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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2024

Beklemmend, aktuell und wichtig

Das Lied des Propheten
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Beklemmend ab der ersten Seite und wirklich geschrieben, um hin- und hergerissen zu sein. Immer wieder musste ich das Buch pausieren und mich fragen, wie ich an Eilishs Stelle gehandelt hätte. Wäre ich ...

Beklemmend ab der ersten Seite und wirklich geschrieben, um hin- und hergerissen zu sein. Immer wieder musste ich das Buch pausieren und mich fragen, wie ich an Eilishs Stelle gehandelt hätte. Wäre ich früher gegangen? Was hätte ich an dieser Stelle getan, was hätte ich gefühlt, wie wäre ich damit umgegangen?

Die Atmosphäre ist wirklich unheimlich gut eingefangen und geht unter die Haut. Beklemmung ist die treffende Beschreibung für das Gefühl, das ich das ganze Buch über hatte. Und Hoffnung, auch wenn diese mit zunehmendem Fortschritt der Handlung weniger wurde.
In einem Beitrag fiel das Wort "klaustrophobisch" und das passt wirklich gut zum Buch. Man ist gefangen zwischen den Seiten, merkt eine Bedrohung von überall und kann doch nicht aufhören, Eilish zu folgen.

Doch ab und an stolperte ich über sehr merkwürdige Formulierungen und Sätze, die einfach sehr unpassend wirkten und mich aus dieser beklemmenden Atmosphäre rissen. Ein Lächeln, das aus dem Kiefer auf den Boden rutscht zum Beispiel. Zum einen spannend, weil ich über solche sehr beschreibenden Formulierungen manchmal nachdachte und sie mir bildlich vorstellen wollte, zum anderen aber auch sehr ablenkend von einer Handlung, die diese Ablenkung nicht gebrauchen kann.
Gerade im ersten Drittel fand ich es dann doch eher störend, weil ich das Hörbuch pausierte, um nachzudenken und so wirklich ein paar Anläufe brauchte, um der Geschichte ohne Ablenkungen folgen zu können. Im letzten Drittel war dies gar kein Problem mehr, da fesselte mich die Handlung komplett an das Hörbuch.

Und so furchtbar die Handlung auch ist, irgendwie sind dann doch auch viele tröstende Stellen im Buch. Ganz klein, im großen Bild eigentlich kaum wahrnehmbar und ohne große Kommentare. Aber Eilish stößt mitunter schon auf Menschen, die helfen, auf Zusammenhalt. Auch wenn diese positiven Dinge im Schrecken einfach untergehen.

Was mich aber wirklich sehr gestört hat ist das Fehlen jeglicher Stellungnahme des Autors im Werk. Ich hoffe, dass ich es entweder überhört habe oder einfach nur in der Audioversion fehlt, die mir zur Verfügung gestellt wurde. Aber letztlich ist dieses Werk unteranderem deswegen so erfolgreich, weil es so aktuell und auf die reale Welt so leicht zu übertragen ist.
Dass dann mit keinem Wort das Leid, die Qual und Angst, die Not und das Überleben von Flüchtlingen anerkannt und geframet wird, ist mir echt sauer aufgestoßen. Ich möchte auf keinen Fall damit sagen, dass ich nicht glaube, dass der Autor dies nicht gemacht hat. Es fehlt aber einfach in diesem Buch, das mit einer möglichen Flucht über das Meer endet.
Ich bin der Meinung, dass Autor:innen über alles schreiben können und sollen, eben auch über Dinge, die sie (zum Glück) nicht selber erfahren mussten. Und natürlich sind Geschichten hilfreich, um einzelne Schicksale besser nachvollziehen zu können, die in einer Masse häufig untergehen.
Aber letztlich wird hier Profit aus einer Geschichte geschlagen, die für so viele Menschen Realität ist.

Für mich steht das Buch außerhalb eines Bewertungsrahmens. Da ich Punkte/Sterne vergeben muss, sit die volle Anzahl nur angemessen. Generell ist dies jedoch ein Buch, über das sich jede:r eine eigene Meinung machen sollte.

Veröffentlicht am 05.10.2024

Spannende Prämisse, Umsetzung leider nicht wie erhofft

Verbrannte Gnade
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Ich mochte den Schreibstil und Einstieg in die Geschichte wirklich gerne. Gleich zu Beginn liegt eine Anspannung in der Luft und die atmosphärischen Schilderungen und Beschreibungen der Umgebung ließen ...

Ich mochte den Schreibstil und Einstieg in die Geschichte wirklich gerne. Gleich zu Beginn liegt eine Anspannung in der Luft und die atmosphärischen Schilderungen und Beschreibungen der Umgebung ließen New Orleans sehr gekonnt vor meinem inneren Auge beim Lesen entstehen.

Das Buch ist in der Ich-Perspektive gehalten, was zum einen sehr spannend ist, um einen tieferen Einblick und ein besseres Verständnis für Schwester Holiday zu schaffen, indem immer wieder Rückblicke in ihre Vergangenheit und in ihre Gefühlswelt so möglich sind. Zum anderen aber leidet die Perspektive etwas an Schwester Holidays Wahrnehmung. Die Beschreibung von Nebencharakteren ist mitunter sehr stereotyp, was ich damit erkläre, dass Schwester Holiday als Person diese Figuren so stereotyp wahrnimmt. Übersetzt bedeutet das natürlich auch, dass die Figuren einfach sehr stereotyp geschrieben sind. Ich bin mir nur unsicher, ob dies mit Absicht geschehen ist und es somit als Stilmittel dient oder ob die Figuren einfach nicht gut ausgearbeitet sind.
Auf Grund von Schwester Holidays Vergangenheit kann ich in Grenzen schon verstehen, wenn Personen eher stereotyp wahrgenommen werden von ihr und gleich in Schubladen gesteckt werden. Nachvollziehen kann ich ein solches Vorgehen natürlich nicht und ich fand es auch für die Geschichte nicht von Vorteil.
Die Nebencharaktere finde ich aus dem genannten Grund sehr austauschbar, wirklich in Erinnerung bleiben wird mir kaum eine Figur. Es sorgt auch nicht dafür, dass ich den zweiten Band, der bereits auf Englisch publiziert wurde, eine Chance geben würde.

Ich hatte mit ein wenig mehr Finesse gerechnet, schließlich betitelt sich Schwester Holiday selber als Detektivin. Diese Tätigkeit beschränkt sich leider sehr darauf, einfach nur mit ausgewählten Personen zu sprechen und dann lauter haltlose Verdächtigungen auszusprechen. Im Kern ist das, wenn auch etwas stümperhaft, schon "Detektivarbeit". Aber mit fehlt dabei einfach ein bisschen das Geheime. Als Leser:in kann man schwer miträtseln, da auch hier wieder die Perspektive sehr im Weg steht. Schwester Holiday ist eingeschossen auf einzelne Personen, also muss man als Leser:in mit dieser Wahrnehmung mitgehen und andere Möglichkeiten werden wenig ausgelotet. Für mich persönlich ist dies auch die größte Schwachstelle des Buches, denn ich rätsel gerne mit, wer als Täter:in in Frage kommen könnte.

Neben der gut eingefangenen Atmosphäre mochte ich die queere Repräsentation sehr in diesem Buch. Schwester Holiday ist ein sehr mehrdimensionaler und spannender Charakter, leider wird der Plot dieser wirklich guten Figur nicht ganz gerecht.

Veröffentlicht am 29.09.2024

So unterhaltsam wie erhofft

Long Live Evil
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Das ist ein phantastisches Buch gewesen!
Ist es vorhersehbar? Ja, aber auch immer wieder doch überraschend.
Bedient es Stereotypen? Ja, in Massen, aber irgendwie auf eine sehr humorvolle Art und Weise. ...

Das ist ein phantastisches Buch gewesen!
Ist es vorhersehbar? Ja, aber auch immer wieder doch überraschend.
Bedient es Stereotypen? Ja, in Massen, aber irgendwie auf eine sehr humorvolle Art und Weise.
Es ist erfrischend anders, aber irgendwie doch auch wie so viele andere Bücher aus dem NA Fantasy Reigen. Ich fand es auf jeden Fall sehr unterhaltsam und es war genau das Buch, was ich brauche, um mich nach den Sommermonaten aus meiner jährlichen Leseflaute zu holen.

Die Prämisse fand ich von Anfang an total spannend. Eine Protagonistin, die nicht die strahlende Heldin sein will, sondern die Rolle der Schurkin auskundschaftet. Und Rolle ist hier wirklich die richtige Bezeichnung, denn durch das Spiel von einer fiktiven Welt innerhalb des Plots konnte man als Leser:in nicht nur Rae als Protagonistin ihrer eigenen Geschichte sondern auch der Rolle einer zweiten Geschichte kennenlernen.
Irgendwie liebe ich solche Geschichten, in denen Person sich plötzlich in einer anderen Welt wiederfinden (wie zum Beispiel Narnia). Und vor allem mag ich es, wenn es eine der Figur bereits bekannte Welt ist, die sie durch Bücher schon vorher entdeckte.
Dieser Wissensvorsprung war wirklich schön umgesetzt und ich fand es toll, wie die Autorin mit dem Stilmittel spielte.

Rae als Protagonistin fand ich toll. Ich mochte ihre beiden Seiten und fand viele ihrer Gedankengänge ganz spannend. Teils nur fand ich sie naiv und wahnsinnig blind für ihre Mitmenschen. Das kann man auf den Stress und die Ausnahmesituation schieben, ich bin aber mal gespannt, wie dies im zweiten Teil sein wird. Falls sich dementsprechend nichts ändert, wäre ich schon enttäuscht.
Ansonsten fand ich die Nebencharaktere auch gut. Klar, ein paar von ihnen bleiben etwas blass und entsprechen sehr Stereotypen. Aber es ist schwer, dies zu kritisieren, schließlich ist eben dieses stereotype ein Stilmittel und wird eigentlich sehr gekonnt umgesetzt. Die Charaktere sollen also teilweise sehr oberflächlich und dumpf wirken, überraschen aber dann teils auch wieder mit Ecken und Kanten.

Es ist kein herausragendes Buch, diesen Anspruch hat es aber auch nicht. Es ist aber ein unglaublich unterhaltsames Buch, das ich auf jeden Fall noch einmal lesen werde. Und das ist für mich inzwischen der Aspekt, der bei Rezensionen sehr ins Gewicht fällt. Denn meine Zeit ist kostbar, mit jedem verstreichenden Jahr schätze ich meine verfügbare Freizeit immer höher ein und diese möchte ich nicht mit mittelmäßigen Büchern verbringen, sondern mit Büchern, die ich immer wieder lesen würde. Und dies ist auf jeden Fall ein solches Buch.
Ich freue mich jetzt schon auf den (leider noch nicht angekündigten) zweiten Band!

Veröffentlicht am 08.09.2024

Nicht überzeugend

Raiders of the Lost Heart
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Da ich auf Instagram und Tiktok dieses Buch schon häufig gesehen habe und Creator:innen es als sehr gut beschrieben, war ich schon ganz gespannt auf das Buch.
Und den Plot finde ich einfach auch toll: ...

Da ich auf Instagram und Tiktok dieses Buch schon häufig gesehen habe und Creator:innen es als sehr gut beschrieben, war ich schon ganz gespannt auf das Buch.
Und den Plot finde ich einfach auch toll: Enemies to lovers, Archäologie, Dschungel und Ausgrabung?
Das klang einfach zu gut. Ich mag vor allem rivalisierende enemies to lovers Bücher, gerne im akademischen Setting wie die Bücher von Ali Hazelwood. Und ich bin mit der Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, dass es ähnlich wie Ali Hazelwoods Bücher wäre - mit Indiana Jones Vibes als Kirsche obendrauf.
Das Buch konnte meine Erwartungen, die durch den Klappentext und Social Media geschürt wurden, aber einfach nicht erfüllen.

Ich muss leider ein wenig spoilern in der Rezension, um die Bewertung gut zu begründen, wer sich nicht spoilern lassen möchte, hier eine Kurzfassung: zu wenig Plot, zu viele Szenen, die die Geschichte nicht vorangebracht haben, zu viele Klischees, Wiederholungen, nicht ausgebaute Charaktere mit wenig Tiefe.

Corrie könnte eine wirklich tolle Protagonistin sein, da ist wirklich viel Potential für vorhanden. Leider ist sie aber zu überzogen dargestellt.
Die Frau kann nämlich einfach alles, weiß alles und hat eigentlich alles. Beworben wurde das Buch unter anderem als „Lara Croft trifft Indiana Jones“ und
Ich mochte jedoch durchaus die Art, wie Corrie geschrieben war. Sie ist wirklich witzig, nicht auf den Kopf gefallen und hätte als Figur einen so viel besseren Roman verdient. Es ist spürbar, dass viele Gedanken in die Erstellung der Figur geflossen sind und einige Charakterzüge fand ich wirklich toll. Ich mochte auch die sexpositive, sehr offene Art von Corrie.
Was mich aber im Nachhinein stört ist, dass mehrmals betont wurde, wie sehr Corrie darunter leidet und es sie nervt, dass sie immer nur auf ihr Äußeres reduziert wird, nur um an wirklich jeder Stelle und von jedem Charakter ebendarauf reduziert zu werden. Zum Beispiel stört es Corrie (absolut verständlicher Weise), dass sie in der Fachwelt eher in Bezug zu ihrem Äußerem und weniger auf ihre wissenschaftlichen Errungenschaften besprochen wird. Nur ein paar Seiten später aber werden eben diese äußeren Merkmale sehr stark betont. Für mich steht das Schreiben der Figur durch die Autorin etwas konträr zu dem Schreiben über die Figur. Das ist mir aber mehr im Nachhinein aufgefallen, beim Lesen ist mir das nicht so stark aufgefallen.
Dennoch fand ich Corrie als Hauptcharakter wirklich gut.

Ford darf eigentlich nur existieren, um „knallhart“ Corrie einen Partner an die Seite zu stellen, weil schließlich kann sie selbst als starke, sexpositive Frau nur mit einem Mann an ihrer Seite vollends glücklich werden. Der muss aber natürlich super heiß sein (aber weiß nichts von seiner Wirkung auf Frauen). Um ihm ein wenig mehr Tiefe zu geben, gibt es dann natürlich Familiendramen, so soll er wenigstens nicht mehr eindimensional wirken. Aber wirkliche Tiefe oder eine Entwicklung des Charakters gibt es nicht.

Die Chemie zwischen den beiden war durchaus vorhanden, aber mir ging das alles viel zu schnell. Ab dem dritten Kapitel

Und generell weiß ich nicht, wofür man das Buch ab dem vierten Kapitel überhaupt weiterlesen sollte. Es ist von Anfang an vollkommen klar, in welche Richtung es gehen wird. Da ist einfach nichts mit knisternder Leidenschaft, dem hin- und hergerissen sein, wie man denn Gefühle für eine Person entwickeln kann, die man eigentlich nicht mag, es gibt kein Herzrasen und Mitfiebern. Es fehlt einfach ein vernünftiger Aufbau der Beziehung zwischen den beiden.
Das Buch hätte auf 100 Seiten eingedämpft werden können und hätte trotzdem noch genug Füllseiten gehabt, weil einfach nichts passiert. Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, noch nie ein so inhaltsloses Buch gelesen. Gefüllt werden die Seiten mit Spice und noch mehr Spice. Man kommt ja gerade im Romance Bereich nicht mehr um solche Szenen rum, ich finde es jetzt nicht unbedingt schlecht, solange die Szenen gut geschrieben sind. Hier hatte ich aber teilweise das Gefühl, eine (schlechte) Wattpad Fanfiction von Lara Croft und Indiana Jones zu lesen.
Und das ist so verdammt schade, weil das Buch sich eigentlich gut gelesen hat und ich durchaus das Können der Autorin mitunter gesehen habe.

Auf den Archäologieaspekt habe ich mich eigentlich am meisten gefreut. Vor allem, weil ich die Anmerkungen der Autorin zuerst gelesen habe und dadurch mit noch anderen Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin. Leider ist von Anfang an klar, dass hier nicht viel Vorwissen oder Recherche in das Buch geflossen ist, sondern die Ausgrabung einzig und allein als Rahmenwerk funktionieren muss, um das Buch von anderen Büchern abzuheben. Ja, Archäologie wird total romantisiert und ich habe keine wissenschaftliche Abhandlung erwartet. Aber der Rahmen gerät ins Schwanken, wenn man mal versucht, einen Blick dahinter zu werfen. Warum ist das Messer so bedeutend? Warum sind die Knochen nach so vielen Jahren noch erhalten? Das ergibt einfach keinen Sinn!
Hier fehlt mir extrem der Kontext und die Einordnung der Ereignisse, das wäre Aufgabe der Autorin gewesen.
(Und ich finde nicht, dass man als Autor:in nur über Dinge schreiben darf, die man kennt. Aber ich erwarte eine fundierte Recherche und einen logischen Aufbau der Ereignisse. Das ist einfach lazy work so.)

Ich war sehr hin und her gerissen, welche Bewertung ich dem Buch geben könnte. Während des Lesens hätte es alles zwischen einem und drei Sternen sein können. Es hat meine Erwartungen einfach nicht erfüllt, der Plot ist viel zu wenig, dafür gibt es viel zu viele unnötige spice Szenen.
Es wird einen weiteren Band geben, der den Fokus auf einen Nebencharakter aus diesem Buch legt, den werde ich aber getrost auslassen.

Veröffentlicht am 18.08.2024

Erwartungen verfehlt

Psyche und Eros
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Ich hatte mich wirklich sehr auf die Geschichte rund um Psyche und Eros gefreut. Geschichten rund um die griechische und römische Mythologie habe ich schon als Kind geliebt, die Begeisterung riss nur eine ...

Ich hatte mich wirklich sehr auf die Geschichte rund um Psyche und Eros gefreut. Geschichten rund um die griechische und römische Mythologie habe ich schon als Kind geliebt, die Begeisterung riss nur eine zeitlang ab, als ich in der Schule die Originalwerke übersetzen musste. Ja, statt einer neuen fremden Sprache saß ich in Latein- und Altgriechischunterricht. Geschadet hat es nicht, aber französisch oder spanisch kann ich leider noch immer nicht.
Vor allem seit dem großen erfolg von "Circe" von Madeline Miller liebe ich neuinterpretierte Geschichten entstammend aus den beiden Mythologien. Und gerade die eher feministische Betrachtung und Herangehensweise, wie zum Beispiel auch bei "Medusa" von Natalie Haynes, gefällt mir wahnsinnig gut.
Ich lechze quasi nach weiteren Interpretationen dieser Art und freute mich deswegen ungemein auf dieses Buch. Leider aber mit einer vollkommen falschen Erwartungshaltung.

Ich bin zum einen mit den Charakteren nicht warm geworden. Psyche fand ich bis zuletzt sehr unsympathisch und anstrengend. Ich kann den Finger nicht ganz drauf legen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich als Leserin durch bestimmte Aussagen dazu gezwungen werden sollte, sie toll zu finden. Was aber durch die nächste Handlung von Psyche wieder zunichte gemacht wurde. Ernsthaft, in einer Szene beruft sie sich auf die Xenia, die Gastfreundschaft, wodurch ihr diese nicht verwehrt werden darf, macht sich Gedanken, dass die Bewohner des Dorfes "ein Leben voll zermürbender Widrigkeiten" führen müssen und ei paar Seiten später klagt sie über die einfache Kleidung, die ihr von diesen gegeben wurde?! Ja, ich bin an dieser Stelle vielleicht sehr picky. Aber ich bin auch einfach echt enttäuscht von dem Buch.

Eigentlich hätte ich voller Herzschmerz an den Zeilen hängen müssen, zerrissen vom Leid der beiden. Stattdessen wollte ich die Szenen mit Psyche immer so schnell wie möglich hinter mich bringen. Denn die Kapitel aus Eros Sicht fand ich eigentlich ganz gut. Zumindest deutlich besser als die Kapitel aus Psyches Sicht.
Auch die Anziehung, Liebe will ich bei den beiden gar nicht erst als Bezeichnung für ihre Beziehung benutzen, habe ich kaum gespürt. Da war keine Freude, kein Funke, keine tiefe Trauer beim Verlust. Hätte ich nicht parallel ein wirklich ergreifendes anderes Buch gelesen, hätte ich fast gedacht, dass ich vielleicht vollkommen abgestumpft wäre.

Mir gefiel auch die Darstellung von Aphrodite nicht. Ich finde es wirklich toll und noch immer schön erfrischend, wenn die Gottheiten der römischen und griechischen Mythologie nicht als die wundervollen, gütig Wesen dargestellt werden, die sie wirklich nie waren, sondern in all ihren Facetten. Eben auch mit den sehr grausamen, brutalen und kaltblütigen. Aber Aphrodite wirkte einfach wie die klischeehafte blonde Zicke aus YA Büchern, die eigentlich 2010 (zum Glück!) schon nicht mehr aktuell und zeitgemäß waren. Hier wurde es nur etwas besser verpackt, aber Aphrodite hätte auch Kaugummi kauend einen abschätzigen Blick auf die Neue in der Klasse werfen können. Der Vibe wäre derselbe gewesen wie die Darstellung in diesem Buch.

Leider ist das Kapitel mit Anmerkungen der Autorin an das Ende der Geschichte gesetzt worden. Diese Entscheidung kann ich absolut nicht nachvollziehen. Durch den Klappentext und den abgedruckten zusätzlichen Text im Schutzumschlag habe ich einfach andere Erwartungen an das Buch gehabt. Wären die Anmerkungen der Autorin zu Beginn des Buches abgedruckt worden, hätte ich die Geschichte einfach gleich anders einordnen können. Und es tut mir leid, aber das Argument "das Privileg als Romanautorin zu besitzen, Dinge ändern zu können" ist zwar durchaus valide, wurde im Fall dieses Buches aber über das Maximum hinaus ausgereizt. Den beworbenen Feminismus sehe ich auch nicht. Vielleicht aber auch deswegen nicht, weil er schlicht nicht vorhanden ist. Ein Buch wird nicht automatisch dadurch feministisch, dass die Protagonistin ein paar Skills bekommt (immerhin trainiert sie in diesem Buch wirklich und bekommt ihre Fähigkeiten nicht plötzlich über Nacht) oder alle Männer blöd sind (auch wenn es teils wirklich stimmt - im Fall der porträtierten Personen zumindest...).
Und das schlimmste zum Schluss: Ich habe mich wahnsinnig gestört an dem who is who der griechischen Mythologie. Bitte, welche Gottheit oder Held:in hüpft hier nicht über die Seiten? Vor allem auf Goodreads gibt es wahnsinnig gute Rezensionen, die dies noch viel besser darstellen, aber der größte Dorn im Auge war mir die zeitliche Einordnung der Geschichten und Vermischung von Ereignissen. Das war einmal alles in den Mixer und auf gut Glück rausgefischt.

Ja, das Buch liest sich schnell, leicht und locker. Und ich hatte durchaus eine wirklich vergnügliche Lesezeit. Es überwiegen jedoch einfach Kritikpunkte, die ich schwerer gewichte als die reine Unterhaltung. Diese wurde nämlich mitunter wirklich getrübt durch die Charaktere und ich störte mich zusätzlich an der Darstellung und zeitlichen Einordnung. Für mich ein Buch, das definitiv verhindern wird, noch mehr von der Autorin zu lesen. Schade.