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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2025

Ein Thriller voller Ecken und Kanten

Die Kurve
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„Die Kurve“ hat mich vor allem durch das auffällige Cover und den Klappentext angesprochen. Die düstere, fast schon rohe Atmosphäre, die von Anfang an spürbar ist, passt gut zum Thema des Buches. Dirk ...

„Die Kurve“ hat mich vor allem durch das auffällige Cover und den Klappentext angesprochen. Die düstere, fast schon rohe Atmosphäre, die von Anfang an spürbar ist, passt gut zum Thema des Buches. Dirk Schmidt schafft es, ein Milieu zu zeichnen, das authentisch wirkt und voller zwielichtiger Charaktere steckt.

Allerdings hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Die einzelnen Kapitel konzentrieren sich auf verschiedene Personen, was an sich ein spannendes Konzept sein könnte. Doch die Zusammenhänge erschließen sich nur langsam, und oft hatte ich das Gefühl, eher Fragmente einer Geschichte zu lesen als einen durchgängigen Handlungsstrang. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich für mich ein Gesamtbild ergab.

Die Figuren sind gut ausgearbeitet, aber nicht unbedingt sympathisch. Besonders Karl bleibt schwer greifbar. Sein Verhalten schwankt zwischen kalter Berechnung und gelegentlichen Momenten von Mitgefühl, doch seine Beweggründe bleiben oft vage. Auch die anderen Charaktere sind vielschichtig, wirken aber manchmal so überzeichnet, dass sie fast karikaturhaft erscheinen.

Der Schreibstil ist direkt und teilweise sehr hart, was gut zur Thematik passt. Einige Passagen sind sprachlich wirklich stark, doch manchmal war mir die Brutalität fast zu selbstzweckhaft. Spannung kommt auf, aber oft wird sie durch abrupte Wechsel in der Erzählperspektive wieder ausgebremst.

Insgesamt ist „Die Kurve“ kein klassischer Pageturner, sondern eher ein Buch, das Zeit braucht. Wer sich für komplexe Figuren und eine düstere Atmosphäre interessiert, wird hier sicherlich einiges finden. Wer jedoch einen geradlinigen Thriller erwartet, könnte enttäuscht werden. Drei Sterne, weil das Buch durchaus seine Stärken hat, mich aber nicht vollständig überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 10.02.2025

Ekstase – Tiefgründig, aber zäh

Berauscht der Sinne beraubt
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Racha Kirakosian geht in Berauscht der Sinne beraubt der Frage nach, was Ekstase aus kulturhistorischer, religiöser und feministischer Perspektive bedeutet. Das Buch ist eine tiefgehende Auseinandersetzung ...

Racha Kirakosian geht in Berauscht der Sinne beraubt der Frage nach, was Ekstase aus kulturhistorischer, religiöser und feministischer Perspektive bedeutet. Das Buch ist eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema, das in seinen vielen Facetten beleuchtet wird. Die Autorin nutzt eine Vielzahl an Quellen, von historischen Texten über religiöse Schriften bis hin zu literarischen Werken, um das Phänomen der Ekstase zu erforschen. Das ist zweifellos beeindruckend und bietet fundierte Einblicke, vor allem in den mittelalterlichen und religiösen Kontext.

Allerdings ist das Buch nicht für jeden zugänglich, insbesondere nicht für Leser, die eine breitere, interdisziplinäre Betrachtung von Ekstase erwarten. Der Fokus liegt stark auf der mittelalterlichen Religiosität, was für viele Leser, die keine tieferen Verbindungen zu religiösen Themen haben, oder gar Gläubige sind, eher weniger ansprechend oder sogar erschöpfend sein könnte. Die unzähligen Verweise auf religiöse Kontexte und biblische Themen überladen den Text, ohne dabei immer verständlich oder nachvollziehbar zu bleiben, was das Leseerlebnis anstrengend machen kann.

Ein weiteres Manko ist die Struktur des Buches. Die vielen Quellen und historischen Bezüge wirken stellenweise wie eine Sammlung von Einzelbeispielen, die wenig miteinander verknüpft werden. Dies führt zu einem zerfledderten Eindruck, als ob die Autorin sich in Details verliert, ohne das große Bild zu skizzieren. Besonders zu Beginn wird der Leser mit einem dichten Netz aus Fachbegriffen und religiösen Bezügen konfrontiert, was die Zugänglichkeit erheblich erschwert.

Zwar gibt es Momente im Buch, in denen das Thema spannend und tiefgründig aufgegriffen wird, aber es gibt auch lange Passagen, die ohne klare Verbindung zu einem größeren Kontext auskommen und die Lektüre unnötig in die Länge ziehen. Wer mit den historischen und theologischen Aspekten der Ekstase vertraut ist, wird sicherlich einiges aus diesem Werk mitnehmen können, aber für Leser, die sich eine allgemeinere und vielseitigere Auseinandersetzung mit dem Thema erhoffen, ist es nur bedingt empfehlenswert.

Insgesamt bietet Berauscht der Sinne beraubt eine präzise und detaillierte Betrachtung von Ekstase aus einer akademischen Perspektive, aber es ist kein Werk für jedermann. Wer sich für die historischen, religiösen und teilweise dunklen Seiten der Ekstase interessiert, wird fündig, aber die vielen Wiederholungen und die klare eurozentristische Ausrichtung lassen das Werk für viele Lesende, die sich für ein breiteres Spektrum an Betrachtungen interessieren, unbefriedigend wirken.

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Veröffentlicht am 09.02.2025

Zwischen Aufklärung und Vereinfachung

Digitale Diagnosen
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Laura Wiesböck setzt sich in Digitale Diagnosen mit der zunehmenden Popularität psychischer Begriffe in sozialen Medien auseinander. Sie beleuchtet, wie Begriffe wie Trauma, Trigger oder toxisch inflationär ...

Laura Wiesböck setzt sich in Digitale Diagnosen mit der zunehmenden Popularität psychischer Begriffe in sozialen Medien auseinander. Sie beleuchtet, wie Begriffe wie Trauma, Trigger oder toxisch inflationär genutzt werden und welche Auswirkungen dies auf das Verständnis psychischer Gesundheit hat. Besonders spannend ist die kritische Betrachtung von Selbstdiagnosen, die oft ohne fachlichen Hintergrund getroffen werden und der Druck zur ständigen Selbstoptimierung, dem besonders Frauen ausgesetzt sind.

Das Buch ist klar und verständlich geschrieben und bietet viele Denkanstöße. Die Analysen sind kompakt und präzise, könnten an manchen Stellen aber noch etwas tiefer gehen. Gelegentliche Wiederholungen und eine etwas persönliche Färbung in der Argumentation fallen ebenfalls auf. Dennoch bleibt es ein lesenswerter Beitrag zu einem hochaktuellen Thema. Wer sich bereits intensiver mit der Problematik auseinandergesetzt hat, wird sich an einigen Stellen vielleicht eine noch breitere Einbindung unterschiedlicher Perspektiven wünschen. Insgesamt aber eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die hinterfragen möchten, wie sich die digitale Welt auf unser Verständnis von psychischer Gesundheit auswirkt.

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Veröffentlicht am 18.01.2025

Ein mörderischer Wettkampf im Immobilienparadies

To Die For
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Mit „To Die For“ hat Lisa Gray einen Kriminalroman geschaffen, der den Leser in die glänzende, aber auch skrupellose Welt der Luxusimmobilien eintauchen lässt. Eine Villa in Malibu, ein makabres Leichenfundstück ...

Mit „To Die For“ hat Lisa Gray einen Kriminalroman geschaffen, der den Leser in die glänzende, aber auch skrupellose Welt der Luxusimmobilien eintauchen lässt. Eine Villa in Malibu, ein makabres Leichenfundstück und fünf Makler, die alles daran setzen, den Deal ihres Lebens abzuschließen, bieten von Anfang an Potenzial für eine spannende Geschichte.

Was mir besonders gefallen hat, ist der raffinierte Aufbau der Handlung. Die abwechselnden Perspektiven der Protagonisten, die jeweils eigene Geheimnisse und Motive haben, bringen Dynamik in die Geschichte. Auch wenn manche Leser diese Wechsel als verwirrend empfinden könnten, fand ich sie erfrischend, da sie es ermöglichten, tiefer in die Charaktere einzutauchen und verschiedene Sichtweisen zu erleben.

Lisa Gray versteht es, den Leser durch geschickt platzierte Wendungen und Enthüllungen bei der Stange zu halten. Die Spannung baut sich schrittweise auf, und das ständige Rätseln, wer der Täter ist, macht das Buch zu einem echten Pageturner. Allerdings muss ich zugeben, dass der Spannungsbogen an manchen Stellen etwas abflacht und die Fülle an Details gelegentlich überfordernd wirkt.

Das Ende hat mich überzeugt. Es war überraschend, aber schlüssig und hinterließ bei mir den Eindruck, dass sich all die Wendungen und Geheimnisse am Ende gelohnt haben.

„To Die For“ ist ein lesenswerter Krimi, der durch seine komplexen Charaktere und die unvorhersehbaren Entwicklungen besticht. Trotz kleiner Schwächen, wie der manchmal etwas überladenen Handlung, hat mich das Buch gut unterhalten. Eine klare Empfehlung für Leser, die Spannung und Intrigen mögen.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Ein Begleiter für die Seele

Notiz an mich: Alles wird gut
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„Notiz an mich. Alles wird gut“ von Sabine Steindor ist mehr als ein Buch. Es ist ein liebevoll gestalteter Wegweiser, der zur Selbstreflexion einlädt und in herausfordernden Momenten Halt gibt. Schon ...

„Notiz an mich. Alles wird gut“ von Sabine Steindor ist mehr als ein Buch. Es ist ein liebevoll gestalteter Wegweiser, der zur Selbstreflexion einlädt und in herausfordernden Momenten Halt gibt. Schon das schlichte und elegante Cover strahlt Ruhe und Zuversicht aus. Besonders schön sind die liebevollen Details wie kleine florale Illustrationen und die Freiräume für eigene Notizen. Dies macht das Buch zu einem sehr persönlichen Begleiter.

Jedes Kapitel widmet sich einem zentralen Thema wie Trauer, Wut oder Selbstfürsorge. Die Autorin verbindet wissenschaftlich fundierte Erklärungen mit ihren eigenen Gedanken. Diese Mischung aus klaren Fakten und emotionaler Nähe macht das Buch so besonders. Einige Abschnitte haben mich persönlich sehr bewegt. Vor allem die Kapitel über Trauer und Wut haben in mir etwas ausgelöst, das ich lange nicht zugelassen hatte.

Die praktischen Übungen am Ende jedes Kapitels sind einfach und dennoch kraftvoll. Sie lassen sich flexibel in den Alltag einbauen. Besonders hilfreich war für mich die Möglichkeit, die Übungen in meinem eigenen Tempo zu machen, ohne Druck.

Der Schreibstil von Sabine Steindor ist klar und strukturiert. Gleichzeitig schafft sie es, eine emotionale Verbindung herzustellen. Ihre persönlichen Worte fühlen sich an wie ein Gespräch mit einer einfühlsamen Freundin. Alles wird gut“ ist ein wertvoller Begleiter, der Trost spendet und Mut macht und den ich absolut empfehlen kann.

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