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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Zu flach, dennoch stellenweise unterhaltend

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Mir waren bis vor kurzem Helikoptereltern überhaupt kein Begriff. Ob ich hinter dem Mond lebe? Es scheint so, haben doch gefühlt alle davon bereits gehört oder Personen in ihrem Umkreis, auf die diese ...

Mir waren bis vor kurzem Helikoptereltern überhaupt kein Begriff. Ob ich hinter dem Mond lebe? Es scheint so, haben doch gefühlt alle davon bereits gehört oder Personen in ihrem Umkreis, auf die diese Bezeichnung passt.
Erst ein Tweet machte mich auf das Thema aufmerksam und ich fand dieses Buch. Mir waren die Autorinnen schon seit „Nenne drei Nadelbäume“ bekannt und ich las mir ein paar der wirklich amüsanten Rezensionen zu „Verschieben Sie die Deutscharbeit“ durch und lieh mir das Buch kurzer Hand von einer Freundin aus, die immer noch ein paar Lachtränen vom Lesen in den Augen hatte.
Auch wenn mir die Nadelbäume plus der Nachfolger nicht sehr gut gefallen hatten, so konnten die beiden Bücher mir einige unterdrückte Gluckser und ein paar laute Auflacher entlocken.
Ich ging also mit hohen Erwartungen an dieses Buch heran und wurde leider ziemlich enttäuscht.

Gut gefallen hat mir an dem Buch, dass so viele unterschiedliche Geschichten aus verschiedenen Berufsfeldern vertreten waren. Ob Erzieher, Lehrer oder Kinderärzte, jeder kam zu Wort. Toll!
Zugegeben, viele der Geschichten waren wirklich erschreckend, luden zum Fremdschämen ein oder ließen mich ungläubig beim Lesen innehalten, doch einige waren in meinen Augen einfach nicht witzig, sondern gaben nur auf verdrehte Weise die Bemühung vieler Eltern wieder, ihren Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen.
Außerdem wirkte das gesamte Buch auf mich ziemlich platt. Mit einem literarischen Meisterwerk rechnet hier natürlich niemand, doch irgendwann waren es nur noch Anekdoten verbunden durch sarkastische Einschübe der Autorinnen, die ich nicht immer ganz korrekt fand.
Ich hätte mir von daher entweder mehr Anekdoten ohne permanente Einschübe der Autorinnen gewünscht oder aber – und das noch lieber – ein Buch gefüllt mit Anekdoten, wobei auf das Verhalten der Eltern noch mehr eingegangen wird. Denn genau das wirft doch wirklich spannende Fragen. Warum handeln viele Eltern so? Gibt es psychologische Gründe dafür? Muss man das Thema nicht gesellschaftskritisch betrachten? Und darf man überhaupt so über Eltern urteilen?
Die Verweisung auf das Schlusswort lies mich dennoch weiterlesen und hier wurde ich sehr enttäuscht, denn in meinen Augen hätte dieses viel ausführlicher sein müssen und mir mehr Fragen beantworten müssen. So beendete ich wirklich unbefriedigt dieses Buch und werde mich nun darüber hinaus mit dem Thema befassen.

Auch wenn mir das Buch wirklich nicht sonderlich gut gefallen hat und teilweise immer noch etwas sauer aufstößt, so hat es mich doch stellenweise unterhalten können. Von daher vergebe ich zwei Sterne. Und auch wenn mir die Bücher der Autorinnen bisher alle nicht gut gefallen haben, so möchte ich nicht ausschließen, wieder einmal etwas von ihnen zu lesen. Ein paar Gluckser mehr im Leben schaden nie.

Veröffentlicht am 30.11.2017

Wertvoll, lesenswert, nur nicht ganz etwas für mich

Underground Railroad
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Cora, Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia um 1812, wird von ihrem Leidensgenossen Caesar zur Flucht ermuntert. Zusammen mit einer weiteren Sklavin wollen sie versuchen durch die Flucht über die ...

Cora, Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia um 1812, wird von ihrem Leidensgenossen Caesar zur Flucht ermuntert. Zusammen mit einer weiteren Sklavin wollen sie versuchen durch die Flucht über die Underground Railroad das zu bekommen, was ihnen schon immer verwehrt war: Freiheit.
Doch ihre Flucht wird überschattet von zahlreichen tragischen Vorfällen, Zufällen und Leid.

Beeindruckend schildert Colson Whitehead diesen Abschnitt eines langen Leidensweg der jungen Cora und nimmt den Leser fast hautnah mit.
Die Geschichte rund um Cora geht einfach unter die Haut. Manche Szenen sind so dermaßen brutal und grauenhaft beschrieben, dass ich beim Lesen ab und an ein paar Pausen einlegen musste. Doch habe ich genau dieses auch erwartet. Offene Worte und eine ehrliche Schilderung der Dinge sind an der Stelle absolut passend.
Cora als Protagonistin ist jemand, den ich durch ihr Schicksal nie vergessen werde, der jedoch absolut farblos in meinem Gedächtnis zurückbleibt.
Leider gingen für meinen Geschmack die Nebencharaktere vollkommen unter. Sie hatten keinerlei Tiefe, es war nicht möglich, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen, ihre Namen, Handlungen und Geschichten waren nach nur ein paar Seiten aus meinem Gedächtnis verschwunden. Und das finde ich sehr schade.
Obwohl ich in der Schule über die Sklaverei in Amerika unterrichtet worden bin, so war mir die Underground Railroad kein Begriff. Bevor ich jedoch anfing, das Buch zu lesen, recherchierte ich dank einer sehr informativen Einleitung über die historischen Hintergründe der Underground Railroad etwas weiter und war sehr beeindruckt von der Organisation und dem Mut der Helfer.
Und genau hier finde ich die Verblassung der Nebencharaktere so schade. Menschen, die Cora halfen, wurde zwar ab und an wieder erwähnt. Aber was für einen Aufwand und mit was für einer Courage die Helfer teilweise mitarbeiteten, ging in meinen Augen in diesem Roman vollkommen unter.
Der Schreibstil passte sehr gut zum Ton der Geschichte, konnte mich jedoch nicht mitreißen. Oftmals war er mir viel zu langatmig, das Buch ließ sich nur zäh lesen und frustrierte mich dadurch manches Mal ungemein.

Noch nie ist mir die Bewertung eines Buches so schwer gefallen wie die für dieses. Phasenweise lag das Buch wochenlang unangetastet im Regal, dann jedoch konnte ich es absolut nicht aus der Hand legen. Es gab Lesestunden, da hätte ich diesem Buch einen Stern geben können. Und immer wieder stellte sich mir die Frage: Darf ich überhaupt ein Buch, das einen Pulitzer Preis gewonnen hat, so negativ bewerten?
Dann jedoch wollte ich ihm fünf Sterne geben. Warum? Nun, da ich es für wichtig halte, ab und an Bücher zu lesen, die Themen behandeln, die wir uns immer wieder vor Augen führen müssen. Sklaverei ist unmenschlich, barbarisch und vollkommen fehlgeleitet, darüber muss auch nicht mehr gesagt werden.
Doch so ganz hat die Menschheit nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und Rassismus, Diskriminierung und Unterdrückung sind noch immer Teil unserer Zeit.
Da bieten Romane, die solche Themen behandeln gute Denkanstöße für ein weiteres Miteinander.
Und so gerne ich diesem Buch die volle Punktzahl geben würde, da ich es als wertvoll erachte, von allen gelesen zu werden, so kann ich das nicht mit mir selber vereinbaren.

Somit bekommt das Buch von mir 3 Sterne, jedoch möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass dieses Buch unbedingt von jedem gelesen werden sollte!

Veröffentlicht am 19.09.2017

Wurzelbekämpfung

Die Wurzel alles Guten
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Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara ...

Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara um seinen (Halb-)Bruder handeln muss. Doch dieser ist anfangs gar nicht so begeistert von Pekka. Doch nach und nach kommen sich die beiden so unterschiedlichen Menschen näher und als sie dann von einer möglichen (Halb-)Schwester erfahren, packen die beiden Finnen ihre Sachen und machen sich auf den Weg zu ihr und in die Welt hinaus.
Pekka und Kirnuvaara, so wie die anderen auftretenden Charaktere, waren ganz einfach wunderbar.
Der Wechsel der beiden Erzählperspektiven aus Eskos und Pekkas Sicht hat mir sehr gut gefallen und ich bin froh, dass der Autor sich auf diese beiden beschränkte und nicht auch noch andere Halbgeschwister mit aufnahm.
Schon an der Wortwahl und dem Erzählton konnte man schnell erkennen, welcher Bruder gerade erzählte, falls man das Buch einmal mitten im Kapitel aus der Hand legte. Dies gefiel mir wirklich außerordentlich gut, da beide Charaktere unheimlich toll gestaltet waren, jeder seine Macken hatte und gut vom anderen differenzierter war. Oftmals verschwimmen in Romanen mit mehreren Erzählperspektiven die Charaktere sehr. Dies war hier nicht einmal der Fall.
Beide Charaktere entwickeln sich mit zunehmender Seitenzahl ganz hervorragend und erscheinen niemals flach.
Obwohl die Geschichte an sich etwas skurril ist, wurde es mir dann leider im letzten viertel etwas zu viel und die Geschichte traf nicht mehr zu hundert Prozent meinen Geschmack.

Es geht um Wurzeln. Sowohl die Zahnwurzeln, die sich so schnell so böse entzünden können, als auch familiäre Wurzeln, die auch gehegt und gepflegt werden müssen. Und erst, wenn das Problem an der Wurzel bekämpft wurde, lässt es sich in Ruhe und Frieden und im Einklang mit sich selber leben.

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Durch die nicht allzu langen Unterkapitel flogen die Seiten nur so dahin, was unterstützt wurde durch den sehr humorvollen Schreibstil. So musste ich beim Lesen immer wieder schmunzeln.
Der Titel ist wirklich toll gewählt und passt perfekt zum Inhalt. Auch das Cover passt, deutet der Weg doch an, dass es im Leben nicht einen gradlinigen Weg gibt, sondern ab und an auch ein paar Schlenker dabei sind.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten können und ich vergebe deshalb 4.5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Phänomenale Charaktere und wunderbare Idee

Magonia
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Aza Rey, fast 16 Jahre alt, Tochter, Schwester, beste Freundin von Jason und medizinisches Rätsel möchte eigentlich nur ein normales Leben führen. Doch das ist ihr seit ihrer Geburt schon verwehrt. Geboren ...

Aza Rey, fast 16 Jahre alt, Tochter, Schwester, beste Freundin von Jason und medizinisches Rätsel möchte eigentlich nur ein normales Leben führen. Doch das ist ihr seit ihrer Geburt schon verwehrt. Geboren mit einer Lungenkrankheit, die nach ihr benannt wurde, da sie der einzige bekannte Fall ist, ertrinkt sie mehr oder weniger an unserer Luft. Doch entgegen aller Vorstellungen hat sie es geschafft, fast 16 Jahre alt zu werden.
Bis sie im Unterricht ein Schiff in den Wolken sieht, das niemand sonst bemerkt, Stimmen zu ihr sprechen und sie auffordern, nach draußen zu gehen und plötzlich der gesamte Vorgarten voller Vögel ist. Nachdem sich ihr Zustand rapide verschlechtert, liegt sie in einem Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus und findet sich plötzlich auf einem Schiff in Magonia wieder. Denn Magonia ist der Ort über den Wolken, der Ort über den Flugzeugen, der Ort, den du vielleicht manches Mal siehst, wenn du deinen Kopf in den Nacken legst und verträumt in die Wolken guckst. Und Magonia ist das Reich der Vögel und Vogelmenschen, Sturmwale und Gewitterhaie und so manch anderen Kreaturen. Hier kann Aza Rey plötzlich normal atmen, sie kriegt genug Luft, ist gesund. Und erfährt mehr über sich und ihr Leben, als sie sich je hätte zu träumen wagen. Doch auch in Magonia ist nicht alles perfekt und Aza Rey muss sehr bald ein drohendes Unheil erkennen.

Aza Rey ist ein phänomenaler Charakter von denen ich mir in Jugendbücher einfach mehr wünsche. Sie ist witzig, verdammt intelligent, ziemlich schräg und absolut liebenswert.
Jason ist der beste männliche Charakter, der mir dieses Jahr in einem Jugendbuch begegnet ist. Vollkommen irre, unheimlich schlau, verwickelt in so manch dubiose Machenschaften und so loyal, wie ein Mensch nur sein kann. Denn seit Aza Rey in sein Leben trat, versucht er im Hintergrund alles zu tun, um ihre Krankheit zu heilen und sie zurück zu holen beziehungsweise in Magonia zu finden.
Die Dialoge der beiden sind einfach toll und haben mich sehr unterhalten können.
Doch genau wie Aza Reys Leben sich in Magonia komplett verändert, so verändert sich auch für den Leser vieles. Natürlich fallen die Dialoge und Szenen mit Jason weg und auch Aza Rey wandelt sich. War sie zuvor eher vorlaut, dickköpfig und eigensinnig, so ist sie plötzlich lammfromm und denkt nicht mehr viel selber mit. Das fand ich zwar sehr schade, doch irgendwie gefiel es mir auch. Denn in den meisten Büchern können wir als Leser die Charakterentwicklung (hoffentlich) spürbar durchs Lesen miterleben. Hier jedoch musste auch der Leser eine Entwicklung durchmachen und sich auf die neue Situation einstellen. Ob zu viel hineininterpretiert oder von der Autorin so gewollt, dass muss jeder Leser für sich selber entscheiden.
Der Schreibstil gefiel mir sehr gut auch wenn ich anfangs ein paar Probleme hatte, dem Buch flüssig folgen zu können. Denn ein wenig gewöhnungsbedürftig ist er auf jeden Fall. Doch er passt ganz wunderbar zu der Geschichte und mit der Zeit gewöhnt ich mich in die Geschichte ein. Ab und an tauchen Wortspiele auf, abgehackte Sätze, nicht vollständige Sätze und Wörter, die in besonderer Form dargestellt werden. Für mich eine nette Abwechslung, die zwar verzichtbar ist, doch so bekam das Buch seinen ganz eigenen Charme.
Größtenteils wird aus Aza Reys Sichtweise erzählt, doch gerade zur Mitte hin gibt es mehr und mehr Kapitel auch aus Jasons Sichtweise. Den Wechsel mochte ich sehr gerne, da ich Jason einfach unheimlich klasse finde, so dem Leser jedoch noch ein weiterer, sehr spannender Erzählsprung geboten wurde.
Die Grundidee, die Idee der Bedrohung, die Umsetzung und die Auflösung fand ich einfach ganz toll gemacht. Selten stellte mich eine Umsetzung so zufrieden, die auch noch gepaart mit Botschaften an die Menschheit war.
Es existiert bereits ein zweiter Band, wann dieser jedoch übersetzt vorliegen wird, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Da es keinen Cliffhanger gibt, ist es jedoch nicht zwingend notwendig, den zweiten Band zu lesen.

Alles in allem vergebe ich 4 von 5 Sternen für dieses Buch. Die Charaktere und die Umsetzung waren so grandios, dass ich über ein paar Schwächen hinwegsehen musste.
Den zweiten Band werde ich definitiv lesen.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Enttäuschender Start, aber überraschende Mitte!

Stormheart 1. Die Rebellin
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Aurora, Prinzessin eines Reiches, in dem verheerende Naturkatastrophen das Leben aller erschweren und nur von den sogenannten Sturmlingen unter Kontrolle gehalten und besiegt werden können, hat ein Geheimnis, ...

Aurora, Prinzessin eines Reiches, in dem verheerende Naturkatastrophen das Leben aller erschweren und nur von den sogenannten Sturmlingen unter Kontrolle gehalten und besiegt werden können, hat ein Geheimnis, das niemand im Reich erfahren darf. Obwohl königlichen Geschlechts hat sie bisher keinerlei Fähigkeiten gezeigt, selber Stürme zu besiegen und zum Sturmling zu werden, was einzig den Adligen möglich ist. Um dies zu verschleiern arrangiert ihre Mutter eine Ehe mit dem zweiten Sohn des benachbarten Reiches Lock. Cassius ist zuvorkommend, höflich und nett zu Aurora und gerade, als sie sich ein bisschen mit der arrangierten Ehe abgefunden hat, erfährt sie etwas über Cassius, was sie das Weite suchen lässt. Glücklicher Weise trifft sie auf Lock, einen gut aussehenden Sturmjäger und seine Truppe, die sie bei sich aufnehmen und mit denen sie unerkannt von allen das Land bereist.
Aurora erfährt langsam aber sicher, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge war und stellt sich ihren eigenen Problemen.

Die Idee der Stürme fand ich ganz ausgezeichnet und originell. Die Vorstellung, dass Naturkatastrophen eine Art Herz haben und ihnen eine gewisse Art Magie innewohnt, gefiel mir sehr gut. Die Autorin hat dies im gesamten Buch für mich sehr nachvollziehbar dargestellt.
Aurora, auch Rora und im späteren Verlauf nur Roar genannt, soll eine starke, junge Frau repräsentieren, die sich trotz Hindernissen ihren Problemen stellt und Eigeninitiative beweist. Leider hatte ich das Gefühl, dass die Autorin zu viel auf einmal auf Aurora projizieren wollte, weshalb sie letztendlich in vielerlei Dingen doch ein naives Prinzesschen war.
Ihr wurde es im weiteren Verlauf sehr leicht gemacht, denn bis auf eine zögerliche Stimme, nahm die Gruppe um Lock sie sofort als eine der ihren auf. Das erscheint mir nach wie vor sehr merkwürdig, denn zwar hat jeder der Gruppe eine Vergangenheit, über die er nicht gerne spricht, doch aus genau diesem Grund wäre ich in einer solchen Lage Fremden gegenüber noch misstrauischer.
Die Gruppe, so oft erwähnt, bisher nicht beschrieben, besteht aus Lock, Duke, Random, Jing, Sly und Bait, die sich im Laufe der Zeit gefunden haben und nun auf einer Vetrauensbasis miteinander interagieren, die nur dann vorkommt, wenn man um sein Leben und Überleben gemeinsam kämpft.
Ich hätte mir zu jedem ein wenig mehr Hintergrundinformationen oder Auftrittszeit gewünscht, doch was nicht ist, das kann ja im nächsten Band noch werden.
Nichtsdestotrotz fand ich die Charaktere authentisch und viele auch sehr sympathisch dargestellt. Es machte mir viel Freude, mehr über sie zu erfahren und sie auf ihrem weg zu begleiten.
Was mich jedoch an der Geschichte am meisten stört, ist der Liebesaspekt.
(Achtung: kleiner Spoiler!!)
Es gibt kein Liebesdreieck, wie ich zu Anfang stark befürchtete. Dennoch gibt es zwei Love Interests, was ich für ein Buch ohne Liebesdreieck wahrlich etwas zu viel finde. Ich finde es jedoch absolut phänomenal, kein Liebesdreieck in diesem Buch zu haben!
(Spoilerende)
Mal wieder sind alle heißer als ihr Nachbar, außer Aurora und Lock, die sind eben überirdisch schön. Wo gibt es diese Menschen überhaupt? Wen haben die Autoren beim Schreiben immer vor Augen? Ich kenne sehr viele schöne Menschen, doch über keinen würde ich sagen, er sei überiridisch schön. Ich möchte Menschen und Charaktere mit Fehlern!
Alles in allem ist es ein typisches YA-Buch nur mit Fanatsyaspekten. Was mich mehr als enttäuschte. Ich selber habe fast alle bisher erschienenen Bücher der Autorin gelesen und verfolge ab und an auch ihren Blog. Von daher war ich wie zu erwarten ganz aufgeregt vor Freude, da ich die Charaktere in ihren Büchern bisher immer sehr gelungen fand und sie diese Kunst mit Fantasy, meinem liebsten Genre, paaren wollte. Die Aussage, sie wollte dieses Buch schon vor einem Jahrzehnt herausbringen und nun sei es endlich so weit, versetzte mich in Hochstimmung. Ich ging also mit viel Freude und einer nicht ganz so hohen Erwartungshaltung (wegen des Genrewechsels) an dieses Buch heran und wurde jedoch schnell wieder nüchtern. Der Anfang passte mir so gar nicht, ich verspürte keine Freude, sondern vermehrt Frust und liebäugelte so langsam damit, das Buch abzubrechen. Es war mir einfach viel zu viel YA und viel zu wenig Fantasy, wobei es doch selbst von der Autorin so hoch als Fantasyjugendbuch angepriesen wurde. Ich erwartete Mistborn oder Kingkiller Chronicles Feeling (auf den Jugendbuchmarkt bezogen müssten an dieser Stelle Red Rising oder auch The Reckoners eingesetzt werden) und bekam dann doch nur Selection. Schade.
Doch ich hätte es wirklich nicht für möglich gehalten, zur Mitte hin änderte sich das Buch, nahm rasant an Fahrt auf, gab ein paar Antworten und warf noch viel mehr und viel spannendere Fragen auf. Es rückten andere Charaktere vermehrt in den Vordergrund, verknüpften so langsam Handlungsstränge miteinander, baten neue Optionen und eine ganz andere Sichtweise. Ich kann mich an kein Buch erinnern, dessen Mitte mich so überrascht hat und erneut ans Buch fesseln konnte.
Der Schreibstil ist wirklich toll, doch ich hätte hier auch nichts anderes erwartet. Die Seiten flogen nur so unter meinen Fingern dahin, das Ende kam immer näher. Wirklich ein Buch, zum Verkriechen und erst am Morgengrauen unter der Decke Hervorgucken.
Das Cover passt in gewisser Weise sehr gut zum Inhalt, ist jedoch nicht mein Fall. Da ziehe ich doch das englische dem deutschen vor.
Der Untertitel "Die Rebellin" wiederum gefällt mir nicht und ist in meinen Augen unpassend. Doch weshalb soll an dieser Stelle nicht verraten werden :)
Ich hatte eine tolle Lesezeit, auch wenn das Buch mich nicht in allen Punkten zufriedenstellen konnte. Die Reihe werde ich jedoch auf jeden Fall weiter verfolgen, denn dieser Auftakt hinterließ mich mit vielen offenen Fragen und einem gewissen Lesehunger nach mehr.

Alles in allem vergebe ich 3 Sterne. Eine Leseempfehlung spreche ich aus für alle, die ein wenig Fantasyluft schnuppern wollen, ohne gleich in die Vollen zu gehen.
Oder eben für alle, die einen Sturm im Herzen tragen und denen der Wind um die Nase weht.