Eine sehr spannende Geschichte, die gelungen über drei Zeitebenen erzählt wird!
Die Bibliothek im NebelAls Liette mit elf Jahren einen Mondstein und Buch, das von einer Kette umwickelt und mit Vorhängeschloss gesichert ist, findet, ahnt sie nicht, dass dieser Fund ihr Leben verändern wird.
Mehr als dreißig ...
Als Liette mit elf Jahren einen Mondstein und Buch, das von einer Kette umwickelt und mit Vorhängeschloss gesichert ist, findet, ahnt sie nicht, dass dieser Fund ihr Leben verändern wird.
Mehr als dreißig Jahre später möchte sie mehr über die ehemalige Besitzerin des Buches herausfinden und gemeinsam mit dem ehemaligen Journalisten Thomas begibt sich Liette auf Spurensuche, die Geheimnisse ans Tageslicht bringt, die die beiden in große Gefahr bringen.
"Die Bibliothek im Nebel" von Kai Meyer ist ein Einzelband, der aber im gleichen Universum spielt wie "Die Bücher, der Junge und die Nacht", da wir hier mit Grigori Gomorov einen alten Bekannten wiedertreffen.
Auch in diesem Buch wird die Geschichte über drei Zeitebenen erzählt.
Im Jahr 1917 lernen wir Artur Sergejewitsch Danilov kennen, der aus Sankt Petersburg flieht, nachdem sein Onkel Alexej und Tante Xenia sowie seine Cousine Ofeliya von der Ochrana verschleppt und wahrscheinlich getötet wurden. Er landet auf einem Schiff, das ihn nach Leipzig bringen soll, ins Graphische Viertel, wo Mara, die Adoptivtochter der Kalinins wartet.
Durch Rückblicke ins Jahr 1913 erfahren wir, wie der achtzehn Jahre alte Artur das erste Mal auf die zwei Jahre jüngere Mara trifft, wie er sie in die Familie Kalinin bringt, die ihr immer mehr verfällt. Aber auch, wie Mara von der Familie getrennt wurde und nach Leipzig gekommen ist.
Artur erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive.
Im Jahr 1928 dürfen wir aus der personalen Erzählperspektive der elf Jahre alten Liette Chevalier lesen, die im Hotel Château Trois Graces den Sommer verbringt und beim Herumstöbern auf dem Dachboden das eingelagert Gepäck von ehemaligen russischen Gästen findet. Sie bringt eine Kette mit Mondsteinanhänger sowie ein Buch in ihren Besitz, wobei das Buch mit Kette und Vorhängeschloss gesichert ist, was ihre Neugier entfacht. Ebenfalls neugierig ist sie auf die seit dem Krieg leer stehendende Villa der deutschen Familie Eisenhuth, die sie wie magisch anzieht, in der es aber nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Liette gerät in ein gefährliches Abenteuer.
Aus der personalen Erzählperspektive von Thomas Jansen lesen wir im Jahr 1957, wo der ehemalige Journalist Kriegsverbrecherinnen auf seine ganz eigene Art und Weise enttarnt.
Er wird von Liette, die mittlerweile die Besitzerin des Château Trois Graces ist und dieses zu einem Luxushotel gemacht hat, angeheuert, eine gewisse Mara Eisenhuth aufzufinden.
Gemeinsam tauchen sie in die Geschichten der Vergangenheit ein und stoßen auf viele Geheimnisse. Ihre Nachforschungen bringen finstere Gestalten auf den Plan und die beiden nicht nur einmal in Gefahr.
Es brauchte ein bisschen, bis ich mich in der Geschichte zurechtgefunden hatte, aber danach konnte mich das Buch richtig fesseln! Ich mochte es sehr, dass die Geschichte über drei Zeitebenen erzählt wurde, oder eigentlich über vier, denn dank Arturs Erinnerungen an seine erste Begegnung mit Mara tauchen wir ja auch ins Jahr 1913 ein. Russland, Deutschland, Frankreich. Vor dem Ersten Weltkrieg, dann mittendrin. Dann zwischen den beiden Weltkriegen und anschließend die Nachkriegszeit, sehr spannende Zeiten und richtig gut gemacht!
Man erfährt, wie die russische Familie Kalinin und die deutsche Verlegerfamilie Eisenhuth vor den Kriegen gemeinsam an der Côte d'Azur überwintert haben, wie die Sprösslinge aufeinandergetroffen sind und die Familien sich vereint haben.
Nach und nach findet man heraus, was über die Jahre geschah, lüftet ein Geheimnis nach dem anderen und reist in unterschiedlichen Zeiten durch Europa. Ich mochte es dabei sehr, wie die einzelnen Handlungsstränge dann nach und nach ein stimmiges Bild ergeben haben!
Wir durften oft mehrere Kapitel einer Zeitebene am Stück lesen, sodass es etwas gedauert hat, bis man auf eine Zeitebene zurückgekehrt ist. Besonders am Anfang hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte dadurch etwas schleppend Fahrt aufgenommen hat, aber ich mochte es, dass man nicht nach jedem Kapitel aus dem Lesefluss rausgerissen wurde.
Jede Perspektive war spannend, wobei ich Arturs am liebsten mochte, weil er ein sehr angenehmer Charakter war. Er hat sich schnell in Mara verliebt und diese doch unglückliche Liebesgeschichte begleiten wir über die Jahre. Man fragt sich immer, was mit Mara passiert ist, ob die beiden jemals glücklich waren oder noch ein Happy End bekommen werden. Je mehr man herausfindet, desto größer werden die Abgründe, die sich auftun, denn Mara musste wirklich viel durchleiden, was sie nachhaltig geprägt hat.
Die Suche nach ihr im Jahr 1957 war richtig spannend, da nicht nur Liette und Thomas auf Maras Spuren sind, sondern noch jemand, der über Leichen zu gehen scheint, um Mara zu finden.
Aber die Handlung konnte mich sowieso stark fesseln, nachdem ich erst mal in der Geschichte angekommen war.
Die Geschichte von Mara und Artur stand im Fokus, aber mit Liette und Thomas gab es auch noch eine weitere kleine Liebesgeschichte, die ich aber nicht gebraucht hätte, da es mir mit den beiden zu schnell ging und ich diese nicht ganz nachvollziehen konnte, da einfach andere Sachen wichtiger waren als die Annäherung zwischen ihnen.
Und auch mit dem Ende bin ich nicht komplett zufrieden. Es werden zwar viele wichtigen Fragen geklärt, aber ich hätte mir am Ende noch ein klärendes Gespräch gewünscht, vielleicht auch noch ein kleines Happy End und auch ein paar Jahre liegen noch im Dunkeln, was Maras Werdegang angeht. Da bin ich nicht komplett glücklich, aber das Ende hat dann auch wieder gepasst und es ist typisch für Kai Meyer, dass er nicht alle Fragen beantwortet, sondern es dem Leser überlässt, die Lücken selbst zu füllen.
Da wir auch in diesem Band auf Grigori Gomorov trafen, der auch in "Die Bücher, der Junge und die Nacht" eine Rolle spielt, hoffe ich darauf, dass man ihn auch im dritten Band wiedersehen wird und wer weiß, vielleicht erfahren wir ja auch noch ein oder zwei Dinge mehr über Mara.
Ich mochte diesen Band auf jeden Fall richtig gerne, auch weil die Bücher wieder eine große Rolle gespielt haben, und freue mich schon sehr auf "Das Haus der Bücher und Schatten"!
Fazit:
Auch mit "Die Bibliothek im Nebel" konnte Kai Meyer mich begeistern!
Ich liebe es, dass das Buch über drei Zeitebenen erzählt wird und wir ganz unterschiedliche Orte zu unterschiedlichen Zeiten erleben.
Russland vor und während des Ersten Weltkrieges, Deutschland während des Ersten Weltkrieges und Frankreich zwischen den beiden Weltkriegen sowie in der Nachkriegszeit.
Es hat zwar etwas gedauert, bis die Geschichte mich mitreißen konnte, aber die Geschichte von Artur und Mara konnte mich dann immer stärker fesseln!
Es gab so viele Geheimnisse, die aufgedeckt wurden und auch wenn ich mit dem Ende nicht komplett zufrieden bin, so hat mir dieser zweite Teil noch besser gefallen als der erste!
Ich vergebe starke vier Kleeblätter und freue mich schon sehr auf den dritten Band!