Eine Zeit, die immer noch schockiert. Beeindruckend geschrieben
>> Guten "Fluch" gehabt?
>> Guten "Fluch" gehabt? <<...
...ein passenderes Zitat von Elly Beinhorn könnte die Situation, von Pilotinnen, in den 1930er Jahren nicht beschreiben. Sich als Frau gegen Männer durchzusetzen war schon schwer, aber undenkbar war es, sich zu behaupten, wenn zufällig die Leidenschaft und Berufung in einer Männerdomäne lag.
Dies ist die Geschichte von zwei solcher Frauen.
Zum Inhalt:
Juliane (Gegenwart), die, nachdem ihr Freund sie verlassen hat, ziemlich orientierungslos ist, flieht aus Gründen zu ihrem doch eher unbekannten Großcousin an die Ostseeküste. Seine autarke Lebensweise fasziniert sie gleich zu Beginn, doch noch mehr das alte Sommerhaus aus den 20igern. Denn dort hängen Bilder ihrer Großtante Marianne und deren Freundin Rosanne, wie sie, als eine der ersten Pilotinnen, mit ihrem Flugzeug "Mauersegler" bis nach Afrika gekommen sind.
Deren Geschichte lässt Juliane nicht los und sie fängt an zu recherchieren. Auf den Spuren ihrer Großtante reist sie sogar bis nach Afrika und findet dort den Schlüssel zu einem tragischen Familiengeheimnis.
Eigene Meinung:
Ich liebe Geschichten über verschiedene Zeitebenen und spannender Geheimnisse. Auch hier hat die Autorin eine fiktive Story, mit geschichtlich gut recherchierten, wahren Begebenheiten, verknüpft, die mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen hat. Der einfache, aber vor allem beeindruckende, bildhafte Schreibstil fielen dabei besonders auf.
Vor allem die Kapitel aus der Vergangenheit habe ich sehr gemocht.
Auch, wenn man die Geschichte, über die Wertigkeit der Frauen in dieser Zeit kennt und auch vielleicht schon häufiger darüber gelesen hat, hat mich diese Geschichte nochmals schockiert. Eine Zeit, als der Ehemann noch gesetzlicher Vormund war und entscheiden konnte, was die Frau tut. Als erzwungener Sex in der Ehe noch Pflichterfüllung hieß und nicht Vergewaltigung. Als es sich nicht schickte, dass Frauen einen klassischen Männerberuf ausüben und in einer Zeit, als die Vorboten des zweiten Weltkrieges, gesellschaftlich schon deutlich zu spüren waren. Darum geht es hier und wurde für mich perfekt umgesetzt. Auch, wenn ich durch den Klappentext etwas anderes erwartet habe, bin ich positiv überrascht worden. Man könnte nämlich annehmen, dass ein Großteil dieser Geschichte in Afrika spielt. Auch ich dachte, dass ich von diesem beeindruckenden Setting viel lesen werde, aber tatsächlich war es nur ein geringer Anteil. Was ich auch etwas schade fand. Trotzdem möchte ich darüber nicht viel meckern, denn ganzheitlich betrachtet, hat mir dieses Buch total gut gefallen, weswegen ich es gerne weiterempfehlen möchte.
Fazit:
Eine Geschichte, zu Kriegszeiten, zwischen Kommunismus und Kapitalismus, wo Frauen noch keinen Stellenwert in der Gesellschaft hatten. Wo zwei Frauen aber versucht haben, dagegen anzukämpfen.
Sehr beeindruckend und berührend verstrickt die Autorin die Gegenwart mit der erschütternden Vergangenheit.
Klare Leseempfehlung!