Ein Thriller voller Ecken und Kanten
Die Kurve„Die Kurve“ hat mich vor allem durch das auffällige Cover und den Klappentext angesprochen. Die düstere, fast schon rohe Atmosphäre, die von Anfang an spürbar ist, passt gut zum Thema des Buches. Dirk ...
„Die Kurve“ hat mich vor allem durch das auffällige Cover und den Klappentext angesprochen. Die düstere, fast schon rohe Atmosphäre, die von Anfang an spürbar ist, passt gut zum Thema des Buches. Dirk Schmidt schafft es, ein Milieu zu zeichnen, das authentisch wirkt und voller zwielichtiger Charaktere steckt.
Allerdings hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Die einzelnen Kapitel konzentrieren sich auf verschiedene Personen, was an sich ein spannendes Konzept sein könnte. Doch die Zusammenhänge erschließen sich nur langsam, und oft hatte ich das Gefühl, eher Fragmente einer Geschichte zu lesen als einen durchgängigen Handlungsstrang. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich für mich ein Gesamtbild ergab.
Die Figuren sind gut ausgearbeitet, aber nicht unbedingt sympathisch. Besonders Karl bleibt schwer greifbar. Sein Verhalten schwankt zwischen kalter Berechnung und gelegentlichen Momenten von Mitgefühl, doch seine Beweggründe bleiben oft vage. Auch die anderen Charaktere sind vielschichtig, wirken aber manchmal so überzeichnet, dass sie fast karikaturhaft erscheinen.
Der Schreibstil ist direkt und teilweise sehr hart, was gut zur Thematik passt. Einige Passagen sind sprachlich wirklich stark, doch manchmal war mir die Brutalität fast zu selbstzweckhaft. Spannung kommt auf, aber oft wird sie durch abrupte Wechsel in der Erzählperspektive wieder ausgebremst.
Insgesamt ist „Die Kurve“ kein klassischer Pageturner, sondern eher ein Buch, das Zeit braucht. Wer sich für komplexe Figuren und eine düstere Atmosphäre interessiert, wird hier sicherlich einiges finden. Wer jedoch einen geradlinigen Thriller erwartet, könnte enttäuscht werden. Drei Sterne, weil das Buch durchaus seine Stärken hat, mich aber nicht vollständig überzeugen konnte.