erste Gedanke natürlich: die Alpen. Der E5-Wanderweg über die Alpen, um genau zu sein. Doch schon am ersten Abend bestätigte sich das Befürchtete: der Alpenwanderweg ist zum Massentourismus-Spot mutiert. Morgens brechen Scharen von Tourengängern aus den völlig überfüllten Berghütten auf, wirklich Ruhe hat man beim Überqueren der Alpen kaum noch.

 

Deshalb versuchen es die beiden in Italien und umrunden sowie besteigen den Gran Paradiso – den mit über 4000m höchsten Berg, der vollständig auf italienischem Boden steht. Schon besser!

 

Selbst vor der eigenen Haustür, im Harz auf dem Brocken, erleben sie im Winter ein echtes Abenteuer.

 

Doch die Krönung soll eine Tour durch den Sarek-Nationalpark im Norden Schwedens werden – quasi die Königsklasse des europäischen Bergtourismus. 2 Wochen ohne Handyempfang, nur mit dem 26kg schweren Bergrucksack unterwegs über eine karge alpine Höhenlandschaft, mit Sümpfen, undurchdringlichen Birkenwäldern (ja, das gibt’s!) und Flussläufen, die kaum überwindbar scheinen. Das ist das Abenteuer, nach dem die Männer sich gesehnt haben.

 

Dass sie dabei tatsächlich an ihre Grenzen kommen, schildern sie in dem knapp 200 Seiten langen Buch, das mit vielen Fotos bebildert und übersichtlich mit (nicht immer ganz ernst gemeinten) Outdoor-Überlebenstipps gespickt ist.

 

So ganz kann Andreas Winkelmann aber auch in diesem Buch nicht vom Thriller-Genre lassen, denn manche Erlebnisse werden tatsächlich hochdramatisch geschildert – mitunter wusste man nicht, ob der Leser hier einen Bären aufgebunden bekommt oder ob das einfach eine überspitzte Darstellung sein sollte. Daher hatte ich manchmal ein bisschen das Gefühl, dieses Buch soll alles sein – Tourenführer, Unterhaltungslektüre, Spannungsroman und auch noch Satire. Für mich war das ein bisschen viel auf einmal – weniger wäre hier mehr gewesen. Das Buch wirkte dadurch auf mich manchmal wie „weder Fisch noch Fleisch“, aber da sollte sich jeder ein eigenes Bild machen.

 

Geeignet ist das Buch auf jeden Fall für Outdoorfans, die sich für neue Touren inspirieren lassen wollen, aber auch für Leser*innen, die sich – wie ich – sagen: „Macht mal, Jungs, ich les das gerne, was ihr euch antut – und zwar in meiner warmen Badewanne.“ Und nicht zuletzt werden sicherlich alle Fans von Winkelmann ihre Freude haben mit einem etwas anderen, aber vielleicht gar nicht sooooo anderen Buch des Autors.

 

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Zwischen Triumph und Tränen

Romy und der Weg nach Paris
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Wie muss sich eine junge Frau fühlen, die ihre gesamte Teenagerzeit in einer Art Kokon verbracht hat? Den schweren Abnabelungsprozess der jungen Romy Schneider von ihren übergriffigen Eltern (d. h. ihrer ...

Wie muss sich eine junge Frau fühlen, die ihre gesamte Teenagerzeit in einer Art Kokon verbracht hat? Den schweren Abnabelungsprozess der jungen Romy Schneider von ihren übergriffigen Eltern (d. h. ihrer Mutter Magda Schneider und ihrem Stiefvater, einem Geschäftsmann, der viele Bars und Restaurants betreibt), beschreibt Michelle Marly alias Micaela Jary in ihrer neuen Romanbiografie.

 

Wie sie im Nachwort schreibt, hat sie die Eltern von Romy tatsächlich kennengelernt, da ihre Eltern und Romys Eltern sich kannten. Als Kind war aber die Wahrnehmung sicherlich eine andere und so musste sie natürlich trotzdem viel recherchieren, um die Darstellung von Romy und ihren familiären Verhältnissen so authentisch wie möglich zu treffen.

 

Im Buch spürt man, wie Romy – im Roman 19 Jahre alt und auf dem Höhepunkt ihres Erfolges nach den Sissi-Filmen – von der Fürsorge, aber auch dem Karrieredenken ihrer Mutter und ihres Ziehvaters schier erdrückt wird. Während Romy versucht, sich von den ewig gleichen Rollenangeboten des „Wiener Mädels“ zu distanzieren und „ernsthaftere“ Rollen anzunehmen, drängt ihre Mutter zu den erfolgversprechenden Rollen der bewährten Schiene. Doch Romy fühlt sich dem Backfisch entwachsen und möchte selbstständiger werden.

 

Als sie bei einem Filmprojekt den unangepassten und anfangs unnahbaren Alain Delon kennenlernt, einen jungen unbekannten Schauspieler mit fragwürdigem Hintergrund, ist sie fasziniert und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Er macht sich anfangs über ihre „Bürgerlichkeit“ lustig und zeigt ihr eine ganz andere Welt - die der Künstler in Paris. Romy spürt, dass sie zu dieser Welt dazugehören will, doch ihre Eltern boykottieren das junge Glück. Romy, die sich immer in die Sicherheit ihrer Familie fallenlassen konnte und sehr harmoniebedürftig ist, wird zum ersten Mal mit ernsthaften Konflikten konfrontiert – weil sie ihren eigenen Weg gehen möchte.

 

Das, was in diesem Roman passiert, passiert im Grunde in jeder Familie früher oder später. Die Kinder nabeln sich von den Eltern ab. Bei Romy jedoch war dieser Prozess aufgrund der besonderen Umstände unheimlich schwierig und überfordert die junge Frau teilweise sehr. Daher klammert sie sich an Alain, von dem sie sich die Sicherheit erhofft, aus der sie sich bei ihren Eltern entzieht.

 

Romy möchte gern am Theater spielen statt in seichten Filmrollen und nimmt ein Angebot für ein Theaterstück in Paris an. Aber die Proben fordern sie bis aufs Äußerste, zumal das Stück nicht in ihrer Muttersprache aufgeführt wird. Ihr Weg zur Selbständigkeit ist schwierig, aber die Autorin zeigt, wie Romy mit kleinen Schritten ihren Weg geht, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt – und das ist toll zu lesen.

 

Ich hätte zwar sehr gern auch noch mehr über ihr weiteres Leben erfahren (der Roman deckt nur 2 Jahre ihres Lebens ab), aber hier geht es wirklich mehr um ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben und nicht um eine komplette Biografie. Das sollten Leser*innen wissen, bevor sie zu diesem Buch greifen.

 

Auf jeden Fall lohnt es sich, in die Welt um 1960 einzutauchen und ein wenig den Glitzer der Sissi-Filme abzukratzen, um die wahre Romy zu entdecken! Dabei ist dieses Buch die beste Begleitung, die man sich vorstellen kann.

 

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