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Veröffentlicht am 19.12.2020

Die Schrecken des Krieges in Holland

Erinnerungen aus Glas
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Bis vor kurzem kannte ich weder den Francke Verlag, noch die Autorin Melanie Dobson. Ein Exkurs, der sich für mich in jedem Fall gelohnt hat, denn „Erinnerungen aus Glas“ hat mich begeistert.
Insbesondere ...

Bis vor kurzem kannte ich weder den Francke Verlag, noch die Autorin Melanie Dobson. Ein Exkurs, der sich für mich in jedem Fall gelohnt hat, denn „Erinnerungen aus Glas“ hat mich begeistert.
Insbesondere der Teil der Geschichte, der in der Vergangenheit spielt, konnte mich fesseln. Wir treffen hier auf die Jüdin Eliese, die im von Nazis besetzten Amsterdam dazu gezwungen wird, Juden zu registrieren, die deportiert werden. Gemeinsam mit ihrer Freundin Josie schließt sie sich dem Widerstand an und rettet vielen Kindern das Leben. Es hat mich sehr erschüttert zu lesen, wie die Deutschen in ein fremdes Land eingefallen sind und ihre wahnsinnigen Ideale auch dort verwirklichten.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut zu lesen. Melanie Dobson schildert eindringlich die Gräueltaten ohne dabei zu graphisch zu werden. Der Roman zeigt auch, dass es im größten Chaos Menschen gibt, die für das Gute kämpfen.
Parallel dazu wird eine Geschichte aus der Gegenwart erzählt. Erst nach dem Tod ihrer Mutter hat Ava ihre Verwandtschaft kennengelernt. Während ihre Großmutter Marcella sie mit offenen Armen empfängt, begegnet ihr der Rest der Familie mit Ablehnung und Neid, insbesondere, da Ava immer tiefer in der Familiengeschichte gräbt.
Im Vergleich zu dem wirklich berührenden Teil der Geschichte während des Krieges spielt, ist die Gegenwartshandlung verhältnismäßig ereignislos und vorhersehbar. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn wir wieder zu Eliese und Josie gewechselt sind.
Auffallend ist, dass die Menschen in diesem Buch allesamt sehr gottesfürchtig sind und immer einen passenden Bibelvers parat haben. Meine Recherchen haben ergeben, dass der Francke Verlag ein christlicher Verlag ist, was erklärt, warum „Erinnerungen aus Glas“ dort eine Heimat gefunden hat.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Roman gut gefallen und dass ich ihn durchaus empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Parabel über das Leben für spirituell interessierte Leser

Die Farbe von Glück
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Der Klappentext von „Die Farbe von Glück“ klang nach einem spannenden Drama. Eine Krankenschwester wird dazu gezwungen, zwei Neugeborene zu vertauschen. Eine ungeheuerliche Tat. Die Geschichte entwickelt ...

Der Klappentext von „Die Farbe von Glück“ klang nach einem spannenden Drama. Eine Krankenschwester wird dazu gezwungen, zwei Neugeborene zu vertauschen. Eine ungeheuerliche Tat. Die Geschichte entwickelt sich allerdings ganz anders, als ich es erwartet habe. Dies ist kein klassischer Unterhaltungsroman, sondern eher eine Parabel über das Leben.
Anna Maria Bagus befasst sich mit den zentralen Fragen der menschlichen Existenz. Was macht uns zu dem, der wir sind? Was ist unser Weg und wie können wir unser Potenzial voll ausschöpfen?
Die Autorin beeindruckt mit großer Wortgewandtheit und einem anspruchsvollen Schreibstil, der gleichzeitig gut verständlich ist. Jedes Kapitel steckt voller Lebensweisheiten und ich habe bewusst langsam gelesen um die Worte auf mich wirken zu lassen.
„Die Farbe von Glück“ gibt dem Leser viele Denkanstöße für das eigene Leben und macht gleichzeitig Mut, aus festgefahrenen Bahnen auszubrechen um der eigenen Bestimmung zu folgen.
Die Botschaft des Buches sowie die großartige Sprache verdienen meine Anerkennung. Trotzdem war der Roman nicht wirklich mein Fall. Wäre mir bewusst gewesen, dass dies mehr ein Lebensratgeber als Belletristik ist, hätte ich nicht zugegriffen.
Wie bereits eingangs erwähnt, dient die Handlung eher als Parabel denn zur Unterhaltung. Man erfährt nicht in welchem Jahr das Ganze spielt (einerseits gibt es Züge, auf der anderen Seite wird noch mit Feder und Tinte geschrieben). Orte, Länder und Personen, die keine zentrale Rolle spielen bleiben namenlos. Die Kapitel sind sehr kurz und die Jahre rasen mit hohem Tempo vorbei.
Alltagsgespräche finden nicht statt. Jede Unterhaltung besteht aus einer Aneinanderreihung von Lebensweisheiten. Jeder Charakter kann sich eloquent und intelligent ausdrücken. Selbst der Seitensprung einer Protagonistin schreibt ihr einen Brief voller Tiefgang um die Beziehung zu beenden. Die komplette Geschichte hat keinerlei Natürlichkeit und war mir ab einem gewissen Punkt einfach zu salbungsvoll. Ich habe selbst schon einige Ratgeber über positives Denken gelesen und halte es für wichtig, aus jeder Situation das Beste zu machen, aber wenn eine Mutter ihr Kind misshandelt und einfach am Straßenrand stehen lässt, wenn Menschen anderen Leuten ihre Kinder stehlen, dann helfen auch keine Sinnsprüche um sich das Ganze schönzureden.
Die Personen in diesem Roman haben jeglichen Realitätsbezug verloren und leben quasi als Erleuchtete. Jedes Vergehen, egal wie schwer, wird mit spirituellen Phrasen entschuldigt, akzeptiert und verziehen. Ich empfand es als unrealistisch, wie prompt auf jedes Geständnis Vergebung folgte. Es gab nie Wut sondern Verständnis, dass man fast schon als stoisch bezeichnen kann.
In der zweiten Hälfte ging mir leider auch der Schreibstil, den ich am Anfang noch geschätzt habe, ziemlich auf die Nerven, weil sich die Phrasen immer wieder wiederholt haben. Zum Schluss konnte ich es langsam wirklich nicht mehr ertragen, wenn wieder jemand seine Flügel ausgebreitet hat. Das Ende war auch völlig unrealistisch.
Leider muss ich sagen, dass ich froh war, als ich dieses Buch beendet hatte.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Modernes Märchen meets Thriller

Die Rabentochter
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Vorneweg kann ich sagen, dass mich „Die Rabentochter“ völlig begeistert hat. Nach den ersten Seiten war ich noch ein wenig skeptisch. Wir treffen auf Rachel, die die letzten 15 Jahre auf eigenen Wunsch ...

Vorneweg kann ich sagen, dass mich „Die Rabentochter“ völlig begeistert hat. Nach den ersten Seiten war ich noch ein wenig skeptisch. Wir treffen auf Rachel, die die letzten 15 Jahre auf eigenen Wunsch in einer Psychiatrie verbracht hat, da sie glaubt, ihre Mutter ermordet zu haben. Diesen Verdacht hat sie allerdings nie gegenüber irgendjemandem geäußert. Als sie zufällig Einblicke in die Polizeiakte erhält, beginnt sie, an ihrer Schuld zu zweifeln und entlässt sich aus der Klinik. Alles geht holterdiepolter und kommt irgendwie von ungefähr, so dass mir die Geschichte zunächst seltsam erschien. Mit Rachels Ankunft im Haus der Familie beginnt der Thriller seine gesamte Faszination zu entfalten und die Sogwirkung nimmt von Seite zu Seite mehr zu. Auf dem Cover ist ein typisches Blockhaus abgebildet, wie man sich ein Haus im Wald eben so vorstellt. Das Anwesen von Rachels Familie ist eine völlig andere Dimension und überrascht mit Reichtum mitten im Nirgendwo. Gesichert wie ein Hochsicherheitsgefängnis findet man unzählige Räume mit Waffen, Gemälden und ausgestopften Tieren.
Die Kapitel erzählen abwechselnd in der Gegenwart von Rachel und in der Vergangenheit von ihrer Mutter Jenny, beginnend ab der Geburt von Rachels älterer Schwester Diana, einem wahrhaft teuflischen Mädchen, dass von Kleinkindalter an psychopathische Züge aufweist. Die Eltern versuchen ihre Tochter so gut es geht von der Außenwelt abzuschirmen, geraten aber immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Die Autorin schafft eine atmosphärische, düstere Grundstimmung und man meint, den Geruch nach feuchtem Waldboden beim Lesen selbst wahrnehmen zu können. Karen Dionne verwebt Realität mit Visionen, Erinnerungen und Fantasie, so dass „Die Rabentochter“ an manchen Stellen fast märchenhafte Elemente bekommt. Wer die Natur liebt, wird sich von der Atmosphäre dieses Thrillers angezogen fühlen. Ich zumindest habe große Lust bekommen, selbst ein Gespräch mit einem Raben zu beginnen.
Dies ist eine Geschichte über die Liebe in einer Familie und zu wilden Tieren sowie von Wahnsinn und von Taten gen jeder Vernunft, verpackt als modernes Märchen, wodurch „Die Rabentochter“ für mich zu einem sehr besonderen und originellen Thriller wurde.
Ich vergebe sehr gerne 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Sophia lädt zum Finale

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
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Voller Vorfreude habe ich das Finale um Corina Bomanns Heldin Sophia erwartet. Kaum hatte ich das Buch aufgeklappt war es, als hätte ich das Lesen nie unterbrochen. Ich war sofort wieder mitten drin. Auch ...

Voller Vorfreude habe ich das Finale um Corina Bomanns Heldin Sophia erwartet. Kaum hatte ich das Buch aufgeklappt war es, als hätte ich das Lesen nie unterbrochen. Ich war sofort wieder mitten drin. Auch diesmal fand ich, dass die 500 Seiten nur so verfolgen sind. Die bildhafte Erzählweise zieht den Leser völlig in den Bann.
Jeder der drei Sophia Bände hat mich sehr gut unterhalten. An das erste Buch kamen die beiden Fortsetzungen allerdings nicht mehr heran. Dieses Mal hatte ich leider einige Probleme mit Sophia. Wir haben sie als sympathische junge Frau kennengelernt. Im Laufe der Jahre hat sie sich zu einer Person entwickelt, die sich häufig anderen überlegen fühlt und auf ihre Mitmenschen herabsieht. Mir hat insbesondere nicht gefallen, mit welcher Skepsis sie jede Entscheidung ihrer Freundin Henny beäugt und kommentiert hat. Oft wäre etwas mehr Unterstützung wichtig gewesen.
Sophias Liebster Darren war mir ja schon seit Teil 1 suspekt und nun entpuppt er sich einmal mehr als selbstgerechter Idiot. Warum sich Sophia so sehr an dieser Beziehung klammert kann ich schlecht nachvollziehen. Beruflich führt ihr Weg sie zurück zu ihren Anfängen und sie arbeitet erneut für Helena Rubinstein. Die Einblicke in die damalige Kosmetikbranche haben mittlerweile ein Stück weit ihren Reiz verloren und liefern der Handlung wenig neuen Input. Puderkrieg mit Elisabeth Arden, Intrigen gegen neue Konkurrenten, neue Produkte, viel Arbeit im Büro für Sophia, obwohl sie lieber im Labor tätig wäre... das hat man alles schon gelesen.
Deswegen ist der Roman allerdings nicht langweilig. Corina Bomann weiß auf jeden Fall, wie man fesselnd schreibt. Ich habe mir nur einfach an manchen Stellen gewünscht, die Geschichte würde sich mehr weiterentwickeln.
Sehr gefallen hat mir der Schluss, da wirklich alle Themen nochmal aufgegriffen wurden und einen runden Abschluss bekommen haben. Es endet so, dass theoretisch sogar noch Stoff für einen vierten Band vorhanden wäre.
Diese Reihe hat mir einige schöne Lesestunden beschwert. Ich könnte mir die Sophia Trilogie übrigens sehr gut als ARD oder ZDF Mehrteiler vorstellen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Enttäuschend

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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„Girl on the train“ hatte mir vor einigen Jahren sehr gefallen und so war ich gespannt auf Paula Hawkins zweites Buch. „Into the water“ hat es mir leider wirklich schwer gemacht. Ich habe den Roman zwischendurch ...

„Girl on the train“ hatte mir vor einigen Jahren sehr gefallen und so war ich gespannt auf Paula Hawkins zweites Buch. „Into the water“ hat es mir leider wirklich schwer gemacht. Ich habe den Roman zwischendurch sogar mal für einen Monat auf die Seite gelegt.
Die Kapitel sind sehr kurz und aus Sicht vieler verschiedener Charaktere erzählt. Jeder hat Geheimnisse, die er zu verbergen versucht, sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit. Am Anfang empfand ich die Handlung als ziemlich verwirrend. Außerdem ging mir die Geheimniskrämerei und das in „Hieroglyphen sprechen“ („Ich weiß was, aber ich sage es dir nicht“) auf die Nerven.
Im Zentrum der Geschichte liegen zwei vermeintliche Selbstmorde. Sowohl ein junges Mädchen als auch eine alleinerziehende Mutter sollen den Freitod durch ertrinken gewählt haben. Der Schauplatz ist ein Ort, in dem es bereits in der Vergangenheit – seit der Zeit der Hexenverfolgung – immer wieder tragische Zwischenfälle gegeben hat. Diese Rückblicke waren das erste, was mich an „Into the water“ richtig interessiert hat. Allgemein wurde das Buch nach den ersten 200 Seiten besser. Die ein oder andere Person entscheidet sich nun doch Klartext zu reden und die Enthüllungen sind schockierend. So viele Momententscheidungen, die schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Paula Hawkins vermischt die Grenzen zwischen Realität, Traum, Wahnvorstellung und Legende, wodurch die Geschichte ihren konfusen Stil durchgängig beibehält.
Die zweite Hälfte war nun also deutlich besser, als der Anfang aber dann kam der Schluss - mit Logikfehler. Schade, ich fand das Buch leider nicht besonders lesenswert.

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