Auswirkungen des Nationalsozialismus auf einen Familienbetrieb
Die BlankenburgsAls die Großfamilie Blankenburg am Schwarzen Freitag 1929 ihr Vermögen an der Börse verliert und damit das Familienunternehmen der Porzellanmanufaktur vor dem Ende steht, sieht das Familienoberhaupt Aldamar ...
Als die Großfamilie Blankenburg am Schwarzen Freitag 1929 ihr Vermögen an der Börse verliert und damit das Familienunternehmen der Porzellanmanufaktur vor dem Ende steht, sieht das Familienoberhaupt Aldamar keinen anderen Ausweg, als Selbstmord zu begehen. Zurück bleiben seine Töchter Elise und Ophelie, die sich trotz Scherbenhaufen nicht aufraffen können, zusammenzuarbeiten. Zu lange schon gärt der unterschwellige Konflikt, der die Schwestern trennt, vor sich hin. Als nach und nach die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, wirkt sich dies auch auf die Familie Blankenburg aus. Schon bald müssen sie sich entscheiden, auf wessen Seite sie stehen, um die Firma noch retten zu können.
„Die Blankenburgs“ ist ein historischer Roman von Eric Berg. Cover und Layout nach habe ich einen historischen Roman mit einer Familiensaga mit Augenmerk auf eine Porzellanmanufaktur und -herstellung sowie Schwesternstreitigkeiten erwartet. Erhalten habe ich einen politisch-historischen Roman, der Personen der verschiedenen Gesellschaftsschichten im aufkommenden Nationalsozialismus und ihre damit einhergehenden charakterlichen Veränderungen beleuchtet.
Der Roman ist in Kapitel unterteilt, in denen die Handlung aus wechselnder Perspektive der verschiedenen Figuren beschrieben wird. Leider fehlte innerhalb der Kapitel eine optische Markierung beim Wechsel der Personen, um den Lesefluss zu optimieren. Dies erschwerte mir ferner, den vorhandenen Zeitsprüngen zu folgen.
Die verschiedenen Figuren bringen viel Abwechslung in die Geschichte und sind interessant gestaltet. Zudem entwickeln sich die einzelnen Protagonisten im Verlauf, was mir sehr gut gefallen hat. Dennoch mangelt es den Figuren meiner Meinung nach an Tiefe und Darstellung ihrer Emotionen, sodass ich mich selten in sie hineinversetzen konnte. Viele Handlungsstränge lassen den Roman schnelllebig und facettenreich wirken. Allerdings kommt es leider oft zu irritierenden Abbrüchen der einzelnen Handlungsstränge, was den Roman stellenweise abgehakt und unrund wirken lässt. Interessant empfand ich dabei den Ansatz, mittels verschiedener Figuren darzustellen, warum so viele Menschen aus den verschiedensten Gründen das System der Nationalsozialisten für sich genutzt haben. Diesbezüglich hätte ich mir gewünscht, beim Lesen mehr zur Diskussion angeregt worden zu sein und mich an den einzelnen Stellen zu hinterfragen, wie ich mich selbst verhalten hätte. Hierzu kam es bei mir leider nicht. Dafür hätten (wie bereits angesprochen) die Figuren meines Achtens mehr Tiefe benötigt und die vielen verschiedenen Handlungsstränge, die zwar lebhaft und abwechslungsreich waren, zu Ende geführt werden müssen.
Den Sprachstil empfand ich als sehr angenehm, bildhaft und leichtfüßig. Die Seiten flogen nur so dahin.
Obwohl ich etwas ganz anderes erwartet habe und Klappentext und Cover für mich überhaupt nicht zum eigentlichen Inhalt passen, hat mich die Geschichte sehr gefesselt und bewegt. Insgesamt war dies für mich ein spannender Roman, den ich gerne weiterempfehle, der aufgrund kleiner Schwächen insgesamt aber zu oberflächlich verblieb, um angeregte politische Diskussionen über den Inhalt zu führen. Wer eine seichte Familiensaga mit Informationen rund um die Porzellanherstellung sucht, sucht hier jedoch vergeblich.