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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2017

Eins der besten Bücher der (bisherigen) Reihe

Die Perlenschwester
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Mit „Die Perlenschwester“ hat Lucinda Riley in der groß angelegten Seven-Sisters-Reihe wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Nachdem ich den Eindruck hatte, dass das letzte Buch („Die Schattenschwester“) ...

Mit „Die Perlenschwester“ hat Lucinda Riley in der groß angelegten Seven-Sisters-Reihe wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Nachdem ich den Eindruck hatte, dass das letzte Buch („Die Schattenschwester“) einen kleinen Durchhänger markierte, war ich diesmal wieder hellauf begeistert von der Geschichte.

Das Buch hat alles, was man von einem guten Famlien-Schmöker erwartet: eine sympathische Protagonistin (diesmal Ce-Ce), einen interessanten historischen Handlungsstrang in einem exotischen Setting (diesmal: Broome, Australien) und viel Gefühl, Irrungen, Wirrungen und natürlich (!) ein Happy End.

In diesem Buch lernt man die Ureinwohner Australiens, die Aborigines, näher kennen. Begriffe wie Traumzeit oder Walkabout werden einem näher gebracht. Ich wusste z. B. auch nicht, dass die Aborigine-Kultur sehr viele Künstler hervorgebracht hat. Die Perlenindustrie hingegen, die mit Ce-Ce’s Familiengeschichte zu tun hat, wird aus meiner Sicht nicht sehr umfänglich beschrieben. Darüber hätte ich gern mehr erfahren. Der Fokus lag hier eindeutig auf der Familiengeschichte und der Beziehung zwischen Weißen und Aborigines.

Dennoch war das Buch für mich ein Genuss und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band. Da bis jetzt alle Teile jeweils im Herbst erschienen sind (jeweils um ein Jahr versetzt), rechne ich im November 2018 mit Band 5 der Reihe. Und ich bin jetzt schon mehr als gespannt, denn das letzte Kapitel der „Perlenschwester“ gibt einen Vorgeschmack auf Tiggys Geschichte und endet mit einem ordentlichen Cliffhanger!

Veröffentlicht am 10.12.2017

Zum Träumen, aber auch zum Nachdenken

So klingt dein Herz
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Ich gebe zu, ich bin mit etwas Skepsis an das neue Buch von Cecilia Ahern herangegangen. Am Anfang war ich ein Fan von ihren Geschichten, dann konnten mich ihre Romane irgendwie nicht mehr begeistern. ...

Ich gebe zu, ich bin mit etwas Skepsis an das neue Buch von Cecilia Ahern herangegangen. Am Anfang war ich ein Fan von ihren Geschichten, dann konnten mich ihre Romane irgendwie nicht mehr begeistern. Ich hatte das Gefühl, die Luft ist raus und so griff ich eher halbherzig zu „So klingt dein Herz“. Aber diesmal war es anders.

Von Anfang an hat mich die Geschichte von Laura und Solomon gefesselt. Lauras Verletzlichkeit, ihre Andersartigkeit kommt gefühlvoll und authentisch rüber in diesem Buch und ich war begeistert von der Idee, die Cecilia Ahern hier verarbeitet: Ein Mensch, der – wie der berühmte Lyrebird aus Australien – die Fähigkeit hat, jegliches gehörte Geräusch zu imitieren.
Dazu kommt, dass Laura von ihrer Mutter vor der Welt versteckt wurde und nach ihrem Tod 10 Jahre lang allein in einem Cottage im Wald gewohnt hat. Kein Wunder, dass die junge Frau Anpassungsschwierigkeiten in unserer (angeblich) kultivierten Welt hat.

Als eine Filmcrew Laura zufällig entdeckt, erkennt die Regisseurin Bo das (Vermarktungs-)Potential, das in dieser jungen Frau steckt. Sie überredet sie, an einer Talentshow im Fernsehen teilzunehmen und Lauras Leben nimmt dadurch eine dramatische Wendung.
Das Buch zeigt am Beispiel der schüchternen Laura, welchen Einfluss die Medien auf Menschen haben können. Dass heutzutage innerhalb von Tagen Stars gemacht werden, aber auch, dass eine solch überschwängliche Stimmung allzu schnell kippen kann und Menschen ins Bodenlose gerissen werden. Es ist ein Weckruf, nicht in Medienhysterie einzustimmen, sondern vielleicht erst einmal nachzudenken, bevor man einen Kommentar im Internet postet. Mich hat das Buch auf jeden Fall nachdenklich gemacht. Ich hab mit Laura mitgelitten und war erschrocken, welche Konsequenzen aus vermeintlichen Kleinigkeiten entstehen können. Aus meiner Sicht wäre es gut, dieses Buch Teenagern zum Lesen zu geben, damit sie einen Denkanstoß zum Thema Internet und TV bekommen.

Zwei weitere Dinge kamen bei mir ebenfalls positiv an: einerseits wird die Frage angerissen, wieviel Technik und Fortschritt wir in unserem Leben brauchen und ob nicht ein Leben mehr im Einklang mit der Natur angestrebt werden sollte. Zum anderen fand ich es gut, dass die Figuren (besonders Bo) sich im Laufe des Buches entwickelt haben. Bo ist karriereorientiert und sie bleibt es auch. Aber sie wird feinfühliger und versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Gutes zu tun. Diese Entwicklung kommt allmählich zum Vorschein und das hat mir gefallen.

Ich habe das Buch genossen und es hallt bei mir auch nach. Wenn ein Buch das schafft, ist es mir auf jeden Fall 5 Sterne wert.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Für Fans von Downton Abbey

Belgravia
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Belgravia hat mich sofort an Downton Abbey erinnert. Und auch wenn das Buch ein ganzes Stück früher spielt, sind auch hier die typischen Zutaten einer historischen „Soap Opera“ erfüllt. Klatschende Dienstboten, ...


Belgravia hat mich sofort an Downton Abbey erinnert. Und auch wenn das Buch ein ganzes Stück früher spielt, sind auch hier die typischen Zutaten einer historischen „Soap Opera“ erfüllt. Klatschende Dienstboten, eine robuste und in keiner Situation verlegene Duchess, eine nicht so ganz rechtschaffene aristokratische Ehefrau, zwei Liebende aus unterschiedlichem Stand und und und… Das Buch hat wirklich alles, was ein guter Historienschmöker braucht.

Ab und zu konnte ich mir – aufgrund ähnlicher Wesenszüge und ähnlichem Alter – nicht verkneifen, dass vor meinem geistigen Auge die Schauspieler aus Downton Abbey auftauchten, auch wenn sie hier andere Namen hatten. Das ist aber sicher auch nicht verwunderlich, wenn der Verfasser dieses Romans auch der Schöpfer von Downton Abbey ist.

Sein Erzähltempo entspricht wohl den damaligen Verhältnissen – nichts geht drunter und drüber, sondern es wird gemächlich eins nach dem anderen erzählt. Daher wirkte der Roman auf mich leicht „behäbig“. Für mich hätte man an der einen oder anderen Stelle durchaus mal einen Zahn zulegen können.

Für Fans der Dowton-Serie ist das Buch sicherlich interessant, denn es geht um die gleichen Gesellschaftsschichten und die gleichen großen und kleinen Intrigen. Wie jemand ohne diesen Hintergrund das Buch einschätzen würde, kann ich nicht beurteilen.

Mir hat es gefallen, wenn ich auch über einige Längen zügig hinweggelesen habe.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Mit diesem Buch sollte eine Packung Taschentücher mitgeliefert werden

Zehn Wünsche bis zum Horizont
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Emma Heatherington wagt sich mit ihrem Roman an ein schwieriges Thema: die Organspende. Die Hauptfigur ihres Romans, Maggie, hat seit 17 Jahren ein Spenderherz. Sie nimmt aller 12 Stunden Medikamente, ...

Emma Heatherington wagt sich mit ihrem Roman an ein schwieriges Thema: die Organspende. Die Hauptfigur ihres Romans, Maggie, hat seit 17 Jahren ein Spenderherz. Sie nimmt aller 12 Stunden Medikamente, um Abstoßungsreaktionen des Körpers zu verhindern. Eigentlich liegt sie mit diesen 17 Jahren schon über der Lebenserwartung, die man ihr nach der Transplantation mitgeteilt hatte. Und trotzdem meint man, dass sie fahrlässig mit diesem Leben umgeht. Sie trinkt zuviel, sie lässt sich gehen, sie achtet nicht mehr auf sich nach der Trennung von ihrem Ehemann. Die Frage dieses Buches ist: kann Maggie wieder zurückfinden zu einem achtsameren Lebensstil und wenn ja – nützt ihr das überhaupt etwas?

Maggie fängt an nachzudenken, als plötzlich der Bruder ihrer Organspenderin Kontakt zu ihr aufnimmt und sie kennenlernen will. Er gibt ihr u. a. eine Liste, die seine Schwester Lucy vor ihrem Tod verfasst hat: Dinge, die sie später als Erwachsene tun will. Maggie entschließt sich, diese Herzenswünsche an Lucys Statt zu erfüllen, um ein wenig von der Schuld abzuarbeiten, die sie spürt. Schließlich hat sie ihr Leben nur dem Umstand zu verdanken, dass Lucy starb…

Das Thema des Romans ist, so kam es mir vor, weniger das Leben mit einem Spenderherz (in medizinischer Hinsicht) sondern eher die psychologischen Fragen, die für die Familie des Spenders und für den Empfänger damit einhergehen.

Die Autorin beschreibt den Wandel von Maggie mitreißend und sehr emotional (eigentlich sollte zu diesem Buch eine Packung Taschentücher mitgeliefert werden!). Für meine Begriffe schießt sie aber manchmal in ihren Formulierungen etwas über das Ziel hinaus und es ist hart an der Grenze zu schwülstig. Natürlich ist das Thema sehr gefühlsbetont, aber dort noch durch ausschweifende Formulierungen einen draufzusetzen wirkt mitunter wie Zuckerguss auf einer Buttercremetorte. Es ist einfach etwas zuviel. Gut gemeint, aber zuviel.

Dennoch hat das Buch bei mir etwas ganz
Bedeutsames erreicht: ich werde meine Einstellung zum Organspendeausweis neu überdenken. Einen solchen Denkanstoß zu geben, das schafft bei weitem nicht jedes Buch. Danke dafür.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Und die Moral von der Geschicht‘: Ohne Mora mora geht es nicht!

Schildkröten haben keinen Außenspiegel
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Ja, genau so ist das in Madagaskar, weiß Jutta Hammer in ihrem Buch zu berichten. Mora mora ist wohl die wichtigste Vokabel, die man kennen sollte, wenn man die Insel bereist. Denn sie wird von den Madagassen ...

Ja, genau so ist das in Madagaskar, weiß Jutta Hammer in ihrem Buch zu berichten. Mora mora ist wohl die wichtigste Vokabel, die man kennen sollte, wenn man die Insel bereist. Denn sie wird von den Madagassen fast inflationär gebraucht und beschreibt gleichzeitig den Lebensstil der Menschen dort. Jutta bringt die Bedeutung im Glossar ihres Reiseberichts mit folgenden Sätzen auf den Punkt: „Mora mora steht für das madagassische Lebensgefühl des Laissez-faire. Bevor sich jemand zu sehr über etwas aufregt, bekommt er das von seinen Mitmenschen zugeflüstert. Das Lebensgefühl des mora mora lässt sich am besten kennenlernen beim Warten auf ein Taxi Brousse.“ Wer einmal auf solch ein Gefährt gewartet hat, weiß, was die Autorin meint

Dieses schöne kleine Büchlein ist voller Geschichten und Anekdoten aus Madagaskar, wo Jutta drei Jahre lang gelebt und gearbeitet – sprich: an Schildkröten geforscht – hat. Im Vordergrund steht dabei aber nicht ihre Arbeit, sondern einfach das Kennenlernen eines Landes und einer Kultur, die vollkommen verschieden ist von allem, was der gemeine Mitteleuropäer kennt (und schätzt). Sei es der unkonventionelle Weg zum Führerschein, das Dasein als Stargast bei einer Beschneidung, oder auch die mitunter abenteuerlichen Reisen in Gefährten wie dem Taxi Brousse oder dem Pousse-Pousse (na, was ist das???) – es gibt in diesem Reisebericht viel zu entdecken und zu staunen.

Garniert mit eigenen Fotos der Autorin aus den Jahren auf Madagaskar ist es eine interessante und lehrreiche Lektüre. Für mich persönlich hätte auch die Arbeit mit den Schildkröten noch mehr Raum einnehmen dürfen und detaillierter beschrieben sein. Aber auch mit dem verhältnismäßig kurzen Ausflug ins Schildkrötenreich hat sich dieses Buch absolut gelohnt und ich habe wieder ein interessantes Fleckchen Erde entdecken dürfen. Und noch etwas habe ich gelernt: vielleicht sollte ich in Zukunft einfach ein bisschen mehr mora mora sein…