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Veröffentlicht am 09.09.2021

Sehr detailgetreue Biografie mit einigen Längen

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
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Bis zu diesem Buch kannte ich Paula Dehmel, die spätere Ehefrau des Dichters Richard Dehmel, nicht und bin auch kein besonderer Fan von Literatur der Jahrhundertwende. Und so war es weniger die historische ...

Bis zu diesem Buch kannte ich Paula Dehmel, die spätere Ehefrau des Dichters Richard Dehmel, nicht und bin auch kein besonderer Fan von Literatur der Jahrhundertwende. Und so war es weniger die historische Persönlichkeit Paula, die mich bewog dieses Buch zu lesen, sondern die Erinnerung an die überragende Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Diese Reihe hatte ich geliebt und hoffte, wieder ähnlich begeisternden Lesestoff zu finden.

 

Leider war es nicht so ganz mein Buch. Weder war Paula eine Protagonistin, die ich ins Herz schließen konnte, noch konnte ich die erhoffte mitreißende Geschichte entdecken.

 

Paula steht unbestritten im Mittelpunkt der Geschichte. Zunächst wird sehr ausführlich ihre Jugendzeit beleuchtet, erst auf den letzten ca. 150 Seiten geht es um ihre Romanze mit Richard Dehmel. Dort sind auch viele – teils originalgetreue - Briefe zu finden, die auf mich jetzt, über 100 Jahre später, eher befremdlich und ermüdend wirkten (das ist daher auch keine Kritik am Schreibstil der Autorin – ich frage mich nur, ob man das in dieser Ausführlichkeit hätte übernehmen müssen).

 

Paulas Jugend war geprägt von ihrem Umzug zur gut situierten Tante Guste, die ihr die Künste und das Klavierspielen näherbrachte. Letztendlich lernt sie über ihren Bruder Franz den Dichter Richard kennen und verliebt sich. Ihre Eltern halten ihn jedoch nicht für standesgemäß für ihre Tochter und Paula muss um ihre Liebe kämpfen. Richard wirkte auf mich unsympathisch und daher habe ich ein Stückweit mit Paulas Eltern sympathisiert, die sie von dieser Beziehung abbringen wollten.

 

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die wesentliche Handlung des Buches erst im letzten Drittel zum Tragen kommt und alles davor irgendwie „Vorgeplänkel“ ist. Vielleicht hätte eine Straffung des Textes dazu geführt, dass der Roman mehr Schwung bekommen hätte…? Ich hätte es mir gewünscht, auch wenn die detailreichen Schilderungen natürlich ein sehr authentisches Bild von der damaligen Zeit entstehen ließen (was mir wiederum positiv in Erinnerung bleiben wird).

 

Letztlich überwog für mich aber das Gefühl der Länge, und so kann ich – obwohl der Roman ohne Frage sehr gut recherchiert scheint – nicht mehr als 3 Sterne für mein Leseerlebnis vergeben.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Man ist nie zu alt um einen Mord aufzuklären

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Wie stellen Sie sich ihren Lebensabend vor? Bingoabende, Sitztanz und Kantinenfutter im Seniorenheim? Nun ja… das ist normalerweise die Realität. Aber man könnte auch einen kleinen elitären Club gründen ...

Wie stellen Sie sich ihren Lebensabend vor? Bingoabende, Sitztanz und Kantinenfutter im Seniorenheim? Nun ja… das ist normalerweise die Realität. Aber man könnte auch einen kleinen elitären Club gründen und Morde aufklären… so wie die vier rüstigen Senioren in Cooper Chase. Sie treffen sich jeden Donnerstag, um in alten Akten zu stöbern und (ebenfalls alte) Kriminalfälle nachzuvollziehen. Bis dann wirklich ein Mord geschieht in ihrem Umfeld und die alten Herrschaften alles daran setzen, diesen aufzuklären.

 

Das Setting in England, noch dazu in einer Seniorenresidenz bietet viel Potential für schrullige Charaktere und skurrile Situationen. Ich hatte mich auf einen Krimi mit viel poinitertem Witz und Situationskomik gefreut – doch dieser Anspruch wurde nur teilweise erfüllt.

Zunächst muss ich sagen – ich fand die Erzählstimmen viel zu langsam. Das ohnehin schon – wohl dem Bewegungsbild der vier Senioren angepasste – Erzähltempo der Story wurde durch das behäbige Lesetempo noch potenziert. Eine dynamische Handlung konnte dabei also leider nicht herauskommen. Ich habe das Hörbuch auf Geschwindigkeit 1,25 gestellt – das war für mich zum Hören deutlich angenehmer.

 

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven, einerseits von einem außenstehenden Erzähler, andererseits aus der Ich-Perspektive von Joyce in einer Art Tagebuch, in dem sie die Leser auch direkt anspricht. Mir haben diese Passagen besser gefallen, weil man dadurch als Leser in die Handlung einbezogen wurde. Joyce ist eine sympathische Frau mit immer wieder durchblickendem Humor, so dass ich ihre Szenen wirklich genossen habe.

 

Die Handlung des Krimis selbst war mir etwas zu phlegmatisch. Manchmal hatte ich den Eindruck, es geht nur im Schneckentempo vorwärts und auch wenn ich unblutige Cosy-Krimis sehr schätze, war mir dieser hier doch etwas zu temperamentlos. Natürlich können die betagten Mörderjäger weder sportliche Höchstleistungen vollbringen noch können sie als Hobbyermittler besonders dynamisch agieren, dafür passt das Setting einfach nicht. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr Schwung gewünscht. Deshalb konnte mich das Hörbuch nicht richtig packen und ich bin ab und zu mit den Gedanken auch ein wenig abgeschweift.

Ob ich die angekündigten weiteren Fälle des Donnerstagsmordclubs verfolgen werde, weiß ich noch nicht. Dieser Einstieg jedenfalls konnte mich noch nicht ganz überzeugen, auch wenn die Story schlüssig und der Fall nachvollziehbar war. Vielleicht wirkt die Geschichte ja auch als Buch gefälliger und „runder“? Da ich gesehen habe, dass die Buchform schon viele begeisterte Rezensionen erhalten hat, wäre das durchaus etwas, was man testen sollte.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Hätte mir ohne die Rahmenhandlung viel besser gefallen

Mauersegler
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Ich bin sehr zwiegespalten, was die Rezension dieses Buches betrifft. Einerseits sage ich mir, die Autorin hat alles richtig gemacht und mit einem fesselnden Schreibstil ihre Geschichte erzählt. Andererseits ...

Ich bin sehr zwiegespalten, was die Rezension dieses Buches betrifft. Einerseits sage ich mir, die Autorin hat alles richtig gemacht und mit einem fesselnden Schreibstil ihre Geschichte erzählt. Andererseits war ich enttäuscht, denn ich hätte erwartet, dass die Schwerpunkte der Geschichte ganz woanders liegen.

 

Wie immer kann man alles von mehreren Seiten betrachten und ich hatte mit diesem Buch einfach das Problem, dass ich (vorrangig) ein Afrika-Buch erwartet habe. So wie es der Klappentext verspricht. Dieser spielt mit der Erwartung der potentiellen Leser und lässt sie in dem Glauben, dass der Hauptteil der Geschichte in Afrika (genauer gesagt im Senegal) spielt und sich dort alle für die Story wichtigen Dinge entwickeln und ereignen. Statt dessen nimmt die Afrika-Reise der Protagonistin nur ca. 50 Seiten im ganzen Buch ein.

 

Deshalb herrschte bei mir Enttäuschung vor, als ich mit der gefühlt 72. Abwandlung des Plots „junge Frau in Lebenskrise deckt an der Ostsee altes Familiengeheimnis auf“ konfrontiert wurde. Sowas habe ich zwischenzeitlich so oft gelesen, dass ich daran auch bei guter Erzählweise einfach nichts Neues mehr entdecken kann. Alles kommt einem so vor, als hätte man es irgendwo schon einmal so gelesen.

 

Noch einmal in Kurzform, für diejenigen, die einen Überblick über die Handlung des Buches möchten:

Rahmenhandlung – wie bereits erwähnt: junge Frau in Lebenskrise fährt an die Ostsee und deckt dort ein altes Familiengeheimnis auf.

Zweiter Erzählstrang (historische Handlung): Zwei Freundinnen kämpfen in den 1920er Jahren dafür, ihren Traum von der Pilotinnenkarriere wahr werden zu lassen. Dabei führt sie ihr Weg bis in den Senegal, wo sich ihre Wege auf dramatische Art und Weise trennen.

Mal ehrlich: welche der zwei Geschichten klingt interessanter für euch?

 

Ich finde daher, es hätte dem Roman besser getan, ihn nicht mit der Rahmenhandlung in die derzeit gut laufende Schiene „Ostsee-/Nordsee-Bücher“ zu pressen, sondern es bei dem historischen Erzählstrang zu belassen und nur über Marianne und Roseanne zu schreiben und ihre Geschichte zu erzählen. Ich denke, es wäre ein richtig guter historischer Roman geworden, der sowohl den zwei Charakteren als auch dem Thema Afrika noch mehr Raum gegeben hätte. Mir persönlich hätte das viel besser gefallen und aus meiner Sicht verschenkt man hier ein Stück weit Potential und guten Stoff zugunsten einer Rahmenhandlung, die dabei ist sich totzulaufen, weil gefühlt jedes zweite Buch im Unterhaltungssektor in genau die gleiche Kerbe schlägt.

 

Daher mein Fazit:

Für Leser, die (noch immer) Freude an den mittlerweile typischen Ost-/Nordseeromanen haben, kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Wer allerdings schon einige solcher Bücher gelesen hat, wird in diesem wenig Neues entdecken und wird von dem Buch vielleicht nicht ganz so begeistert sein.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Wo bleibt die Musik?

Im Licht der Freiheit
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Im Bukarest des Zweiten Weltkriegs setzt die Erzählung in diesem Roman an und beschreibt den harten Weg eines Waisenkindes in ein freiheitlichen Leben. Dabei wird vor allem die wechselvolle Geschichte ...

Im Bukarest des Zweiten Weltkriegs setzt die Erzählung in diesem Roman an und beschreibt den harten Weg eines Waisenkindes in ein freiheitlichen Leben. Dabei wird vor allem die wechselvolle Geschichte Rumäniens und die politische Entwicklung thematisiert.

Leider findet sich die auf dem Cover (im Untertitel) und im Klappentext geschilderte Geschichte in der Romanhandlung kaum wieder (insbesondere das Thema Musik spielt gerade keine tragende Rolle im Buch!), so dass mich die Handlung etwas enttäuscht hat. Zwar wird die politische Situation sehr eindringlich und mit starken Bildern geschildert, dennoch hatte ich eine Geschichte erwartet, die sich mehr um Natalias Liebe zur Musik dreht und um ihren Traum, Pianistin zu werden (so sagt es auch der Klappentext). Davon kommt aber in der Handlung kaum etwas vor, lediglich ihr Klavierspiel während ihrer Kindheit bei den Adoptiveltern wird ab und zu erwähnt.

Auch wenn das Buch flüssig geschrieben ist und interessante geschichtliche Einblicke bietet, kann ich daher nur 3,5 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Unterschätzte Frauen

Der Stockholm-Code – Die erste Begegnung
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1940 in Stockholm. Iris, Signe und Elisabeth haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Iris floh aus Estland mit ihren Söhnen nach Schweden, Signe verließ den Hof ihrer Familie, weil sie nach dem ...

1940 in Stockholm. Iris, Signe und Elisabeth haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Iris floh aus Estland mit ihren Söhnen nach Schweden, Signe verließ den Hof ihrer Familie, weil sie nach dem Tod ihrer Schwester den Schwager nicht heiraten wollte. Und Elisabeth stammt aus reichen Verhältnissen und kennt das Leben in der High Society. Gemeinsam haben sie, dass sie eine Arbeit suchen – was für Frauen im Jahr 1940 noch immer nicht selbstverständlich ist. Zusammengebracht werden sie von einem Mathematikprofessor, der das außergewöhnliche Gespür der drei jungen Frauen für mathematische Zusammenhänge erkennt.

Sie werden in den Militärdienst beordert und sollen fortan gemeinsam an einer geheimen Mission arbeiten: die chiffrierten Nachrichten der Deutschen zu entschlüsseln. Die Arbeit schweißt die drei Frauen zusammen und sie erkennen, dass man zusammen stärker ist, als wenn jede nur für sich allein kämpft.

Mit „Der Stockholm-Code“ wagt sich die schwedische Autorin Denise Rudberg an eine schwierige Genre-Verknüpfung: Frauenroman und Militär-/Politikthriller sollen einen spannenden, aber auch gefühlvollen Roman ergeben. Aus meiner Sicht ist letzteres sehr gut gelungen, bei der Spannung gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Zunächst einmal muss ich sagen: das Buch ist mit 350 übersichtlich bedruckten Seiten und drei Protagonistinnen sicherlich kaum in der Lage, in die Tiefe zu gehen und die komplexe politische Situation darzustellen oder die Charaktere tiefgründig zu entwickeln. Für mich selbst kommt etwas erschwerend hinzu, dass ich in der Geschichte Schwedens (bzw. der Rolle Schwedens im 2. Weltkrieg) nicht sonderlich bewandert bin und mir daher ein paar Zusammenhänge einfach fehlten, die hier auch nicht weiter thematisiert werden. Aber da kann die Autorin natürlich bei den Lesern aus ihrem eigenen Land andere Kenntnisse voraussetzen und daher möchte ich diesen Punkt auch nicht negativ werten.

Allerdings weist die Geschichte für mich ein Ungleichgewicht auf. An einigen Stellen hatte ich den Eindruck, Nebensächlichkeiten (wie z. B. der Besuch mit den Kindern im Süßwarenladen) werden sehr ausführlich erzählt, während der eigentlich spannende Vorgang des De-Chiffrierens, also die geheime und wichtige Tätigkeit der Frauen, die ja den Kern des Buches bildet, für meine Begriffe recht oberflächlich und kurz abgehandelt wurde. Auch blieb das für mich seltsam diffus, wie ein Nebel. Sie klebten die mitgehörten Nachrichten auf Papier, ordneten sie in gewisser Weise und suchten in den zusammenhanglosen Buchstaben und Zahlen nach Regelmäßigkeiten und Zusammenhängen. Nicht einmal jedoch wurde im Buch wirklich eine Nachricht im klassischen Sinne dechiffriert, vielmehr stützte man sich auf einzelne Fragmente, die dann allerdings schon mal einen Großalarm der Militärbereitschaft auslösen konnten. Obwohl mich das Thema brennend interessiert, fand ich es also hier weniger gut umgesetzt.

Auch das Ende des Buches war für mich nicht gut greifbar. Iris wird von Polizisten abgeführt, was ihr vorgeworfen wird, erfährt man nicht (wohl ein Cliffhanger für Band 2?). Auch weitere Fragen blieben offen.

Das Buch liest sich zwar wirklich gut und „in einem Rutsch“, aber inhaltlich konnte es mich leider nicht überzeugen. Thema und Charaktere sind interessant, ohne Frage, aber die Umsetzung fand ich lediglich durchschnittlich. Daher 3 Sterne für ein Leseerlebnis mit Hochs und Tiefs.

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