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Veröffentlicht am 04.05.2023

Entscheidungen der Charaktere teilweise schwer nachvollziehbar

Die Kinder der Luftbrücke
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Da mir die „Gut Erlensee“ Reihe so gut gefällt, wollte ich Juliana Weinbergs neuen Roman unbedingt auch lesen.
„Die Kinder der Luftbrücke“ habe ich im Großen und Ganzen auch gerne gelesen, auch wenn die ...

Da mir die „Gut Erlensee“ Reihe so gut gefällt, wollte ich Juliana Weinbergs neuen Roman unbedingt auch lesen.
„Die Kinder der Luftbrücke“ habe ich im Großen und Ganzen auch gerne gelesen, auch wenn die Geschichte nicht ganz so abwechslungsreich und kurzweilig ist, wie „Gut Erlensee“. Die Autorin erzählt von der Zeit der sowjetischen Blockade Berlins und der Versorgung durch die Luftbrücke. Mir war nicht bewusst gewesen, wie viele Monate dieser Zustand sich hinzog und der Roman beschreibt anschaulich und erschreckend die Nöte der Bevölkerung. Noch größere Nahrungsmittelnot als ohnehin schon, Jobverlust und die Angst vor einem neuerlichen Krieg.

Die Hauptfigur Nora ist eine sehr sympathische junge Frau. Ihr Ehemann wird seit Jahren vermisst und sie arbeitet hart, um ihren Kindern das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch ihre Mutter und ihre Schwester Hannah können immer auf sie zählen. Als sie sich in den amerikanischen Piloten Matthew verliebt, ist sie hin und her gerissen zwischen ihrem Pflichtbewusstsein und ihren Gefühlen.

Die Liebesgeschichte ist der zentrale Punkt des Romans und zwar nicht nur die von Nora, sondern auch alle ihre Kolleginnen aus dem Übersetzungsbüro gehen Beziehungen zu amerikanischen Soldaten ein. Das war für mich etwas viel auf einen Haufen. Die einzige Beziehung, die ich wirklich nachfühlen konnte, war die zwischen Ella und Tyler. Alle anderen, auch Noras waren sehr von jetzt auf gleich. Gesehen, Liebe auf den ersten Blick, Verlobung.
Generell fand ich die Charaktere und Situationen teilweise sehr überspitzt dargestellt.
Zum Beispiel gibt es Inga, eine intrigante Kollegin, die es mit ihrem Neid und ihren Spielchen völlig übertreibt und jede Konsequenz in Kauf nimmt. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, in der jeder froh war, einen Job zu haben, insbesondere so einen. Ich weiß nicht, ob es jemand in dieser Situation wirklich dermaßen auf die Spitze treibt.
Auch die Schwestern Hannah und Nora legten teilweise ein Verhalten an den Tag, dass übertrieben selbstlos, bis hin zur Selbstaufgabe war.
Besonders extrem fand ich, dass Nora ihre 7-jährige Tochter entscheiden lässt, ob sie eine neue Beziehung eingehen soll. Selbstverständlich ist es für ein Kind schwierig, wenn ein Elternteil einen neuen Partner hat, aber über manche Themen kann man einfach nicht seine Kinder bestimmen lassen. Ende der 40er Jahre herrschte zumal noch ein anderer Erziehungsstil als heute, deswegen kam mir diese Situation noch unrealistischer vor. Auch der komplette Richtungswechsel der Tochter – um das Buch zu beenden – macht es nicht besser.

Was den Schreibstil anbelangt, hat sich „Die Kinder der Luftbrücke“ wirklich angenehm und flüssig gelesen. Viele Charaktere waren mir sympathisch, nur ihre Handlungen konnte ich leider oft nicht nachvollziehen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Tragische Dreiecksbeziehung

Die Schwestern von Sherwood
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„Die Schwestern von Sherwood“ ist unterteilt in zwei Erzählebenen.
Ein Handlungsstrang spielt Ende des 19. Jahrhunderts und erfüllt alle Voraussetzungen, um ein richtig schöner Schmöker zu sein, in den ...

„Die Schwestern von Sherwood“ ist unterteilt in zwei Erzählebenen.
Ein Handlungsstrang spielt Ende des 19. Jahrhunderts und erfüllt alle Voraussetzungen, um ein richtig schöner Schmöker zu sein, in den man sich perfekt vertiefen kann.
Die Schwestern Cathleen und Amalia haben eine sehr enge und vertraute Beziehung. Als als Amalia aufgrund einer Erkrankung taub wird, ändert sich daran nichts. Als sich beide jedoch in den selben Mann verlieben, nimmt eine Verkettung von tragischen Ereignissen ihren Lauf.

Claire Winter kreiert eine tolle, düstere Atmosphäre. Alte Herrenhäuser, Dauerregen und eine Moorlandschaft, die faszinierend und gefährlich gleichermaßen ist.
Was die Charaktere anbelangt, sind die beiden Schwestern ein Lichtblick zwischen einer Vielzahl an Personen, die überwiegend berechnend und aus monetären Beweggründen agieren. Am meisten erschreckt hat mich allerdings die Art und Weise, wie damals mit tauben Menschen umgegangen wurde.

Das Liebesdreieck empfand ich ich als sehr tragisch, auch wenn ich die Emotionen der Protagonisten nicht so gefühlt habe. Einerseits sprechen Edward und Amalia von der großen Liebe, gleichzeitig haben sie so viele Geheimnisse vor einander, dass jeder eigentlich nur in ein Phantom verliebt sein kann und nicht in die echte Person.

Wegen mir hätte die Geschichte gerne exklusiv 1881 spielen können. Parallel gibt es nämlich noch eine zweite Erzählebene, in der Melinda 1948 ein geheimnisvolles Päckchen erhält und sich auf Spurensuche begibt.
Die Handlung wird also einerseits 1881 vorwärts erzählt und 1948 rückwärts. Dadurch wird schon frühzeitig sehr viel preisgegeben. Bevor ich in der Hälfte des Romans war, war mir eigentlich schon klar, wie die weitere Entwicklung aussehen wird. Dadurch hat mir etwas die Spannung gefehlt.

Mein abschließender Kritikpunkt hat nichts mit dem Inhalt zu tun. Ich finde, dieses Buch ist extrem papierverschwenderisch gedruckt. Es gibt sehr viele Leerseiten. Bestimmt könnte man vom Umfang 50 Seiten abziehen, wenn man den Text einfach fortlaufend gedruckt hätte.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Untypischer Liebesroman

Wo du uns findest (Light in the Dark 2)
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Antonia Wesselings neuer Roman wirkt durch sein schlichtes Cover in pink mit goldenen Verzierungen sehr edel. Was ich persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte, ist der Farbschnitt. Dieser schimmert nämlich ...

Antonia Wesselings neuer Roman wirkt durch sein schlichtes Cover in pink mit goldenen Verzierungen sehr edel. Was ich persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte, ist der Farbschnitt. Dieser schimmert nämlich nur bei direkter Lichteinstrahlung golden und wirkt dagegen im Lampenlicht eher vergilbt.

„Wo du uns findest“ ist kein romantischer Liebesroman, sondern das Portrait einer Beziehung im rauen Alltag.

Mel und Ben lernen sich in einer Disco kennen und kommen nach einigen Dates zusammen. Beide lieben sich und sind glücklich, obwohl Ben kein Freund großer Worte ist und seine Gefühle verschlossen hält. Er lebt nach den antiquierten Vorsätzen, dass Männer nicht weinen dürfen und keine Emotionen zeigen sollen.
Trotzdem sind die beiden glücklich, bis Ben zunehmend an seinen eigenen Ansprüchen und denen seines Vaters verzweifelt. Während sein Leben gefühlt den Bach runtergeht, geht es für Mel beruflich bergauf, was unfreiwillig für Reibungspunkten sorgt.

Thematisch ist diese Roman sehr modern und an den aktuellen Zeitgeist angepasst. Melina ist Hobby-YouTuberin und an ihrem Beispiel bekommt der Leser interessante Einblicke in das Business. Ich fand es spannend, mehr über Kooperationen und gewerbliches Bloggen zu erfahren. Diesen Teil des Romans fand ich wirklich unterhaltsam und ich mochte auch Melina mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Begeisterung fürs Kochen sehr gerne.
Auch Ben konnte ich grundsätzlich gut leiden und ich habe sehr mit ihm mitgelitten, als die Auswirkungen des jahrelangen Drucks über ihm zusammenbrechen.

Als Freunde geben die zwei ein schönes Team ab, aber die Liebesbeziehung der beiden finde ich sehr ernüchternd und deprimierend. Es ist die Art Beziehung, bei der man mit jemandem zusammen ist, um nicht alleine zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Melina langfristig mit jemandem glücklich ist, der nicht über seine Gefühle sprechen kann, ihre Hobbies nicht versteht und mit dem es auch im Bett immer nach dem selben Schema abläuft. Dies wird bei einer expliziten Szene gegen Ende des Buches erwähnt, dass es immer gleich ist und war für mich der letzte Stein, dass ich diese Beziehung einfach trist finde.
„Wo du uns findest“ erzählt in vieler Hinsicht von einer realistischen Partnerschaft, wie sie viele führen, Mir persönlich gefällt es aber besser, von großen, romantischen Gefühlen zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Belanglos

Malibu Rising
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„Malibu Rising“ war mein drittes Buch von Taylor Jenkins Reid und nach meinem Empfinden, geht der Weg stetig bergab.

Nachdem mich „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ völlig begeistert hatte, fand ich ...

„Malibu Rising“ war mein drittes Buch von Taylor Jenkins Reid und nach meinem Empfinden, geht der Weg stetig bergab.

Nachdem mich „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ völlig begeistert hatte, fand ich „Carrie Soto is back“ zwar nicht ganz so gut, aber durch das Setting in der Tenniswelt trotzdem originell.

Nun also „Malibu rising“.

Die Geschichte spielt im selben Universum wie Evelyn und Carrie und es gibt ein paar Eastereggs, was ich ganz nett fand.
In Rückblicken wird die Entstehung der Familia Riva erzählt, von der zerstörerischen Liebe der Eltern, über das Scheitern der Ehe, finanzielle Probleme... Diesen Teil des Romans habe ich durchaus mit Interesse verfolgt. Taylor Jenkins Reid Schreibstil ist auch dieses Mal sehr bildhaft und atmosphärisch. Sie beschreibt die Hitze Malibus, den Strand und das Meer so originalgetreu, dass ich mich fühlte, als wäre ich selbst dort.

Die „Gegenwartshandlung“ spielt 1983 und umfasst nur 24 Stunden. Es zog sich allerdings wie 24 Jahre.
Dies ist der erste Roman der Autorin, bei dem ich die Hauptcharaktere ausnahmslos sympathisch finde. Die vier Riva Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit haben ein sehr enges Verhältnis und es ist toll, wie viel Zeit sie miteinander verbringen.
Ich wäre gerne tiefer eingestiegen aber leider bleibt alles ziemlich oberflächlich und blass und wir erfahren nicht wirklich viel über die vier, was über die 24 Stunden hinaus geht.
Nina zum Beispiel ist von Beruf Surferin und Modell. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie man mit surfen Geld verdienen kann und habe es leider auch nicht erfahren.
Die Handlung kreist einzig um die Vorbereitungen einer Party und die Party an sich.

„Maliu Rising“ ist für mich ein komplett belangloser Roman. Es passiert einfach extrem wenig. Ab ca. der Hälfte des Buches sind die Rückblicke in die Vergangenheit abgeschlossen und es wurde zum Gähnen langweilig. Mit Beginn der Party tauchen diverse Nebencharaktere auf, die ausführlich beschrieben werden, obwohl sie keinen Mehrwert bieten.
Auch die Differenzen, die im Verlauf des Abends entstehen, waren vorhersehbar und unspektakulär.
Das Ende fand ich dann ziemlich trostlos.
Für mich war „Malibu Rising“ leider eine ziemliche Enttäuschung. Taylor Jenkins Reid kann auf jeden Fall bessere Romane schreiben.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Mehr als ein Liebesroman

Was uns durch die Zeiten trägt
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Titel und Coverbild lassen vermuten, dass es sich bei „Was uns durch die Zeiten trägt“ um einen romantischen Liebesroman handeln könnte.
Tatsächlich ist das Buch aber viel mehr als das.

Der Roman beschreibt ...

Titel und Coverbild lassen vermuten, dass es sich bei „Was uns durch die Zeiten trägt“ um einen romantischen Liebesroman handeln könnte.
Tatsächlich ist das Buch aber viel mehr als das.

Der Roman beschreibt das tragische Schicksal der Familie Reich in den Jahren 1943 bis 1946. Die Familie lebt in einem kleinen Dorf in Schlesien. Während an vielen Orten um sie herum der zweite Weltkrieg tobt, geht das Leben für sie relativ geordnet weiter. Sie haben mit Einschränkungen zu kämpfen aber für Bombenangriffe etc. leben sie zu abgeschieden.
Der wahre Horror beginnt für sie erst mit der Kapitulation Deutschlands und der Besetzung Schlesiens durch die Russen und Polen.

Marion Johanning beschreibt eindringlich und gefühlvoll den tägliche Überlebenskampf und die Ängste der Menschen. Ich fand insbesondere die Familie Reich sehr beeindruckend, weil sie sich durch die größten Widrigkeiten kämpfen und niemals den Mut verlieren.
Es ging mir sehr nahe zu lesen, wie die Menschen nach und nach immer mehr verloren haben, wie ihnen die Heimat genommen wurde und sie letztendlich auch den letzten Rest ihrer Besitztümer zurücklassen mussten.

Mit Luise hat die Autorin eine liebenswerte, sympathische Hauptfigur erschaffen. Sie ist ein junges Mädchen, am Anfang noch ziemlich unbeschwert, dass gerne tanzen geht und für den Nachbarssohn schwärmt. Durch die äußeren Umstände muss sie sehr schnell erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und schwerwiegende Entscheidungen treffen. Im weiteren Verlauf des Buches wirkt sie sehr viel älter als 15 / 16 Jahre.
Zwischen ihr und dem Zwangsarbeiter Marian entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die aufgrund seiner Tragik und der Unmöglichkeit sehr bewegend ist.

Ich finde es schön, dass es eine Fortsetzung gibt, denn ich möchte gerne lesen, wie sich die Familie Reich ein neues Leben in einer neuen Heimat aufbaut.

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