Eine besondere Hauptfigur, die sich zunehmend selbst akzeptiert
Mein schrecklich schönes LebenVon ihren Mitmenschen wird Cassandra immer als "seltsam", als "anders" beschrieben. Ihr fällt es schwer, Freundschaften zu knüpfen, ihre Beziehungen halten nur kurz, in ihren WGs eckt sie schnell an und ...
Von ihren Mitmenschen wird Cassandra immer als "seltsam", als "anders" beschrieben. Ihr fällt es schwer, Freundschaften zu knüpfen, ihre Beziehungen halten nur kurz, in ihren WGs eckt sie schnell an und Jobs kann sie nicht lange halten. Als ihr die Gabe zuteil wird, in der Zeit zurückzureisen, nutzt sie diese, um in der Vergangenheit Fehler zu korrigieren. Jede Änderung, die sie vornimmt, hat einen Einfluss auf den Verlauf der Dinge - teils treten die erwünschten positiven Effekte ein, teils lösen die Änderungen ungeahnte Folgen aus. Cassandra muss lernen, dass ihr auch alle Zeit der Welt nicht hilft, sich endlich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und ihr Schicksal anzunehmen.
So "sonderbar", wie Cassandra ihrem Umfeld erscheint, wird sie auch dem Leser zunächst vorgestellt. Die Hauptfigur nimmt Emotionen als Farben wahr, kann sie nicht einordnen und weiß folglich nicht, wie sie angemessen darauf reagieren soll. Sie liebt klare Strukturen und hasst Veränderung. Eine besondere Vorliebe hegt sie für die griechische Mythologie, die sie scheinbar bis ins letzte Detail kennt. Die Gründe für diese Eigenheiten werden gegen Ende des Romans aufgelöst, was in meinen Augen jedoch nicht nötig ist, da das Verhalten der Protagonistin leicht eingeordnet werden kann. Der Roman gibt mit ihr einer Person aus dem neurodivergenten Spektrum eine Bühne und zeigt damit die Vielfalt der Menschen. Cassandra, die als Ich-Erzählerin auftritt, bleibt jedoch nicht eindimensional "merkwürdig", sondern wird durch eine Portion Humor, die an vielen Stellen durchblickt, sehr sympathisch und liebenswert dargestellt.
Mit den Zeitreisen, die die Protagonistin unternimmt, wird in der Geschichte außerdem aufgezeigt, dass auch kleine Veränderungen eine große Wirkung erzielen können - ganz dem Butterfly Effect folgend. Dennoch kann Cassandra sich bestimmter Ereignisse nicht entziehen und findet damit mehr und mehr zu sich.
Der Verlauf des Romans war für mich an keiner Stelle vorhersehbar und so kam auch das Ende überraschend.