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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Tulpen, Malerei und Mathematik – doch, das passt zusammen!

Tulpengold
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Hätte mir jemand das Buch mit diesen drei Stichworten in die Hand gedrückt, wäre ich wohl seeeehr skeptisch gewesen. Wie sollen diese drei Dinge in einem Roman verschmelzen und das Buch trotzdem „aus einem ...

Hätte mir jemand das Buch mit diesen drei Stichworten in die Hand gedrückt, wäre ich wohl seeeehr skeptisch gewesen. Wie sollen diese drei Dinge in einem Roman verschmelzen und das Buch trotzdem „aus einem Guss wirken“? Ich hätte nicht gedacht, dass das funktioniert – bis ich diesen Roman gelesen habe.

Dieser historische Kriminalroman ist im Amsterdam des 17. Jahrhunderts angesiedelt und der große Rembrandt van Rijn spielt eine tragende (und malende) Rolle darin. Zunächst fand ich es interessant, wie eine solche historische Persönlichkeit in einem Roman wiedergegeben wird – ich lese unheimlich gern Bücher, die sich auf eine wahre Begebenheit oder eine tatsächliche Persönlichkeit stützen, denn man lernt dabei immer sehr viel – und das ganz nebenbei, während man gut unterhalten wird. Und auch über Rembrandt habe ich durch den Roman mein Wissen erweitern können.

Besonders fasziniert hat mich aber Pieter, die Hauptfigur des Romans. Der 17jährige Lehrjunge von Rembrandt ist ein Außenseiter und man hat zunächst das Gefühl, dass er nicht so recht „in die Welt passt“. Er ist hochintelligent und kann seitenweise mathematische bzw. stochastische Formeln aufstellen. Gleichzeitig strahlt er eine Naivität aus, die gar nicht dazu passen will. Wie die Autorin auch im Nachwort selbst beschreibt, hätte man heutzutage wohl das Asperger-Syndrom bei ihm diagnostiziert. Aber durch seine innere Gegensätzlichkeit ist er ein sehr spannender Charakter. Mit ihm auf Mörderjagd zu gehen, ist anders… denn er geht nicht mit herkömmlichen Methoden an die Ermittlung des Falles sondern immer mathematisch-logisch. Das führt mitunter durchaus zu amüsanten Szenen, aber Pieter bleibt immer ein liebenswerter Junge, den man im Laufe des Buches sehr lieb gewinnt.

Ich könnte mir gut vorstellen, noch weitere historische Kriminalfälle mit Pieter zu lösen… vielleicht lernt er ja im Laufe der Zeit noch weitere Persönlichkeiten seiner Zeit kennen? Ich würde mich sehr drüber freuen, denn dieser historische Kriminalroman war ganz nach meinem Geschmack!

Veröffentlicht am 18.02.2018

Ein Roman mit viel „Gefühl im Hintern“! ;-)

Der Bobmörder
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Denn wie uns dieser Krimi lehrt – man liest ja nicht nur aus schnöder Unterhaltungssucht, sondern weil man was lernen will – benötigt man als Bobfahrer/in genau dieses „Gefühl im Hintern“ (und zwar nicht ...

Denn wie uns dieser Krimi lehrt – man liest ja nicht nur aus schnöder Unterhaltungssucht, sondern weil man was lernen will – benötigt man als Bobfahrer/in genau dieses „Gefühl im Hintern“ (und zwar nicht zu knapp), um die Bahn spüren zu können und so den Bob zu Bestzeiten zu bringen.

Auch der Fickel hatte sich früher diesem Sport verschrieben und es immerhin zum Anschieber gebracht. Durch diverse Irrungen und Wirrungen musste dann aber die sportliche Karriere der juristischen weichen. Ob das ein Fluch oder ein Segen war für Thüringen… man weiß es nicht.

Jedenfalls hat mich auch dieser Regionalkrimi wieder überzeugt und ich bin einmal mehr der Meinung, die (Regionalkrimi-)Konkurrenz aus Bayern kann sich warm anziehen, wenn erstmal der Thüringer Bob an den Start geschoben wird. Fickel stolpert wieder mehr schlecht als recht in die Ermittlungen (eigentlich will er ja in Oberhof eine Kur machen, aber angesichts der strengen Regularien, insbesondere was kulinarische und alkoholische Genüsse angeht, ist er bald von diesem Plan nicht mehr überzeugt). Seine Ex, Frau Oberstaatsanwältin Gundelwein, und Kriminalkommissar Recknagel ermitteln professioneller, aber auch nicht weniger amüsant. Und schließlich ist da noch die ausstehende Olympiabewerbung Oberhofs für die Winterspiele 2030, die lediglich daran scheitern können, dass Alpinski-Asse angesichts der hübschen Mittelgebirgshügel einen Lachkrampf bekommen würden.

Hans-Henner Hess erzählt mit viel Lokalkolorit (und amüsanten Fußnoten) einen kurzweiligen Krimi, der auch die sportliche Vergangenheit Oberhofs Revue passieren lässt. Nicht nur für Fans des Wintersports ein Vergnügen!

Veröffentlicht am 04.02.2018

Prag im Winter - voller Melancholie

Wintersterne
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Am Anfang dachte ich noch, es wird ein Wohlfühlroman. Ich stellte mir das so romantisch vor – eine Geschichte von drei Pärchen, die Prag im Winter erleben und als Leser ist man ganz vorn mit dabei. Ja, ...

Am Anfang dachte ich noch, es wird ein Wohlfühlroman. Ich stellte mir das so romantisch vor – eine Geschichte von drei Pärchen, die Prag im Winter erleben und als Leser ist man ganz vorn mit dabei. Ja, so ähnlich war es am Anfang auch. Aber unterschwellig war da immer Melancholie und irgendwas Bedrohliches. Vielleicht ging es mir nur so, weil ich den Roman gelesen habe, als ich mich selbst nicht wohlfühlte und mit einer fetten Virusgrippe tagelang fiebrig im Bett lag. Aber für mich sind es jetzt im Nachhinein keine „Wohlfühlmomente“, an die ich denke, wenn ich das Buch Revue passieren lassen. Damit hatte das Buch zwar eine starke Wirkung auf mich, aber leider nicht die, die ich mir gewünscht hätte.

Denn statt mit schönen Bauwerken und Adventszauber verbinde ich dieses Buch mit dem Gefühl starker Trauer, psychischer Labilität und Sinnkrisen. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist sicher gut und gibt an vielen Stellen auch Anlass, sich selbst zu hinterfragen, seine Zielstellungen im Leben, Wünsche, Träume usw. Aber es hat mich leider in einem Moment getroffen, als ich selbst mich schwach und hilflos fühlte und den großen Gefühlen wie Trauer, Schmerz, Schuld usw. nicht gewachsen war, die sich hier am Ende offenbaren.

Und so hinterlässt das Buch zwiespältige Gefühle in mir. Es ist gut erzählt, es birgt große Überraschungsmomente und es ist auch anrührend. Es war nur für mich in diesem Moment leider nicht ganz das richtige Buch, um mir auf meiner „Krankenstation“ Freude und Wohlfühlmomente zu bringen.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Mysteriöse Stimmung und ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte

Tu Buße und stirb
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Dieser Roman über ein dunkles Kapitel in der irischen Geschichte verschenkt aus meiner Sicht ein wenig von seinem Potential. Ich fand es sehr interessant, mehr über die sogenannte „Magdalenen-Heime“ zu ...

Dieser Roman über ein dunkles Kapitel in der irischen Geschichte verschenkt aus meiner Sicht ein wenig von seinem Potential. Ich fand es sehr interessant, mehr über die sogenannte „Magdalenen-Heime“ zu erfahren, in denen – insbesondere im katholischen Irland – ledige Mütter einen Zufluchtsort haben sollten. Die Realität sah leider oft anders aus - so wurden die Kinder ihren Müttern gegen deren Willen weggenommen und an zahlungskräftige Adoptionswillige (oft aus dem Ausland) „verschachert“. Diese Zustände der 1960er/1970er Jahre greift dieser Krimi auf.

Da er sich aber an vielen Stellen nicht so recht entscheiden kann, ob er betont humorvoll sein will oder aber – dem Grundthema angemessen – eher ernst und düster, kommt ein merkwürdiger Mix dabei heraus, bei dem ich den Eindruck hatte, es sei weder Fisch noch Fleisch.

Der Kriminalfall an sich ist interessant und da er zu großen Teilen in einem Kloster spielt, kommt eine gewisse mysteriöse Grundstimmung dazu. Aber die Umsetzung hätte besser sein können, auch wenn die Ermittler Tom, Ray und Laura sympathische Akteure waren.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Warum mussten es 500 Seiten sein für diese Geschichte?

Ein letzter Tanz in Havanna
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Ich will nicht sagen, dass das Buch schlecht war… es war nur irgendwie viel zu lang. Diese Familiengeschichte zwischen Großbritannien und Kuba hatte viele kleine Verstrickungen und erzählte in Rückblenden ...

Ich will nicht sagen, dass das Buch schlecht war… es war nur irgendwie viel zu lang. Diese Familiengeschichte zwischen Großbritannien und Kuba hatte viele kleine Verstrickungen und erzählte in Rückblenden auch die Geschichte von Elisa, die als junges Mädchen von Havanna nach Bristol gekommen war, und ihrer unglücklichen Liebe zu dem Revolutionär Duardo. Aber ich denke, man hätte diesen Roman um 200 Seiten kürzen können und hätte trotzdem die Handlung noch gut untergebracht. Dann wäre es vielleicht auch eher ein Lesegenuss gewesen. So muss ich zugeben, dass ich einige Passagen nur quergelesen habe (ohne Wichtiges zu verpassen!).

Auch mit einigen Charakteren habe ich mich schwer getan, allen voran Duardo. Der stolze Kubaner konnte ihr auch nach Jahrzehnten nicht verzeihen, dass sie damals nach England gegangen ist. Sie erklärte ihm, man habe ihr gesagt, er sei bei Kämpfen ums Leben gekommen. Damit habe sie nichts mehr in Kuba gehalten. Duardo aber hat ihr vorgeworfen, sie habe nur nicht genug versucht herauszufinden, ob er nicht doch noch lebt, und ihn einfach „fallenlassen“. Also mal ehrlich! Was ist denn das für ein affektierter A… ? Selbst als er rausfand, das seine Mutter der treibende Keil war damals, hat er seiner Mami natürlich verziehen. Elisa war immer noch die Böse, weil sie ihn ja im Stich gelassen hat. Und Elisa liebt ihn natürlich trotz dieser Zurückweisungen auch nach 50 Jahren noch. Das empfand ich als vollkommen unrealistisch.

Es ist sicherlich eine nette Lektüre, dieses Buch, wenn man mal abtauchen will in ein anderes Land (wobei auch die Handlung in Bristol einen relativ großen Teil einnimmt). Aber wie gesagt – es hat bei mir keine Begeisterungsstürme ausgelöst und war für mich auch teilweise nicht ganz nachvollziehbar.